Santa Maria von Kristian Amundsen Østby und Eilif Svensson – erschienen bei Pegasus Spiele

Als Zuschauer im Kindesalter der ZDF-Hitparade böte sich nun ein Roland-Kaiser-Kalauer zu SANTA MARIA an. Den haben aber schon ganz viele genutzt, so dass dieser nur noch schal und flau wäre. Na gut, dann halt nicht. Aber manchmal möchte ich schon mit dir ein richtig gutes Spiel spielen...
Thema... die Spieler verkörpern Kolonisten, die ihr Glück in der Neuen Welt des 16. Jahrhunderts suchen. Dabei sind wir wahre Idealisten, denn uns geht es vor allem darum, dass alle so zufrieden wie möglich sind. Für diese Zufriedenheit muss aber hart gearbeitet werden, schließlich gilt es die Kolonie zur vergrößern und Handel mit der Heimat zu treiben. Und ja, auch missionarisch wollen wir tätig werden (und gegen Gold haben wir auch nichts einzuwenden). Der geschichtliche Hintergrund wird anschaulich auf einer Seite der Regel erklärt, was ich gut finde. Außerdem sollten wir uns nicht vormachen: vom eigentlichen Thema spürt man im Spiel nichts!

Illustrationen... stammen von Gjermund Bohne – und machen mich sprachlos. Allerdings nicht vor erfreutem Erstaunen und Bewunderung der Kunst, sondern leider eher aufgrund gegenteiliger Gefühle. Selten eine solch hässliche aber auch unpraktische Grafik erlebt. Dabei will ich gar nicht anfangen, über die Bildkomposition des Covers herzuziehen (was problemlos möglich wäre) oder über die sehr speziellen Illustrationen der Symbole. Denn auch ganz simple und durchaus relevante Grafiken sind schlecht umgesetzt. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man annehmen, dass dies das erste illustrierte Spiel von Gjermund Bohne war – dem ist aber nicht so! Glücklicherweise hat er durchaus schon gezeigt, dass er es besser kann. Das allerdings lässt die Frage zu: warum hat der Verlag eine solche Grafik zugelassen? Und warum fasste Pegasus für die deutsche Auflage diese nicht noch einmal an? Denn hier ist einiges an Verbesserungspotential vorhanden!
Ausstattung... ist recht üppig: schöne Würfel, tolle Ressourcenmarker aus Holz, doppelseitige Spielertableaus, viele Pappplättchen. Doch, doch, die Box ist gut gefüllt und das Material ist wertig. Hier gibt es nichts zu kritisieren.

Ablauf... ist recht tricky. Am Anfang einer Runde wird eine Handvoll Würfel gewürfelt und steht nun zur Auswahl zu Verfügung. Zusätzlich verfügen die Spieler auch noch über eigene Würfel. Mithilfe dieser Würfel wird die Landschaft auf den eigenen Spielertableaus aktiviert. Welche, das entscheidet die Augenanzahl auf den Würfel. Denn die Spalten und Zeilen des Tableaus sind mit diesen markiert und so spielt man bspw. mit einer weißen Vier die entsprechende Spalte ab. Dafür geht man jedes einzelne Feld dieser Spalte / Zeile durch und führt die entsprechende Aktion aus.
Dementsprechend sollte man diese Landschaften erweitern, da einem dann mehr Aktionen zur Verfügung stehen. Außerdem kann man Rohstoffe erhalten, die einem dann beim Landschaftsbau helfen oder aber gegen Siegpunkte verschifft werden können. Zusätzlich sind noch zwei Leisten zu beachten, die einem dauerhafte Vorteile bringen bzw. zum Rundenende mit Siegpunkten belohnt werden.
Die Chance auf einen Zweiteindruck... wäre wesentlich höher, wenn mich die Grafik mehr ansprechen würde. Das eigentliche Spiel gefällt, auch wenn es mir mit vier Personen deutlich zu lange dauert. Aber zu zweit oder zu dritt, verlangt es schon einige schöne Entscheidungen ab. Nicht alles ist planbar – dafür sorgen nun einmal die Würfel. Aber durch die erträgliche Unplarbarkeit der Würfel werden Emotionen frei gesetzt, was ich immer begrüße. Der Glücksanteil ist dabei für diese Art Spiel gerade richtig, zumal man die Würfel auch noch manipulieren kann.

Allerdings finde ich SANTA MARIA leider etwas zu überladen. Meiner Meinung nach hätte man sich noch mehr auf den Auswahl- und Einsetzmechanismus der Würfel konzentrieren sollen. So kommen nun noch weitere Verzahnungen hinzu, die das Spiel nur unnötig kompliziert machen (Auswahl und Anordnungen der Landschaften, Auswahl der verschiedenen Boni, sehr viele unterschiedliche Landschaftsarten usw.). Hier hätte man einiges straffen können – und somit wohl auch die Spielzeit vor allem im 4‑Personen-Spiel erträglicher halten können.
Auch finde ich SANTA MARIA irgendwie leblos. Das Thema kommt zu keiner Zeit bei mir als Spieler an. So ist es ein Musterbeispiel des seelenlosen Klötzchen-Geschiebe. Bei einem guten bis sehr guten Mechanismus kann ich damit leben – allerdings ist das bei SANTA MARIA eben nicht gegeben. Zumal hier auch die Grafik alles andere als unterstützend wirkt, etwas Thema ins Spiel zu bekommen. Diese ist abstoßend hässlich und sorgt leider dafür, dass ich SANTA MARIA in dieser Form nicht mehr spielen möchte. Da gibt es einfach ähnlich fordernde Spiele, die mich emotional (durch Thema oder Grafik) wesentlich mehr ansprechen. Nur einen netten Mechanismus zu haben, reicht da nicht.
Titel | Santa Maria |
Autor | Kristian Amundsen Østby und Eilif Svensson |
Illustrationen | Gjermund Bohne |
Dauer | 45 bis 120 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Kennerspieler, die keine Ansprüche an die Grafik haben |
Verlag | Pegasus Spiele |
Jahr | 2018 |
Wichtiger Hinweis: Dies ist ein Ersteindruck nach wenigen gespielten Partien! Sehr subjektiv und durchaus auch abhängig von Tageslaune, Mitspielern und sonstigen Einflüssen. Bei grundsätzlichem Interesse empfehle das Lesen "richtiger" Rezensionen oder noch besser: ausprobieren!
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