Minecraft: Builders & Biomes von Ulrich Blum – erschienen bei Ravensburger
Gleich vorne weg möchte ich beruhigen: keine Angst, ich werde im Folgendem nicht mit Begriffen wie "Skins", "Biome" und "Obsidian" um mich werfen. Damit wurde ich allerdings öfters bei Spielen mit Jüngeren konfrontiert und mittlerweile weiß ich sogar, was damit gemeint ist. Notwendig ist dieses Vokabular aber glücklicherweise nicht, wenn man MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES spielen will. Es ist trotzdem gut und richtig, dass diese Begriffe im Spiel verwendet werden. Denn es erhöht die Immersion bei der Zielgruppe nicht unerheblich.
Thema... wie auch im gleichnamigen Computerspiel erkunden wir die Oberwelt. Dabei sammeln wir ganz viele Blöcke und errichten daraus beeindruckende Bauwerke. Doof nur, dass in dieser Oberwelt auch Monster ihr Unwesen treiben. Gut wiederum, dass wir mit Waffen ausgerüstet sind und noch weitere erwerben können. Was glücklicherweise fehlt: der Oberguru, in dessen Namen wir arbeiten und dessen Ansehen wir mit unserer Bautätigkeit mehren wollen. Es reicht völlig aus, am Ende einfach die meisten Siegpunkte haben zu wollen – auch wenn diese nun Erfahrungspunkte heißen.
Illustrationen… sind von Martin Wörister, der dabei aber natürlich große Anleihen an den Illustrationen des Computerspiels genommen hat aber unabhängig davon ein Pixelkünstler zu sein scheint. Konsequent kommt daher fast alles in diesem Spiel in Pixelform daher – lediglich bei den Lebensherzen dürfen Rundungen auftreten. Wem diese Art der Gestaltung missfällt, hat mein vollstes Verständnis. Ich finde sie auch nicht schön. Trotzdem muss man anerkennen, dass sie doch irgendwie auch passend ist. Inwiefern die Farbgebung als Wiedererkennungsmerkmal aber so grell sein muss, weiß ich nicht. Ein Mitspieler sprach von "Augenkrebs" und bekam dafür einige wohlwollende Zustimmung. Meine jüngeren Mitspieler dahingegen fanden die Gestaltung klasse und waren begeistert. Da wurden sogar Pandabären und andere Details entdeckt.
Ausstattung… natürlich dürfen bei MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES keine Blöcke fehlen. Diese kommen als große und handliche Holzwürfel daher, wie man sie bspw. aus IMHOTEP kennt. Anfangs werden die durch eine äußerst funktionale Zentrierhilfe zu einem großen "Bauwürfel" zusammengesetzt.
Das restliche Material ist eher spartanischer Natur und kommt größtenteils als recht flache Pappe daher – aber natürlich fast alles in quadratischer Form: die einzelnen Bauwerke, die Waffen und die praktischen Übersichten. Lediglich die Spielfiguren sind etwas in die Länge gestreckt und werden von kleinen Plastikfüßen gehalten.
Nachdem sich jeder Spieler ein eigenes Tableau genommen hat, wird mit den Bauwerken und Waffen verdeckt eine rasterförmige Auslage gebildet. Dabei sollte man genügend Platz zwischen den einzelnen Plättchen haben, denn in den Zwischenräumen bewegen sich dann unsere Figuren.
Ablauf… ist recht überschaubar, da allen lediglich fünf Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, von denen man pro Spielzug zwei nutzen kann:
- laufen und dabei die Oberwelt erkunden (Plättchen aufdecken)
- zwei Blöcke nehmen
- diese zum Bauen nutzen
- Waffen aufnehmen
- damit Monster bekämpfen
So baut man nach und nach sein Tableau mit Bauwerken voll und / oder besiegt Monster. Letzteres ist auch recht unkompliziert. Jedes Monster besitzt eine bestimmte Anzahl von Herzen. Man selbst deckt bei einem Kampf drei Waffenplättchen aus seinem verdeckten Vorrat auf und will danach mindestens genauso viele Herzen vorweisen können. Dabei ist die anfängliche Ausrüstung stark verbesserungswürdig. Denn drei der fünf Start-Waffen sind vergiftete Kartoffeln und somit Nieten. Kein Wunder also, dass man sich gerne mit stärkeren Waffen ausrüstet.
Insgesamt werden drei Wertungen ausgespielt, wobei die letzte Wertung auch gleich die Endwertung ist und das Spiel sofort beendet. Ausgelöst werden die Wertungen, sobald eine komplette Schicht an Blöcken aus dem "Bauwürfel" entfernt wurden. Anfangs wertet man die einzelnen Landschaften, dann die verschieden farbigen Häuser und am Ende die Bauwerkstypen. Wer danach die meiste Punkte hat gewinnt natürlich. Wobei man dabei nicht die Monster unterschätzen darf, die man während der Partie besiegt hat. Diese können nämlich am Ende nochmals einen zusätzlichen Punkteregen erzeugen.
Das gefällt mir nicht so gut: spielerisch sollte man bei MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES nicht all zu viel Tiefe erwarten, was ich aber auch völlig in Ordnung finde. Allerdings hätte ich mir gerne eine etwas weniger billig wirkende Ausstattung gewünscht. Die großen Holzwürfel als Blöcke sind klasse und machen Spaß in die Hand zu nehmen. Das kann man vom restlichen Material leider nicht behaupten. Die einzelnen Komponenten kommen arg leicht daher und wirken insgesamt etwas lieblos. Der Punkteanzeiger ist dabei der größte Graus, weil er viel zu schnell auf dem Papiertableau verrutscht. Hier hätte man auch aus thematische Sicht besser einen kleinen Holzwürfel in Spielerfarbe nutzen sollen.
