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Ersteindruck: Quadropolis

Quadropolis von François Gandon – erschienen bei Days of Wonder

Quadropolis - Box
Foto: Days of Wonder

Die ers­te Ein­lei­tung habe ich gera­de eben gelöscht – aus Frust! Nicht, dass sie schlecht war, aber wo soll ich sonst mein Leid kla­gen, dass QUADROPOLIS zwar ein sehr schlüs­si­ger Name für das Spiel ist, ich es aber ein­fach nicht hin­be­kom­me, ihn feh­ler­frei zu schrei­ben. Irgend­wie wei­gern sich mei­ne Fin­ger, den Titel ver­nünf­tig in die Tas­ta­tur zu hau­en. Und Wort­spie­le mit der omni­prä­sen­ten 4 gab es zu QUADROPOLIS auch schon zuhauf...

The­ma... als Bür­ger­meis­ter einer moder­nen Stadt wol­len wir die Bedürf­nis­se unse­rer Bewoh­ner befrie­di­gen und die per­fek­te Stadt bau­en. Da aber eine Stadt nicht nur aus Parks und Wohn­an­la­gen bestehen kann, gilt es, auch die not­wen­di­ge Indus­trie in ein har­mo­ni­sches Stadt­bild ein­zu­fü­gen. Aller­dings ist es für mich ein wenig befremd­lich, war­um ich dafür Archi­tek­ten nut­zen soll und nicht bes­ser qua­li­fi­zier­te Stadtplaner. 😉

Gra­fik... ist von Sabri­na Mira­mon und ganz gefäl­lig. Mir ist die­ser Comic-Stil aller­dings etwas zu belie­big und hat zu wenig Ecken und Kan­ten. Die gestal­te­ten Gebäu­de fin­de ich aber wit­zig und die Sym­bo­le-Spra­che ist ein­deu­tig. Aller­dings hat Mira­mon einen gro­ben Feh­ler gemacht (oder in Frank­reich herr­schen ande­re Sit­ten): die illus­trier­ten Archi­tek­ten haben alle bun­te Klei­dung an und tra­gen nicht nur schwarz. Das habe ich beruf­lich so nur sehr sehr sel­ten erlebt. 😉  So, jetzt habe ich aber genug Archi­tek­ten-Bas­hing betrieben.

Aus­stat­tung... wie von Days of Won­der gewohnt, ist die Aus­stat­tung von QUADROPOLIS eine Won­ne. Ins­be­son­de­re die Spiel­stei­ne aus durch­schei­nen­den Acryl sind eine Augen­wei­de. Neben den 142 Gebäu­de­plätt­chen aus dicker Pap­pe sind auch unter­schied­li­che Stadt-Tableaus im Spiel – denn QUADROPOLIS liegt gleich schon eine so genann­te Exper­ten­va­ri­an­te bei. Sehr löb­lich sind die guten Über­sich­ten für die Spieler.

Ablauf... aus einer gemein­sa­men Aus­la­ge wird reih­um ein Gebäu­de genom­men und dann auf das eige­ne Stadt-Tableau abge­legt. Manch­mal erhält man auch noch Res­sour­cen, die das eben gebau­te Gebäu­de gene­riert (neue Ein­woh­ner oder Ener­gie­mar­ker). Nach vier Run­den erfolgt dann eine Wer­tung der akti­vier­ten Gebäu­de – denn nur ein Gebäu­de zu errich­ten reicht nicht aus. Es muss auch akti­viert sein, wofür man die vor­her gene­rier­ten Res­sour­cen benö­tigt. Je nach Gebäu­de-Typ gibt es unter­schied­li­che Wer­tungs­ar­ten. Mal ist es die Anzahl in Abhän­gig­keit zur Umge­bung oder gar die Höhe ein­zel­ner Gebäu­de. Nichts wirk­lich neu­es, wenn man ande­re Stadt­ent­wick­lungs­spie­le kennt. Aller­dings soll­te man schon Gedan­ken an die Nach­hal­tig­keit ver­wen­den: jeder nicht genutz­te Ein­woh­ner oder Ener­gie­mar­ker ergibt auch noch Minuspunkte.

Quadropolis - Baustelle
gemein­sa­me Aus­la­ge der Expertenversion

Was ist also der Clou an QUADROPOLIS? Das Neh­men der Gebäu­de­plätt­chen mit­tels der Archi­tek­ten! Aber auch die gemein­sa­me Aus­la­ge (je nach Spie­ler­an­zahl mit unter­schied­li­cher Anzahl an Plätt­chen) hat es in sich. Die­se sorgt dafür, dass alle Infor­ma­tio­nen offen lie­gen. Man kann also die jewei­li­gen Run­den ganz gut pla­nen, da man sieht, was theo­re­tisch mög­lich wäre. Prak­tisch wird das aber sehr effek­tiv über die Archi­tek­ten ein­ge­schränkt. Die­se wei­sen einen Zah­len­wert zwi­schen 1 und 4 auf – und die­ser Wert hat es dop­pelt in sich. Einer­seits gibt er an, das wie­viel­te Plätt­chen man aus der Rei­he bzw. Spal­te bekommt (legt man den 3er-Archi­tek­ten an eine Spal­te, dann bekommt man das drit­te Plätt­chen die­ser Spal­te). Ande­rer­seits gibt der Zah­len­wert auch an, in wel­cher Spal­te bzw. Rei­he des eige­nen Tableaus die­ses dann erwor­be­ne Gebäu­de gebaut wird. Auch noch ein wich­ti­ger Punkt: durch das Neh­men eines Gebäu­de­plätt­chens wird ein Platz in der Aus­la­ge frei. Dort­hin wird dann eine Holz­pöp­pel gestellt (hier ist nun der Stadt­pla­ner) und damit ist die­se Rei­he bzw. Spal­te für den nächs­ten Spie­ler nicht mehr nutz­bar. Da man sich auch nicht auf bestehen­de Archi­tek­ten set­zen darf, wird das Neh­men von Gebäu­de­plätt­chen also immer mehr eingeschränkt.

