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kritisch gespielt: L.A.M.A Dice (und Party Edition)

L.A.M.A. Dice von Reiner Knizia – erschienen bei AMIGO

Lama Dice - Box
Foto: AMIGO

Da ich lan­ge kei­ne Spiel­wa­ren­lä­den oder Schreib­wa­ren­ge­schäf­te betre­ten habe und bekannt­lich auch die Spiel­wa­ren­mes­se in Nürn­berg in den Som­mer ver­scho­ben wur­de, weiß ich gar nicht, was das aktu­el­le Trend-Tier ist. Sind das immer noch Lamas? Zumin­dest bei uns zu Hau­se schon – was viel­leicht auch dar­an liegt, dass ich immer wie­der ger­ne "Tscha­ka Alpa­ka" sage. Ein blö­der Spleen, aber einer, der mir nun ein­mal Spaß macht. Auf jeden Fall ist bei uns wei­ter­hin L.A.M.A. hoch im Kurs, so dass wir uns natür­lich auch ger­ne mit den bei­den Nach­fol­ge-Pro­jek­ten aus­ein­an­der gesetzt haben. 

Des­we­gen nur heu­te hier im Son­der­an­ge­bot: 2 in 1! Ihr bekommt nicht nur ein L.A.M.A. DICE, son­dern ich lege noch eine Par­ty-Edi­ti­on mit drauf!

The­ma... gibt es kei­nes – es sei denn, man ist der Mei­nung, dass "Lege alle Minus­punk­te ab" ein ech­tes The­ma ist.

Illus­tra­tio­nen… sind wei­ter­hin von Rey Som­mer­kamp und Bar­ba­ra Spel­ger. Natür­lich sehen wir wei­ter­hin ein coo­les Lama und aus­rei­chend vie­le Regen­bö­gen. Alles in gewohn­ter Tra­di­ti­on, so dass wir uns gleich hei­misch füh­len. Zusätz­lich ist das Par­ty-Lama stil­echt mit Par­ty-Uten­si­li­en ausgestattet.

Lama Dice - Ausstattung
Wür­fel, Kar­ten und gaa­anz vie­le Minuspunkte

Aus­stat­tung… wenig über­ra­schend kommt L.A.M.A. DICE mit Wür­feln daher. Die­se sind aber nicht kom­plett gleich gestal­tet. Auf allen drei Wür­feln sind auf zwei Sei­ten Lamas abge­bil­det, auf den rest­li­chen Sei­ten erscheint jeder Zah­len­wert auf den drei Wür­feln jeweils zwei­mal in unter­schied­li­cher Anord­nung. Neben den bekann­ten Punk­te­chips sind aber auch Kar­ten in der Box, die nun im Ver­gleich zum Kar­ten­spiel kom­pak­ter gestal­tet und deut­lich dicker sind. Dabei weist ein Satz der bestehen­den Wer­te (von 1 bis 6 plus das Lama) eine ande­re Kar­ten­rück­sei­te auf. 

Beim Spiel­auf­bau wer­den die­se sie­ben Kar­ten offen in der Mit­te aus­ge­legt. Zusätz­lich erhal­ten alle zufäl­lig sechs Kar­ten, die man vor sich aus­legt. Das sind bekann­ter­ma­ßen die Minus­punk­te, die wir los­wer­den wollen.

Lama Dice - Mittelreihe
die Kar­ten zum Nach­zie­hen in der Mittelreihe

Ablauf… Ist man an der Rei­he wür­felt man ein­mal mit allen drei Wür­feln. Für jeden dann zu sehen­den Wert, darf ich eine mei­ner offe­nen Kar­ten auf die Abla­ge abwer­fen. Gelingt das nicht, muss ich mir statt­des­sen eine Kar­te aus der Mit­te neh­men, die einem mei­ner Wür­fel­wer­te ent­spricht. Ist das nicht mög­lich, weil alle in Fra­ge kom­men­den Kar­ten schon genom­men wur­den, dann ist die aktu­el­le Run­de vor­bei und alle zäh­len ihre Minus­punk­te der offe­nen Kar­ten nach dem bekann­ten Prinzip.

Schaf­fe ich es dahin­ge­gen, alle mei­ne offe­nen Kar­ten abwer­fen zu kön­nen, wird eben­falls die Run­de been­det – aller­dings wer­fe ich nun als Beloh­nung einen Punk­te­chip ab. Das darf ich übri­gens auch tun, wenn es mir gelingt, drei Lamas zu würfeln.

Bevor ich aller­dings mein Wür­fel­glück her­aus­for­de­re, darf ich aus der aktu­el­len Run­de aus­stei­gen – was man nor­ma­ler­wei­se nur macht, wenn nied­ri­ge Kar­ten vor einem lie­gen. Ein Par­tie L.A.M.A. DICE endet, wenn eine Per­son über meh­re­re Run­den 40 oder mehr Minus­punk­te ange­sam­melt hat.

