Pictures von Daniela und Christian Stöhr – erschienen im PD-Verlag
Wenn ich ein ganz kreativer Kopf wäre, dann hätte ich diese Einleitung zu PICTURES mit Schnürsenkeln dargestellt. Oder aber mit Bauklötzen. Vielleicht aber auch lediglich mit Piktogrammen oder kleinen Holzquadern, um daraus Pixel-Bilder herzustellen. Leider bin ich nicht kreativ und belasse es deswegen bei schnöden Worten.
Thema... ausliegende Fotos mit ungewöhnlichen Materialien nachstellen, damit die Mitspielenden diese richtig erraten.
Illustrationen... sind eher rudimentär vorhanden, denn die nachzustellenden Bilder sind Allerwelts-Fotografien. Dominik Mayer musste somit hauptsächlich das Cover sowie einzelne Symbol-Karten entwerfen.
Ausstattung... wer sich das Cover genau anschaut, der kann erahnen, was sich in der Box befindet. Natürlich sind einerseits Foto-Karten enthalten, andererseits aber auch das Material zum Nachstellen der Bilder. Dieses umfasst:
- Stöckchen und Steine
- 2 unterschiedliche lange Schnürsenkel
- Farbwürfelchen nebst Bilderrahmen
- Bauklötze
- Symbol-Karten
Dazu kommen noch Papp-Plättchen für die Verwaltung, ein Beutel zum Herausziehen von Fotoauswahl-Plättchen sowie ein Notizblock für das Aufschreiben der Punkte. Entsprechende Stifte dafür sucht man aber leider vergeblich.
Ablauf... zu Beginn wird eine Auslage aus 4×4 Fotos gebildet, die durch entsprechende Buchstaben- und Zahlen-Plättchen zu einem eindeutigen Raster werden. Dann ziehen alle geheim aus dem Beutel ein Fotoauswahl-Plättchen, was im Folgenden mit dem zugeteilten Material nachgebildet werden muss. Ist man selbst damit fertig, schaut man sich die anderen Kunstwerke an und ordnet mithilfe des Notizblockes diesen entsprechende Fotos aus der Auslage zu. Sind damit alle fertig, wird nach und nach aufgelöst. Für jeden richtigen Tipp bekommt man einen Punkt – ebenfalls für die richtigen Tipps der Mitspielenden für das eigene Kunstwerk.
Nach einer solchen Runde wird das Material nach rechts weitergegeben und das Procedere wiederholt sich. Nach fünf Runden haben alle einmal alle Materialien benutzen müssen und es kommt zur Abrechnung der bis dahin erspielten Punkte.
Das gefällt mir nicht so gut: Im Beutel ist jedes Fotoauswahl-Plättchen dreimal vorhanden. Es kann also vorkommen, dass Person 1 mit den Bauklötzen nun das C3-Foto nachbilden muss. In der nächsten Runde bekommt Person 2 die Bauklötze und zieht zufälligerweise ebenfalls C3 aus dem Beutel. Das ist dann blöd gelaufen und macht in allen keinen Spaß (eine Kopie ist unkreativ – aber fast schon ein Muss, da eine Abwandlung durch die Konditionierung im Kopf ziemlich sicher nicht erraten wird). Um das zu vermeiden werden eigentlich in allen mir bekannten Gruppen Hausregeln benutzt. Meistens werden die Fotos nach einer Runde ausgetauscht. Das finde ich aber unglücklich, da es durchaus reizvoll ist, dass ein Foto auf unterschiedliche Arten beschrieben werden muss. Zusätzlich schaut man sich über die fünf Runden "in die Fotos rein" und entdeckt immer mehr Details. Haben die Fotos einen zu schnellen Durchlauf, dann geht dieser Aspekt verloren. Da ohnehin eher zu wenig als zu viel Fotokarten in der Box sind, spielen wir meist eine andere Hausregel. Wir halten Buch, welches Foto mit welchen Materialien nachgebildet werden musste. Entsteht dabei eine Doppelung, muss nochmals in den Beutel gegriffen und ein neues Fotoauswahl-Plättchen gezogen werden. Eine weitere Hausregel wird oft bei der Verwendung der Symbol-Karten eingeführt, die somit einen wesentlich freieren kreativen Umgang mit den Karten erlaubt.
