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Ersteindruck: Instacrime – Munford

Instacrime – Munford von Pag Gallego – erschienen bei Abacusspiele

Instacrime – Munford - Box
Foto: Aba­cus­spie­le

Weih­nach­ten steht vor der Tür! All die Jah­re war Weih­nach­ten der Inbe­griff von Fami­li­en­fei­ern. Für man­che ein Segen, für ande­re ein Fluch. Die­ses Jahr ist durch COVID-19 aber alles ein wenig anders. Wer den gesel­li­gen Run­den nach­trau­ert, dem wird nun mit INSTACRIME – MUNFORD auf­ge­zeigt, dass nicht alle Fami­li­en­fei­ern ein Hort der Har­mo­nie sind.

The­ma... das all­jähr­li­che Fami­li­en­tref­fen der Fami­lie Mun­ford endet mit einem Todes­fall (und hat kei­ne vier Hoch­zei­ten zu bie­ten). Nun stel­len sie die bekann­ten Fra­gen: wel­che Per­son hat das zu ver­ant­wor­ten und wie lau­tet das Motiv? Tat­ort und Tat­waf­fe sind dahin­ge­gen eindeutig.

Foto­gra­fien… sind von Ángel Guz­mán, der in der Anlei­tung wohl auch tref­fend als Regis­seur benannt wird. Schließ­lich muss jemand der Schau­spie­ler-Crew sagen, wie sich die­se auf den Fotos geben soll. Da ich kei­ne Ahnung von Foto­gra­fie habe (was man teil­wei­se mei­nen gemach­ten Knip­se­rei­en hier im Blog auch ansieht), kann ich jetzt nicht beur­tei­len, wie qua­li­ta­tiv wert­voll die Arbei­ten von Guz­mán sind. Aber als Laie erken­ne ich kei­ne gro­ben Schnit­zer – und das, obwohl wir uns alle die Bil­der sehr genau ange­se­hen haben.

Instacrime - Munfurd - Übersicht
wegen Spoi­ler­ge­fahr, sind die Fotos nur auf der Rück­sei­te zu sehen

Aus­stat­tung… INSTACRIME – MUNFORD kommt ledig­lich mit 12 groß­for­ma­ti­gen Auf­nah­men, einer Anlei­tung mit Per­so­nen-Über­sicht sowie der sepa­ra­ten Lösung daher. Ent­spre­chend spar­ta­nisch ist auch die gewähl­te Ver­pa­ckung, die man eher an der Super­markt­kas­se als in einem Brett­spiel­la­den erwar­ten würde.

Ablauf… alle Mit­spie­len­den bekom­men genau ein Foto aus­ge­hän­digt, wel­ches nur sie selbst sich anse­hen dür­fen. Dann beschrei­ben nach­ein­an­der alle, was sie auf ihrem Foto sehen – ohne die­ses im Anschluss vor­zei­gen zu dür­fen. Ist man mit der Run­de durch, wer­den neue Fotos ver­teilt. Sind somit alle Fotos im Umlauf gewe­sen, soll­te man alle Infor­ma­tio­nen besit­zen, um das Ver­bre­chen auf­zu­klä­ren. Es sind fünf Sze­nen zu rekon­stru­ie­ren, mit denen man den Tat­her­gang erklä­ren kann. Für die­je­ni­gen, die das brau­chen, gibt es auch noch eine fina­le Bewer­tung der eige­nen Leistung.

Instacrime - Munfurd - Foto
aber ein wenig Far­be brin­ge ich trotz­dem ins Spiel

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck… ist spe­zi­ell für INSTACRIME – MUNFORD natür­lich nicht mehr gege­ben: der Fall ist gelöst! Da kei­ne Vari­an­zen bestehen, gibt es auch nur die­se eine Lösung, womit ich nun das Spiel­ma­te­ri­al wei­ter geben kann. Nor­ma­ler­wei­se wür­de ich das auch tun und aus dem fol­gen­den Feed­back einen etwas all­ge­mein güti­ge­ren Bei­trag machen. Da es aktu­ell aber nicht abseh­bar ist, wann ich Feed­back bekä­me, woll­te ich lie­ber rela­tiv zeit­nah mei­ne Mei­nung zu INSTACRIME – MUNFORD kund tun – auch weil unser gewähl­ter Weg viel­leicht ein Anreiz für ande­re dar­stel­len kann.

