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kritisch gespielt: Just One

Just One von Bruno Sautter und Ludovic Roudy – erschienen bei Repos Production

Just One - Box
Foto: Repos Production

Bei einem Wort­spiel ist ein Wort­spiel als Ein­lei­tung eigent­lich Pflicht. Blöd, dass bei JUST ONE Dopp­lun­gen ver­hin­dern wer­den sol­len, wes­we­gen ich lie­ber auf sel­bi­ges verzichte. 

D'oh!

The­ma... gibt es kei­nes. Da JUST ONE aller­dings ein typi­sches Par­ty-/Kom­mu­ni­ka­ti­ons-/Grup­pen­spiel ist, wird auch kei­nes benö­tigt. Ohne­hin beschränkt sich JUST ONE ger­ne auf das Nötigste.

Gestal­tung… ist von Éric Aza­gu­ry – und schon sind wir erst­mals beim Nötigs­ten. Denn auch die Gra­fik kommt ziem­lich redu­ziert daher, was aber nega­ti­ver klingt, als es gemeint ist. Für das Spiel wer­den kei­ne bom­bas­ti­schen Illus­tra­tio­nen benö­tigt, da ganz ande­re Sachen gefragt sind. Also hat man sich vor­nehm zurück gehal­ten, was bekannt­lich auch eine Kunst ist.

Just One - Ausstattung
funk­tio­na­le und über­sicht­li­che Ausstattung

Aus­stat­tung… kommt recht auf­ge­räumt daher. Sie­ben bun­te Stif­te (mit inte­grier­ter Abwisch­funk­ti­on) und eben­so vie­le Kunst­stoff­bänk­chen. Zusätz­lich noch ein Satz mit Kar­ten, auf denen jeweils 5 Begrif­fe auf­ge­führt sind. Wie war das mit dem Nötigsten?

Ablauf… über 13 Run­den ver­su­chen die Mit­spie­ler gemein­sam gehei­me Wör­ter zu erra­ten. Wobei man das anders for­mu­lie­ren muss. Bes­ser ist: über 13 Run­den ver­sucht jeweils ein Spie­ler, ein gehei­mes Wort zu erraten. 

Für die­ses Wort geben die Mit­spie­ler immer nur ein Hin­weis­wort – aller­dings ohne sich dabei abzu­spre­chen. Der Clou dabei ist: bevor die Hin­weis­wör­ter dem Raten­den prä­sen­tiert wer­den, wer­den erst die Dopp­lun­gen aus­sor­tiert. Denn ganz wie es der Spie­le­ti­tel vor­gibt, darf jedes Hin­weis­wort nur ein­mal genannt wer­den. Dopp­lun­gen flie­gen kon­se­quent kom­plett raus.

Der Raten­de hat somit mal mehr oder mal weni­ger Hin­wei­se zur Ver­fü­gung. So geht das Gan­ze reih­um, so dass jeder öfters mal Raten­der ist. Wie es immer bei sol­chen Spie­len ist, gibt es auch noch eine Art Wer­tung. In die­sem Fall zählt man die erfolg­reich gera­te­nen Kar­ten und kann dann über eine Ska­la able­sen, wie gut (oder aus­bau­fä­hig) man war. Aus die­sem Grund kann man bei Unsi­cher­heit auch dar­auf ver­zich­ten, einen Tipp abzu­ge­ben. Denn bei einem fal­schen Tipp muss man eine bereits rich­tig erra­te­ne Kar­te wie­der abge­ben und wird somit dop­pelt "bestraft".

Das gefällt mir nicht so gut: So rich­tig Fahrt nimmt JUST ONE erst mit meh­re­ren Spie­lern auf. Bei der Spiel­va­ri­an­te zu dritt, bekommt jeder Spie­ler zwei Bänk­chen (und kann somit zwei Hin­weis­wör­ter geben), was aller­dings ein wenig den Reiz nimmt, sich auf ein Wort beschrän­ken zu müs­sen. Zu viert ist eine Dopp­lung schon sehr ärger­lich, weil dann eben nur noch zwei Wör­ter zur Ver­fü­gung ste­hen. Somit emp­feh­le ich, JUST ONE mit min­des­tens fünf Per­so­nen zu spie­len. Mit dem bei­lie­gen­den Mate­ri­al kann übri­gens pro­blem­los auch zu acht gespielt wer­den. Denn der Raten­de benö­tigt defi­ni­tiv kei­nen Stift und kann auch pro­blem­los auf ein Bänk­chen verzichten.

