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Nimble von von Peter Jürgensen – erschienen bei Edition Spielwiese

Nimble - Box
Foto: Pega­sus

Es gibt Spiel­me­cha­nis­men, die spal­ten ein wenig die Brett­spiel-Gemein­de. So sind Quiz-Spie­le bei vie­len Grup­pen ver­pönt, wäh­rend manch ein bekann­ter Blog­ger dar­aus sogar einen jähr­li­chen Quiz­spiel­ver­gleichs­test macht(e). Bei mir kom­men klas­si­sche Ver­stei­ge­rungs­spie­le nicht ger­ne auf den Tisch – und alles was Zom­bies als The­ma hat. Dahin­ge­gen wei­gern sich die meis­ten mei­ner Mit­spie­ler, hek­ti­sche Reak­ti­ons­spie­le gegen mich zu spie­len (wegen chro­ni­scher Erfolgs­lo­sig­keit). So war es gar nicht so ein­fach, Mit­spie­ler für eine Par­tie NIMBLE zu gewin­nen. Aber zum Glück sieht man es dem Spiel von außen nicht an, dass es sich um ein sol­ches Reak­ti­ons­spiel handelt...

The­ma... ist völ­lig auf­ge­setzt und dem­nach auch unnö­tig – es sei denn, man kann dadurch ein Cover in der Art gestal­ten, dass man auch Mit­spie­ler von Reak­ti­ons­spie­len über­zeugt, obwohl die gar kei­ne mögen. Das The­ma soll jeden­falls irgend­was mit Klas­si­kern der Welt­li­te­ra­tur sein. Doch war­um die Sei­ten die­ser nun wild durch- und über­ein­an­der geord­net wer­den sol­len, dass habe ich immer noch nicht verstanden.

Nimble - Inhalt
Kar­ten­gra­fik und Box­gra­fik pas­sen nur bedingt zueinander...

Illus­tra­tio­nen... sind von Chris­ti­an Schupp – oder auch "ARO" genannt. Wie schon bei MEMOARRR! geht die Edi­ti­on Spiel­wie­se bei der Wahl nach einem Illus­tra­tor somit neue Wege. Lei­der konn­te ARO sein Kön­nen nur auf dem Cover aus­le­ben – denn spiel­be­dingt sind die Kar­ten recht schlicht gestal­tet. Hier sind zwar sche­men­haft net­te Details zu sehen, aber die­se kom­men kaum zu Gel­tung. Somit besteht auch eine gewis­se Dis­kre­panz zwi­schen Box- und Inhalts­ge­stal­tung – was manch einem mei­ner Mit­spie­ler etwas ent­täuscht hat (da ande­res erwar­tet wur­de). Aber abge­se­hen davon mal abwar­ten, ob man AROs Kön­nen auch noch ein ande­res Mal bewun­dern darf.

Nimble - Kartensets
wel­ches Schwein­derl ... äh Kar­ten­satz hätten's denn gern?

Aus­stat­tung... besteht aus vier Kar­ten­sets mit jeweils 30 Kar­ten. Jedes Set ist für einen Mit­spie­ler gedacht und hat dem­nach eine ein­deu­ti­ge far­bi­ge Rück­sei­te. Die Vor­der­sei­ten sind in allen Sets gleich und zei­gen jeweils eine Außen­far­be und eine Innen­far­be. Dabei sind zwei Far­ben (hell­blau und blau) recht ähn­lich, was es schwer macht, sie in der Hek­tik zu unterscheiden.

Ablauf... es lie­gen drei Kar­ten aus, die jeweils den Anfang eines Abla­ge­sta­pels bil­den. Jeder Spie­ler ver­sucht nun so schnell wie mög­lich sei­ne Hand­kar­ten kom­plett auf die­se drei Sta­pel abzu­le­gen. Dabei gilt fol­gen­de Regel zu beach­ten: die äuße­re Far­be der neu­en Kar­te muss mit der inne­ren Far­be der aus­lie­gen­den Kar­te übereinstimmen.

Damit man nicht völ­lig plan­los agiert, kann man auch noch einen eige­nen offe­nen Abla­ge­sta­pel bil­den, von dem man sich im wei­te­ren Ver­lauf bedie­nen kann. Und damit das alles nicht zu ein­fach wird, darf "natür­lich" nur mit einer Hand gespielt wer­den. Ansons­ten regiert die Hektik!

Wenn ein Spie­ler fer­tig ist, wer­den alle Kar­ten wie­der für die nächs­te Par­tie sor­tiert. Dabei wird dann auch dar­auf geach­tet, ob kei­ne Feh­ler gemacht wur­den. Kann ein sol­cher einem Mit­spie­ler nach­ge­wie­sen wer­den, dann fliegt es aus der Wer­tung und ein ande­rer rückt auf das Sie­ger­po­dest vor.

Nimble - Blautöne
in ruhi­gen Situa­tio­nen noch gut unter­scheid­bar – in der Hek­tik nicht!

