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kritisch gespielt: Button Up!

Button Up! von Bruno Cathala erschienen bei Jactalea

Button Up! Boxcover
Foto: Jac­ta­lea

Manch­mal bedarf es ein­fach eines gro­ßen Zufalls, um über Spie­le zu stol­pern, die nicht im Main­stream ange­kom­men sind. Bei BUTTON UP! war dies ein fal­scher Klick bei Boî­te à Jeu. Nach­dem ich dort aber eine Par­tie BUTTON UP! ange­nom­men hat­te, muss­te ich mich zwangs­läu­fig auch mit der Regel befas­sen. Mitt­ler­wei­le liegt das Spiel in mei­nem Regal...

The­ma... ist völ­lig abge­dreht. Es geht um einen Kampf im Jahr 1814 zwi­schen Napo­lé­on But­tona­par­te und sei­nen Wider­sa­cher Gene­ral Lud­wig von But­ten­burg. Statt die Sol­da­ten auf das Feld zu schi­cken, wur­de ein spie­le­ri­sches Duell mit den Knöp­fen der Uni­form aus­ge­foch­ten. Tja, und die­ses Duell wie­der­ho­len wir nun auf unse­rem Spie­le­tisch. Ich hät­te hier irgend­wie eine the­ma­ti­sche Ein­bin­dung zum fran­zö­si­schen Spiel­film Der Krieg der Köp­fe erwar­tet, aber so ein schön schrä­ges The­ma hat­te ich trotz­dem schon lan­ge nicht mehr.

Gra­fik... ist von Cyril Bou­quet und die Gestal­tung macht deut­lich, wie ernst man das The­ma neh­men soll. Und hat man schon ein­mal lus­ti­ge­re Knöp­fe gese­hen? Da kann PATCHWORK nicht mithalten.

Button Up! - Startaufstellung
Los geht der Kampf um die Knöpfe!

Aus­stat­tung... ist äußerst spar­ta­nisch. Im Kern wer­den nur die neun gro­ßen Plas­tik­knöp­fe gebraucht: drei rote, drei schwar­ze und drei wei­ße neu­tra­le Knöp­fe. Ande­re Ver­la­ge hät­ten dafür sicher­lich auf­wän­di­ge Holz­schei­ben benutzt, aber gera­de der Gebrauch eines All­tags­ge­gen­stands macht das Spiel zu etwas beson­de­rem. Der Rest, der noch dabei ist, wird nicht wirk­lich benö­tigt und ist blen­den­des Bei­werk. Ganz, ganz klei­ne Knöp­fe als Punk­te­zäh­ler, zwei Bier­de­ckel als Abla­ge für die­se und ein run­der Deckel in der Mit­te, der die Spiel­rich­tung anzeigt. Also alles sehr redu­ziert – aber in sich stimmig.

Ablauf... ist im Grun­de eine Abwand­lung des Man­ca­la-Mecha­nis­mus. Ein Mit­spie­ler wer­tet am Ende die roten Knöp­fe, der ande­re die schwar­zen – weiß ist eine neu­tra­le Far­be. Am Anfang einer jeden Run­de wer­den die neun Knöp­fe zufäl­lig im Kreis um die Abla­ge ver­teilt. Der Mit­spie­ler, der an der Rei­he ist, nimmt sich in sei­nem Spiel­zug einen Sta­pel, in dem min­des­tens ein wei­ßer Knopf vor­han­den ist. Das kann natür­lich auch ein Sta­pel sein, der aus­schließ­lich aus einem wei­ßen Knopf besteht (denn sonst könn­te das Spiel nicht begin­nen). Nun ver­teilt der Spie­ler den Sta­pel im Uhr­zei­ger­sinn auf die nach­fol­gen­den Knöp­fe. Der Knopf ganz unten im Sta­pel kommt auf den fol­gen­den Knopf, der zweit unters­te auf den nächs­ten Knopf und immer so wei­ter. Soll­te dann am Ende des Zuge der letz­te Knopf mit der aus­lie­gen­den obe­ren Far­be über­ein­stim­men, ist der Spie­ler noch­mals am Zug. Gegen Mit­te der Run­de sind dann nicht mehr alle Knöp­fe eines Sta­pel auf die fol­gen­den auf­zu­tei­len, so dass auf den letzt mög­li­chen Knopf der gesam­te Rest­sta­pel abge­legt wird. Die Run­de endet, wenn nur noch ein Sta­pel besteht. Dann wird abge­rech­net: Die Far­be ganz unten bekommt einen Punkt, die nächs­te zwei Punk­te usw. – die obers­te Knopf­far­be bekommt dem­entspre­chend neun Punk­te. Dann wird die Dif­fe­renz der Punk­te gebil­det. Die­sen Wert erhält der Spie­ler als Plus­punk­te, der in der Run­de die meis­ten Punk­te erhal­ten hat. Eine kom­plet­te Par­tie gewinnt der Spie­ler, der zuerst 15 Plus­punk­te gesam­melt hat.

