Rechenspaß mit Taschengeld von Wolfgang Dirscherl – erschienen bei Ravensburger
Alle mir bekannten Eltern unterstützen die nun folgende Aussage: der tiptoi-Stift ist eine feine Sache! Bei uns kommt er hauptsächlich in Kombination mit den Büchern sonntagmorgens oder auf langen Autofahrten zum Einsatz. Um Brettspiele mit tiptoi-Unterstützung habe ich bisher aber immer einen großen Bogen gemacht, da ich selten ein Fan von Elektronik bei analogen Spielen bin. Aber da es immer auch positive Ausnahmen gibt (ich denke da bspw. an WER WAR'S?), verschließe ich mich nicht komplett diesem Bereich.
Thema... nachdem meine Kinder schon eifrig mit WIR SPIELEN EINKAUFEN spielerisch das Einkaufen geübt haben, kommt nun also der nächste Schritt: sie bekommen ihr eigenes Taschengeld. Und wie das mit dem Taschengeld ist, darf es gerne auch für Blödsinn ausgegeben werden (Freundschaftsbändchen, Lollis, Bälle...) – schließlich ist es das Geld der Kinder. Allerdings werden sie dann schnell merken, dass Geld endlich ist. Anders als beim oben genannten Spiel (bei dem man einfach in die Bank gehen muss, um neues Geld zu bekommen – so ist es leider nicht in der Realität),können bei RECHENSPASS MIT TASCHENGELD nicht die Eltern um neues Geld angequengelt werden, sondern es müssen Aufgaben gelöst werden.
Illustrationen... sind von Andreas Besser und gefallen mir und auch den Kindern sehr gut. Der Stil ist frisch und es gibt immer etwas auf dem Spielplan zu entdecken.
Ausstattung... besteht nicht aus einem beiliegenden tiptoi-Stift – den muss man sich anderweitig besorgen (einfach zur Not bei befreundete Eltern fragen). Stattdessen liegt ein Spielplan bei, der nicht in der Mitte gefaltet ist, sondern zusammen gepuzzelt wird – was sehr gut funktioniert und gerne öfters angeboten werden sollte. Zusätzlich liegen noch ganz viele Warenplättchen, Spielertafeln und ‑figuren, Aufgabentafeln sowie eine Menge Spielgeld bei. Das kennen wir aus dem Kaufmannsladen, ist aber trotzdem herzallerliebst, weil hier die verschiedenen Münz-Rückseiten des Euros mitberücksichtigt sind. Alle Materialien sind mit "digitalen Papier" bezogen, so dass der Infrarot-Sensor des tiptoi-Stifts ganz viele Informationen zur Ausgabe der Sprachdateien bekommen kann.
Ablauf... zu Beginn erhält jeder Spieler ein Taschengeld von 10 €. Mit diesem gilt es drei von vier möglichen Aufträge zu erfüllen:
- ein grünes, ein blaues und ein rotes Warenplättchen einkaufen
- vier beliebige Warenplättchen einkaufen (also unabhängig von den dreien des ersten Auftrags)
- zwölf Euro (oder mehr) zu besitzen
- mit der Spielfigur das Zielfeld zu erreichen
Ist man am Zug, kann man entweder für 1 € Bus fahren und sich dann ein bis fünf Schritte auf dem Spielplan bewegen oder aber man läuft per pedes durch die Stadt. Bei dieser Option gibt allerdings der tiptoi-Stift die Bewegungsweite vor (die kann mal bspw. "genau drei Felder" betragen aber auch "bis zu vier Felder"). Auf dem Spielplan sind sogar zwei Einbahnstraßen abgebildet, die es dabei natürlich zu beachten gilt. Am Ende eines Zuges führt man nun eine Spielaktion auf einem benachbarten Ort durch. Die Aktionen sind:
- Warenplättchen für den aufgedruckten Preis kaufen
- eine Aufgabe lösen, wofür man bei richtiger Lösung mit zusätzlichem Taschengeld belohnt wird
- ein Ereignis auslösen, was entweder wiederum neues Taschengeld generiert aber auch einen zusätzlichen Zug bescheren kann.
