Knaster von Markus Schleininger – erschienen im Nürnberger-Spielkarten-Verlag
Auch der dritte Teil der aktuellen Roll-and-Write-Tetralogie ist die Weiterentwicklung eines bekannten Spiels. Wurde vormals aus WÜRFEL-BINGO unter der Federführung von Reinhard Staupe ein KNISTER, kommt nun ein KNASTER daher. Aufgrund der Mechanik hätte ich den Namen KNOSTER allerdings passender gefunden. Wobei das zugegebenermaßen ziemlich doof klingt. Auch KNESTER und KNUSTER klingen nicht wirklich rund, so dass es so bald wohl keinen dritten Titel dieser Reihe geben wird. Obwohl ... Reinhard Staupe hat uns schon öfters überrascht.
Thema... ist immer noch keines vorhanden – und fehlt auch weiterhin nicht.
Grafik… ist von Oliver Freudenreich. Auch wenn sich der Arbeitsaufwand wahrscheinlich in Grenzen hielt, sollte man nicht mit Lob geizen. Die Grafik unterstützt bestens das Spiel und kommt dabei trotzdem nicht langweilig oder bieder daher. Also wurde wieder vieles richtig gemacht.
Ausstattung… hat ein kleines Upgrade zu KNISTER zu bieten. Denn nun liegen neben zwei W6-Würfeln und einem Abreißblock auch noch vier kleine Bleistifte bei – danke dafür! Da kann ich es auch verschmerzen, dass die KNASTER-Würfel nun nicht mehr ein ganz so tolles Dunkelrot haben wie die Würfel aus KNISTER. Denn unabhängig von der Farbe sind die Würfel hochwertig produziert, was nicht immer bei allen Roll-and-Write-Spielen so gegeben ist.
Ablauf… wie schon bei KNISTER gilt es, ein 5*5‑Raster mit Werten aus der Summe zweier Würfel zu füllen. Dabei bleibt es auch dabei, dass diese Werte möglichst bekannte KNIFFEL-Kombinationen erzeugen. Hier eine Straße, dort ein Vierling und in der Diagonale vielleicht ein Full-House. Bisher war nach 25 geworfenen Würfen Schluss und es wurde abgerechnet.
Bei KNASTER wird es aber sicherlich nicht bei den 25 Würfen bleiben. Denn nun kommt mit dem ◯ ein neues Element ins Spiel. Die erzeugten Kombinationen ergeben nämlich nun nicht mehr am Spielende Punkte, sondern erlauben den Spielern stattdessen, bestehende Werte in dieser soeben gefüllten Reihe einzukreisen. Ebenfalls kann man einen Wert einkreisen, wenn dieser ein zweites Mal gewürfelt wurde (bspw. wurde ein zweites Mal eine 11 gewürfelt – statt diesen Wert neu einzutragen, kann nun auch die erste 11 eingekreist werden).
Aber warum macht man Kreise? Am Ende sind nur die Spalten, Zeilen und Diagonalen Punkte wert, wenn diese komplett mit Kreisen gefüllt sind. Zusätzlich ist auch jeder Kreis an sich einen Punkt wert. Und wann ist eine Partie zu Ende? Dann, wenn ein Spieler sein komplettes Raster mit Werten gefüllt hat. Das Ende liegt nun also in den Händen der Mitspieler.
Das gefällt mir nicht so gut: Ich verstehe nicht so ganz, warum die einzelnen Spalten und Zeile nicht die gleiche Siegpunktanzahl ergeben. Es ist nämlich so, dass die Spalten von links nach recht und die Zeilen von oben nach unten jeweils weniger Punkte wert sind (die Diagonalen ergeben aber immer noch die meisten Siegpunkte). Das soll wohl dazu verleiten, bestimmte Werte eher nach links bzw. oben einzutragen und andere eher an den anderen Rand. Im Endeffekt öffnet dies aber meiner Meinung nach nur den Raum für noch mehr Zockerei und bringt somit eine unnötig hohe Glückskomponente ins Spiel, die es in der Form gar nicht nötig hätte.
So gut ich es finde, dass manche kritisierten Kleinigkeiten aus KNISTER verbessert wurden (bspw. die Beilage der Bleistifte), bleiben doch ein paar Kritikpunkte bestehen. Mir fehlen weiterhin noch die kleinen Pfeile zur Wertungsleiste und die Abkürzung "Str" für Straße erachte ich immer noch nicht als selbsterklärend. In diesem Zusammenhang finde ich es auch schade, dass in KNASTER keine Unterscheidung mehr zwischen "Straße mit 7" und "Straße ohne 7" gemacht wird. Dieses auf die "Straße ohne 7" zu spielen, empfinde ich nämlich immer als eines der spannendsten Elemente von KNISTER.
Das gefällt mir gut: Ketzerisch könnte man fragen, ob denn KNISTER überhaupt eine Weiterentwicklung gebraucht hätte. Das Spielprinzip ist genial einfach und weiß viele Menschen zu begeistern, da hätte es dieses Mehr doch gar nicht gebraucht. Stimmt irgendwie. Allerdings entwickeln sich Spieler auch weiter und wollen vielleicht neue Herausforderungen erleben. Da kann es schon Sinn ergeben, auf etwas Bekanntem aufzusatteln und etwas mehr Taktik ins Spiel zu bringen. Damit werden dann auch die Spieler abgeholt, denen KNISTER bisher vielleicht zu seicht war.
Denn KNASTER fühlt sich trotz nur minimaler Änderungen schon deutlich anders an. Man hat mehr das Gefühl, wirklich etwas beeinflussen zu können. Soll man nun die seltene 12 lieber einkreisen oder geht man das Risiko ein, diese Zahl nochmals ins Raster zu integrieren? Groß ist dann das Gejohle / Fluchen, wenn solche Zahlen ein weiteres Mal erscheinen. Dabei lassen sich nun die Wahrscheinlichkeiten nicht vollständig abschätzen, da man nicht weiß, wie lange eine Partie überhaupt dauert.
Denn das ist der zweite große Unterschied. Die Dauer der Partie liegt nun in den Händen der Spieler. Auch hier gilt es abzuwägen: soll ich lieber schnell die Partie beenden, oder versuche ich noch, den ein oder anderen Kreis zu generieren. Das ist nicht immer trivial und ist von Fall zu Fall zu entscheiden.
Nicht falsch verstehen: KNASTER bleibt dabei immer noch ein lockeres kleines Roll-and-Write-Spielchen. Aber nun hat man das Gefühl, mehr Einfluss auszuüben. Dies verlängert zwar ein wenig die Spielzeit, aber das auch nur unerheblich.
Fazit: Ich hätte ein KNASTER wahrscheinlich nicht vermisst, da ich mit KNISTER schon viele schöne Stunden hatte (insbesondere mit großen Gruppen). Allerdings ist es gut zu wissen, dass man nun noch eine behutsame Weiterentwicklung in der Hinterhand hat, wenn der ein oder anderen Gruppe KNISTER auf Dauer zu seicht ist. Der nächste Schritt nach KNASTER wäre dann übrigens ein WELCOME TO... – es sei denn, es kommt doch noch ein KNÜSTER oder KNÖSTER.
Titel | Knaster |
Autor | Markus Schleininger (Heinz Wüppen und Reinhard Staupe) |
Grafik | Oliver Freudenreich |
Dauer | ca. 15 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis nahezu unendlich |
Zielgruppe | entscheidungsfreudige Familienspieler |
Verlag | Nürnberger-Spielkarten-Verlag |
Jahr | 2019 |
Ich bedanke mich beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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