Unglücklich finde ich auch, dass der Großteil der Fotos ein Querformat aufweist und deutlich weniger Fotos im Hochformat vorliegen. Diese fallen dann bei der Bildung des Rasters regelrecht aus dem Raster. Ich frage mich, warum das in diesem Verhältnis gemacht wurde. Bei der Menge an potentiellen Vorlagen hätte man doch bestimmt problemlos alle Fotos im Querformat anbieten können. So ist das Erscheinungsbild extrem unruhig und man kann recht subtil auf die Ausreißer anspielen.
Noch unglücklicher bin ich allerdings mit dem äußeren Erscheinungsbild. Ja, das ist Geschmackssache und höchst subjektiv, aber meinem Empfinden nach ist das Cover von PICTURES dermaßen langweilig gestaltet, dass ich wirklich meine Überredungskünste gebrauchen muss, um dieses Spiel auf den Tisch bringen zu können. Das Aufgreifen der verschiedenen Materialien im Titel ist ja ganz nett, aber das restliche Drumherum schreckt eher ab. Wie will man denn damit neugierig machen? Wer soll sich angesprochen fühlen? Nein, das Cover überzeugt mich nicht!
Das gefällt mir gut: Die Spielidee ist so einfach wie genial! Im Endeffekt ist PICTURES eine kleine Spielesammlung, die aufzeigt, auf welch unterschiedlichen Weisen man Fotos nachstellen kann – durchaus mit dem Potenzial noch erweitert zu werden. Und natürlich gibt es im Spielverlauf Glück und Pech. Manch ein Foto lässt sich super mit den Schnürsenkeln darstellen, andere sind dahingegen wahnsinnig schwierig zu gestalten. Aber wie immer bei dieser Art Spiel geht es mehr um den Erschaffungs-Prozess und weniger darum, wer am Ende wie viel Punkte aufweist.
Fast im Widerspruch dazu muss ich aber das Wertungssystem loben. Denn das ist wirklich so einfach zu verstehen und handzuhaben, dass man es im wahrsten Sinne des Wortes als "kinderleicht" beschreiben kann. Ohnehin habe ich sehr gute Erfahrungen beim Spielen von PICTURES mit Kindern gemacht. Da man weder lesen noch schreiben können muss und auch keine Zeichenkünste erforderlich sind, besitzt PICTURES keine wirkliche Einstiegshürde. Kinder können demnach problemlos mitspielen und sind dabei oftmals auch erstaunlich erfolgreich.
Zumal PICTURES auch problemlos als Team gespielt werden kann. Wollen mehr als fünf Leute mitspielen, dann werden kurzerhand 2er-Teams gebildet. Diese stimmen sich dann sowohl bei der Gestaltung wie auch bei den Tipps ab. Das hat bisher immer sehr gut funktioniert – auch auf großen Spieleveranstaltungen mit Leuten, die sich erst am Spieletisch kennengelernt haben. Dabei ist es wieder von Vorteil ist, dass bei PICTURES keine Sprachhürde besteht. So habe ich einige tolle Runden erlebt, die mir die verbindende Kraft des Spielens gezeigt haben.
Denn das Wichtigste habe ich noch gar nicht geschrieben: PICTURES macht eine Menge Spaß! Das hochwertige Material lädt gerade zu zum sich damit Beschäftigen ein. Es ist jedoch auch nicht so filigran, dass Grobmotoriker von vornherein ausgeschlossen werden. Natürlich ist bei der Bewertung ein gewisses Empathie-Vermögen von Nutzen. Auf der anderen Seite sind die Fotos teilweise aber auch so ereignisarm, dass selbst die Talentiertesten an ihre Grenzen stoßen. Die Auswahl der Fotos halte ich ohnehin für sehr gelungen. Sie bilden oftmals einen banal wirkenden Alltag ab, der aber gerade deswegen herausfordernd ist.
Fazit: PICTURES hat für mich Schwächen in der redaktionellen Bearbeitung. Das eigentliche Spiel ist aber darüber erhaben und macht auch Generationen übergreifend eine Menge Spaß! Der Zugang ist leicht, das kreative Bespielen des Materials ist genauso unterhaltsam wie das Erraten der anderen Kunstwerke.
Titel | Pictures |
Autor | Daniela und Christian Stöhr |
Illustrationen | Dominik Mayer |
Dauer | 30 Minuten |
Spieleranzahl | 3 bis 5 Spieler |
Zielgruppe | kreative Familienspieler |
Verlag | PD-Verlag |
Jahr | 2019 |
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