Knister von Heinz Wüppen – erschienen im Nürnberger-Spielkarten-Verlag

Aus Raider wurde Twixx, aus WÜRFEL BINGO nix .. äh, KNISTER meinte ich natürlich. So ganz stimmt das nix ohenhin nicht bei den Änderungen, denn ein wenig wurde das gute alte WÜRFEL BINGO schon angepasst. Augenscheinlich ist dabei das Eindampfen der Schachtelgröße – schließlich soll sich KNISTER in die Spielefamilie um QWIXX und QWINTO einordnen.
Thema... gibt es wieder einmal nicht – und braucht es bei dieser Spielefamilie auch nicht!
Grafik... ist ebenfalls von Oliver Freudenreich. Wie man es von ihm gewohnt ist, kommt alles frisch daher. So ganz verstehe ich die unter Feuer stehenden Würfel zwar nicht (wahrscheinlich eine Anspielung auf den Untertitel "...zündet sofort"), aber alles sieht schon ganz gut aus.
Material... ist man so auch von dieser Spielefamilie gewohnt: ein Block, zwei Würfel und eine kurze Anleitung. Mehr braucht es bei diesem Roll-and-Write-Spiel nicht. Allerdings wären ein paar "pencils" schon nett gewesen. Muss ich also bald mal wieder zu IKEA...

Ablauf... ist einfach. Ein Mitspieler würfelt mit zwei Würfeln und nachfolgend tragen alle Spieler die Summe aus den Würfelaugen in ein 5*5‑Raster ein. Dabei sollte man natürlich planvoll vorgehen. Aber was ist der Plan? Abgerechnet werden alle Spalten und Zeilen. Wie beim Pokern oder auch KNIFFEL gibt es für verschiedene Kombinationen Punkte. Ein Pärchen ergibt lediglich einen Punkt, zwei Pärchen schon drei Punkte (genauso wie ein Zahlen-Trilling). Die meisten Punkte erhält man mit einer Straße ohne eine 7 (die ist nämlich 12 Punkte wert). Die beiden Diagonalen werden auch gewertet und weisen die Besonderheit auf, dass deren Punkteertrag verdoppelt wird. Nach 25 Würfen ist logischerweise Schluss und dann werden die Punkte zusammen gezählt. Schön oldschool das Ganze!

Das gefällt mir nicht so gut: Als Besitzer des mittlerweile 10 Jahre alten WÜRFEL BINGOS vergleicht man natürlich gerne die Ausgaben. Das ist vielleicht nicht ganz fair, aber ich gehe mal davon aus, dass ihr genügend Lesekompetenz an den Tag legt, um die folgenden Kritikpunkte richtig einzuordnen. Das ist nämlich Mäkeln auf hohem Niveau und betrifft hauptsächlich die reduzierte Aufmachung – die sich natürlich wieder positiv im geringeren Verkaufspreis auswirkt. Also im Vergleich zu WÜRFEL BINGO sind mir die Hinweise auf die Wertung nicht selbsterklärend genug. Ich gehe davon aus, dass diese der Internationalisierung geschuldet ist, aber ein "Str 7" ist nur dem klar, der vorher auch die Regel gelesen hat. Die Kurzzusammenfassung der Wertungen war auf den alten wieder verwertbaren Abwischtableaus besser gestaltet – ebenso wie die kleinen aber feinen Pfeile zu den zugehörigen Wertungsfeldern. Die Entscheidung, auf die Abwischtableaus zu verzichten, kann ich nachvollziehen (siehe unten bei den positiven Anmerkungen). Aber ich finde es schade, dass keine kleinen Bleistifte beiliegen und die Blätter nicht doppelseitig bedruckt sind – letzteres halte ich immer für unnötige Ressourcenverschwendung (auch wenn sich darauf immer gut einen Einkaufszettel notieren lässt).
Das Spielprinzip ist fast unverändert. Einzige Ausnahme ist, dass beim WÜRFEL BINGO immer drei Runden gespielt und aus den einzelnen Teilwertungen der Runden dann eine Gesamtwertung erzeugt wurde. Man kann sich nun sicherlich darüber streiten, ob das wirklich notwendig ist und ob das Spiel auf Dauer drei Runden trägt. Aber hier hätte ich mir schon einen Passus in der Regel gewünscht, die auf ein solches längeres Spiel hinweist.
Ansonsten kann man natürlich behaupten, dass es mittlerweile "bessere" Spiele in diesem Bereich gibt – die eigene Spielefamilie hat da einige sehr gute Vertreter zu bieten. Ja, bei QWIXX knistert es etwas mehr und es gibt interessantere Entscheidungen im eigenen Zug zu treffen. So würde ich in Runden mit zwei bis vier Personen wohl auch eher zu Alternativen greifen...