Lama Dice - Start
am Anfang habe ich noch eine Wahl

Das gefällt mir nicht so gut: Schon L.A.M.A. glänz­te nicht unbe­dingt durch einen gro­ßen Ein­fluss auf das Spiel­ge­sche­hen. Die­ser ist nun aber bei L.A.M.A. DICE noch gerin­ger. Eigent­lich kann man nur ent­schei­den, ob man nun pas­sen will oder ob man wür­felt. Wählt man letz­te­res, kann man viel­leicht noch ent­schei­den, ob man gleich alle drei mög­li­chen Kar­ten abwirft oder viel­leicht noch eine Lama-Kar­te zurück behält, damit man in der nächs­ten Run­de noch etwas zum Abge­ben hat. Okay, manch­mal hat man noch die zwei­fel­haf­te Wahl, wel­che Kar­te man aus der Mit­te neh­men muss. Aber ansons­ten ist das eher stumpf­sin­ni­ges Wür­feln und mono­to­nes Able­gen von Kar­ten. Da man nicht an ande­ren Wür­fen betei­ligt ist, war­tet man schlimms­ten­falls auch noch gefühlt ewig, bis man wie­der nicht wirk­lich was ent­schei­den kann. 

Ins­be­son­de­re die­ser lang­sa­me­re Spiel­rhyth­mus nervt mich an L.A.M.A. DICE. Beim Kar­ten­spiel geht es zackig vor­an. Da wer­den die Kar­ten gekloppt und selbst wenn man früh­zei­tig passt ist eine Run­de meist schnell gespielt. Beim Wür­fel­spiel schaut man meist ande­ren beim Wür­feln zu. Da deren Ergeb­nis­se noch nicht ein­mal direk­ten Ein­fluss auf mein Spiel haben, zieht sich das wie Kau­gum­mi. Beim Kar­ten­spiel fie­bert man jeden­falls noch mit und hofft, dass der aktu­el­le Kar­ten­wert unver­än­dert bleibt oder eben nicht. Beim Wür­fel­spiel hofft man höchs­tens, dass die­se Per­son jetzt noch nicht been­det oder einen Fehl­wurf hin­legt. Man ist emo­tio­nal viel weni­ger eingebunden.

Was mich übri­gens auch nervt, ist die­se Son­der­re­gel, wenn man drei­mal ein Lama gewor­fen hat. Denn dadurch kann sich eine Par­tie unend­lich in die Län­ge zie­hen – und das trägt das Spiel nicht. Schnel­le 20 Minu­ten sind in Ord­nung, aber dar­über hin­aus will man kein L.A.M.A. DICE spie­len. Das kann aber mög­lich wer­den, wenn öfters vie­le Lamas auf ein­mal gewor­fen werden.

Zu guter Letzt bin ich auch mit dem Mate­ri­al nicht ganz glück­lich. Die dicken Kar­ten wei­sen durch das Mischen sehr schnell Abnut­zungs­er­schei­nun­gen auf. Zusätz­lich hät­te ich es vor­teil­haft gefun­den, wenn sich die Kar­ten aus der Mit­te auch auf der Vor­der­sei­te von den ande­ren Kar­ten abhe­ben wür­de. So ist man stän­dig vor Run­den­be­ginn am sor­tie­ren, was bestimmt ein­fa­cher wäre, wenn man die Kar­ten schon beim Zurück­le­gen auf den ers­ten Blick bei­sei­te legen kann. Das ist natür­lich kein wirk­li­cher Man­gel, aber mit wenig Auf­wand wäre eine ech­te Hil­fe mög­lich gewesen.

Lama Dice - Würfel
defi­ni­tiv bunt!

Das gefällt mir gut: Man erkennt schon recht deut­lich die Ver­wandt­schaft bei­der Spie­le. Das klingt erst ein­mal banal, ist aber trotz­dem eine beach­tens­wer­te Autoren­leis­tung. Denn ich stel­le mir das nicht so ein­fach vor, den Kern­me­cha­nis­mus eines Kar­ten­spiels halb­wegs ver­nünf­tig in ein Wür­fel­spiel zu trans­for­mie­ren – und dabei den beson­de­ren Spiel­spaß zu erhal­ten. Punk­te able­gen, Kar­ten nach­zie­hen, die ande­ren ansta­cheln, doch gefäl­ligst wei­ter zu machen. Ganz gelingt die­ser Spa­gat nicht, aber da sind schon ande­re Wür­fel­um­set­zun­gen von Kar­ten­spie­len kra­chen­der gescheitert.

L.A.M.A. DICE kann durch­aus unter­hal­ten. Vor­nehm­lich dann, wenn es eher bei­läu­fig gespielt wird: beim Quat­schen mit Freun­den oder neben­bei in der Knei­pe. Dum­mer­wei­se sind das Sze­na­ri­en, die aktu­ell nicht wirk­lich gege­ben sind.

Fazit: Machen wir es kurz: L.A.M.A. DICE ist kei­ne voll­wer­ti­ge Alter­na­ti­ve zu L.A.M.A.. Ich sehe kei­nen Grund, war­um ich zukünf­tig lie­ber zu den Wür­fel als zu den Kar­ten grei­fen sollte.


