La Granja: No Siesta – Das Würfelspiel von ode. (Andreas Odenthal) erschienen bei ADC Blackfire Entertainment

Das Brettspiel LA GRANJA ist für die meisten Spieler das bessere FREMDE FEDERN – nimmt es doch deutlich Anleihen an anderen bekannten Spielen. Ich mag diese Neuinterpretation verschiedener Mechanismen sehr gerne (und werde die Gründe dafür bestimmt an anderer Stelle auch mal ausführlicher darlegen). Darum war ich auch sehr gespannt auf das nun vorliegende Würfelspiel. Wurde das nun wieder stark von anderen Würfelspielen inspiriert oder ist es eher eine Konzentration auf den Würfel-Mechanismus des Grundspiels?
Thema... wieder sind wir Kleinbauern auf Mallorca. Es werden Oliven, Weizen und Trauben angebaut und wir gebieten über Esel und Schweine. Um u.a. die Dächer des maroden Bauernhofgebäudes renovieren zu können, wird am heimischen Markt oder über den Fernhandel Geld verdient. Und weil man das alles schlecht alleine machen kann, werden Helfer gerne gesehen.
Grafik... ist wieder von Harald Lieske – und auch in diesem Spiel wunderschön. Wobei sich grafisch auch wenig zum Grundspiel ändert: die meisten Abbildungen konnten übernommen werden. Warum aber auch ein gutes Design ändern? Auch die sehr verständliche Symbolsprache ist erfolgreich weitergeführt worden.

Ausstattung... ist erfreulich umfangreich, so dass die Schachtel prall gefüllt ist. Die Spielertableaus sind doppelseitig bedruckte Papierseiten, auf denen dann die entsprechenden Elemente angekreuzt werden (dafür liegen vorbildlich kleine Bleistifte bei). Ansonsten sind noch neun zu beklebende Würfel, viele Holzscheiben, Pappplättchen und diverse Ablagen enthalten. Das kompakte Format hat aber auch einen Nachteil: die Papierbögen sind recht klein (etwas kleiner als DIN A5), was insbesondere ältere Mitspieler als störend empfanden. Zusätzlich haben scheinbar einige Spieler Probleme mit den Würfel-Aufklebern. Auf der Messe ist mir auch aufgefallen, dass diese schon sehr stark abgenutzt aussahen – ein Problem, dass einige Spieler schon nach nur einer Partie hatten. Ich habe aber scheinbar Glück gehabt, denn bei mir zeigen die Aufkleber keine Schwächen. Ohnehin ist dies aufgrund der guten grafischen Gestaltung (jede Ressource hat einen eigenen farblichen Hintergrund) lediglich ein optischer Mangel: die Spielbarkeit leidet nicht darunter. Mangel ist aber Mangel und so bleibt es spannend zu verfolgen, ob und wie in diesem Fall der noch junge Spieleverlag ADC Blackfire Entertainment reagieren wird. Sollte es dazu etwas neues geben, werde ich das als Kommentar beifügen.

Ablauf... wie schon beim großen Bruder kommt ein cleverer Würfelmechanismus zum Einsatz: der Startspieler würfelt einen Würfel mehr als Spieler teilnehmen. Dann sucht sich reihum ein Spieler einen Würfel aus und gebietet somit über die abgebildete Ressource. Nun werden die verbleibenden Würfel erneut gewürfelt und das gleiche Procedere wird erneut ausgeführt. Der letzte verbleibende Würfel wird abschließend noch einmal gewürfelt und gilt dann für alle Spieler. Ab jetzt kann eigentlich simultan gespielt werden, denn nun können die zur Verfügung stehenden Ressourcen auf dem Bauernhof eingesetzt werden (sofern man für jedes erwürfelte Symbol auch eine Arbeiterscheibe besitzt). Hierfür bestehen nun verschiedene Einsetzorte auf dem jeweiligen Bauernhof – ganz nach Belieben des Spielers und der gewählten Strategie. Helfer anheuern ergeben verschiedene dauerhafte Boni, Dächer reparieren einmalige Boni und über Lieferungen an den Markt erhält man universale Handelsware und kann Arbeiter an den Markt schicken, die am Ende zusätzliche Siegpunkte nach sich ziehen. Neu ist der Fernhandel, der recht siegpunktträchtig auch Handelswaren zur Verfügung stellt.

