Murder Mystery Puzzle "Endstation Underground" und "Die Kunst des Mordes" – erschienen im KOSMOS Verlag
Schon an der ein oder anderen Stelle habe ich davon berichtet, dass ich gerne puzzle. Aufgrund der begrenzten Zeit müssen das aber keine riesigen Gebilde sein. Mir reichen kleine Boxen völlig aus, um dieses besondere Erfolgserlebnis zu spüren, wenn man das letzte Teil einsetzt – welches man vorher noch minutenlang gesucht und unter irgendetwas liegend gefunden hat. Da ich keine Puzzle an die Wand hänge, sondern mehr oder weniger danach wieder auseinander nehme, freue ich mich immer, wenn ich mit dem Puzzle noch etwas machen kann. Wie z.B. Escape-Rätsel lösen – oder nun mit den MURDER MYSTERY PUZZLE einen Kriminalfall bearbeiten.
Bei beiden Spielarten ist das Puzzlen nicht nur reiner Selbstzweck. Denn die Zeit, die man beim Sortieren und Ausprobieren der einzelnen Teile verbringt, wird unterbewusst schon für die spätere Auflösung genutzt. Durch das intensive Betrachten fallen einem schon frühzeitig Sachen auf, denen man dann später vertieft nachgehen kann. Die Schwierigkeit für die Verlage besteht darin, eine gesundes Verhältnis zu schaffen. Einerseits will man vom Puzzle gefordert sein, denn ansonsten könnte man sich auch einfach das entsprechende Bild ansehen. Andererseits will man dann aber auch mit dem Puzzle etwas machen. Das machen die EXIT-DAS SPIEL-Puzzle des KOSMOS Verlages vorbildlich, bei den nun vorliegenden MURDER MYSTERY PUZZLE wird das eigentliche Puzzle nicht zweckentfremdet. Wohl auch deswegen wurden noch ein paar Zugaben in die Box gelegt.
Der Großteil des Inhalts wird von den 1.000 Teilen des großen Bildmotives bestimmt. Darüber hinaus sind noch sechs kleine Puzzle enthalten, von denen man allerdings keine Vorlage hat. Hier ist also ein wenig Kombinationsgabe gefragt, ohne dass man damit überfordert wird. Zusätzlich sind noch ein paar kleine Gegenstände und eine Akte mit einigen Seiten Papier enthalten, die für die Ermittlungen benötigt werden. Diese Papiere lesen am besten alle selbst, denn zum Vorlesen ist das zu viel Arbeit. Aber dabei kann man sich gut abwechseln. Während der eine Teil puzzelt, kann der andere Teil davon mal eine Pause einlegen und sich die zusätzlichen Informationen anschauen. Hier sind die eigenen Vorlieben entscheidend. Diese machen es übrigens auch schwer, einen Zeithorizont zu nennen. Es macht nämlich einen Unterschied, ob man sich dem alleine annimmt oder als Team. Bei mir lag das Puzzle auf einem separaten Tisch und wenn ich Lust und Zeit hatte, habe ich mich daran gesetzt. Ich schätze, dass ich dafür etwa 3 Stunden gebraucht habe. Das Ermitteln hat dann etwa noch 1 Stunde gedauert. Ich kann mir also vorstellen, dass man das als Gruppe auch problemlos an einem Abend zusammen angehen kann.
Doch noch etwas zum Procedere: Über eine bgeleitende Website kann man sich zu den einzelnen Verdächtigen Tipps einholen. Diese sind ebenfalls eine Hilfe, wenn man das Gefühl haben sollte, nicht recht weiter zu wissen. Die Website wird dann auch genutzt, um darüber die Auflösung des Kriminalfalls zu überprüfen.
Die Anleitung sagt übrigens explizit, dass man das Internet gerne nutzen darf, um zusätzliche Informationen einzuholen. Ich bin von dieser Option immer nur mäßig begeistert. Ich spiele Brettspiele oder mache Puzzle vor allem deswegen, weil ich nicht noch mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen will. Deswegen habe ich ein Problem damit, dass man nebenbei noch das Tablet oder Smartphone benutzen soll. Und eigentlich werden diese Hilfsmittel auch gar nicht benötigt – zumindest wüsste ich nicht, was wir im Nachhinein anders gemacht hätten, wenn wir zusätzlich noch im Internet unterwegs gewesen wären.