Just One - Transparenz
Trans­pa­renz ist meis­tens wün­schens­wert – aber lei­der nicht immer!

Was ohne­hin in gewis­ser Wei­se zu emp­feh­len ist, da die Kar­ten dum­mer­wei­se nicht mit einem dunk­len Hin­ter­grund ver­se­hen sind. So kann man recht ein­fach die obe­ren Begrif­fe durch die Kar­te hin­durch sehen, was dem Raten­den natür­lich den Spaß nimmt. Die­ses Pro­blem lässt sich recht leicht lösen, ist aber trotz­dem unschön. Also ent­we­der ver­zich­tet man auf die obe­ren Begrif­fe, legt eine zweit Kar­te als Sicht­schutz hin­ter die zu raten­de Kar­te oder ver­zich­tet ganz auf das Bänk­chen und legt die Kar­te ein­fach mit der Rück­sei­te nach oben ab (womit eben auch das sieb­te Bänk­chen zum Raten zur Ver­fü­gung steht).

Die Lösung, auf die obe­ren Begrif­fe der Kar­te zu ver­zich­ten, hal­te ich übri­gens nicht für emp­feh­lens­wert. Denn trotz der eigent­lich statt­li­chen Men­ge von 110 Begriffs­kar­ten (was eben 550 Begrif­fe bedeu­tet), sind die Kar­ten gefühlt recht schnell durch­ge­spielt und es tre­ten Deja-Vu-Erleb­nis­se auf. Aller­dings lässt sich recht pro­blem­los Ersatz aus ande­ren Spie­len die­ser Art (TABU, STILLE POST EXTREM, CODENAMES...) besor­gen. Mit den gewähl­ten Begrif­fen bin ich übri­gens nur so halb zufrie­den. Lei­der wer­den nicht durch­ge­hend Sub­stan­ti­ve benutzt, was dann bei den Aus­nah­men für Ver­wir­rung sor­gen kann.

Just One - Wertung
wer's braucht, kann auch mit Wer­tung spielen

Wie so oft bei die­ser Art Spiel, bin ich auch mit der Wer­tung nicht ganz glück­lich. Denn wenn man die­se wirk­lich her­an­zie­hen will, dann wird falsch raten bestraft. Das ani­miert aller­dings dazu, lie­ber auf Num­mer sicher zu gehen und das Raten im Zwei­fels­fall sein zu las­sen. Damit bringt man sich aber um legen­dä­re Momen­te, wenn jemand bspw. nur aus einem Hin­weis­wort doch noch das rich­ti­ge Geheim­wort errät. Wie so oft gilt aber auch hier: auf eine Wer­tung kann ger­ne ver­zich­tet wer­den. JUST ONE funk­tio­niert auch ohne die­se bestens.

Das gefällt mir gut: Mmmh, wenn man das so liest, könn­te man mei­nen, dass JUST ONE bei mir durch­ge­fal­len ist. Ist es aber nicht – ganz im Gegen­teil. JUST ONE ist so ein Art Spiel, bei dem man sich fragt, war­um vor­her noch nie jemand auf die­se genia­le Idee gekom­men ist. Denn das Spiel­prin­zip ist total ein­gän­gig und in noch nicht ein­mal zwei Minu­ten erklärt. Sofort sind also fast alle Spie­ler betei­ligt. Die reih­um wech­seln­den Rol­len sor­gen eben­falls dafür, dass für kei­nen all zu lan­ge Pau­sen entstehen. 

Sehr oft habe ich bei öffent­li­chen Spie­le­treffs die Sog­wir­kung von JUST ONE erlebt. Selbst bei eige­nen ande­ren Par­tie wur­de immer auch am par­al­le­len Tisch Anteil genom­men, bei dem JUST ONE gespielt wur­de. Sehr oft bleibt es auch nicht bei den 13 Begriffen/Runden, son­dern es wird oft ein­fach wei­ter gespielt. Gut gefällt mir auch die Vari­an­te, wenn zwei Grup­pen gegen­ein­an­der antre­ten. Dann sucht die eine Grup­pe der ande­ren natür­lich die schwers­ten Begrif­fe raus und schon beginnt der Wett­kampf, bei dem auf bei­den Sei­ten mit­ge­fie­bert wird.

