Trains von Hisashi Hayashi – erschienen bei Pegasus Spiele

Nachdem schon meine letzte Empfehlung STAR REALMS ein "DOMINION-Klon" war, mache ich gerne weiter damit. Denn will man es auf den Punkt bringen, dann ist TRAINS nichts anderes als DOMINION mit einem Spielbrett. Trotzdem begeistert mich TRAINS wesentlich mehr – was allerdings nicht gleichbedeutend damit ist, dass ich DOMINION schlecht fände. Ganz im Gegenteil, ich fand damals DOMINION überragend! Allerdings zeigt die Zeit eben, dass manche Weiterentwicklungen dem Deckbuilding-Mechanismus von DOMINON gut tun. Auch wenn TRAINS teilweise manche Karteneffekte 1:1 abkupfert, erzeugt es bei mir mittlerweile ein besseres Spielgefühl. Das liegt unter anderem auch am griffigeren Thema, denn wirklich thematische war DOMINION nie.

Um was geht es? Die Spieler symbolisieren Eisenbahngesellschaften, die einerseits versuchen, ein großes eigenes Schienennetz zu betreiben, andererseits aber auch Infrastruktur in großen Städten in Form von Bahnhöfen und weiteren Immobilien zu schaffen. Anfangs beginnt man in einer frei wählbaren Stadt mit einer überschaubaren Anfangshand. Im Laufe des Spiels kauft man sich aus einer allgemeinen Markt-Auslage weitere Karten in sein Deck. Dieser Markt funktioniert wie bei DOMINION, sprich: es stehen alle Karten in begrenzter Anzahl zur Verfügung. Allerdings ist man nicht wie bei DOMINION auf einen Kauf pro eigener Spielrunde eingeschränkt, sondern kann so viele Karten kaufen, wie es einem möglich ist. Ebenfalls kann man nun mehrere Aktionen pro Runde ausführen, was das ganze Spiel flüssiger wirken lässt. Auch die zu kaufenden Siegpunktkarten kennt man aus DOMINION. Bei TRAINS sind das Gebäude, die ebenfalls nur die Funktion haben, am Spielende Siegpunkte zu generieren und einem in der Zwischenzeit das Deck zu blockieren.

Der größte Unterschied zu DOMINION ist aber sicherlich das Spielbrett. Hier bauen die Spieler nun an ihrem eigenen Gleisnetz – auch wenn diese Gleise nicht durch längliche Schienenklötzchen sondern durch Quader dargestellt sind. Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass man von einem Hexfeld in alle angrenzenden Felder bauen kann. Hätte man "Schienen" statt Quader als Spielmaterial, dann wäre diese Regel optisch schwerer zu vermitteln. Eisenbahnpuristen rümpfen trotzdem sicherlich die Nase. Jedenfalls gilt es, die Karte richtig "zu lesen", denn je nach Geländetyp kostet ein solcher Gleisbau unterschiedlich viel Geld.

Zusätzlich kann man auch Gleise in Städte legen. Sind dies abgelegene Orte, wird man dafür am Spielende mit direkten Siegpunkten belohnt. Die Wertigkeit der meisten Städte wird aber von den Spielern selbst bestimmt. Durch Bahnhofsausbauten werden die Städte immer wertvoller – allerdings ist die Anzahl der Bahnhöfe abhängig von der Größe der Stadt (von einem bis drei mögliche Bahnhöfe reicht die Varianz). Im Spiel ist es möglich, bereits vom Mitspieler besetzte Felder mit eigenen Gleisen zu bebauen. So kann man auch als "Schmarotzer" von den bisher getätigten Bahnhofsausbauten profitieren. Allerdings muss dieses Schmarotzen teuer erkauft werden, so dass es gut vorbereitet sein will.
"Wo gehobelt wird, da fallen Späne." Das gilt auch für das Eisenbahnwesen, denn wo gebaut wird, da fällt Müll an. Für jede Bauaktion (ob Gleise, Bahnhöfe oder Gebäude) erhält man zusätzlich eine Müllkarte für sein Deck – welche dann im wahrsten Sinn des Wortes das Deck zumüllt. Es bestehen zwar spezielle Aktionskarten, um Müll wieder abzubauen, aber man hat trotzdem immer wieder damit zu kämpfen. Glücklicherweise kann man auch auf seine Aktionen in der Runde verzichten und dafür jeglichen Müll auf seiner Kartenhand (die gewöhnlich aus fünf Karten besteht) wieder entsorgen. Dieses Müllmanagement macht für mich einen Großteil des besonderen Reizes von TRAINS aus!

