Old Saloon (erste Erweiterung zu Bang! The Dice Game) von Michael Palm und Lukas Zach erschienen bei Abacusspiele

Schon bei TARGI habe ich mich lobend darüber geäußert, dass die entsprechende Erweiterung ein paar Jährchen benötigt hat, bevor sie auf den Markt geworfen wurde. Ganz allgemein glaube ich nämlich, dass mehr Zeit zum Testen förderlich für die Qualität ist. 🙂 Auch die vorliegende Erweiterung zu BANG! THE DICE GAME hat – zumindest in der heutigen schnelllebigen Brettspielzeit – ein wenig auf sich warten lassen. So viel sei vorweg genommen: das Warten hat sich wieder gelohnt.
Thema... ist bei OLD SALOON das gleiche wie bei BANG! THE DICE GAME. Weiterhin möchte der Sheriff mit seinen hilfsbereiten Kameraden die Banditen und Gesetzlosen ausschalten – die es wiederum darauf abgesehen haben, dass der Sheriff das Spielende nicht überlebt (und somit selbiges auslöst). Es wird also weiter geballert bis zum geht nicht mehr – und auch die Indianer halten sich nicht zurück.

Illustrationen... sind wieder von Riccardo Pieruccini und gefallen mir weiterhin richtig richtig gut. Im Sommer habe ich erstmals REVOLVER gespielt (könnte ich eigentlich mal was dazu schreiben) – und im Vergleich zu den dortigen Illustrationen stechen die Arbeiten von Pieruccini aber mal deutlich positiv heraus.
Ausstattung... besteht aus zwei zusätzlichen Würfeln, acht neuen Charakterkarten, neun Spezial-Rollen, Material für den Geist und ein Pfeil des Häuptlings. Wie das alles zusammen passt? OLD SALOON ist eigentlich eine Ansammlung aus fünf kleinen Erweiterungs-Modulen. Diese können dann in beliebiger Kombination mit dem Grundspiel kombiniert werden.

Ablauf... ändert sich nicht wirklich gegenüber dem Grundspiel. Es können nun eben die Module eingebaut werden. Diese sind:
- zwei neue Würfel ("Großmaul" und "Feigling"): von den fünf Würfeln aus dem Grundspiel kann einer durch einen neuen Würfel ersetzt werden. Diese erlauben dann bspw. das Trinken einer doppelten Bierration oder das Zerstören eines Pfeiles. Oder aber man kann nun doppelten Schaden beim Nachbar-Schießen bewirken. Dummerweise ist nun auch die Patrone mit im Spiel. Wird die gewürfelt, verliert man sofort einen Lebenspunkt.
- der Pfeil des Häuptlings: kann anstatt eines normalen Pfeils genommen werden und zählt wie zwei dieser Standard-Pfeile. Warum sollte man das tun? Besitzt man beim Indianerüberfall nun inklusive des Pfeil des Häuptlings die meisten Pfeile, dann verliert man keine Lebenspunkt (bei einem Gleichstand schon). Man geht also ein Wette ein, dass man die meisten Pfeile erhält.
- Spezial-Rollen: sind die gleichen Rollen wie im Grundspiel (Sheriff, Hilfssheriff, Bandit und Gesetzloser). Allerdings haben diese nun alle eine besondere Fähigkeit, die man einmal im Spiel nutzen kann. Dazu wird dann die Rolle aufgedeckt und die entsprechende Aktion ausgeführt. Allerdings wissen dann alle Mitspieler auch zweifelsfrei, welche Rolle man in der Partie inne hat.
- neue Charaktere: bereichern die ohnehin schon große Auswahl an unterschiedlichen Charaktere. Einige diese Charaktere sind jedoch nur mit bestimmten Modulen dieser Erweiterung zu spielen.
- der Geist: der Mitspieler, der als erstes ausgeschaltet wird, wird zu einem Geist. Er kann nun noch mit zwei Würfeln weiter würfeln und damit bei einem Mitspieler dessen ersten Würfel festlegen (dieser wird also gleich auf die vom Geist gewählte Seite gelegt und so ausgewertet, als ob er diesen aktuell auch so geworfen hätte). Dadurch, dass der Geist seine Rolle behält (Bandit oder Hilfssheriff) bzw. dieser zugeordnet wird, versucht er natürlich seiner Gruppe zu helfen.
Das gefällt mir nicht so gut: Die beiden Saloon-Würfel unterscheiden sich zwar farblich gut von den Würfeln des Grundspiels – aber leider nicht untereinander. Gerne hätte ich es gesehen, wenn der Großmaul-Würfel sich schon auf den ersten Blick vom Feigling-Würfel unterschieden hätte. So muss man doch immer genau auf die einzelnen Würfel-Seiten schauen.

