Böhmische Dörfer von Reiner Stockhausen erschienen bei dlp games

Thema... ist fraglich, denn ich habe zumindest die Regel sofort verstanden. Dafür war mir beim Regeln lesen unklar, wo das Spiel eigentlich hin will – also Thema wohl doch getroffen. Und es gibt natürlich viele Dörfer... Passt also doch irgendwie.
Grafik... ist von Klemens Franz und eigentlich wie immer: großartig.
Material... ist einem Kleinverlag angemessen. Nicht ganz glücklich war ich damit, dass für die Höfe keine Pappmarker zur Verfügung stehen, da diesbezüglich etwas der Überblick fehlte. Auch die Würfel könnten ein Ticken wertiger sein (waren mir subjektiv zu leicht). Zusätzlich fand ich die Übersichtstafel nicht optimal. Da hätte man noch vermerken können, aus welchen Gebäuden man verdrängt werden kann und auch die Einkommenszeitpunkte werden darauf nicht eindeutig beschrieben.
Ablauf... ist einfach. Man würfelt mit vier Würfeln und kann aus der Summe von mindestens zwei Würfeln einen Wert bilden, der dann dazu berechtigt, in einem der ausliegenden Dörfern ein Gebäude zu besetzen. Im Idealfall (und bei uns eigentlich fast immer), werden zwei Gebäude besetzt, weil wir davon ausgingen, dass man damit am meisten Punkte macht. Manche Gebäude bringen sofort Einnahmen (=Siegpunkte), manche erst zu Spielende und/oder unter besonderen Voraussetzungen. Das Spiel endet, wenn zu Beginn eines Zuges der Spieler keine Figuren mehr einsetzen kann, weil alle in den Dörfern stehen. Und dann wird eben abgerechnet.
Die Chance auf einen Zweiteindruck... ist nicht sehr hoch. BÖHMISCHE DÖRFER sind schon sehr weit weg von ORLEANS – und damit meine ich nicht nur die geographische Entfernung. Während ORLEANS eines meiner Lieblingsspiele ist (deswegen wird auch sofort die entsprechende Empfehlung ausgegeben), kommen BÖHMISCHE DÖRFER nicht über den Status "nett" heraus – und das ist nun einmal selten genug. Ein Vergleich mit ORLEANS ist aber auch nicht fair, da beide Spiele eine andere Komplexität und damit ein anderes Zielpublikum haben. Aber auch in Konkurrenz zu anderen leichten Würfelspielen stechen die BÖHMISCHEN DÖRFER nicht positiv hervor. Was mich vor allem stört sind die in meinen Augen unausgewogenen Wertungen bei den Gebäuden. Warum sind 7er-Gebäude mehr wert als bspw. 6er-Gebäude, wenn doch die 7 öfters gebildet werden kann, als die 6? Warum kann ich aus 12er-Gebäuden nicht rausgeworfen werden, aber aus 2er-Gebäuden schon (und 12er Gebäude sind leichter zu besetzen, da ich auch aus vier Würfeln eine 12 bilden kann)? Und warum gibt es dann so große Punkteunterschiede bei den sicheren 12er-Gebäuden? So kann der letzte Spieler, der an die Reihe kommt, schon ziemlich blöd aus der Wäsche gucken. Das ist mir alles nicht rund genug und lässt mich im Zweifelsfall eher zu einem anderen Spiel greifen (wenn ich z.B. mit vier Würfeln werfen und damit Zwischensummen bilden will, dann spiele ich lieber den Klassiker CAN'T STOP). Zusätzlich finde ich unglücklich, dass alles so unübersichtlich ist. Schade, es kann aber nicht immer der große Wurf sein.
Wichtiger Hinweis: Dies ist ein Ersteindruck nach einer gespielten Partie! Sehr subjektiv und durchaus auch abhängig von Tageslaune, Mitspielern und sonstigen Einflüssen. Bei grundsätzlichem Interesse empfehle das Lesen "richtiger" Rezensionen oder noch besser: ausprobieren!
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