Wie man es von DOMINION kennt, sind nicht immer alle möglichen Karten im Spiel, sondern es wird jeweils eine Auswahl gebildet. Dies verspricht ein hohe Varianz. Bei TRAINS wird diese Varianz noch durch unterschiedliche Spielpläne verstärkt. Im Basisspiel sind zwei Pläne vorhanden (Umgebung von Tokio und Osaka), für die lokalisierte deutsche Version ist noch ein zusätzliches Kartenset mit Nordamerika und Deutschland aufgelegt worden. Wer englisch als Sprache nicht scheut, hat noch ein größeres Angebot zur Verfügung (inklusive der Erweiterung RISING SUN). Und wer es ganz exotisch mag, für den gibt es auf BGG auch verschiedene Fan-Pläne, so dass man selbst in Mittelerde Gleise bauen kann.

Was sind die Kritikpunkte? Eigentlich nur Kleinigkeiten. Am meisten stört mich, dass man scheinbar schon gleich für Erweiterung vorsorgen wollte und eine extra große Spielebox gewählt hat – in dieser ist nun eine Menge Luft. Dann fehlen mir noch Übersichtskarten zu den einzelnen Kosten. Diese habe ich nun selbst gebastelt (und auf die Rückseite auch noch ein paar Infos zur Endwertung vorgesehen) und dank der Verlage, darf ich diese auch zum Download anbieten.

So lässt sich festhalten, dass TRAINS vom Spielgefühl sehr ähnlich zu DOMINON ist. Allerdings kommt für mich mit dem Spielbrett eine weitere neue Dimension hinzu, die ich nicht mehr missen will. Es geht nicht nur darum, sein Deck anzupassen, sondern auch darum, den Spielplan im Blick zu haben. Das Spiel endet nämlich meist dadurch, dass ein Spieler entweder alle seine Gleise gebaut hat oder alle Bahnhofsaufbauten getätigt wurden (alternativ – aber selten – endet TRAINS auch noch, wenn 4 der 16 Kartenstapel aus dem Vorrat leer sind). So stellen sich interessante Timing-Fragen: schaffe ich es noch, mich in interessante Städte einzukaufen? Lohnen sich noch Gleise zu abgelegenen Orten? Beschleunige ich das Spiel, durch viele Bahnhofsausbauten oder gar Leerkäufen von Stapeln?
Störende Elemente aus DOMINION wie die sehr starke Geldstrategie im Grundspiel oder die endlosen Kettenreaktion durch bestimmte Karten treten bei TRAINS in dieser Form seltener auf. Neben dem neuen Spielbrett überzeugt mich vor allem auch die gute thematische Einbettung. Dieses wird auch durch die angemessene grafische Gestaltung durch Ikaan Studio mit seiner guten Symbolsprache unterstützt. Für mich ist TRAINS eine hervorragende Weiterentwicklung von DOMINION und mein bisher liebstes reines Deckbau-Spiel. Denn die Karte ist zwar ein wichtiges Element, aber der Kern ist uns bleibt das Deckbauen. DOMINION spiele ich weiterhin gerne, aber wenn ich frei entscheiden kann, entscheide ich mich mittlerweile lieber für TRAINS.
Titel | Trains |
Autor | Hisashi Hayashi |
Illustrationen | Ikaan Studio |
Dauer | 45 bis 60 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Kennerspiel |
Verlag | Pegasus |
Jahr | 2013 |
„Dann fehlen mir noch Übersichtskarten zu den einzelnen Kosten. Diese habe ich nun selbst gebastelt (und auf die Rückseite auch noch ein paar Infos zur Endwertung vorgesehen) und dank der Verlage, darf ich diese auch zum Download anbieten.“
Hallo, sind die Übersichtskarten noch verfügbar? Leider funktioniert der Downloadlink nicht mehr. Wäre super!
Danke für den Hinweis! Ich habe den Link aktualisiert und nun müsste alles wieder gehen.