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Ersteindruck: Break In – Alcatraz

Break In – Alcatraz von Rebecca Bleau, Nicholas Cravotta und David Yakos – erschienen bei Schmidt Spiele

Break In - Alcatraz - Box
Foto: Schmidt Spiele

In ein Gefäng­nis ein­bre­chen zu wol­len, ist schon eine sehr spe­zi­el­le Idee. Um das auch optisch zu zei­gen, kommt BREAK IN – ALCATRAZ in einer min­des­tens genau­so spe­zi­el­len Schach­tel­form daher. Glück­li­cher­wei­se ist es ein Escape Spiel, so dass ich mir nicht Gedan­ken machen muss, wie ich die­se volu­mi­nö­se sechs­ecki­ge Box ver­nünf­tig in mei­ne Regal-Sys­te­ma­tik ein­pfle­gen kann – ich wür­de ansons­ten scheitern.

The­ma... der Unter­ti­tel soll es deut­lich machen: es wird nicht aus Alca­traz geflüch­tet, son­dern dort­hin. Aller­dings ist der Clou schnell ver­ges­sen. Denn wir bre­chen dort nur ein, um ande­ren beim Aus­bruch zu hel­fen. Viel Lärm um nichts also.

Illus­tra­tio­nen… sind von Ste­ve Dow­ner, der sich reich­lich Mühe gege­ben hat, Alca­traz zum Leben zu erwe­cken. Trotz­dem haben mich die Illus­tra­tio­nen nicht emo­tio­na­li­siert. Viel­leicht auch des­we­gen, weil dau­ernd die Per­spek­ti­ven wech­seln und somit alles wie Stück­werk und nicht wie etwas Ein­heit­li­ches wirkt.

Break In - Alcatraz - Übersicht
noch ist alles ganz kompakt

Aus­stat­tung… ist schon etwas beson­de­res. Denn bei BREAK IN – ALCATRAZ spielt man sich von außen nach innen. Nach und nach löst man die Hül­len und klappt etwas auf, so dass damit eine neu­es Sze­na­rio ent­steht. Das klingt ver­lo­ckend – ist es auch. 

Aller­dings hat das auch Nach­tei­le. So ist bspw. anfäng­lich das zusätz­li­che Mate­ri­al (Kar­ten, Lösungs­strei­fen...) in klei­nen Plas­tik­tü­ten gepackt, die im Deckel fest­ge­klebt sind. Somit hat man aber ein Pro­blem, wenn man das Mate­ri­al wie­der in der Box ver­stau­en will. Die Fra­ge dazu stellt sich des­we­gen, da man das Spiel dan­kens­wer­ter­wei­se wie­der zurück­set­zen und wei­ter­ge­ben kann.

Die Hil­fe funk­tio­niert übri­gens mal wie­der mit der klas­si­schen Rot-Folie, die nun ganz sty­lish als Funk­ge­rät daher kommt. Aber somit ist man nicht auf exter­ne Tech­nik ange­wie­sen, was ich in einem ana­lo­gen Spiel ent­spre­chend begrüße.

Ablauf… auf den aktu­el­len Ebe­ne sucht man Sym­bo­le, die auch auf den Kar­ten abge­bil­det sind – womit man dann das Recht erwirbt, die­se Kar­te vor­zu­le­sen. Meist wird dann eine Situa­ti­on beschrie­ben, aus der sich ein Rät­sel ablei­ten lässt. Das ist nicht immer offen­sicht­lich, wes­we­gen man auch zu Hil­fe-Kar­ten grei­fen kann, die einem Tipps und Tricks auf­zei­gen. Für die Lösung der Rät­sel benö­tigt man dann ein Lösungs­sym­bol, eine Far­be und eine Nummer. 

