Arche Nova von Mathias Wigge – erschienen bei Feuerland Spiele
Hallo, ich bin Simba und ich begleite dich auf unserem kleinen virtuellen Rundgang durch den ARCHE NOVA Zoo. Wobei, eigentlich sind es mehrere unterschiedliche Zoos, die unter dem gemeinsamen Dach und Namen ARCHE NOVE operieren. Ein klein wenig stehen die einzelnen Zoos sogar in Konkurrenz zueinander. Aber am Ende ist es uns wichtig, dass neben notwendiger Attraktion, damit der Zoo wirtschaftlich betrieben werden kann, auch der Artenschutzgedanke voran getrieben wird.
Um diesen tagtäglichen "Zielkonflikt" erlebbar zu machen, hat Mathias Wigge für uns ein Brettspiel erschaffen. Glücklicherweise konnten wir zusätzlich mit dem Feuerland Verlag einen kompetenten Partner finden, so dass dieses Brettspiel auf gewohnt hohem Niveau ausgestattet werden konnte.
Hallo, ich bin Tobias und so etwas wie der kritische Geist hinter dieser Publikation. Ich danke der ARCHE NOVA Zoogesellschaft, dass sie diesem Experiment zugestimmt hat und ich meine persönliche Meinung einbringen kann.
Kompliment schon einmal für die Ausstattung des Brettspiels. Da hat vieles Hand und Fuß – auch wenn die beigefügten Sortierhilfen durchaus für Verzweiflung sorgen können, weil man immer der Meinung ist, dass eine andere Aufteilung des Materials besser wäre als die aktuelle. Zusätzlich fanden wir das Material fast schon ein wenig zu nüchtern, so dass wir über einen externen Anbieter noch ein paar Holztiere als Animeeples zugefügt haben. Extrem hilfreich ist übrigens eine große zur Verfügung stehende Spielfläche. Der Spielplan ist schon voluminös und die ausgespielten Karten möchte man auch gerne im Blick haben – und irgendwo will man das Verbandstableau und die Sortierkästen auch noch unterbringen.
Gut gefällt mir, dass das Zoo-Thema so aufbereitet wird, dass es zum Nachdenken anregt. Zoos müssen sich kritischen Fragen hinsichtlich ihrer Bedeutung gefallen lassen. Zumindest wird über die Artenschutzprojekte deutlich, dass ein Zoo mehr sein sollte, als Tiere in Käfige zu sperren und viele Besucher anzuziehen.
Für uns stehen die Tiere an erster Stelle! Aber genauso achten wir auch auf unsere Mitarbeitenden, die oftmals nur im Hintergrund arbeiten. Natürlich sind da in erster Linie unsere Tier-Pflegerinnen und Pfleger zu nennen. Aber die Führung eines Zoos umfasst noch weitere Tätigkeiten. Dies wird im Spiel durch fünf unterschiedliche Aktionen aufgezeigt. Bei der Aktion "Tiere" werden diese für den eigenen Zoo akquiriert, was eigentlich immer mit Kosten für den Zoo verbunden ist. Zusätzlichen wollen die Tiere auch artgerecht untergebracht werden, wofür es entsprechende Gehege benötigt. Diese werden über die Aktion "Bauen" vorher hergestellt. Die Aktion "Sponsoren" zeigt auf, dass Zoos meist auf solche angewiesen sind, um wirtschaftlich überleben zu können. Dabei geht deren Hilfe oftmals über reine Zuwendungen hinaus, denn manchmal sind es auch die Kontakte, die sie so hilfreich für uns machen. Die Aktion "Verband" simuliert dahingegen die Arbeit hinter den Kulissen. Es wird aufgezeigt, wie man Artenschutzprojekte im Blick hat und wie man Kooperationen mit Universitäten und Partnerzoos in aller Welt ausübt. Zu guter Letzt besteht noch die Aktion "Karten", mit denen man an selbige gelangt. Diese Karten zeigen das Angebot an Tieren, Sponsoren und möglichen Artenschutzprojekten. Wir haben über 200 dieser Zookarten in das Spiel gepackt – und es fehlen dabei immer noch ganz viele Tierarten.
