Kingdom Builder von Donald X. Vaccarino erschienen bei Queen Games

Da sich momentan viel um das aktuelle Spiel des Jahres dreht, gibt es eine schöne kleine Bewegung, die immer wieder darauf hinweist, dass man nicht nur das prämierte Spiel beachten soll, sondern auch die weiteren Nominierten (und hier schließe ich explizit die Empfehlungsliste mit ein). Folgen kann man dem ganzen z.B. bei Twitter unter #dontforgetthenominees. Ich gehe heute noch einen Schritt weiter und sage: vergesst nicht die früheren Preisträger – den auch um diese wird es meist recht schnell still. Ganz im Nostalgierausch wollte ich mich erst dem Preisträger von vor 20 Jahren annehmen. Da das aber MISSISSIPPI QUEEN war (man beachte die Nominierungsliste mit BOHNANZA, DIE SIEDLER VON CATAN – DAS KARTENSPIEL und LÖWENHERZ), gehe ich nur fünf Jahre zurück. Denn KINGDOM BUILDER kann ich aus vollem Herzen empfehlen.

Um was geht es? Wie es der Titel schon assoziiert, soll man ein Königreich aufbauen. Aber mal ehrlich, KINGDOM BUILDER ist genauso thematisch wie DOMINION (das noch bekanntere Spiel von Donald X. Vaccarino): nämlich gar nicht! Auch hier ist die Spielmechanik entscheidend für den hohen Spielreiz. Thematisch ist das Spiel so dünn wie die einzelnen Karten. Da helfen auch nicht die wirklich schönen Illustrationen von Oliver Schlemmer mit vielen netten Details (von Oliver Schlemmer hätte ich übrigens noch gerne viel mehr Spiele illustriert).
Die Spielmechanik ist aber wirklich toll. Sehr einfach, aber doch mit taktischer Tiefe. Denn pro Zug muss man lediglich drei Häuser in einem Landschaftstyp bauen, den eine gezogene Karte vorgibt. Dabei sind die Freiheitsgrade recht gering, da man ein Haus immer angrenzend zu schon gebauten Häusern eigener Farbe bauen muss. Nur wenn das nicht möglich ist, darf man ein komplett neues freies Geländefeld im gezogenen Landschaftstyp wählen.

Und genau daran hat man durchaus großes Interesse. Denn auf dem Spielplan, der jeweils vor Beginn der Partie aus vier von acht möglichen Landschafts-Quadranten zusammengesetzt wird, sind einige wenige Ortschaften zu finden. Baut man dort angrenzend, kann man ein dort liegendes Ortsplättchen aufnehmen. Diese geben dann Vorteile im weiteren Spielverlauf. Bspw. kann man zusätzliche Häuser bauen oder bestehende versetzen. Je mehr dieser Ortsplättchen man besitzt, um so flexibler ist man – und um so mehr Häuser kann man setzen. Das ist u.a. deswegen relevant, weil das Spiel endet, sobald ein Spieler alle seine 40 Häuser aus dem Vorrat auf den Plan gebracht hat (die laufende Runde wird aber noch zu Ende gespielt).

Gemeinerweise sind diese Ortsplättchen aber auf zwei pro Ort beschränkt, so dass im Mehrpersonenspiel ein Wettrennen um diese Plättchen auftritt. Im 2‑Personen-Spiel ist das weniger ausgeprägt, da man sich ohnehin nur ein Plättchen pro Ort nehmen darf (man bekommt also nicht das Plättchen noch einmal, wenn man ein zweites Haus an den gleichen Ort setzt).
Dementsprechend ist eine grundlegende Taktik am Anfang klar: möglichst so bauen, dass man ein Ortsfeld erreicht und an so wenige andere Geländearten wir möglich angrenzt, da man dann mit den nachfolgenden Häusern flexibler ist.

Und wofür macht man das Ganze? Für Siegpunkte – oder wie es in der Regel heißt für Gold. Diese bekommt man, wenn man am Ende Häuser an Burgen stehen hat. Aber das ist nur ein geringer Anteil an der Endsumme. Viel entscheidender sind die Wertungskarten – und auch hier ist wieder eine hohe Varianz gegeben. Denn was am Ende die meisten Siegpunkte generiert, dass wird über diese drei Wertungskarten vorgegeben. Da allerdings 10 verschiedene dieser Karten in der Box enthalten sind, bestehen viele verschiedene Wertungs-Kombinationen und jedes Spiel verläuft anders (denn es gibt auch noch die Varianz bei den Landschafts-Quadranten!). Mal werden Häuser an Wasserfeldern gewertet, mal Häuser in horizontaler Linie oder es gilt Quadranten-Mehrheiten zu erlangen.