In der Stan­dard­va­ri­an­te ("Clas­sic") besitzt jeder Spie­ler eige­ne Archi­tek­ten mit den Wer­ten 1 bis 4 und ein eige­nes Stadt­ta­bleau mit 4×4 Fel­dern. In der "Experten"-Variante wird das Spiel um eine fünf­te Run­de ver­län­gert. Auch wach­sen die Stadt­ta­bleaus auf 5×4 Fel­der und es kom­men zwei neue Gebäu­de­ty­pen ins Spiel. Außer­dem wer­den die Archi­tek­ten nun aus einem gemein­sa­men und grö­ße­ren Pool akqui­riert. Man könn­te also theo­re­tisch vier­mal einen 1er-Ach­ri­tek­ten benutzen.

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck... ist an für sich recht hoch – wenn es nicht schon so vie­le ande­re durch­aus gute Stadt­ent­wick­lungs­spie­le gäbe. Ich kann jetzt gar nicht genau fest­ma­chen, war­um ich bei QUADROPOLIS nur ein durch­schnitt­li­ches Spiel­ge­fühl hat­te. Wahr­schein­lich des­we­gen, weil man zwar am Anfang der Run­de ganz vie­le Mög­lich­kei­ten hat, die­se aber am Ende immer ein­ge­schränk­ter wer­den. Am Run­den­en­de bleibt dann ein Gebäu­de für einen übrig, was man mal ein­baut und dabei hofft, dass es am Ende viel­leicht noch ein Paar Punk­te bringt. Die eigent­li­che Stra­te­gie wird aber durch die zuerst genom­me­nen Gebäu­de einer Run­de bestimmt. Die Span­nungs­kur­ve fällt somit also inner­halb einer Run­de immer wie­der ab.

Quadropolis - Spielertableau
Es fül­len sich die Ein­woh­ner – aber irgend­wie muss ich noch Ener­gie ver­pul­vern (auch hier ein Foto der Expertenversion)

Zusätz­lich ist die Inter­ak­ti­on nicht gera­de aus­ge­prägt. Theo­re­tisch kann man das Spiel allei­ne vor sich hin­spie­len. Man bos­selt ein wenig an sei­ner Stadt her­um und schaut, was die­se am Ende für Punk­te gibt. Natür­lich kann man auch kon­flikt­su­chend spie­len, in dem man Gebäu­de den Mit­spie­lern weg­nimmt oder den Stadt­pla­ner ent­spre­chend plat­ziert. Dann kann QUADROPOLIS aber zu einer Grü­bel­or­gie aus­ar­ten, da man dann doch ziem­lich vie­le Optio­nen berück­sich­ti­gen muss. Wei­ter­hin emp­fand ich in den weni­gen bis­her gespiel­ten Par­tien, dass der Start­spie­ler durch­aus Vor­tei­le hat – und er auch aktiv dafür sor­gen kann, dass er Start­spie­ler bleibt.

Die Exper­ten­ver­si­on macht QUADROPOLIS schon um eini­ges inter­ak­ti­ver, da nun auch die Archi­tek­ten aus einem gemein­sam Pool kom­men. Dadurch wird es aber noch grü­bel­an­fäl­li­ger und es fehlt ein wenig die Leich­tig­keit, die das Grund­spiel aus­macht. Ins­be­son­de­re die Wer­tung wird durch die neu­en Gebäu­de­ty­pen kom­pli­zier­ter und immer weni­ger intuitiv.

Alles in allem ist QUADROPOLIS ein net­tes und soli­des Spiel. Die Aus­stat­tung ist top, die Gra­fik spricht mich aller­dings nicht sehr an. Und ich bin ehr­lich: möch­te ich mit meh­re­ren Leu­ten ein leich­tes Stadt­ent­wick­lungs­spiel auf den Tisch brin­gen, dann wür­de ich eher zu BETWEEN TWO CITIES grei­fen – ein­fach weil es noch kür­zer und inter­ak­ti­ver ist. Mein per­sön­li­cher Favo­rit in die­sem Gen­re ist aber SUBURBIA. Das ist zwar wesent­lich unüber­sicht­li­cher und auch nicht per­fekt, bie­tet mir aber doch einen ganz ande­ren Spannungsbogen.

TitelQua­dro­po­lis
AutorFran­çois Gandon
Illus­tra­tio­nenSabri­na Miramon
Dau­er30 – 60 Minuten
Spie­ler­an­zahl2 bis 4 Spieler
Ziel­grup­peFami­li­en­spiel (mit Vari­an­te Ken­ner­spiel)
Ver­lagDays of Wonder
Jahr2016

 

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach weni­gen gespiel­ten Par­tien! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen "rich­ti­ger" Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren!

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