Stimmt, zum Beispiel der Vielfraß. Trotzdem ist diese Fülle schon beeindruckend. Mir gefällt übrigens auch die Gestaltung der Karten, da diese immer reale Fotos von Tieren und Menschen zeigen – dabei sogar manche bekannte Gesichter aus der Brettspielszene in speziellen Rollen. Ohnehin ist die grafische Gestaltung zu loben. Diese ist zwar eher sachlich gehalten, aber deswegen kann man die vielen unterschiedlichen Symbole gut zuordnen. Auch sind die meisten Zusatzaktionen mit griffigen Schlagworten versehen, für die es auch ein gesondertes Glossar neben der eigentlichen Anleitung gibt. Die Anleitung ist zwar immer noch prall gefüllt, aber es müssen eben auch eine Vielzahl von Regeln in diesem Expertenspiel vermittelt werden. Diese Regeln sind schon sehr kleinteilig und es hat ein wenig gedauert, bis wir wirklich der Meinung waren, nun alle Feinheiten richtig zu spielen. Glücklicherweise ist das System aber auch gnädig genug, um bei kleinen Regelfehlern trotzdem seinen Reiz zu entfalten.
Die Aktionskarten wurden schon kurz vorgestellt. Die sind recht schnell verstanden – ebenfalls wie der eigentliche Clou: pro Spielzug aktiviere ich genau eine Karte und führe die dortige Aktion aus. Diese ist umso wertiger, je weiter rechts die Karte in meiner Auslage liegt. Nach dem ich die Karte genutzt habe, wandert sie wieder ganz nach links – und es dauert, bis sie wieder für starke Aktionen genutzt werden kann. Dabei sind nicht alle Aktionen zu jeder Zeit gleichwertig! Was sich im ersten Moment wir ein Makel anhört, ist aber eine besondere Stärke des Spiels. Wären alle Aktionen zu jeder Zeit gleichwertig, würde ich ohne Nachzudenken immer die Karte auf der stärksten 5er-Aktion durchführen. Aber erst durch die je nach Zeitpunkt unterschiedliche Nützlichkeit, bin ich gezwungen abzuwägen, wann ich welche Aktion durchführen möchte.
Die vielen Karten machen es allerdings schwer, auf bestimmte Arten bzw. angezeigte Symbole zu spielen. Das kennt man so bspw. auch von TERRAFORMING MARS. Man hat eine Strategie im Kopf und hofft auf die entsprechenden Karten. Diese wollen dann aber einfach nicht auf die Hand kommen! Das kann schon frustig sein, wobei ich dies eher als Herausforderung sehe. Es macht schon den speziellen Reiz aus, das Beste aus den gegebenen Karten machen zu müssen. Manchmal läuft es besser, manchmal schlechter – aber immer ist da dieser spezielle Reiz vorhanden, die Aufgabe zu bestmöglich zu meistern.
Da wir als Zoogesellschaft nicht nur einen Zoo betreiben, sollte dieser Aspekt ebenfalls in das Spiel eingebracht werden. Aus diesem Grund bestehen nun 8 unterschiedliche Zoopläne. Diese haben wir doppelt bedrucken lassen. Auf der einen Seite sind identische Pläne für das leichte bzw. mittelschwere Spiel, auf der anderen Seite sind individuelle Anordnungen nebst Spezialfähigkeiten für das fortgeschrittene Spiel vorhanden.
Auf diesen Plänen werden dann die gebauten Gehege und Funktionsgebäude platziert. Dabei haben wir auch daran gedacht, dass es in der Realität neben den klassischen Gehegen in unseren Zoos auch Reptilienhäuser, Großvogelvolieren und Streichelzoos gibt – und natürlich auch den ein oder anderen Kiosk und Pavillons zum Rasten.
Diese unterschiedlichen Zoo-Pläne sind die zusätzliche Würze des Spiels! Denn es reizt schon sehr, die einzelnen Feinheiten dieser Pläne herauszufinden und die eigene Spielweise entsprechend daran anzupassen. Zusätzlich bin ich der Meinung, dass die Pläne ziemlich ausgeklügelt sind. Auf den Plänen sind Boni abgebildet, die man erhält, wenn man die entsprechenden Felder überbaut. Nur verbaut man sich auf der Jagd nach diesen Boni vielleicht Möglichkeiten, da die Gehege alle eine feste Form aufweisen. Bei diesem Punkt wurde schon sehr genau darauf geachtet, dass Zwänge und Nöte auftreten, die wir Spielenden als so wunderbar reizvoll empfinden. Nebenbei bringt auch das Puzzlen der einzelnen Gebäude nochmals eine neue Mechanik in das Spiel, so dass es nicht nur Karten ausgespielt werden und man noch eine weitere Ebene beachten muss.