L.A.M.A. Party Edition von Reiner Knizia – erschienen bei AMIGO

LAMA Party Edition - Box
Foto: AMIGO

Aus­stat­tung… folgt klas­sisch dem ursprüng­li­chen L.A.M.A.: ein Satz Kar­ten und vie­le Punk­te­chips. Aller­dings lohnt sich der Blick auf die Details. Denn nun sind auch rosa Punk­te­chips im Ange­bot, die 20 Minus­punk­te sym­bo­li­sie­ren. Auch ein ein­zel­nen rosa Par­ty-Lama ist nun im Sta­pel ver­bor­gen. Zusätz­lich gibt es für jeden Zah­len­wert eine ent­spre­chen­de Plus-Karte.

Ablauf… ver­än­dert sich kaum. Es sind ledig­lich Son­der­re­geln hin­zu­ge­kom­men, die mit den neu­en Kar­ten in Ver­bin­dung ste­hen. Sobald ich eine Plus-Kar­te gespielt habe, bin ich sofort noch ein­mal an der Rei­he. So kann man schnel­ler sei­ne Kar­ten los­wer­den. Das Par­ty-Lama kann man wie­der­um zu jeder Zeit auf alle ande­ren Kar­ten able­gen. Hat man das aber am Ende noch auf der Hand, wird man mit 20 Minus­punk­ten belohnt abgestraft.

Lama Party - Änderungen
neue Kar­ten braucht das Lama

Das gefällt mir nicht so gut: Die Par­ty Edi­ti­on wur­de als limi­tier­tes Pro­dukt zum 40. jäh­ri­gen Ver­lags­ju­bi­lä­um aus­ge­ru­fen. Ich hof­fe aller­dings, dass die­se Limi­tie­rung so schnell nicht grei­fen wird (wonach es aktu­ell auch aus­sieht). Denn die­se Edi­ti­on ist zu gut, um sie wie­der in die Ver­sen­kung ver­schwin­den zu las­sen. Sicher­heits­hal­ber habe ich aber als Wert­an­la­ge hier noch ein ein­ge­schweiß­tes Exem­plar im Regal stehen. 😉

Lama Party - Party
let's par­ty!

Das gefällt mir gut: Als ich von einer Par­ty-Edi­ti­on für L.A.M.A. hör­te, haben sich bei mir erst ein­mal die Zehen­nä­gel zusam­men gerollt. Wer bit­te schön braucht das denn? L.A.M.A. ist unter ande­rem auch des­we­gen so emp­feh­lens­wert, weil es die Spiel­idee per­fekt auf den Punkt bringt. War­um nun also noch ein ganz beson­de­res Lama auf­tre­ten las­sen? Und sind rosa Spiel­chips mit 20 Punk­ten nicht zu krass, weil nun das Spiel noch län­ger dau­ern kann? Aber ich muss Abbit­te leis­ten: die Par­ty-Edi­ti­on fetzt tat­säch­lich! Das als Ein­zel­gän­ger auf­tre­ten­de Par­ty-Lama ist schon spa­ßig und auch die Plus-Kar­ten brin­gen tat­säch­lich noch ein­mal eine Bri­se Unplan­bar­keit ins Spiel, die dem Gesamt­pro­dukt gut tut. Man kann sich somit nicht mehr sicher sein, wann jemand eine Run­de been­det oder nicht. Damit steht man noch mehr vor den bekann­ten Nöten: soll ich es noch ein­mal wagen, die letz­te 6 zu spie­len oder wer­fe ich lie­ber mein Lama ab?

Die Son­der­kar­ten domi­nie­ren aber auch nicht eine Par­tie. Sie kom­men sel­ten genug daher, dass damit ledig­lich ins­ge­heim gedroht wird. Außer­dem ist das Hal­lo natür­lich rie­sig, wenn jemand am Ende noch das Par­ty-Lama auf der Hand hat. Durch die neu­en Kar­ten wer­den die Emo­tio­nen noch­mals gestei­gert. Und noch eine Sache gefällt mir: da ich die Far­be Pink nicht aus­ste­hen kann, gebe ich die­se Chips natür­lich mit Vor­lie­be ab. 

Fazit: Auch hier mache ich es kurz: die Par­ty-Edi­ti­on rockt – und hat bei uns das "nor­ma­le" Lama in den Ruhe­stand geschickt!

TitelL.A.M.A. Dice / Party-Edition
AutorRei­ner Knizia
Illus­tra­tio­nenRey Som­mer­kamp und Bar­ba­ra Spelger
Dau­er20 Minu­ten
Per­so­nen­an­zahl2 bis 6 Personen
Ziel­grup­penicht vom Lama genug bekom­men­de Familienspielrunden
Ver­lagAMIGO
Jahr2021 / 2020
Hin­weisfür die Bespre­chung wur­de vom Ver­lag ein Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

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