Button Up! - Ende einer Runde
Mathe­ma­ti­ker vor: wer hat die­se Run­de nun gewon­nen? Schwarz erhält einen Plus­punkt (15 zu 14)

Das gefällt mir nicht so gut: Theo­re­tisch könn­te man als Spie­ler nun alle Mög­lich­kei­ten durch­rech­nen und somit den opti­ma­len Zug suchen – nur lang­weilt sich dann der Mit­spie­ler ohne Ende. Trotz aller stra­te­gisch not­wen­di­gen Pla­nung soll­te das Spiel nicht zu ver­kopft gespielt wer­den. Natür­lich muss man über sei­ne Züge nach­den­ken dür­fen, denn spielt man aus den Bauch her­aus, wird man manch­mal ganz schön über­rascht, wie sich nun die Sta­pel entwickeln.

Das gefällt mir gut: Spielt man aus den Bauch her­aus, wird man manch­mal ganz schön über­rascht, wie sich nun die Sta­pel ent­wi­ckeln. 😛  Im Ernst, das Spiel lebt ein wenig von der Scha­den­freu­de, wenn der Mit­spie­ler einem unbe­ab­sich­tigt eine wun­der­schö­ne Vor­la­ge gege­ben hat. Die Aus­la­ge am Anfang kann es einem Mit­spie­ler schon leich­ter machen, aller­dings darf der Punkt­schlech­te­re dafür ent­schei­den, wer die Run­de beginnt und zusätz­lich gleicht sich so ein Pech oft­mals in der nächs­ten Run­de wie­der aus. Und selbst wenn nicht: eine Par­tie ist schnell gespielt und einer Revan­che steht sel­ten etwas im Wege.

Fazit: Das Spiel bie­tet eine tol­le Grund­idee, die auch kon­se­quent umge­setzt wird. Natür­lich könn­te man sich das Spiel ohne wei­te­res schnell zu Hau­se nach­bau­en – aller­dings wer möch­te ernst­haft die schöp­fe­ri­schen Leis­tung des Autors nicht hono­rie­ren? Denn bekannt­lich ist es min­des­tens genau­so schwie­rig, ein klei­nes fas­zi­nie­ren­des Spiel auf den Punkt zu brin­gen, als das nächs­te abend­fül­len­de Regel­mons­ter mit zwan­zig Stell­schrau­ben zu kon­stru­ie­ren. Ich bin froh, BUTTON UP! per Zufall ken­nen gelernt zu haben, denn für eine schnel­le Par­tie zwi­schen­durch kommt es immer ger­ne auf den Tisch.

TitelBut­ton Up
AutorBru­no Cathala
Illus­tra­tio­nenCyril Bou­quet
Dau­er10 bis 20 Minuten
Spie­ler­an­zahl2 Spie­ler
Ziel­grup­peFami­li­en­spiel
Ver­lagJac­ta­lea
Jahr2012

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