Es ist uns ein wichtiges Anliegen, aufzuzeigen, dass unsere Zoos einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Uns ist bewusst, dass diese Meinung gerne als etwas beschönigend ausgelegt wird und durchaus auch konträre Meinungen bestehen. Dieser Kritik müssen wir uns stellen. Gerne verweisen wir aber auch darauf, wie sich die Zoos in den letzten Jahrzehnten verändert haben – und sicherlich auch noch verändern werden.
Wie auch bei RAJAS OF THE GANGES gibt es bei ARCHE NOVA zwei Leisten, die gegeneinander auf sich zu laufen. Die Attraktionsleiste, die auch Einkommen generiert, und die Artenschutzleiste, auf der man deutlich schwerer voran kommt. Das Ende des Spiels wird dann eingeleitet, wenn bei einer Person beide Marker aufeinander treffen. Das ist einerseits sehr anschaulich und spannend, weil unterschiedliche Strategien möglich sind. Andererseits kann es aber frustrierend sein, wenn man am Ende mit negativen Siegpunkten die Partie beendet, weil man selbst nicht diese Zusammenführung herbeiführen konnte. Auf alle Fälle versinnbildlicht diese Mechanik aber gut die unterschiedlichen Ausprägungen von Zoos. Zusätzlich wird darüber ermöglicht, dass über die Artenschutzleiste Boni ausgeschüttet werden. Bei einer bloßen Umrechung von Artenschutzpunkte in Siegpunkte wäre dieses deutlich komplizierter gewesen und hätte mehr Verwaltungsaufwand bedeutet.
Wir hoffen jedenfalls, dass wir mit dieser Spielepublikation ein wenig der Sichtweise auf Zoos einen anderen Fokus geben können. Im Idealfall nehmen sie einen Zoo bei ihrem nächsten Besuch bei uns anders wahr. Zusätzlich hoffen wir natürlich, dass wir mit diesem Spiel viel Freude schenken – und wer weiß, vielleicht werden wir uns noch weiter mit dieser Art der Wissensvermittlung beschäftigen und das Spiel in Zukunft noch erweitern.
Eine Erweiterung sehe ich so sicher wie das Amen in der Kirche – und das sage ich nicht nur, weil Autor Mathias Wigge in diversen Podcasts schon davon gesprochen hat. Doch auch ohne zusätzliche Karten und Pläne hat uns ARCHE NOVA so in den Bann gezogen, dass wir aktuell nicht anderes spielen wollen – wenn wir die notwendige Zeit dafür zur Verfügung haben. Denn man muss schon mit einer Spieldauer von 60 Minuten pro Person planen. Wenn einem aber Zeit und Mitspielende fehlen, dann kann man ARCHE NOVA auch gut solo spielen. Dabei verändert sich der Charakter des Spiels nur minimal, weil man nun eine feste Rundenanzahl absolviert. Im Großen und Ganzen bleibt aber das ursprüngliche Spielgefühl erhalten. Denn auch wenn vereinzelte interaktive Elemente im Spiel enthalten sind, bleibt es doch eher eine typischer Vertreter der aktuellen Eurospiele: man kann relativ störungsfrei für sich selbst die Auslage und den eigenen Zoo optimieren. Aber bspw. mit der einzuleitenden Pause und dem gemeinsamen Rennen bei den Artenschutzprojekten gibt es genügend Stellschrauben, bei dem die lieben Mitspielenden doch zu beachten sind.
In meinen Augen ist ARCHE NOVA ein großartiges Spiel! Es hat ein besonderes Thema, welche konsequent umgesetzt wurde. Es besitzt eine hohe spielerische Tiefe und aufgrund der vielen Karten auch eine sehr große Vielfalt. Die Gestaltung ist funktional und somit eine gute Hilfe. Spiele-Herz, was willst du mehr?
Titel | Arche Nova |
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Autor | Mathias Wigge |
Illustrationen | Loїc Billiau, Dennis Lohhausen und Steffen Bieker |
Dauer | 180 Minuten |
Personenanzahl | 1 bis 4 Personen |
Zielgruppe | ausdauernde Expertenrunden |
Verlag | Feuerland Spiele |
Jahr | 2021 |
Hinweis | Ich danke Designer Brfgx von www.freepik.com für die Elefanten- und die Zoo-Grafik! |
Woow....
Klasse, Tobias!!