Ebenfalls fehlt in meinen Augen eine Übersicht über die einzelnen Waffenfähigkeiten und Monstereigenschaften. Für die Wertungen und die dauernd wiederkehrenden Spielzugaktionen liegt eine solche Hilfe bei. Für die viel seltener auftretenden Waffen fehlt diese aber, so dass man deswegen die Regel zu Hilfe nehmen muss – die wiederum aufgrund der sechs unterschiedlichen Sprachen nicht wirklich gut zum Nachschlagen geeignet ist.
Mir fehlt bei MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES ein wenig die Skalierung für eine unterschiedliche Spieleranzahl. Denn weder beim Aufbau noch beim Ablauf ändert sich etwas, ob man nun zu zweit oder zu viert spielt. Das bedeutet, dass für jede Spieleranzahl die gleiche Anzahl an Blöcken zur Verfügung steht. Somit fühlt sich MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES aber zu viert wesentlich anders an als zu zweit. Hat man beim Duell das Gefühl, sich seine Welt in Ruhe aufbauen zu können, fehlt dieses in voller Besetzung. Dann ist MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES für einen viel zu schnell zu Ende. Dabei erhält man den Eindruck, dass man nicht genügend Aktionen zur Verfügung hatte – und das fühlt sich dann unbefriedigend an.
Ohnehin kann MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES recht schnell vorbei sein. Das Damokles-Schwert des plötzlichen Endes schwebt über alle Spieler. Das erzeugt Druck und ist spielerisch durchaus reizvoll. Allerdings wird es als unfair empfunden, dass unter Umständen nicht alle Spieler gleich oft am Zug waren. Beendet der Startspieler die Partie, dann hatte er effektiv zwei Aktionen mehr als die nachfolgenden Mitspieler. Da MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES gerne auch mal knapp ausgeht, können diese zwei Aktionen entscheidend sein. Meiner Meinung nach hätte man also eine Regelung finden sollen, bei der alle Spieler gleich oft am Zug sind oder aber stattdessen schon mit bestimmten Blöcken beginnen können.
Das gefällt mir gut: Anfang war ich doch sehr skeptisch gegenüber MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES. Ich habe schon zu viele Lizenz-Spiele gespielt, die zwar einen bekannten Namen trugen aber nicht mal im Ansatz interessant waren. Das ist bei MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES anders. Natürlich ist es nicht das innovative Kennerspiel für die Szene, sondern ganz klar für den großen Markt der sogenannten Gelegenheitsspieler ausgerichtet. Aber trotzdem ist es nicht banal, sondern man hat immer viele kleine Entscheidungen zu treffen. Dabei wird scheinbar auch das Spielgefühl von MINECRAFT ganz gut übertragen. Natürlich nicht 1:1 – das kann ein analoges Brettspiel auch gar nicht leisten. Aber man findet sich wieder, man erkennt Analogien. Die grafische Gestaltung ist nicht mein Fall. Aber auch sie vermittelt sehr gut das MINECRAFT-Gefühl. In meinen verschiedenen Runden waren die jüngeren Spieler jedenfalls immer mit Eifer dabei. Sie haben die Monster benennen können und die Bedeutung der giftigen Kartoffel war allen sofort klar. Für mich war das alles Neuland – trotzdem habe ich mich überraschend gut unterhalten gefühlt.
Erfreulicherweise sind auch immer unterschiedliche Strategien möglich. Will man sich nur auf das Bauen konzentrieren oder auf die Monster (oder eine Mischung von beidem, was meist am zielführendsten ist). Allerdings sollte man nun keine falschen Erwartungen haben. Im Großen und Ganzen ist MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES ein taktisches Spiel. Es kommt doch sehr auf die zufällige Auslage der Karten drauf an, in welche Richtung ich mich entwickeln sollte. Bei der Monster-Strategie benötigt man dann auch noch Glück bei den einzelnen Kämpfen. Aber eine Partie MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES ist so kurz und auch knackig, dass dieser Zufallsanteil vollauf in Ordnung geht. Das Spiel soll unterhalten und kein episches Spielvergnügen darstellen – und das schafft es problemlos. Selbst hartgesottene Strategiespieler mussten anerkennen, dass MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES durchaus interessante Entscheidungen verlangt.
Fazit: MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES ist ein Angebot, jüngere Menschen vom Medium Brettspiel zu überzeugen. Natürlich kann es kein Ersatz für diese offene Computerspiel-Welt sein. Das soll es auch gar nicht. Aber MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES kann dafür sorgen, dass sich mal eine Stunde zusammen an den Tisch gesetzt und gemeinsam gespielt wird. Ich habe die Hoffnung, dass dabei der Brettspiel-Funken überspringen wird. MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES kann dafür das geeignete Zündholz sein. Ich habe die Hoffnung, dass mit so einem Einstieg die Lust erhöht wird, die große Welt der Brettspiele zu entdecken.
Titel | Minecraft: Builders & Biomes |
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Autor | Ulrich Blum |
Illustrationen | Martin Wörister |
Dauer | 30 bis 45 Minuten |
Personenanzahl | 2 bis 4 Personen |
Zielgruppe | Klötzchen staunende Familienspielrunden |
Verlag | Ravensburger |
Jahr | 2019 |
Hinweis | für die Besprechung wurde vom Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt |
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