Das Spielende wird über die Siesta-Leiste gesteuert: erreicht ein Spieler dessen Ende, dann endet auch das Spiel – ganz einfach also. Zusätzlich bekommt man über diese Leiste auch weitere wichtige Arbeiterscheiben (wenn man bspw. schon viele Arbeiter an den Markt geschickt hat).
Eine kleine Erweiterung ist auch schon enthalten: statt des persönlichen Helferpools aus dem Grundspiel kann man auch mit einem Helferpool für alle Teilnehmer spielen. Somit wird also noch ein kleines interaktives Element eingefügt, denn manche heiß begehrten Helfer können bei dieser Variante schnell nicht mehr zur Verfügung stehen.
Erwähnenswert ist auch die gute Solo-Variante, in der trickreich mit den raus zu legenden Würfeln eines imaginären Mitspielers agiert werden muss. Hierbei wird maximal über 18 Runden gespielt – aber das auch nur, wenn man die Siesta-Leiste gut in den Griff bekommt.

Das gefällt mir nicht so gut: Durch die gewollte Kompaktheit haben insbesondere ältere Spieler Probleme beim Handling. Alles ist recht klein und fummelig. Öfters wurde genannt, dass man sich zumindest größere Papierbögen gewünscht hätte – als Vergleich wurde dann meist das IM WANDEL DER ZEITEN – DAS WÜRFELSPIEL – BRONZEZEIT genannt. Dieser Vergleich bietet sich auch an, denn das Spielgefühl ist wirklich ähnlich. Nur ist bei" No Siesta" keine direkte Interaktion vorhanden. Wir spielen das Spiel nach der Würfelphase mittlerweile eigentlich komplett simultan. Lediglich beim Beliefern des Marktes oder bei den Helfern wird kurz wegen der Spielerreihenfolge nachgefragt. Bei diesem Punkt bin ich mir allerdings nicht sicher, ob mich das nun auch wirklich stört. Das kommt so ein wenig auf die Mitspieler drauf an.
Das gefällt mir gut: Geübte "La Granja"-Spieler finden sich sofort wieder in diesem Würfelspiel. Der clevere Verteilungsmechanismus der Würfel kommt nun ohne großes Beiwerk voll zu tragen. Natürlich ist es ein glücksbetontes Spiel, doch lassen sich durchaus verschiedene Strategien aktiv spielen. Die Vorteile der Helfer sollten schon mit der eingeschlagenen Strategie übereinstimmen.
Sehr gut gefallen hat mir auch die fordernde Solo-Variante. Und die grafische Gestaltung ist in meinen Augen fehlerfrei und vor allem schön.
Fazit: Nach dem empfehlenswerten großen Bruder LA GRANJA hat Andres "ode." Odenthal nun ein sehr gute Würfeladaption nachgelegt. Man erkennt die meisten Elemente wieder, auch wenn sie nun teilweise eine andere Bedeutung haben. Die kompakte Gestaltung ist einerseits ein Segen (wegen des geringeren Preises und Platzbedarfes), andererseits aber auch ein kleiner Fluch, da das Handling erschwert wird. Glücklicherweise wurde ich auch vor Materialproblemen verschont, so dass ich immer wieder gerne diesen mallorquinischen Bauernhof besuchen werde.
Titel | La Granja: No Siesta – Das Würfelspiel |
Autor | ode. (Andreas Odenthal) |
Grafik | Harald Lieske |
Dauer | 30 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis 4 |
Zielgruppe | Familienspiel |
Verlag | ADC Blackfire Entertainment |
Jahr | 2016 |
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