Das gefällt mir nicht so gut: Ich weiß nicht, ob die Farb­ge­bung mit dem hel­len Blau und dem nor­ma­len Blau bewusst so gewählt wur­de oder ob es eine pro­duk­ti­ons­be­ding­te Über­ra­schung war. Jeden­falls nervt die­se Ähn­lich­keit. Denn in der Hek­tik des Gesche­hens sind die­se Far­ben kaum zu unter­schei­den und ver­brei­ten dadurch schlech­te Lau­ne. Schaut man sich die inne­ren Farb­krei­se genau und in Ruhe an, dann erkennt man bei die­sen Far­ben auch Unter­schie­de (hell­blau zeigt ein Steu­er­rad und nor­mal­blau ein Wikin­ger­schild). Aber im Spiel lie­gen eben nicht zwei Kar­ten auf der Hand neben­ein­an­der, son­dern man muss über eine gewis­se Ent­fer­nung die Far­ben bzw. Sym­bo­le mit­ein­an­der abglei­chen.  Aber sol­che Fein­hei­ten las­sen sich wäh­rend des Spiels dann nicht erkennen.

Ansons­ten mag ich den gan­zen The­men-Klim­bim nicht. Ja, ein The­ma kann hilf­reich sein – muss aber nicht. In die­sem Fall fin­de ich das The­ma nicht nur an den Haa­ren her­bei gezo­gen, son­dern mich nervt auch die eige­ne Über­zeu­gung dahin­ter. Da lese ich am Anfang der Regel die­sen Satz "Die Über­sicht aller Kar­ten eines [Themen-]Sets fin­dest du am Ende die­ser Anlei­tung" und den­ke mir weiß-Gott-was – nur um dann am Ende fest­zu­stel­len, dass ledig­lich jeder Hin­ter­grund­far­be ein Klas­si­ker der Welt­li­te­ra­tur zuge­ord­net wur­de. Wäre da noch viel­leicht ein gra­fi­schen Gag ein­ge­baut, der die­se Geschich­te wei­ter­füh­rend erzählt (wie bspw. die Expe­di­ti­ons­kar­ten bei LOST CITY oder in gewis­ser Wei­se auch die Völ­ker­kar­ten bei WIZARD), dann könn­te ich das noch nach­voll­zie­hen. So aber fin­de ich das ein­fach überzogen.

Ansons­ten muss sich NIMBLE die Fra­ge gefal­len las­sen, was es denn bes­ser kann, als ande­re Spie­le die­ses Gen­re. Mei­ne Ant­wort dar­auf ist ernüch­ternd: nichts! Ja, es gibt die Her­aus­for­de­rung mit dem von außen nach innen den­ken. Aber ansons­ten ist das Spiel­ge­fühl sehr ähn­lich wie bei den Klas­si­kern LIGRETTO oder auch SPEED (für zwei Per­so­nen). Für mich ist das zu wenig Neu­es im Spiel.

Nimble - Ablage
am Anfang noch halb­wegs gesit­tet gestapelt

Das gefällt mir gut: NIMBLE funk­tio­niert! Wer Freu­de an sol­chen hek­ti­schen Reak­ti­ons­spie­len hat, der wird mit NIMBLE sei­nen Spaß haben. Immer wie­der groß sind die Emo­tio­nen, wenn ein Mit­spie­ler Mil­li­se­kun­den schnel­ler als man selbst eine Kar­te auf den Abla­ge­sta­pel gewor­fen hat und man sich nun leicht bedröp­pelt ein neu­es Ziel suchen muss. Auch die Aus­wer­tung ist natür­lich span­nend, da man immer hofft, dass dem füh­ren­den Spie­ler ein Feh­ler unter­lau­fen ist – was durch die sehr ähn­li­chen Far­ben auch schnell pas­siert. So kann NIMBLE gut als Auf­lo­cke­rung oder Wach­ma­cher die­nen – zumal eine Par­tie schnell her­un­ter gekloppt ist und dann meist sofort eine zwei­te, drit­te, vier­te folgt.

Fazit: Gäbe es noch kein LIGRETTO oder SPEED, dann wäre ich von NIMBLE wohl mehr begeis­tert gewe­sen. So kann ich aner­ken­nen, dass es Spaß macht und prin­zi­pi­ell funk­tio­niert – ich wür­de aber die ande­ren Spie­le bevor­zu­gen. So kann LIGRETTO bspw. gegen­über NIMBLE mehr­fach punk­ten: es hat die kla­re­re Gra­fik und man kann es auch mit bis zu 12 Per­so­nen gemein­sam spie­len. Ein gro­ßer Vor­teil, da sol­che hek­ti­schen Reak­ti­ons­spie­le ins­be­son­de­re in grö­ße­ren Grup­pen präch­tig funktionieren.

TitelNim­ble
AutorPeter Jür­gen­sen
Illus­tra­tio­nenChris­ti­an Schupp
Dau­er5 Minu­ten
Spie­ler­an­zahl2 bis 4 Spieler
Ziel­grup­pereak­ti­ons­schnel­le Familienspieler
Ver­lagEdi­ti­on Spiel­wie­se (Ver­trieb: Pegasus)
Jahr2018

Ich bedan­ke mich bei Pega­sus für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

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