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Kommentar zum Spiel des Jahres 2017

Spiel des Jahres - Logo
Foto: Spiel des Jah­res e.V.

Heu­te war es also wie­der soweit: das dies­jäh­ri­ge Spiel des Jah­res wur­de ver­kün­det. Selbst in den Radio-Nach­rich­ten wur­de somit mal wie­der über Brett­spie­le berich­tet, so dass man sich über die Rele­vanz des Prei­ses für die Sze­ne sicher­lich nicht strei­ten braucht. Das Spiel des Jah­res ist der wich­tigs­te Preis für Brettspiele!

Die Tat­sa­che, dass die­se Aus­zeich­nung nur von einer klei­nen Schar von Men­schen gewählt wird, öff­net aller­dings einen wei­ten Raum für Dis­kus­sio­nen (und natür­lich Bes­ser­wis­se­rei­en oder gar Ver­schwö­rungs­theo­rien). Schon mit der Ver­kün­dung der Nomi­nier­ten und der Emp­feh­lungs­lis­te vor acht Wochen wur­den eine ers­te Wel­le an Kom­men­ta­ren los­ge­tre­ten. Da habe ich mich noch zurück gehal­ten, da die meis­ten dann mit einer Aus­sicht ende­ten, wel­che Spie­le denn nun die Aus­zeich­nun­gen bekom­men wür­den und wel­che nicht. Da woll­te ich aber nicht mit­ma­chen. Des­we­gen lie­ber heu­te in aller Ruhe mal mei­ne Gedan­ken zu den dies­jäh­ri­gen Preisträgern.

 

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Foto: Pega­sus Spiele

Spiel des Jah­res: KINGDOMINO von Bru­no Cathala

War schon direkt nach dem ers­ten Spie­len für mich ein Favo­rit auf den Preis. Es ver­eint ein­fach per­fekt die Kri­te­ri­en, die ich per­sön­lich an ein Spiel des Jah­res lege: schnell zu lernen/erklären, es wer­den Emo­tio­nen geweckt und es gibt einen hohen Wie­der­spiel­reiz, so dass es eben nicht nach nur einer Par­tie wie­der im Regal ver­staubt. All dies sind auch Punk­te, die auf WETTLAUF NACH EL DORADO von Rei­ner Kni­zia zutref­fen. Für mich war das sogar eher der Favo­rit auf den Titel, da es doch sehr in der gefühl­ten Tra­di­ti­on die­ses Prei­ses steht. Viel­leicht war es sogar zu tra­di­tio­nell, so dass ein wenig der beson­de­re Pfiff fehl­te. Aber es ist müßig, sich dar­über Gedan­ken zu machen. Auf alle Fäl­le hät­te ich auch mit die­sem Spiel als Preis­trä­ger sehr gut leben kön­nen. Beim drit­ten nomi­nier­ten Spiel im Bun­de (MAGIC MAZE von Kas­per Lapp) hät­te ich mich damit etwas schwe­rer getan. Nicht, dass es mir nicht gefal­len wür­de. Ich fin­de es sprit­zig anders und auch her­aus­for­dernd. Aller­dings hat­te ich damit bei uner­fah­re­nen Mit­spie­lern auch die größ­ten Ver­ständ­nis-Hür­den. Das Spiel­prin­zip ist unge­wohnt – und man­che konn­ten mit dem künst­lich gene­rier­ten Stress auch nichts anfan­gen. Man­che mögen es eben lie­ber ruhig und gemächlich.

Mit der Emp­feh­lungs­lis­te kann ich im Gro­ßen und Gan­zen auch ganz gut leben (bei DEJA-VU hät­te es sogar mehr sein dür­fen) auch wenn ich da natür­lich noch ger­ne den ein oder ande­ren Wech­sel gese­hen hät­te. Aber die Lis­te zeigt ganz gut die Band­brei­te von aktu­el­len Brettspielen.

 

