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kritisch gespielt: Deckscape – Der Test

Deckscape – Der Test von Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino erschienen bei Abacusspiele

Deckscape Der Test - Box3D
Foto: Aba­cus­spie­le

Ein gro­ßer Trend des letzt­jäh­ri­gen Spie­le-Jahr­gangs waren sicher­lich die Exit-Spie­le. Spä­tes­tens durch die Ver­lei­hung zum Ken­ner­spiel des Jah­res für die EXIT-Rei­he von Kos­mos haben das selbst Leu­te außer­halb der Sze­ne mit­be­kom­men. Des­we­gen ist es nicht ver­wun­der­lich (und auch völ­lig legi­tim), wenn nun wei­te­re Ver­la­ge auf die­sen Trend-Zug mit auf­sprin­gen. Hell­hö­rig wur­de ich bei DECKSCAPE – DER TEST, da die­ses Exit-Spiel im Hosen­ta­schen­for­mat und ganz ohne App oder ande­ren Schnick­schnack daher kommt.

The­ma... wir Spie­ler wur­den als bes­te Stu­den­ten des schrul­li­gen Dok­tor Thy­mes in sein Labor gebe­ten. Dort wird ein Test mit uns durch­ge­führt, den wir so nicht erwar­tet haben. Denn auf ein­mal ver­schwin­det der Doc durch eine Fall­tür und lässt uns in völ­li­ger Dun­kel­heit im abge­rie­gel­ten Labor zurück. Eine per­fi­de Fal­le – oder doch nur ein Intelligenz-Test?

Deckscape Der Test - Gegenstände
Wis­sen­schaft­ler und Ord­nung – das passt nicht zusam­men (doch so kön­nen wir vie­le Gegen­stän­de finden)

Illus­tra­tio­nen... sind von Albe­ro Bon­tem­pi und fal­len nicht wirk­lich auf, was aber von Vor­teil ist! Alles ist funk­tio­nal gestal­tet, so dass man sich gut auf die Rät­sel kon­zen­trie­ren kann. Also gebührt Bon­tem­pi das Kom­pli­ment, wel­ches auch an gute Schieds­rich­ter gege­ben wird: sei­ne Zeich­nun­gen drän­gen sich nicht in den Vor­der­grund und sor­gen für ein flüs­si­ges Spiel.

Aus­stat­tung... besteht aus 60 groß­for­ma­ti­gen und dicken Kar­ten. Die­se sind alle durch­num­me­riert und man fängt natür­lich von vor­ne an. Zusätz­lich wird noch ein Stift benö­tigt und auch ein Notiz­zet­tel kann hilf­reich sein. Mehr bedarf es nicht – außer natür­lich einem wachen Geist.

Deckscape Der Test - Beginn
am Anfang war die Kar­te 1

Ablauf... wird man in der Ein­füh­rung von Kar­te zu Kar­te geschickt, steht man auf ein­mal vor vier bun­ten Vor­hän­gen (Kar­ten­sta­peln). Dar­un­ter ver­ber­gen sich dann ein­zel­ne Rät­sel. Dabei wer­den die­se nicht sta­pel­wei­se durch­ge­spielt, son­dern man springt zwi­schen die­sen hin und her – je nach­dem, wel­che Hin­wei­se man im Ver­lau­fe des Spiels gewinnt.

Eine Beson­der­heit stellt die Auf­lö­sung der Rät­sel dar. Denn man hat nur einen Ver­such. Ent­we­der man hat das Rät­sel rich­tig gelöst oder eben nicht. Die Auf­lö­sung steht meist auf der Kar­ten­rück­sei­te und man muss sich ein X notie­ren, wenn man das Rät­sel nicht rich­tig gelöst hat. Ganz am Anfang hat man zwar grund­sätz­lich die Mög­lich­keit, sich einen Hin­weis anzei­gen zu las­sen. Aber mehr auch nicht. Ganz oder gar nicht lau­tet also das Motto.

Deckscape Der Test - Vorhänge
Vor­hang auf für die Rätselei

Das gefällt mir nicht so gut: Durch die direk­te Auf­lö­sung auf der Kar­ten­rück­sei­te ergibt sich kein Her­an­tas­ten an die Lösung. Bei ande­ren Exit-Spie­le gibt es oft die­se extre­men Gefühls­schwan­kun­gen zwi­schen Eupho­rie und Ent­täu­schung. Je kna­cki­ger ein Rät­sel ist, des­to mehr freut man sich, wenn man nun die ver­meint­li­che Lösung gefun­den hat – und des­to ent­täusch­ter ist man, wenn dann wie­der nur ein "nö, das war noch nicht die Lösung, ver­such es wei­ter" kommt. Die­se emo­tio­na­le Spi­ra­le fehlt bei DECKSCAPE – DER TEST. Somit fühl­te ich mich auch nicht als Teil einer Geschich­te, son­dern eher wie ein mecha­ni­scher Rätsellöser.