Das gefällt mir gut: ... aber insbesondere in großen Runden ist KNISTERN eine wirklich tolles Spiel. Im Prinzip ist die Teilnehmeranzahl unbegrenzt und ich habe es auch schon mit 20 Teilnehmern gespielt. Dabei ist faszinierend zu beobachten, wie unterschiedlich letztlich die Ergebnisse ausfallen können (insbesondere im Spiel über drei Runden). Im Grunde ist KNISTERN eine Wette auf Wahrscheinlichkeiten. Diese Wette erhält seinen Reiz aufgrund der relativ kleinen Grundmenge der Würfe. Somit kann man eben doch länger auf die notwendige 7 warten, als das einem lieb ist. Gerade zum Ende, wenn noch der ein oder andere Wert für die Straße oder das Full House benötigt wird, knistert wirklich die Spannung am Tisch. Dann wird gebibbert, gefeiert und geflucht – es entstehen ganz einfach die Emotionen, weswegen man spielt. Und je mehr mitspielen, um so vielfältiger werden diese Emotionen und damit auch der Spielspaß. Es gibt schon gute Gründe, weswegen WÜRFEL BINGO 2007 auf die Auswahlliste zum Spiel des Jahres gewählt wurde.
Die Neuauflage fördert diesen Spielreiz durch das Konzept der einzelnen Block-Seiten. Da sind ganz schnell die einzelnen Wertungsblätter verteilt und es kann in großer Runde gespielt werden. Die Kompaktheit von KNISTERN lässt es auch gut überall hin mitnehmen (langweilige Familienfeier, nun anstehende Weihnachtsfeier, Bahnreise...)!
Verliebt habe ich mich übrigens in die toll aussehenden Würfel. Die liegen richtig schön in der Hand, haben eine tolle Farbe und sind definitiv ein Gewinn gegenüber meiner alten Ausgabe von WÜRFEL BINGO.

Fazit:. Manche bezeichnen WÜRFEL BINGO respektive KNISTER als "moderner Klassiker". Ganz falsch finde ich diese Aussage nicht. Das gute alte BINGO ist sicherlich ein Klassiker – und bekommt durch die Spielidee von Heinz Wüppen ein modernes Gewand. Es ist nicht verwunderlich, dass dieses Spiel nun seit seinem ersten Erscheinen 2007 schon im dritten Verlag ein Zuhause findet. Dabei passt es nun sehr gut in die Spielefamilie des Nürnberger-Spielkarten-Verlags, so dass ich von einem dauerhaften Einzug dort ausgehe. Und auch wenn es nicht mehr taufrisch ist, so gefällt es mir wesentlich besser als manche Neuheit (wie. bspw. DIE BURGEN VON BURGUND – DAS WÜRFELSPIEL).
Titel | Knister |
Autor | Heinz Wüppen |
Grafik | Oliver Freudenreich |
Dauer | 10 Minuten (eine Runde) |
Spieleranzahl | 1 bis nahezu unendlich |
Zielgruppe | Familienspiel |
Verlag | Nürnberger-Spielkarten-Verlag |
Jahr | 2017 |
Ich bedanke mich beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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