Wir haben näm­lich INSTACRIME – MUNFORD über eine Online-Kon­fe­renz gespielt. Die ein­zel­nen Auf­nah­men habe ich den Mit­spie­len­den zuge­sandt und ich konn­te glück­li­cher­wei­se auch der Ver­su­chung wider­ste­hen, heim­lich zu lup­schen. Nun hat­te man nur das Foto vor Augen und muss­te den ande­ren beschrei­ben, was man sieht. Inter­es­sant dabei fand ich, wie detail­liert die Nach­fra­gen waren. Da wur­de nach den Beschaf­fen­hei­ten von Sekt­fla­schen-Eti­ket­ten gefragt und man wur­de gebe­ten, die Wand­ge­stal­tung genau­es­tens zu inspi­zie­ren. Nach und nach erga­ben sich auf ein­mal Zusam­men­hän­ge, auch wenn wir anfangs das Gefühl hat­ten, völ­lig hilf­los zu sein. Denn die Fotos erschei­nen nicht in chro­no­lo­gi­scher Rei­hen­fol­ge, wes­we­gen es schwie­rig ist, einen lücken­lo­sen Zeit­strahl herzuleiten.

Instacrime - Munfurd - Notizen
in der Eile mit­ge­schrie­be­ne Notizen

Das Gan­ze hat erstaun­lich gut funk­tio­niert und wir waren ziem­lich inten­siv am dis­ku­tie­ren und ana­ly­sie­ren. Statt im Haus­halt eine Lupe zu suchen wur­de dafür die Zoom­funk­ti­on der Bild­be­trach­tungs-Soft­ware aus­ge­reizt. Ich bin mir nicht sicher, ob INSTACRIME – MUNFORD zusam­men am Tisch die glei­che Sog­wir­kung gehabt hät­te. Dort wäre man viel­leicht frü­her unge­dul­dig gewor­den oder hät­te ver­sucht, bei den ande­ren doch etwas zu erken­nen. Oder es wäre viel­leicht die Bereit­schaft grö­ßer gewe­sen, der Ein­fach­heit hal­ber doch alle Fotos offen zu legen. Durch die Online-Kon­fe­renz muss­te man aber not­ge­drun­gen die­se spe­zi­el­le Ein­ge­schränkt­heit akzep­tie­ren und es wur­de weni­ger hin­ter­fragt, ob das wirk­lich nötig ist.

Ich maße mir dies­be­züg­lich auch kein Urteil zu. Wahr­schein­lich wäre es schon Her­aus­for­de­rung genug, die Fotos alle offen auf den Tisch zu legen und dann gemein­sam an einer Lösung zu tüf­teln. Aller­dings wür­de dies das Alpha­spie­ler-Syn­drom her­auf­be­schwö­ren. Durch die begrenz­ten eige­nen Infor­ma­tio­nen sind dahin­ge­gen alle ein­ge­bun­den. Alle füh­len sich wich­tig und man merkt mit der Dau­er der Ermitt­lun­gen, wie sehr man immer mehr in Details denkt und die­se dann auch beschreibt.

Instacrime - Munfurd - Personen
erin­nern mit ihrer Steif­heit an Fahndungsfotos

Mit der Auf­ma­chung bin ich aber nicht ganz glück­lich. Irgend­wie kommt mir das Erschei­nungs­bild zu geküns­telt her­über. Das ange­heu­er­te Schau­spiel-Ensem­ble wirkt irgend­wie abwe­send und man hat nicht das Gefühl, dass die Bil­der ech­ter leb­haf­ten Sze­ne ent­stam­men. Hin­zu kommt noch, das man­che Per­so­nen sich zu sehr ähneln und man somit nicht sicher ist, ob man nun die­se oder jene Per­son auf dem Foto sieht – zumal man die Fotos bekannt­lich nicht mit­ein­an­der ver­glei­chen kann. Hier wäre es weni­ger anstren­gend und Feh­ler anfäl­lig gewe­sen, wenn die ein­zel­nen Rol­len deut­li­cher zu erken­nen gewe­sen wären.

Ins­ge­samt haben wir uns aber gut unter­hal­ten gefühlt. Der Fall war in sich schlüs­sig und das gemein­sa­me Ermit­teln hat uns als Grup­pe gefor­dert. So war­te ich gespannt auf den ange­kün­dig­ten zwei­ten Teil der Rei­he. Hof­fent­lich kön­nen wir dann wie­der die Erfah­rung machen, die­sen auch gemein­sam am Tisch spie­len zu können.

TitelInstacrime – Munford
AutorPag Gal­le­go
Illus­tra­tio­nenÁngel Guz­mán
Dau­er60 Minu­ten
Per­so­nen­an­zahl2 bis 6 Personen
Ziel­grup­pegut beschrei­ben­de Familienspielrunden
Ver­lagAba­cus­spie­le
Jahr2020
Hin­weisfür die Bespre­chung wur­de vom Ver­lag ein Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach nur einer gespiel­ten Par­tie (zwangs­läu­fig)! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen „rich­ti­ger“ Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren! 

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