Exit - Die verlassene Hütte - Box
Foto: KOSMOS Verlag

Ken­ner­spiel des Jah­res: EXIT-Rei­he von Inka und Mar­kus Brand

Ein Trend des Spie­ler­jahr­gangs waren sicher­lich Exit-Spie­le. So war es für mich nicht ver­wun­der­lich, dass sol­che in irgend­ei­ner Art und Wei­se auch beim Spiel des Jah­res anzu­tref­fen waren. Dass es letzt­end­lich sogar zum Titel­ge­winn gereicht hat, fand ich dann doch ein wenig ver­wun­der­lich. Denn es gibt genug kri­ti­sche Stim­men, die mit die­ser spe­zi­el­len Art wenig anfan­gen kön­nen. Denn ehr­li­cher­wei­se hat man damit nur genau ein­mal sei­nen Spaß. Ist der Fall gelöst, wird man das Spiel nicht wie­der spie­len wol­len. Die Spie­le der KOS­MOS-Rei­he sind sogar noch ein wenig extre­mer, da es hier­bei durch­aus emp­feh­lens­wert ist, das Spiel­ma­te­ri­al auch zu kni­cken, zer­schnei­den und zer­rei­ßen. Hier wer­den wie­der Stim­men laut, die von "Weg­werf­ge­sell­schaft" und ähn­li­chem reden – und ganz unrecht haben die­se Stim­men auch nicht (wenn auch ger­ne maß­los über­trie­ben wird). Dem gegen­über steht aber ein enor­mer Spiel­reiz, dem auch ich mich nicht ent­zie­hen konn­te. Und die­ser Spiel­reiz hat den Titel sicher­lich ver­dient. Zumal die Nomi­nie­rungs-Kon­kur­renz in mei­nen Augen recht schwach war. RÄUBER DER NORDSEE von Shem Phil­lips vari­iert sehr schön den Worker-Pla­ce­ment-Mecha­nis­mus. Aller­dings besitzt es in mei­nen Augen eine unbe­frie­di­gen­de Span­nungs­kur­ve und die ein­zel­nen Par­tien glei­chen sich zu sehr. TERRAFORMING MARS von Jacob Fry­xeli­us ist mit Abstand mein liebs­tes Spiel des nun ver­gan­ge­nen Jahr­gangs (dazu die Tage mehr) – als Ken­ner­spiel hät­te ich es aller­dings ungern gese­hen. Zu lang ist die Spiel­zeit und zu schlecht sind die bei­lie­gen­den Regeln. Damit hät­te man der Ziel­grup­pe der Ken­ner­spie­ler (die eben kei­ne Exper­ten sind) kei­nen Gefal­len getan. Die­sen Blick auf die jewei­li­ge Ziel­grup­pe soll­te man nicht außen vor las­sen. Wie der Spiel des Jah­res e.V. zurecht immer wie­der betont, ist die Aus­zeich­nung nicht für das bes­te Spiel des Jahr­gang vor­ge­se­hen, son­dern für das Spiel, was die Zie­le des Ver­eins am Bes­ten unter­stützt! Und das ist gro­ßer Unterschied!

So gese­hen ist die Emp­feh­lungs­lis­te auch gut gewählt. GREAT WESTERN TRAIL ist ein­fach zu anspruchs­voll für die Ziel­grup­pe und bei CAPTAIN SONAR bedarf es schon einer gro­ßen Grup­pe, um den opti­ma­len Spiel­spaß zu haben. Gefreut habe ich mich über LES POILUS, was das Mehr an Auf­merk­sam­keit abso­lut ver­dient hat. Scha­de fin­de ich es aller­dings, dass nicht wie­der ein rei­nes 2‑Per­so­nen-Spiel emp­foh­len wur­de (wie die Jah­re davor 7 WONDERS DUEL, ARLER ERDE oder auch TARGI). Hier hät­te sich in mei­nen Augen ein RAPTOR auch ganz gut auf der Lis­te gemacht. Und natür­lich hät­ten es auch noch ande­re Spie­le ver­dient gehabt, auf die Lis­te zu gelangen.

 

Ice Cool - Cover
Foto: Ami­go Spiele

Kin­der­spiel des Jah­res: ICE COOL von Bri­an Gomez

Beim Kin­der­spiel des Jah­res muss ich mich zurück hal­ten, da ich kei­nen umfas­sen­den Über­blick mehr über Kin­der­spie­le habe. ICE COOL habe ich zwar schon ein paar mal auf Ver­an­stal­tun­gen gespielt, aber wie soll ich es ver­nünf­tig in Rela­ti­on zu ande­ren Titeln set­zen? Hier ver­traue ich der kom­pe­ten­ten Jury – die wer­den schon wis­sen, was sie tun. Zumin­dest habe ich mit mei­nen Kin­dern meist ger­ne die aus­ge­zeich­ne­ten Kin­der­spie­le gespielt.

 

Abschlie­ßend gra­tu­lie­re ich allen Gewin­nern (Autoren, Ver­la­ge und Illus­tra­to­ren), bedan­ke mich aber genau­so auch bei allen Nomi­nier­ten bzw. Emp­foh­le­nen für vie­le vie­le Stun­den Spiel­spaß! Im End­ef­fekt haben die bei­den Spie­le gewon­nen, die bei mir beim ers­ten Spie­len den größ­ten WOW-Effekt aus­ge­löst haben. Das ist sicher­lich Zufall, denn die Jah­re davor war das bei den Gewin­nern nicht immer so. Aber allei­ne schon wegen die­ses WOW kann die Aus­wahl sicher­lich nicht all zu falsch sein.

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