Echt Spitze von Klaus-Jürgen Wrede und Ralf Querfurth – erschienen bei Schmidt Spiele
Werbung ist schon was Tolles! Da wird das doch eher nicht so hoch gelobte KANNSTE KNICKEN schnell mal als Knüller dargestellt (wohl auch wegen der Alliteration). Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie dort in Zukunft von ECHT SPITZE die Rede sein wird. Denn wie so viele andere Spiele der "klein & fein"-Reihe macht der Titel schon mal einen auf dicke Hose. Doch steckt auch genug in dieser drin?
Thema... folgt auch in dieser Hinsicht dem Trend der Reihe: ist keines vorhanden – und wird auch nicht benötigt.
Gestaltung… entstand aus einer Zusammenarbeit von Leon Schiffer mit Olga Cress. Ähnlich wie bei DIZZLE oder auch KANNSTE KNICKEN verfolgen uns durch die einzelnen Level vom Smartphone bekannt vorkommende Emojis.
Ausstattung… hat eine Überraschung zu bieten: es fehlen die kleinen schwarzen Filzstifte – meine ansonsten angemalten Fingerkuppen danken! Aber die Bleistifte ergeben auch spielmechanisch Sinn, da wir mit deren Spitze immer mal wieder die einzelnen Papierbögen durchstechen müssen. Damit das ohne Schaden auf der Tischplatte möglich ist, liegt in der Box noch eine Moosgummi-Unterlage. Das mechanische Herzstück sind jedoch die Würfel. Diese zeigen die Werte von 1 bis 5 sowie ein Joker-Fragezeichen.
Ablauf… nachdem wir uns auf ein Level geeinigt haben, wird eine nach bestimmte Anzahl an Würfel geworfen. Reihum nehmen wir uns einen davon und legen diesen auf das passende horizontale oder vertikale Zahlenfeld auf dem Wertungsblatt. Haben das alle getan, bleiben noch zwei Würfel übrig. Die gestartete Person darf diese nun nochmals würfeln oder so belassen. Dann suchen sich alle davon einen zweiten Würfel aus, der wiederum – imaginär – auf ein passendes Zahlenfeld gelegt wird, so dass ein Schnittpunkt der beiden Würfel entsteht. Diesen dürfen wir nun markieren. Ist noch ein kleines Extra-Kreuz auf einem der Würfel zu sehen, können wir sogar ein anliegendes Feld markieren. Aber das auch nur dann, wenn unser erstes Kreuz keinen Durchbruch erzeugt hat.
Ist nämlich auf dem ersten Feld eine Seifenblase zu sehen, dann stechen wir mit dem Stift das Feld durch, wenden das Blatt und markieren auf der Rückseite an der gleichen Stelle ebenfalls ein Kreuz. Wir drehen das Blatt aber nicht wieder um, sondern sind nun auf dieser neuen Seite aktiv.
Das alles machen wir, um nach und nach einzelne Symbole abzukreuzen die Punkte einbringen und auch das Spielende auslösen. Level 1 bietet nicht mehr und ist deswegen gut als Einstieg geeignet. Die folgenden Level sind etwas komplexer, da nun bspw. Felder für die Mitspielenden gesperrt werden können oder aber bestimmte Abkreuz-Formen erstellt werden müssen.
Das gefällt mir nicht so gut: Vor zehn Jahren wäre ECHT SPITZE vielleicht ein kleiner Hit gewesen. Mittlerweile bin ich der vielen Roll-and-Write-Spielen aber etwas überdrüssig. Und so bietet mir ECHT SPITZE zu wenig Besonderes. Ich habe das Gefühl, alles schon gesehen zu haben: ich kann an den Würfen der anderen partiziperen und es gibt ein Wettrennen um Zuerst-Bau-Boni. Der Clou mit dem Wenden des Wertungsblattes ist an für sich ein smarter Einfall, allerdings hebt er das Spiel nicht auf ein höheres Level. Im Gegenteil, ich kann nämlich nicht auf den ersten Blick erkennen, wie ich im Vergleich zu meinen Mitspielenden stehe. So spannend das Element anfangs ist, so genervt ist man am Ende, weil dadurch hauptsächlich Verwaltungsarbeit zu verrichten ist.
Das Solospiel funktioniert, übt aber auch keinen echten Reiz aus – hauptsächlich deswegen, weil es zu wenig innerhalb des Spiels zu entdecken gibt. Die einzelnen Level laden nicht zum Ausprobieren verschiedener Wege ein. Somit ist die Highscore-Jagd nur abhängig von den Zufällen der Würfelwerte. Da gibt es spannendere Aufgaben.
Das gefällt mir gut: Die einzelnen Level spielen sich schon sehr unterschiedlich. Level 1 ist definitiv nur für den Einstieg gedacht, deutlich interessanter sind die anderen Level. So ist bspw. bei Level 2 die Interaktion zumindest etwas höher, weil man direkten Einfluss ausüben kann. Schade, dass es nicht noch ein weiteres Level in die Box geschafft hat. Durch die anderen Spiele der "klein & fein"-Reihe hat man sich ein wenig an vier unterschiedliche Level gewöhnt und aufgrund der Macht der Gewohnheit fühlen sich drei Level nun unvollständig an.
Redaktionell macht ECHT SPITZE vieles richtig. Der umklappbare Wertungsbereich ist tricky und es hilft, dass die Symbole der Rückseite auch klein auf der Vorderseite zu erkennen ist. Zusätzlich lässt die Anleitung keine Fragen offen und auch die Gestaltung ist klar und übersichtlich.
Fazit: Die hausinterne Skala von Schmidt Spiele propagiert für ECHT SPITZE eine 10 von 10 beim Wiederspielreiz. Das ist meiner Meinung nach aber definitiv als Werbung anzusehen. In meinen Testrunden wurde viel häufiger gesagt: "Joa, ganz nett – was hast du denn noch für Spiele dabei?"
Titel | Echt Spitze |
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Autor | Klaus-Jürgen Wrede und Ralf Querfurth |
Gestaltung | Olga Cress und Leon Schiffer |
Dauer | 20 Minuten |
Personenanzahl | 1 bis 4 Personen |
Zielgruppe | würfelnde Familienspielrunden |
Verlag | Schmidt Spiele |
Jahr | 2022 |
Hinweis | für die Besprechung wurde vom Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt |
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