Was sind die Kritikpunkte? Ich finde, dass ein Startspielervorteil besteht, der nicht wirklich ausgeglichen wird. Der ist jetzt nicht riesig ausgeprägt, aber in meinen Augen durchaus vorhanden. Wobei fairerweise auch gesagt werden muss, dass viel davon abhängt, welche Landschaftskarte man auf der Hand hält. Bei diesen Landschaftskarten schlägt natürlich auch das Glück zu. Zieht man nun genau die Landschaft, die man dringend braucht?
Aufgrund dieser Landschaftskarten fühlen sich manche Spieler durch KINGDOM BUILDER gespielt. Warum? Weil man am Anfang seines Zuges lediglich eine Landschaftskarte zieht und diese dann ausspielen muss. Man kann sich also insbesondere in der Anfangsphase der Partie kaum entscheiden, wo man auf dem Spielplan baut. Richtig negativ stößt es dann auf, wenn man anfangs zwei-dreimal die gleiche Landschaft zieht. Ich vergleiche das immer gerne damit, dass wenn bei DIE SIEDLER VON CATAN bei den ersten zehn Würfen fünfmal der gleiche Wert gewürfelt wird. Wenn man da nicht dabei ist, dann ist man frustriert. Ähnlich hier bei KINGDOM BUILDER. Habe ich mich mit meinem ersten Zug auf eine große Wiesenfläche gesetzt und ziehe dann gefühlt nur noch Wiesenkarten, dann geht das Spiel an mir vorbei und es herrscht Frust.

Natürlich kann man dann sagen: "tja, schlecht gespielt, hättest du dir am Anfang mehr Optionen offen lassen müssen". Das ist dann zwar meist wahr, hilft aber auch nicht gegen den Frust. Deswegen hat es sich in unserer Runde so eingebürgert, dass wir immer zwei Landschaftskarten auf der Hand halten, aus der man dann eine zum Ausspielen auswählt (und natürlich abwirft, um dann in der neuen Runde eine neue Karte dazu zu ziehen). So hat man mehr das Gefühl des Abwägens. Setze ich mich nun lieber in die Wüste oder doch in den Canyon? Die Zwänge sind nicht mehr ganz so ausgeprägt und lockern KINGDOM BUILDER auf.
Wesentlich länger wird eine Partie dadurch in der Regel auch nicht. Denn natürlich muss man die Landschaftskarte nicht am Anfang seines Zuges ziehen, sondern kann das auch schon am Ende machen – um dann in der Zeit, bis man wieder an der Reihe ist, sich seinen nächsten Zug zu überlegen. So wird KINGDOM BUILDER zu einem sehr flotten Spiel, bei dem man problemlos noch eine Revanche hinten anhängen kann – dann mit anderen Wertungskarten und Landschafts-Quadranten (und somit anderen Ortsplättchen).
Die Qualität der Ausstattung ist – wie man es von Queen Games gewohnt ist – hoch. Manche ärgern sich über die im Spiel befindlichen Spielerfarben (orange, schwarz, naturfarben und blau), da die gewohnten Farben nicht dabei sind. Hier kann partiell (also für die Farbe rot) die erste Erweiterung helfen. Oder aber, man schaut einmal bei Spielmaterial.de vorbei. Nicht glücklich bin ich damit, dass das Offensichtliche nicht beim Namen genannt wird. Siegpunkte sind Gold, Häuser sind Siedlungen, Wertungskarten sind Kingdom Builder-Karten usw. Aber das ist auch nur eine kleine Hürde.

In der Summe gefällt mir KINGDOM BUILDER außerordentlich gut. Es ist schnell gespielt und man hat viele kleine taktische Entscheidungen zu treffen. Die wichtigste davon steht gleich am Anfang an: wo setze ich meine ersten Häuser. Hier gilt es den ausliegenden Plan mit den zur Verfügung stehenden Ortsplättchen gut zu lesen. Empfehlen kann ich auch das 2‑Personen-Spiel. Hier ist der Wettstreit nicht ganz so ausgeprägt und man wird weniger blockiert, aber dadurch sind auch die Zwänge kleiner und man kann sich mehr planvoll ausbreiten.
Titel | Kingdom Builder |
Autor | Donald X. Vaccarino |
Illustrationen | Oliver Schlemmer |
Dauer | 30 bis 45 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Familienspiel |
Verlag | Queen Games |
Jahr | 2011 |
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