Wie das bei einer Modul-Ansammlung so ist: nicht alle Module gefallen mir gleichermaßen gut. Das Geist-Modul finde ich unpassend. Hier wird der Mitspieler (und auch dessen Fraktion) belohnt, der zu erst ausscheidet – auch wenn kurz danach oder gar gleichzeitig ein anderer Spiele ebenfalls das Zeitliche segnet. Das ist für diesen zwar ganz nett, kann aber auch dafür sorgen, dass ich bspw. als Sheriff bewusst einen arg angeschossenen Hilfssheriff als erstes aus der Partie nehme, da mir dieser dann noch als Geist helfen kann. Woher ich mir als Sheriff sicher sein kann? Dafür sorgt bspw. das Modul mit den Spezial-Rollen. Auch das Handling mit den Geist-Plättchen hat mich nicht ganz überzeugt. Hier hätte ich es bspw. schöner gefunden, wenn benutzte Geist-Plättchen nicht mehr an den Besitzer zurückkommen. Könnte er dann keines mehr verteilen, dann würde er verlöschen.

Ebenso verkehrt fühlen sich die Spezial-Rollen an. Durchmischt man diese mit dem Standardspiel, dann können die Spieler mit den Spezial-Rollen schon klare Vorteile gegenüber den anderen Spielern haben. Das ist aber bei einem solchen Funspiel gar nicht mein Problem. Viel eher stört mich, dass der Charakter des Grundspiel zu sehr verschoben wird. Insbesondere das Nicht-Wissen über die Rollen macht in meinen Augen den großen Spielreiz von BANG! aus. Wenn die Rollen aus taktischen Gründen aber schon recht früh freiwillig enthüllt werden, dann geht dieser Reiz größtenteils flöten. Ich sehe schon die größere taktische Vielfalt dieser Rollen – aber für mich ist dieses Modul nichts.

Das gefällt mir gut: Die anderen drei Module aus OLD SALOON sind mittlerweile fester Bestandteil jeder BANG!-Partie. Die Würfel kann ich ohnehin in jedem Zug optional nutzen. Beide sind gut in ihrer Wirkung skaliert und so kann man je nach Situation taktisch anders entscheiden. Im Endeffekt machen sie ohnehin, was sie wollen. 😛
Die neuen Rollen bringen auch frischen Wind in die Partie. Nicht alle sind in meinen Augen gleich stark – wobei das aber auch immer abhängig von der zugeteilten Rolle ist. Hier kann man mal mehr Glück und mal mehr Pech haben. Das entspricht aber ohnehin dem Charakter dieses Funspiels, so dass ich das nicht als störend empfinde. Daumen hoch auch für den erhöhten Frauenanteil! Ein echter Liebling hat sich bei mir jedenfalls noch nicht herauskristallisiert (obwohl Doc Holiday ...)
Auch den Pfeil des Häuptlings möchte ich nicht mehr missen. Denn nun hat man noch mehr Grund dazu, aktiv einen Pfeilehagel auszulösen. Allerdings ist das auch ein Spiel mit dem Feuer, denn nicht immer erreicht man die Mehrheit an Pfeilen und dann schmerzt dieser meist so richtig (übrigens auf beiden Seiten). Also lohnt es sich, diesen Pfeil erst spät zu nehmen. Dabei ist herrlich mit anzusehen, wie nun um diesen Pfeil gelauert wird.
Fazit: Mit OLD SALOON liegt nun eine stimmige erste Erweiterung zu BANG! THE DICE GAME vor. Auch wenn mich persönlich nicht alle Module überzeugt haben, so möchte ich doch den Großteil nicht mehr missen. Ich bin gespannt, ob uns in Zukunft noch weitere solcher Module erwarten. Dafür darf sich gerne wieder Zeit genommen werden.
PS: Das tolle Sichtfenster-Konzept der Box ist leider vergeudete Liebesmüh. Wie auch beim Grundspiel strahlen mich die Würfel schon aus der Box an. In der Praxis nehme ich aber lieber nur eine Box auf einen Spieleabend mit – auch wenn die Box der Erweiterung wirklich nicht groß ist. So habe ich nun leider aus der Grundspielbox das ebenfalls gute Inlay herausgeworfen und nun auch die Erweiterung dort untergebracht. Schon ein bisschen ärgerlich, denn das Ganze hat etwas vom Fluch der guten Tat.
Titel | Old Saloon (erste Erweiterung zu Bang! The Dice Game) |
Autor | Michael Palm und Lukas Zach |
Illustrationen | Riccardo Pieruccini |
Dauer | 15 Minuten |
Spieleranzahl | 3 bis 8 Spieler |
Zielgruppe | Funspiel für Westernliebhaber |
Verlag | Abacusspiele |
Jahr | 2016 |
Ich bedanke mich bei Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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