Break In - Alcatraz - Hinweis
Durch­blick garantiert

Denn die Auf­lö­sung der Rät­sel ist recht eigen. Man benö­tigt den rich­ti­gen Lösungs­strei­fen, der sich über ein Sym­bol bestimmt. Die­sen muss man dann in den pas­sen­den Zah­len-Schlitz ste­cken – und zwar genau so weit, wie es die Far­be auf dem Strei­fen angibt. Schluss­end­lich schaut man durch ein klei­nes Sicht­fens­ter und sieht ein Sym­bol, was wie­der­um auf den Kar­ten zu fin­den sein soll. Macht man dabei einen Feh­ler, lan­det man auf Hil­fe­kar­ten und weiß dadurch, dass man etwas falsch gemacht hat. 

So han­gelt man sich von Rät­sel zu Rät­sel und erlebt dabei eine klei­ne Geschich­te. Wirk­lich etwas falsch machen kann man dabei nicht und man ist am Ende auch kei­ner Bewer­tung ausgesetzt. 

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck… ist eher gering. Da BREAK IN – ALCATRAZ ein Escape Spiel ist, wird die­ses selbst logi­scher­wei­se nicht wie­der bei mir auf dem Tisch lan­den. Schließ­lich haben wir es gelöst und die Geschich­te ist erzählt. Aber mich hat das Sys­tem auch als sol­ches nicht nach­hal­tig überzeugt. 

Break In - Alcatraz - Karten
Kar­ten warten

Die Qua­li­tät der Rät­sel wür­de ich als akzep­ta­bel ein­stu­fen. Da gab es schon eine gewis­se Vari­anz, wenn auch man­che Rät­sel in einer Fleiß­auf­ga­be mün­den, was mich immer eher nervt als Spaß macht. Da ich nun schon eini­ge Spie­le die­ser Gat­tung ken­ne, fehl­ten mir auch die beson­de­ren Wow-Momen­te. Ich habe mich unter­hal­ten gefühlt, war aber nicht wirk­lich gefes­selt und muss­te mich letzt­end­lich dazu über­win­den, es auch zu Ende zu spielen.

Aller­dings hat mich auch die Prä­sen­ta­ti­on der Rät­sel nicht über­zeugt. Die Box kommt schon beein­dru­ckend daher. Das Öff­nen der Sei­ten­tei­le und das Auf­schä­len der neu­en Ebe­nen ist mit der gro­ßen Neu­gier­de ver­bun­den, was nun dar­un­ter zum Vor­schein kommt. Das macht Spaß und hat auch über­ra­schen­de Momen­te zu bie­ten. Aber in mei­nen Augen hät­te man die­ses Sys­tem noch mehr in die Rät­sel ein­bau­en kön­nen. Im End­ef­fekt ist es eher eine auf­ge­bläh­te Auf­ma­chung als ein stil­prä­gen­des Gad­get. Man hät­te die Rät­sel auch als ein­zel­ne Sei­ten eines Buches prä­sen­tie­ren kön­nen, das wäre genau­so effek­tiv gewesen. 

Somit bil­den die Geschich­te und der Auf­ma­chung kei­ne Ein­heit. Wenn das Gan­ze jetzt z.B. ein Bank­raub wäre, bei dem man immer tie­fer in ein Gebäu­de ein­drin­gen wür­de und am Ende der klei­ne beeng­te Tre­sor­raum zu kna­cken wäre, dann hät­te die­ser Auf­klapp­me­cha­nis­mus die Sto­ry unter­stützt. Bei BREAK IN – ALCATRAZ sprin­gen aber die ein­zel­nen Sze­nen­bil­der von weit zu nah und wie­der in die Fer­ne. Das passt nicht ganz zusam­men. Auch die Geschich­te fin­de ich nicht pas­send zum getä­tig­ten Titel. Von außen wird groß ange­kün­digt, dass man nicht aus Alca­traz aus­bricht, son­dern dort ein­dringt. Aber den Groß­teil der Zeit ist man eben doch mit einem Aus­bruch beschäf­tigt. Viel­leicht reagie­re ich da etwas über­emp­find­lich, aber mich stört es mas­siv, wenn mir groß etwas ver­spro­chen wird, was dann nicht ein­ge­hal­ten wird.

