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kritisch gespielt: Game Over

Game Over von Jérémy Peytevin – erschienen bei La Haute Roche

Game Over - Box
Foto: La Hau­te Roche

Bei der Ver­schlag­wor­tung zu die­sem Bei­trag stand ich wie­der vor dem Pro­blem: ist das nun ein Kin­der­spiel oder ein Fami­li­en­spiel? Für das Kin­der­spiel spricht, dass es pro­blem­los mit Kin­dern ab 5 Jah­ren gespielt wer­den kann. Für Fami­li­en­spiel dahin­ge­gen, dass auch rei­ne Erwach­se­nen­run­den an die­sem klei­nen Spiel­chen gro­ße Freu­de haben kön­nen. Der Namen asso­zi­iert außer­dem, dass es auch im stu­den­ti­schen Milieu als Trink­spiel Erfolg haben könnte...

The­ma... ist mehr dem Kin­der­spiel zuzu­ord­nen. Jeder klei­ne Held will sei­ne ver­schol­le­ne Prin­zes­sin befrei­en. Die­se ist in einem Käfig ein­ge­sperrt, der wie­der­um in einem dunk­len Ver­lies ver­steckt ist. Und wie das Hel­den­le­ben nun ein­mal so ist, wim­melt es in die­sem Ver­lies nur so von Mons­tern. Also heißt es, sich mit den rich­ti­gen Waf­fen ein­zu­de­cken und die Prin­zes­sin erst zu suchen und dann zu befreien.

Gra­fik... ist von MIDAM, einem bel­gi­schen Comic-Zeich­ner bzw. ‑Autor. Von ihm bestehen seit 2004 auch Comic­bän­de zu GAME OVER, so dass das vor­lie­gen­de Werk eher ein Spiel zum Comic ist als eine Comic-Illus­tra­tio­nen zum Spiel. Das erklärt auch die eher etwas unty­pi­sche Gestaltung.

Game Over - kompakt
klein und kom­pakt – nicht nur die Hel­den, son­dern auch die Spielbox

Aus­stat­tung... ist erfreu­lich kom­pakt! In einer sehr klei­nen Schach­tel fin­den sich 33 qua­dra­ti­sche Kar­ten und eine Spiel­re­gel wie­der – mehr braucht es nicht!

Ablauf... ist ein­fach. Zuerst wird das Ver­lies aus den 25 zuge­hö­ri­gen Kar­ten aus­ge­legt (im 5*5‑Raster). An die Ecken wer­den die teil­neh­men­den Hel­den plat­ziert und außer­halb auch noch die vier zur Ver­fü­gung ste­hen­den Waf­fen (Keu­le, Gift, Pfei­le und eine Laser­pis­to­le!) bereitgelegt.

Game Over - Game Over
GAME OVER – plea­se insert a coin

Ist man am Zug, dann beginnt man an der einem zuge­ord­ne­ten Ecke. Man sucht sich eine Waf­fe aus und betritt das Ver­lies – was bedeu­tet, dass man die ers­te Kar­te auf­deckt. Meis­tens trifft man dann auf ein Mons­ter. Hat man vor­her die rich­ti­ge Waf­fe gewählt, kann man das Mons­ter besie­gen und das Pro­ze­de­re wie­der­ho­len (Waf­fe wäh­len und nächs­te Kar­te umdre­hen). Besitzt man aber die fal­sche Waf­fe, dann kann man das Mons­ter eben nicht besie­gen und im Ohr hallt ein ima­gi­nä­rer GAME OVER Jing­le. Denn dann ist die aktu­el­le Run­de been­det. Alle Kar­ten wer­den wie­der umge­dreht und der nächs­te klei­ne Held darf sein Glück versuchen.

Game Over - Sieg
Juch­hu – die Prin­zes­sin kann befreit werden!

So tas­tet man sich lang­sam über Miss­erfol­ge in die Tie­fen des Ver­lies. Wie bei ICH PACKE MEINEN KOFFER muss man also immer mehr Infor­ma­tio­nen spei­chern. Ziel ist, in einem Zug sowohl die eige­ne Prin­zes­sin (die zur Spie­ler­far­be passt) wie auch einen der zwei Schlüs­sel zu finden.

Um das Gan­ze noch ein wenig auf­zu­pep­pen, sind auch zwei Mons­ter im Ver­lies, die nicht mit einer Waf­fe besiegt wer­den kön­nen. Trifft man auf ein sol­ches, ist der Zug natür­lich vor­bei – aber ich darf die­se Kar­te nun mit einer belie­bi­gen Kar­te austauschen!

Das gefällt mir nicht so gut: Man soll­te sich nicht von der Kom­pakt­heit der Box blen­den las­sen: man braucht Platz zur Aus­la­ge! Es ist also kei­ne gute Idee, das Spiel bspw. als Unter­hal­tung für eine Bahn­fahrt mit­neh­men zu wollen.

Game Over - Wunschkombination
Traum­kom­bi­na­ti­on für blaue Helden

Ansons­ten kann GAME OVER natür­lich schrei­end unfair sein. Durch die zufäl­li­ge Ver­tei­lung der Ver­lie­skar­ten kann ein Spie­ler schon arg bevor­teilt sein – im schlimms­ten Fall liegt direkt an sei­nem Ein­gang ein Schlüsel und als nächs­te Kar­te sei­ne Prin­zes­sin. Dann ist das Spiel nach 5 Sekun­den vor­bei. Aber so etwas ist natür­lich gro­ßer Zufall (mit­le­sen­de Mathe­ma­ti­ker dür­fen ger­ne die Wahr­schein­lich­keit berech­nen) und auch kein wirk­li­ches Pro­blem. Schnell die Kar­ten neu gemischt und eine neue Run­de gespielt. Bei durch­schnitt­lich 10 Minu­ten Spiel­zeit pro Par­tie also kein wirk­li­ches Problem.

Das gefällt mir gut: GAME OVER ist frech und frisch. Natür­lich ist es ein simp­les Spiel­prin­zip, aber die lie­be­vol­le Auf­ma­chung macht Spaß. Die Gra­fik fin­de ich anspre­chend und zum Glück fern­ab von gewöhn­li­chen Kin­der­spie­len. Als Absa­cker in Erwach­se­nen­run­den oder als schnel­les Spiel zwi­schen­durch mit den Kin­dern ist es ide­al – und dabei wer­den auch ganz schön die grau­en Zel­len in Schwung gebracht. Ins­be­son­de­re die Tausch­funk­ti­on der unbe­sieg­ba­ren Mons­ter kann einen ganz schön zur Ver­zweif­lung brin­gen – vor allem dann, wenn man meh­re­re Par­tien hin­ter­ein­an­der spielt.

Fazit: GAME OVER war eine der gro­ßen Über­ra­schun­gen auf der Emp­feh­lungs­lis­te zum Kin­der­spiel des Jah­res 2014. Denn vor­her ging die klei­ne Box des eher unbe­kann­ten Ver­lags in der Flut der vie­len ande­ren Neu­hei­ten unter. Zum Glück wur­de es aber ins rech­te Licht gerückt, denn man kann gro­ßen Spaß mit die­sem etwas ande­ren Dun­ge­on Craw­ler haben. Also nix da GAME OVER!

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