Balada von Jakub Muřín, Jindřich Pavlásek und Petr Vojtěch – erschienen bei Albi
In den letzten Jahren habe ich immer gerne ein Roll-and-Write-Triple aufgezogen und dort dann auch mal mit einem Flip-and-Write die entsprechende Kartenspielvariante eingebunden. Anscheinend ist dieses Untergenre aber recht erfolgreich, denn mittlerweile kann ich daraus ein eigenes Triple erstellen. Den Beginn davon macht heute BALADA.
Thema... schon in früheren Zeiten gab es Social Media – nur eben nicht in der heutigen Form. Anstatt, dass überall wild Sachen gepostet wurden, zogen Barden durch die Gegend und besangen dabei die neuesten Heldentaten. Genau das ist auch unsere Aufgabe in BALADA. Man benötigt dabei ein wenig Glück, die richtige Heldenperson zu begleiten – denn wenn man Pech hat, passiert auf der Reise herzlich wenig, über das es zu berichten lohnt.
Illustrationen… sind von Jakub Muřín und Jindřich Pavlásek und eine echte Augenweide. Schon die Covergestaltung hat dieses besondere Etwas, aber auch die Illustrationen auf den Karten und dem Spielplan gefallen mir richtig gut. Zusätzlich ist die gewählte Symbolsprache eindeutig – und einfach genug, um sie nachzeichnen zu können.
Ausstattung… ist genauso klassisch wie der Minnegesang: ein Stapel Karten, ausreichend doppelseitige Spielpläne, Bleistifte und Anleitungen in vielen verschiedenen Sprachen.
Die Karten unterteilen sich in Ereigniskarten und Landschaftskarten, die Berge, Wald und Wüste zeigen. Diese drei Landschaftstypen findet man auch auf den Feldern der Spielpläne – je nach aktueller Seite etwas unterschiedlich angeordnet. Die Ereigniskarten wiederum unterteilen sich in zwei verschiedene Decks und zeigen immer eine bestimmte Situation. Mal sieht man dort bspw. ein abgebildetes Schwert, mal die Krone einer Prinzessin.
Ablauf… über zweimal 12 Runden wird jeweils eine Landschaftskarte und zwei Ereigniskarten gezogen. Von diesen beiden Ereignissen sucht man sich eines aus und zeichnet das entsprechende Symbol in ein Feld der ebenfalls aufgedeckten Landschaft. Einmal pro Runde darf man zwar den Landschaftstyp tauschen, aber ansonsten muss man mit der Vorgabe zurecht kommen.
Sind alle 12 Felder mit Symbolen gefüllt, handelt man diese von links nach rechts ab. Dabei bekommt man Schwerter, erhält im Kampf mit Ungeheuern Wunden, kann diese wiederum heilen und findet vielleicht auch noch einen Schlüssel, um damit den geheimnisvollen Turm oder zumindest die Schatztruhe zu öffnen. All diese Erfahrungen wandelt man schließlich in Punkte um. Danach wendet man den Spielplan von der Tag- auf die Nachtseite, um die gleiche Prozedur zu wiederholen. Auf den Rückweg darf man nun Schwerter mitnehmen – allerdings auch Wunden.


Das gefällt mir nicht so gut: Prinzipiell ist die Wertung von BALADA sehr leicht zu verstehen. Schwierigkeiten machen dabei nur die Prinzessin, der Bösewicht und der Turm. Hierzu hätte ich mir gerne eine passende Info auf dem Spielplan oder auch auf den entsprechenden Karten gewünscht. Denn die zugehörigen Regeln muss man immer wieder erklären, weil diese eben nicht so intuitiv erfassbar sind wie die anderen.
Was ich mir – insbesondere bei dem außergewöhnlichen Thema – gewünscht hätte, wäre ein etwas ausgefeilterer Solo-Modus. Dieser sagt lediglich, dass man die Punkte der einzelnen Durchgänge miteinander vergleichen soll. Aber wie toll wäre denn eine kleine Kampagne, in der man mehrere Kapitel eines Helden-Saga nachspielen müsste? Da sehe ich noch ungenutztes Potenzial.
