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kritisch gespielt: Deckscape – Das Schicksal von London

Deckscape – Das Schicksal von London von Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino erschienen bei Abacusspiele

Deckscape-London - Box
Foto: Aba­cus­spie­le

DECKSCAPE – DER TEST war wahr­lich ein guter Test. Denn damit konn­te man gut fest­stel­len, ob einem das Prin­zip der DECK­SCAPE-Spie­le zusagt. Bei mir tat es das. Und so war klar: auch der zwei­te Fall der Rei­he DECKSCAPE – DAS SCHICKSAL VON LONDON muss­te gespielt werden.

The­ma... wir sind doch tat­säch­lich einer der bes­ten Spe­zi­al­agen­ten von Scot­land Yard. Aber wir müs­sen nicht etwa einen Mis­ter X ein­fan­gen, son­dern eine streng gehei­me Mis­si­on in Lon­don erfül­len. Denn dort sol­len vier Bom­ben ver­steckt sein, die es nun mit unse­rer Hil­fe zu ent­schär­fen gilt. Doch die Bom­ben bzw. die Zugän­ge zu die­sen sind mit vie­len zu lösen­den Rät­seln gesichert.

Deckscape-London - Mission
Im Diens­te der Majes­tät ste­hen wir immer bereit.

Illus­tra­tio­nen... sind wie­der von Alber­to Bon­tem­pi und gefal­len mir recht gut. Alles ist deut­lich gezeich­net und die Stim­mung der Sto­ry wird gut eingefangen.

Aus­stat­tung... besteht aus 60 groß­for­ma­ti­gen und dicken Kar­ten. Die­se sind alle durch­num­me­riert – und natür­lich fängt man bei Num­mer 1 an. Dar­über hin­aus wird noch ein Stift benö­tigt. Auch ein Notiz­zet­tel ist sehr zu emp­feh­len. Außer­dem wird emp­foh­len, eine Uhr dabei zu haben, damit man spä­ter sei­ne Leis­tung beur­tei­len kann. Ist natür­lich nicht wirk­lich not­wen­dig, aber schließ­lich hat DECKSCAPE sei­nen Ursprung in den Exit-Räu­men und dort ist das Zeit­li­mit ein ent­schei­den­der Stress-Faktor.

Deckscape-London - Kartenstapel
60 Kar­ten bis zum Ziel

Ablauf... ab der Ein­füh­rung wird man von Kar­te zu Kar­te geschickt. Erst wird der Ablauf erklärt, spä­ter kann man ver­schie­de­nen Hand­lungs­strän­gen fol­gen. Auf den Kar­ten befin­den sich einer­seits Rät­sel, ande­rer­seits aber auch abge­bil­de­te "Gegen­stän­de", die man für die Auf­lö­sung der Rät­sel benö­tigt. Der Hand­lungs­strang ist dabei größ­ten­teils vor­ge­ge­ben. Aller­dings muss man schon auf­pas­sen, dass man nicht vor­schnell etwas auf den Abla­ge­hau­fen wirft.

Im Ver­gleich zu ande­ren Exit-Spie­len stellt die Auf­lö­sung der Rät­sel eine Beson­der­heit dar. Denn man hat nur einen Ver­such. Ent­we­der man hat das Rät­sel rich­tig gelöst oder eben nicht. Die Auf­lö­sung steht meist auf der Kar­ten­rück­sei­te und man muss sich ein X notie­ren, wenn man das Rät­sel falsch gelöst hat. Wenn man sich bei der Auf­lö­sung unsi­cher ist, kann man sich auch einen Hin­weis anzei­gen geben las­sen. Aber mehr Hil­fe gibt es nicht. Ein lang­sa­mes Her­an­tas­ten an die Lösun­gen ist dem­nach nicht mög­lich – "all in" lau­tet das Motto.

Deckscape-London - Hinweise
Hin­wei­se sol­len das Rät­seln erleich­tern – klappt aber nicht immer

Das gefällt mir nicht so gut: Die Kri­tik­punk­te von DECKSCAPE – DER TEST blei­ben erhal­ten. Es muss den Mit­spie­lern klar sein, dass es kei­ne schritt­wei­se Annä­he­rung an die Rät­sel-Auf­lö­sun­gen gibt. Durch die direk­te Lösung auf der Kar­ten­rück­sei­te wird man ent­we­der in sei­ner Ein­schät­zung bestä­tigt oder nicht. Das ist bei Fehl­ver­su­chen manch­mal ärger­lich, weil man sich auf dem rich­ti­gen Weg befand aber viel­leicht etwas zu unauf­merk­sam war. Man kann sol­che klei­nen Kon­zen­tra­ti­ons­feh­ler aber nicht mehr wett machen, weil es nur ein rich­tig oder falsch gibt – und nicht ein: du bist auf dem rich­ti­gen Weg.