Genau­so gute Erfah­run­gen habe ich auch beim Gene­ra­tio­nen über­grei­fen­den Spiel gemacht. Wenn man bei der Wort­wahl die Jüngs­ten ent­schei­den lässt, kön­nen die­se pri­ma zusam­men mit den (Groß)-Eltern spie­len. Natür­lich müs­sen die Kin­der schon lesen und etwas schrei­ben kön­nen, aber mit etwas gutem Wil­len aller Betei­lig­ten geht das wirk­lich gut mit erstaun­lich jun­gen Jahren.

Just One - Karten
mit den rich­ti­gen Begrif­fen kön­nen auch schon sehr gut Jün­ge­re mitspielen

Zumal dann der Effekt auf­tritt, dass die Jün­ge­ren nicht zu kom­pli­ziert den­ken. Die Älte­ren nei­gen näm­lich dazu, nicht das offen­sicht­li­che Wort zu neh­men – aus der Angst her­aus, dass dies schon jemand ande­res macht. Pas­siert meis­tens aber nicht, so dass der Raten­de ganz schön ver­zwick­te Hin­wei­se kom­bi­nie­ren muss. Und wenn man dann in der nächs­ten Run­de eben doch das "logischs­te" Hin­weis­wort wählt, hat ein ande­rer Mit­spie­ler die­ses prompt auch gewählt. Das sind die Momen­te, für die man JUST ONE spielt.

So holt JUST ONE aus dem Gen­re "ein paar Stif­te und Begriffs­kar­ten" mit ein­fachs­ten Mit­teln ein ziem­li­ches Opti­mum an Spiel­spaß her­aus. Im Ver­gleich zu ande­ren Spie­len die­ser Art muss man auch nicht unbe­dingt krea­tiv begabt sein. Man muss ledig­lich ein Wort asso­zi­ie­ren ohne dabei Sprach­künst­ler oder Zei­chen­meis­ter zu sein.

Just One - Stifte
sind bes­ser als ihr Ruf (und manch ande­re Stifte)

Über die Stif­te hört man übri­gens unter­schied­li­che Mei­nun­gen bzw. Erfah­run­gen. Im Gegen­satz zu ande­ren Spie­len mit Stif­ten die­ser Art (bspw. RAILROAD INK) hat­ten wir bis­her mit die­sen kei­ner­lei Pro­ble­me. Ich weiß nicht, ob das nun Glück oder Kön­nen ist. Zumin­dest kon­trol­lie­re ich vor dem Ein­pa­cken, dass die Kap­pen auch wirk­lich fest sit­zen. Auch das Abwi­schen der Bänk­chen funk­tio­niert immer noch erstaun­lich gut.

Fazit: JUST ONE ist ein tol­les Kom­mu­ni­ka­ti­ons­spiel ohne gro­ßen Schnick­schnack. Aber die Spiel-Idee ist so gut und ent­spre­chend kon­se­quent umge­setzt, dass man die­sen Schnick­schnack auch über­haupt nicht benö­tigt, um in grö­ße­rer Grup­pe enorm viel Spaß zu haben. 

TitelJust One
AutorBru­no Saut­ter und Ludo­vic Roudy
Gra­fikÉric Aza­gu­ry
Dau­er20 bis 40 Minuten
Spie­ler­an­zahl3 bis 7 Spieler
Ziel­grup­pewort­ge­wand­te Familienspieler
Ver­lagRepos Pro­duc­tion
Jahr2018

Ich bedan­ke mich bei Asmo­dee Ger­ma­ny als Ver­triebs­part­ner für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

2 Kommentare

    • Dann soll­ten Sie sich mit dem Ver­lag in Kon­takt set­zen. Ich bevor­zu­ge mitt­ler­wei­le aber als Alter­na­ti­ve Foli­en­stif­te von Faber-Cas­tell. Die fin­de ich ins­ge­samt besser.