Für das Lösen der Aufgaben sind drei Aufgabentafeln im Spiel. Diese zeigen verschiedene Längen‑, Volumen- und Gewichtsmaße an. Zur Beantwortung der gestellten Aufgabe muss man dann mit dem tiptoi-Stift auf die Antwortmöglichkeit tippen.
Das Spiel endet sofort, sobald ein Spieler drei Aufträge erfolgreich erfüllt hat.
Vor Spielbeginn kann man zwischen zwei Schwierigkeitsstufen auswählen. Im leichten Spiel spielt man nur mit geraden Euro-Beträgen und die Aufgaben sind meistens Schätzaufgaben ("Wie viel Flüssigkeit passt in einen Esslöffel?"). Im schweren Spiel muss man sich dahingegen mit Euro- und Cent-Beträgen herumschlagen und die Aufgaben sind meist Additionsaufgaben im Zehnerbereich.
Das gefällt mir nicht so gut: Ich bin etwas enttäuscht darüber, dass der tiptoi-Stift zwar die Geldbeträge der Spieler protokollieren kann, er aber nicht auch die Bewegungen überprüft. Theoretisch kann man also gegen die Einbahnstraße laufen oder einfach seine Figur von einer Seite auf die andere setzen – der Stift merkt davon nichts. Jetzt kann man natürlich einwenden: das stimmt, aber dafür sind die Mitspieler da. In einem "normalen" Brettspiel würden diese doch auch auf Spielfehler aufpassen. Allerdings fühlt sich das für mich trotzdem unbefriedigend an, denn die Elektronik müsste es doch können. Und ist das wirklich so viel aufwändiger zu programmieren? Außerdem kann man RECHENSPASS MIT TASCHENGELD auch im Solo-Modus spielen – und hier achtet keiner auf Spielfehler.
Schade finde ich es auch, dass man zwar grundsätzlich die Schwierigkeitsstufen einstellen kann – aber nur für ganze Partien und nicht für einzelne Spieler. So kommt es, dass bei unterschiedlichen Alter der Kinder (was in Familien ja vorkommen soll), immer ein Teil entweder über- oder aber unterfordert ist. Hier hätte ich es also schöner gefunden, wenn man individuell die Schwierigkeit pro Spieler skalieren könnte. Ansonsten sollte man eine homogene Truppe am Start haben.
Das richtige Einstellen der Schwierigkeit ist natürlich auch noch so ein Ding – was ich aber nicht wirklich dem Spiel anlaste, weil das für eine Allgemeinheit zu skalieren bestimmt nicht einfach ist. Einig waren wir uns, dass die Mitspieler zumindest auch größere Zahlen lesen können sollten – insbesondere für die Aufgabenkarten. Um die Aufgaben in der leichten Variante zu lösen, bedarf es aber auch schon ein ausgeprägtes Mengengefühl, was für Kinder im ersten Schuljahr oftmals noch eine große Schwierigkeit darstellt. Hier hilft die Darstellung der Mengen auf den Aufgabenkarten auch nicht wirklich. Wir haben diese Größen dann als beteiligte Erwachsene immer umschreiben müssen (1 Liter ist wie eine Packung Milch oder 100 g sind eine Tafel Schokolade), damit die Kinder sich etwas unter diesen Maßen vorstellen konnten. Hier wäre vielleicht eine Darstellung in solchen Bildern klarer und besser für die Kinder zu erfassen.
Anders als bei den tiptoi-Büchern haben unsere Kinder nie den Drang entwickelt, den Solo-Modus zu benutzen. Dafür dauert wohl das Aufbauen zu lange – oder aber, sie wollen Spiele gemeinsam spielen und nicht alleine (eine löbliche Einstellung). Wer also will, dass sich seine Kinder alleine beschäftigen, sollte eher zu anderen Maßnahmen greifen. Besser wäre aber: mit dem Kind zusammen spielen!
Ach ja, natürlich nerven auch die immer gleichen Ansagen des tiptoi-Stiftes. Das ist irgendwie immer so bei Elektronik im Spiel. Allerdings kann man hier zumindest über ein schnelles Tippen auf das Überspringen-Zeichen etwas abkürzen.