Bei den DECK­SCAPE-Spie­len feh­len somit auch die­se extre­men Gefühls­schwan­kun­gen zwi­schen Eupho­rie und Ent­täu­schung, die man aus ande­ren EXIT-Spie­len kennt. Denn dort ist es oft so, dass je kniff­li­ger ein Rät­sel ist, des­to mehr freut man sich, wenn man nun die ver­meint­li­che Lösung gefun­den hat – und des­to ent­täusch­ter ist man, wenn man es doch nicht gelöst hat. Die­se emo­tio­na­len Momen­te erlebt man nicht bei DECKSCAPE.

Wei­ter­hin muss man auf­pas­sen, wie man mit dem Mate­ri­al umgeht. Denn auf­grund der gewähl­ten Mecha­nik darf man sich bei den Rät­seln nur die Kar­ten­vor­der­sei­ten anse­hen. Am bes­ten wer­den die Kar­ten erst gar nicht vom Sta­pel her­un­ter genom­men (da dann schon die nächs­ten Kar­ten dar­un­ter erschei­nen). Aber viel zu ger­ne nimmt man eine Kar­te in die Hand, um sich ein Detail näher anzu­se­hen. Sitzt dann ein Mit­spie­ler gegen­über, kann die­ser viel­leicht die Lösung erken­nen. Hier wäre viel­leicht noch die ein oder ande­re Abdeck­kar­te hilf­reich, die man unter die aktu­el­le Kar­te bzw. auf den fol­gen­den Sta­pel schie­ben kann, so dass man die Kar­ten pro­blem­los hoch neh­men und wei­ter rei­chen kann.

Deckscape-London - Türsteher
"Du kommst hier nicht rein!"

Das gefällt mir gut: Im Ver­gleich zu DECKSCAPE – DER TEST fan­den wir die Rät­sel die­ses Mal etwas kna­cki­ger. Es wur­de sich etwas von den Kar­ten gelöst bzw. man muss­te die­se anders benut­zen. Natür­lich ist das immer noch nicht ver­gleich­bar zur Mate­ri­al­ein­bin­dung der EXIT – DAS SPIEL Rei­he von KOSMOS. Aller­dings besteht im Ver­gleich zu die­ser Rei­he bei DECKSCAPE ein gro­ßer Vor­teil: es muss nichts zer­stört oder dau­er­haft ver­än­dert wer­den. Bringt man am Ende einer Par­tie die Kar­ten wie­der in die rich­ti­ge Rei­hen­fol­ge, dann kann eine zwei­te Grup­pe den glei­chen Spaß mit DECKSCAPE – DAS SCHICKSAL VON LONDON haben. Man muss also kein Wie­der­her­stel­lungs­set vor­be­rei­ten oder gar ein neu­es Exem­plar kaufen.

Wie­der beson­ders gut gefal­len hat mir der tro­cke­ne Humor. Das Spiel und auch die Sto­ry wird nicht zu ernst genom­men. Dies macht sich teil­wei­se bei den Rät­sel bemerk­bar, aber ins­be­son­de­re auch bei den alter­na­ti­ven Sto­ry-Enden. Somit wird eine posi­ti­ve Grund­stim­mung ver­brei­tet, die der Atmo­sphä­re am Tisch gut tut. Ohne­hin gefällt mir die­ses Mal die Sto­ry wesent­lich besser.

Deckscape-London - Ende
ich freue mich auf wei­te­re Deckscape-Fälle

Fazit: Für man­che Mit­spie­ler war das DECK­SCAPE-Prin­zip zu tro­cken. Die woll­ten mehr Ner­ven­kit­zel, woll­ten mehr Sack­gas­sen beim Lösen der Rät­sel erle­ben. Stimmt, das kann DECKSCAPE nicht bie­ten. Aber für einen flo­cki­gen Spie­le­nach­mit­tag ist DECKSCAPE – DAS SCHICKSAL VON LONDON in mei­nen Augen genau rich­tig. Ich freue mich jeden­falls schon auf neue Fäl­le – die glück­li­cher­wei­se auch schon ange­kün­digt sind. Das nächs­te Aben­teu­er "RAUB IN VENEDIG" lässt mich wie­der auf eine inter­es­san­te Geschich­te hoffen.

TitelDeck­scape – Das Schick­sal von London
AutorMar­ti­no Chi­ac­c­hie­ra & Sil­va­no Sorrentino
Illus­tra­tio­nenAlbe­ro Bontempi
Dau­er60 bis 75 Minuten
Spie­ler­an­zahl1 bis 6 Spieler
Ziel­grup­peRät­sel­spiel
Ver­lagAba­cus­spie­le
Jahr2017

Ich bedan­ke mich bei Aba­cus­spie­le für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

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