Bei der Anga­be der Per­so­nen­an­zahl wird übri­gens recht opti­mis­tisch von bis zu sechs Mit­spie­len­den aus­ge­gan­gen. Die Rea­li­tät sieht wie immer anders aus. Es kön­nen kei­ne Rät­sel par­al­lel gelöst wer­den, so dass sich eigent­lich immer alle mit dem aktu­el­len Rät­sel beschäf­ti­gen. Das kön­nen aber effek­tiv maxi­mal zwei Per­so­nen. Die Anlei­tung gibt den Tipp, dass man dann doch ein Foto mit dem Smart­phone machen soll und dann mit die­sem par­al­lel mit­rät­seln soll. Das ist aber nicht das, was ich in einem ana­lo­gen Spiel machen will. Wenn ich an einem Bild­schirm Rät­sel lösen will, dann lade ich mir gleich eine ent­spre­chen­de App her­un­ter. Kurz­um: ich emp­feh­le, BREAK IN – ALCATRAZ maxi­mal mit 3 Per­so­nen zu spielen.

Break In - Alcatraz - Lösungsstreifen
nichts für Grobmotoriker

Zu guter Letzt ist auch das Sys­tem mit den Lösungs­strei­fen etwas fud­de­lig. Es hat am Anfang etwas gebraucht, bis wir über­haupt ver­stan­den haben, was von uns gewollt wird. Hier wäre ein aus­führ­li­che­res Bei­spiel in der Anlei­tung oder ein Tuto­ri­al-Rät­sel hilf­reich gewe­sen. Als wir dann end­lich wuss­ten, was wir machen soll­ten, kam der nächs­te Knüp­pel zwi­schen die Bei­ne: der Lösungs­strei­fen ist uns aus der Hand gerutscht und ver­schwand hin­ter der Wand. Wir haben den dann müh­sam raus­ge­pult. Das war natür­lich unse­re eige­ne Unge­schick­lich­keit, aber das Sys­tem för­dert das nun ein­mal. Auch soll­te man sich die Strei­fen nicht all zu genau anschau­en, denn ansons­ten wird schon deut­lich, wel­che Sym­bo­le über­haupt in Fra­ge kom­men. Lobens­wert ist dahin­ge­gen der Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter, den die Lösungs­strei­fen aus­lö­sen. Es reizt schon unge­mein, dar­über die Rich­tig­keit der Lösung zu über­prü­fen. Da ich ana­lo­ge Hand­ha­bun­gen gegen­über elek­tro­ni­schen bevor­zu­ge, kann ich mit den Schwä­chen des gewähl­ten Sys­tems gut leben.

Break In - Alcatraz - Funkgerät
neue Funk­ti­ons­wei­se eines Funkgerätes

Eben­falls funk­tio­niert das Hil­fe­sys­tem sehr gut. Wir haben es sel­ten benutzt, aber ich bin natür­lich im Nach­gang noch­mals die ein­zel­nen Rät­sel durch­ge­gan­gen. Das pass­te schon alles. Zusätz­lich kann man wäh­rend des Spiel­ver­laufs nicht in Sack­gas­sen gera­ten. Wenn man mal eine fal­sche Lösung in Betracht zieht, wird man dar­auf hin­ge­wie­sen und auf­ge­for­dert, etwas ande­res aus­zu­pro­bie­ren. Somit wird durch­ge­hend ein posi­ti­ves Spiel­ge­fühl vermittelt. 

TitelBreak In – Alcatraz
Autoren­schaftRebec­ca Bleau, Nicho­las Cra­vot­ta und David Yakos
Illus­tra­tio­nenSte­ve Downer
Dau­er120 Minu­ten
Per­so­nen­an­zahl1 bis 3 (theo­re­tisch bis 6) Personen
Ziel­grup­perät­seln­de Familienspielrunden
Ver­lagSchmidt Spie­le
Jahr2020
Hin­weisfür die Bespre­chung wur­de vom Ver­lag ein Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach nur einer gespiel­ten Par­tie (zwangs­läu­fig)! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen „rich­ti­ger“ Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren! 

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