Das gefällt mir gut: Welches Kind spielt nicht gerne mit Geld? Am besten sollte es blinken und klirren, aber auch mit Spielgeld wird immer gerne gespielt. Das fängt bei den ganz Kleinen mit dem Kaufmannsladen an – und endet bei den Größeren leider bei MONOPOLY. Denn der Reiz von MONOPOLY bei Kindern liegt meiner Meinung an dem Kaufen/Verkaufen und dem Zählen von Geld. Hier gibt es nun also eine kindgerechtere und auch weniger langwierige Variante. Durch den gewohnten tiptoi-Stift ist auch der Anreiz des Mitspielens sehr ausgeprägt. Die schöne Ausstattung mit dem echt aussehendem Euro-Geld verstärkt den Anreiz zusätzlich.
RECHENSPASS MIT TASCHENGELD hat nicht ohne Grund das "Rechnen" im Titel – denn die Kinder müssen vor allem beim schweren Spiel schon einige Kopfrechenaufgaben lösen (addieren und subtrahieren). Dabei wird sehr gut der Umgang mit Geld geübt. Die verschiedenen Waren haben auch annähernd nachvollziehbare Preise, so dass Äpfel bspw. billiger sind als ein Fußball. Gut gefällt mir auch, dass man für das Busfahren Geld bezahlen muss während das Laufen kostenfrei ist. Auch das ist aus dem Leben gegriffen.
Durch den Sparen-Auftrag wird auch der Sinn für diese verschiedenen Wertigkeiten geschärft. Es kann Sinn ergeben, weiter für eine billigere Ware zu laufen – genauso kann es sich aber auch lohnen, wenig zu laufen und stattdessen eine Aufgabe zu lösen, um wieder Geld zu verdienen. Die Aufgaben finde ich dabei von der Schwere her angemessen – aber so etwas müssten wohl besser Grundschullehrer beurteilen.
Fazit: Eines vorweg: in unseren Erwachsenenrunden würde ich das Spiel nicht spielen wollen – aber das ist auch nicht die Zielgruppe. Mit RECHENSPASS MIT TASCHENGELD soll Kindern ein Gefühl für Geld vermittelt werden, was in meinen Augen sehr gut gelingt. Die schöne Ausstattung und der zusätzliche Anreiz der eingesetzten tiptoi-Technik haben einen hohen Aufforderungscharakter. Als Erwachsener stört mich, dass ich das Gefühl habe, die tiptoi-Technik hätte noch effektiver eingesetzt werden können. Solche Gedanken haben die Kinder aber nicht – die haben vor allem Spaß am Ausgeben ihres Geldes. Allerdings muss gewarnt werden: die Folge einer Partie kann sein, dass die Kinder rausgehen und sich ein Eis von ihrem echten Taschengeld kaufen wollen. 😉
Titel | Rechenspaß mit Taschengeld |
Autor | Wolfgang Dirscherl |
Illustrationen | Andreas Besser |
Dauer | 20 bis 30 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Kinderspiel |
Verlag | Ravensburger |
Jahr | 2017 |
Ich bedanke mich bei Ravensburger für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
Hallo, schön, dass sie sich so ausführlich mit dem Spiel auseinander gesetzt und auch beschrieben haben. Sie schreiben auch über das Sparen. Wir konnten bisher noch nicht herausfinden, wie das Sparschwein funktioniert. Können sie uns einen Tipp geben?
Vielen Dank!
Hallo!
Da meine Kinder mittlerweile zu alt für das Spiel sind, muss ich die Frage aus der Erinnerung beantworten. Allerdings bin ich mir mit der Antwort auch recht sicher...
Das Sparen erfolgt ganz automatisch. Durch richtige Antworten bei den Aufgaben sammelt man Geld. Gibt man dieses nicht aus und hat 12 Euro oder mehr, dann hat man eines der vier Spielziele erreicht. Allerdings hält dieses Ergebnis der TipToi-Stift von ganz alleine fest und man muss nichts dafür machen (auch nichts antippen oder so).
Liebe Grüße,
Tobias