Aber auch im Mehrpersonen-Spiel hätte gerne noch etwas mehr Abwechslung stattfinden können. So würden unterschiedlichere Pläne (gerne auch mit längerer Strecke) oder neue Ereigniskarten einen höheren Wiederspielreiz ergeben. In der aktuellen Ausstattung hat man recht schnell das Gefühl, alles gesehen zu haben. Das Kennenlernen macht Spaß, aber auf Dauer fehlen unterschiedliche Verläufe, Überraschungen und besondere Situationen, an die man sich später noch einmal erinnern kann.
Das gefällt mir gut: BALADA besitzt ein unverbrauchtes Thema, welches durch die besondere Gestaltung auch sehr ansprechend präsentiert wird. Durch die vorhandene Leichtgewichtigkeit ist es gut als Familienspiel geeignet. Idealerweise werden dann die einzelnen Abenteuerdurchgänge auch vor der Gruppe erzählt: Meine mutige Heldin fand im tiefen Wald ein Schwert, womit sie gleich im Anschluss die fiese Schlange erledigte. Danach... Wenn man dabei ein wenig Zeit investiert, geht das erlebte Spiel über das eigentlich stumpfe Eintragen von Karten-Symbolen mit abschließender Wertung hinaus. Auf einmal entstehen Bilder im Kopf und der vorgegebene Handlungsrahmen wird mit Leben gefüllt.
Bei diesen Erzählungen wird dann auch deutlich, wie gut die einzelnen Wertungs-Elemente zueinander passen. Man hat bei BALADA glücklicherweise nicht das oftmals vorhandene Gefühl, dass um einen Mechanismus krampfhaft eine Handlung gestrickt wurde. Vielmehr vermittelt BALADA den stimmigen Eindruck, dass das Spiel aus dem Thema entwickelt wurde. Und so ist es spannend zu erleben, ob man noch die notwendige Heilung oder das erhoffte Schwert erhält oder eben nicht. Aufgrund der überschaubaren Rundenlänge kann man auch sehr gut eine Risikoabschätzung durchführen. Allerdings sind immer mehr Karten im Vorrat als dann tatsächlich ausgespielt werden, so dass man sich eben nie sicher sein kann, was noch kommt. Vor allem aber weiß man nicht, wann die Karten kommen. Ist man anfangs noch unsicher, warum man überhaupt etwas macht, so verdichtet sich gegen Ende der Runde das Spielgeschehen und man fiebert den letzten Karten entgegen. Mit ein wenig Spielerfahrung schälen sich dabei bestimmte Strategien heraus. Aber ob man mit diesen wirklich erfolgreich ist, dass entscheidet die Kartenverteilung. Durch die Möglichkeit, einmal die Landschaft zu tauschen, und durch die Portale ist man aber nicht ganz dem Zufall ausgesetzt, sondern man besitzt noch die ein oder andere Stellschraube. Dadurch wirkt das Spiel sehr rund und wenig frustig.
Diese harmonische Gefühl wird noch dadurch verstärkt, dass der Held oder die Heldin nicht sterben kann. Ist man nicht gut genug ausgerüstet flieht man vor allen Gefahren und hat am Ende sehr wahrscheinlich zu wenig Heldenpunkte – aber durch eine geschickte Bardenleistung lässt sich daraus bestimmt noch ein gut klingendes Heldenepos erschaffen.
Fazit: BALADA hat meine vollen Sympathien. Mir gefällt die Idee und auch die Umsetzung sehr gut. Schade nur, dass etwas zu wenig Abwechslung besteht – schließlich haben gute Abenteuergeschichten auch mehr als nur ein Kapitel.
Titel | Balada |
---|---|
Autor | Jakub Muřín, Jindřich Pavlásek und Petr Vojtěch |
Illustrationen | Jakub Muřín und Jindřich Pavlásek |
Dauer | 15 bis 20 Minuten |
Personenanzahl | 1 bis 6 Personen |
Zielgruppe | Familienspielrunden |
Verlag | Albi |
Jahr | 2021 |
Hinweis | für die Besprechung wurde vom Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt |
Kommentar hinzufügen