Clever 4Ever von Wolfgang Warsch – erschienen bei Schmidt Spiele
Ist das nun der Abschluss der Reihe? Wie kann ein weiterer Titel nach GANZ SCHÖN CLEVER, DOPPELT SO CLEVER und CLEVER HOCH DREI denn CLEVER 4EVER noch toppen? Weil immer ist nun einmal immer – zumal fünf ist Trümpf schon einmal als Claim benutzt wurde.
Thema... never ever, womit auch dieser Teil der Reihe kein Thema hat – und wir uns immer noch fragen, was diese Füchse nun darstellen sollen.
Gestaltung… bleibt sich ebenfalls treu, weswegen auch wieder Leon Schiffer ans Werk durfte.
Ausstattung… ist wie immer und... STOP!!! – es hat sich etwas geändert. Okay, es bleibt bei einem Block und 6 verschieden farbigen Würfeln – übrigens in den Farben von DOPPELT SO CLEVER. Aber es fehlen die nervigen schwarzen Filzstifte! Stattdessen hat sich der Verlag dazu entschlossen, einen (!) Bleistift beizulegen, was ich als sehr gelungenen Kompromiss ansehen. Denn wie die Anleitung richtig schreibt, kann man davon ausgehen, dass im Normalfall genügen andere Stifte zu finden sind. Sollte das aber mal nicht der Fall sein, gibt es diesen Notfall-Bleistift und eine Partie CLEVER 4EVER ist immer noch möglich.
Ablauf… nun kann ich wieder in meinen Trott zurückkehren, denn auch am eigentlichen Ablauf hat sich nichts geändert: Nach und nach lege ich drei Würfel aus meinem vorher durchgeführten Wurf heraus und nutze diese jeweils sofort. Nicht genutzte Würfel kommen auf das Silbertablett und stehen am Ende eines Zuges den Mitspielenden zur Verfügung.
Wie wir es aber von den anderen Fortsetzungen gewohnt sind, gibt es wieder leichte Änderungen im Detail. Dabei sollen die unterschiedlichen Würfelfarben bestimmte Funktionsweisen widerspiegeln. Im blauen Bereich kombiniert man wieder den blauen mit dem weißen Würfel, nur dass man dieses Mal Kombinationen in einem Raster ankreuzt. Der rosafarbene Bereich ist wieder ohne Restriktionen versehen, allerdings bekommt man die Boni nur, wenn man eine 5 oder 6 einträgt – und für 2er, 4er und 6er gibt es noch zusätzliche Punkte. Im gelben Bereich wendet man mathematische Grundkenntnisse an, in dem addiert, subtrahiert und eine immer größer werdende Zahlenfolge bestimmt. Der grüne Bereich wiederum besteht aus zwei leicht verschobenen Zeilen. Die untere Zeile schaltet Boni frei, die obere ergibt addiert mit der unteren die Punkte. Ganz neue Wege geht der graue Bereich, bei dem wir Flächen füllen, was ein wenig an die vielen populären Puzzle-Spiele erinnert.
Neu ist auch eine zusätzliche Aktion, die im Kopfbereich des Blocks angeordnet ist. Über verschiedene Boni kann ich mir Felder markieren, die ich dann später dazu benutzen kann, die Würfelwerte auf dem Silbertablett abzusenken oder zu erhöhen.
Das gefällt mir nicht so gut: Bei der dritten Erweiterungsbox ein drittes Mal anzumerken, dass eigentlich nur der neue Block interessant und der Rest verzichtbar ist, fühlt sich ein wenig ernüchternd an. Aber trotzdem wiederhole ich mich da gerne. Natürlich ist für den Verlag eine eigene Box besser zu vermarkten. Aber dieses Verhalten entlarvt auch ein wenig die Haltung, die eher konträr zum nach Außen getragenen Anspruch steht. Uns Nutzenden wird der Verzicht auf die Filzstifte mit folgenden Worten erklärt: "Der Umwelt zuliebe, sind diesem Spiel keine Filzstifte beigelegt, da wir davon ausgehen, dass ihr genügend Stifte zur Hand habt...." Wenn man diesen Grundgedanken aber konsequent anwenden würde, dann hätte eine Veröffentlichung der nun vorliegenden Spiel-Idee als reine Block-Erweiterung völlig ausgereicht – davon ausgehend, dass bunte Würfel ebenfalls zur Hand sind. Es drängt sich somit der Gedanke auf, dass eigentlich wirtschaftliche Gründe hinter dieser Entscheidung stecken, da ein Bleistift weniger kostenintensiv als vier Filzstifte ist. Unabhängig davon befürworte ich natürlich trotzdem diese Entscheidung – und das nicht nur, weil ich mir somit nicht mehr meine Finger schwarz anmale.