Deckscape Der Test - Hinweise
Ganz oder gar nicht – es sei denn, mal will mit Hin­wei­sen spie­len (dann nur halb oder gar nicht)

Zudem muss man auf­pas­sen, wie man mit dem Mate­ri­al umgeht. Denn auf­grund der gewähl­ten Mecha­nik darf man sich nur die Kar­ten­vor­der­sei­ten anse­hen und die Kar­ten am bes­ten nicht vom Sta­pel bewe­gen (da dann schon die nächs­ten Kar­ten dar­un­ter erschei­nen). Aber viel zu ger­ne nimmt man eine Kar­te in die Hand, um sich ein Detail näher anzu­se­hen. Sitzt dann ein Mit­spie­ler gegen­über, kann die­ser viel­leicht die Lösung erken­nen. Es pas­siert also wenig hap­ti­sches, da man idea­ler­wei­se nur auf die auf dem Tisch lie­gen­de Kar­te anstarrt. Wir haben dann jeweils eine der Start­kar­ten immer unter die Kar­te gescho­ben und eine auf den Nach­zieh­sta­pel gelegt, damit man die aktu­el­le Rät­sel­kar­te auch mal auf­neh­men und wei­ter­rei­chen kann. Ins­be­son­de­re bei meh­re­ren Mit­spie­lern bie­tet sich ein sol­ches Vor­ge­hen an.

Das gefällt mir gut: Die Rät­sel sind nicht ganz so her­aus­for­dernd wie bei ande­ren mir bekann­ten Exit-Spie­len; sie sind aber trotz­dem abwechs­lungs­reich und kurz­wei­lig. Sehr gut fin­de ich, dass man kei­ne App oder etwas ähn­li­ches benö­tigt sowie die prak­ti­sche Kom­pakt­heit des Spiels. Somit kann man DECKSCAPE – DER TEST sehr gut mit­neh­men und bspw. eine lan­ge Bahn­fahrt oder Bus­rei­se über­brü­cken (und wahr­schein­lich hat man gleich noch ein paar inter­es­sier­te Mit­rei­sen­de angesteckt).

Ein wei­te­rer gro­ßer Vor­teil ist, dass nichts zer­stört oder ver­än­dert wer­den muss. Am Ende einer Par­tie muss man die Kar­ten nur wie­der in die rich­ti­ge Rei­hen­fol­ge brin­gen und eine zwei­te Grup­pe kann den glei­chen Spaß haben, den man selbst erleb­te. Man muss also kein Wie­der­her­stel­lungs­set vor­be­rei­ten oder gar kaufen.

In die­sem Zusam­men­hang sind auch die ver­schie­de­nen Sto­ry-Ver­läu­fe am Ende posi­tiv zu erwäh­nen. Die letz­te Auf­ga­be kann unter­schied­lich gelöst wer­den – und je nach Lösung, endet die erleb­te Geschich­te anders. Auch wenn DECKSCAPE – DER TEST nicht durch die mit­er­leb­te the­ma­ti­sche Ein­bet­tung glänzt, ist das ein schö­ne Idee – ins­be­son­de­re dann, wenn sich unter­schied­li­chen Grup­pen mit­ein­an­der ver­glei­chen. Ohne­hin wird mit dem gan­zen The­ma spie­le­risch umge­gan­gen, so dass auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Fazit: Für mich stellt DECKSCAPE – DER TEST einen guten Ein­stieg in die Welt der Exit-Spie­le dar. Ein gro­ßes Plus ist die kom­pak­te Aus­stat­tung sowie die pro­blem­lo­se Wie­der­spiel­bar­keit. Ich freue mich jeden­falls sehr auf wei­te­re DECK­SCAPE-Aben­teu­er. Und wer sich noch unsi­cher ist, ob das DECK­SCAPE-Prin­zip etwas für einen ist, dem sei das gute Demo-Spiel zum Aus­pro­bie­ren empfohlen.

TitelDeck­scape – Der Test
AutorMar­ti­no Chi­ac­c­hie­ra & Sil­va­no Sorrentino
Illus­tra­tio­nenAlbe­ro Bontempi
Dau­er60 bis 75 Minuten
Spie­ler­an­zahl1 bis 6 Spieler
Ziel­grup­peRät­sel­spiel
Ver­lagAba­cus­spie­le
Jahr2017

Ich bedan­ke mich bei Aba­cus­spie­le für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

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