Die Qualität der Puzzle-Teile ist etwas durchwachsen. Nicht immer was alles sauber durchgestanzt. Die einzelnen Teile sind aber abwechslungsreich und oftmals auch markant genug, um auch über die einzelnen Formen Zuordnungen treffen zu können.
Endstation Underground
Beim Titel von ENDSTATION UNDERGROUND stellen sich bei mir ein wenig die Haare auf. Warum konnte man nicht bei einer Sprache bleiben? "Endstation Untergrund" hätte doch nicht wesentlich schlechter geklungen, oder? Außerdem gaukelt der Titel mir zu sehr etwas vor. Auch wenn anscheinend ausreichend Lizenzgebühren für die Nutzung des Logos der London Underground bezahlt wurden, so hat dieses Element eine deutlich unwichtigere Rolle gespielt, als ich das erwartet habe. Ich sah mich schon im Vorfeld, wie ich im Internet irgendwelche Fahrpläne auswerten würde, um damit Alibis zu überprüfen. Musste man aber nicht machen und vom Prinzip hätte der Fall auch in jeder anderen Stadt spielen können.
Zusätzlich war der kriminalistische Spürsinn nicht all zu sehr gefordert. Wenn man verstanden hat, was es mit dem Armband auf sich hat, war man doch schon recht nah an der richtigen Lösung des Falles. Mir hätte da die ein oder andere Volte noch ganz gut gefallen. Auf der anderen Seite hatte man somit ein Erfolgserlebnis und der Weg dorthin hat auch Spaß gemacht. Denn das zusätzliche Material ist doch sehr reizvoll. Mal liest Obduktionsberichte und spielt die ganze Zeit mit dem eigentlichen Highlight des Falles: ein ausgefülltes Notizbuch. Was habe ich mich wie Columbo gefühlt, wenn ich da durch geblättert habe.




Die Kunst des Mordes
DIE KUNST DES MORDES kam uns deutlich anspruchsvoller vor – sowohl was den Kriminalfall als auch die Schwierigkeit des großen Puzzles anbetraf (der Rand ist schon sehr weiß).
Deswegen war es gut, dass wir diesen Fall erst nach ENDSTATION UNDERGROUND angegangen sind. Bei diesem Fall werden deutlicher falsche Fährten gelegt, auf die wir dann auch prompt reingefallen sind. Nach ein wenig inne Halten sind wir dann aber doch auf die Auflösung gekommen – und haben uns hinterher geärgert, warum wir nicht gleich darauf gekommen sind. Die Herleitung war jedenfalls schlüssig und wir waren lediglich zu voreilig gewesen. Allerdings hat man dabei auch ein wenig die Beschränktheit des Mediums erlebt. Wir hatten eines der kleinen Puzzle falsch interpretiert, was in der Realität wohl so nicht passiert wäre. Aber deswegen ist es auch eine Art Spiel.



Bei diesem Fall sind übrigens einzelne Bild-Motive durchaus etwas blutrünstig, weswegen man vielleicht nicht unbedingt die Hilfe von kleinen Kindern dazu holen sollte.
Fazit
Über den Sinn und Zweck des Puzzelns kann man sich natürlich streiten. Wer nur schnell kriminalistische Rätsel lösen will, ist wohl bei den konventionellen Escape- bzw. Krimi-Boxen besser aufgehoben. Aber es soll bekanntlich Leute geben, die gerne puzzeln und sich dann darüber freuen, wenn sie mit dem Puzzle noch etwas zusätzliches machen können. Zu dieser Zielgruppe gehöre ich und ich habe mich von den MURDER MYSTERY PUZZLE in beiden Kernbereichen bestens unterhalten gefühlt.
Hallo Tobias,
ich komme eindeutig aus der Puzzler-Ecke, aber dein Bericht macht mich neugierig mal die Erweitungs-Variante vom puzzlen zu probieren. Normalerweise "zerstöre" ich das Puzzle auch wieder und packe es zurück in den Karton 😉
Viele Grüße von Judith