Ansonsten bleibt es dabei, dass ich auch CLEVER 4EVER ungern in voller Besetzung spiele, da in dieser Konstellation mir doch etwas zu viel Leerlauf besteht. Zumindest sind die Möglichkeiten nun wieder deutlich weniger restriktiv, so dass man auch mit vermeintlich schlechten Zahlenwerten immer noch etwas anfangen kann.
Das gefällt mir gut: Die Werbung verspricht einem oftmals "Das Beste seit..." und natürlich wird auch bei solchen Fortsetzungen immer gerne gefragt, ob die Neuheit nun der beste Titel der Reihe ist. So etwas fällt mir immer schwer zu beurteilen, denn bspw. gäbe es ohne GANZ SCHÖN CLEVER auch keine Nachfolger, womit das per Definition eigentlich der beste Teil der Reihe sein müsste. Meiner Meinung nach sollte man sich von solchen Einordnungen frei machen und sich lieber fragen, ob man das Spiel denn gerne spielt. Und diese Frage kann ich bei CLEVER 4EVER definitiv bejahen. Der ganz große Sog blieb zwar aus, was aber wohl auch daran liegt, dass selbst ich mittlerweile ein wenig übersättigt von all den vielen Roll-and-Write-Spielen bin, die sich an dieser Reihe orientiert haben. Aber noch immer finde ich es befriedigend, einen Kettenzug nach dem anderen zu machen und am Ende auch noch einen Fuchs freizuschalten.
Am meisten Spaß macht dabei die Erkundungsphase, wenn man das Spiel noch nicht all zu gut kennt. Wenn man stückweise die Verbindungen der einzelnen Elemente begreift und sich langsam aber sicher ein Weg aufzeigt, mit dem man in die hohen Highscore-Bereiche kommt. Dieses Herantasten finde ich am spannendsten – zumal es bei CLEVER 4EVER auch wieder einiges Neues zu entdecken gibt. Vor allem der graue und grüne Bereich haben es mir dabei angetan. Bei grau finde ich die Umsetzung des Puzzle-Aspektes gelungen, womit ein ganz neues Element in der Reihe auftritt. Der grüne Bereich wiederum besticht durch seine Einfachheit. Mit ganz wenig Regeln wird hier ein unangenehmes Dilemma erzeugt: schnell Boni einsammeln oder doch lieber Punkte machen?
Insgesamt hat man den Eindruck, dass die Komplexität im Vergleich zu den anderen Boxen noch einmal angezogen hat. Damit grenzt sich das Spiel von vielen anderen Genre-Vertretern ab, die doch eher einen leichten Einstieg versuchen und somit die Massen ansprechen wollen. CLEVER 4EVER ist dahingegen für die Personen, die schon die anderen Boxen ausgiebig gespielt haben und nun neue Herausforderungen brauchen – und erfolgreich bedient werden.
Fazit: Bei mir ist ein wenig die Luft aus der Clever-Reihe bzw. dem gesamten Genre raus – zu viele solide Roll-and-Write-Spiele haben die letzten Jahren das Licht der Welt erblickt. CLEVER 4EVER reiht sich da mit ein. Das Spielkonzept ist immer noch clever, aber es fehlt so ein wenig das Außergewöhnliche, um einen vollends mitzureißen.
Titel | Clever 4Ever |
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Autor | Wolfgang Warsch |
Gestaltung | Leon Schiffer |
Dauer | 30 bis 60 Minuten |
Personenanzahl | 1 bis 4 Personen |
Zielgruppe | würfelnde Kennerspielrunden |
Verlag | Schmidt Spiele |
Jahr | 2022 |
Hinweis | für die Besprechung wurde vom Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt |
Die Version des Spielplans, die der Spielepackung beiliegt ist unausgewogen was die Möglichkeiten und Erfolgschancen der einzelnen Felder angeht. Also einfach nicht so wie bei den früheren Versionen vollends durchdacht und ausgeklügelt. Offenbar hat Schmidt Spielehersteller das bereits selber erkannt und mit einer Challenge I Version nachgebessert. Unverständlich, warum diese Version nicht mittlerweile in die Grundausstattung aufgenommen wurde. Im Gegensatz zu früheren Versionen der Clever Reihe überwiegt hier der eindeutig Strategieanteil. Selbst bei fehlenden Würfelglück kann man mit Geschick und Cleverness immer noch gut punkten. Schade nur, dass das Design, vor allem im puzzleartigen grauen Feld, bezüglich der Übersichtlichkeit der Felder kurz gesagt misslungen ist. Hier gibt es schwarze Bereiche, die nicht angekreuzt werden, aber kaum von den dunkelgrauen Bereichen zu unterscheiden sind.