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Riverside von Eilif Svensson und Åsmund Svensson – erschienen im Kobold Spieleverlag

Riverside - Cover
Bild: Kobold Verlag

Wiki­pe­dia lis­tet 26 Orte in den USA auf, die River­si­de hei­ßen. Zusätz­lich soll es noch gleich­na­mi­ge Ort­schaf­ten in Süd­afri­ka, Tas­ma­ni­en und Wales geben. Inter­es­san­ter­wei­se spielt RIVERSIDE aber im eisi­gen Nor­den, was wohl an der Her­kunft der Autoren liegt. Wenn ich jetzt nor­we­gisch spre­chen könn­te, wür­de ich nach­schau­en, ob es ent­spre­chen­de Namens-Äqui­va­len­te in die­ser Spra­che gibt. So muss ich euch dar­über lei­der im Unkla­ren lassen.

The­ma... ver­gleich­bar mit den Hur­tig­ru­ten fah­ren wir mit einem Kreuz­fahrt­un­ter­neh­men durch eine abge­le­ge­ne Win­ter­land­schaft im hohen Nor­den. Die an Bord befind­li­chen Tou­ris­ten wol­len sich dabei ver­schie­de­ne Sehens­wür­dig­kei­ten anschau­en und Aben­teu­er erle­ben. Manch­mal hat es aller­dings der Hei­zer auch eilig, so dass die Tour schnel­ler vor­bei sein kann als sich das man­che wünschen.

Illus­tra­tio­nen... sind von Gjer­mund Boh­ne – und ich wer­de kein Fan mehr von sei­nen Arbei­ten. Irgend­wie ist sein Stil nicht mit mei­nem Geschmack kom­pa­ti­bel (ins­be­son­de­re, da er eine Vor­lie­be für Lach­ge­sich­ter hat). Aber das ist sehr sub­jek­tiv und somit Geschmacks­sa­che, denn die gewähl­te Sym­bol­spra­che ist gut ver­ständ­lich und lässt kei­ne Fra­gen offen.

Riverside - Ausstattung
alles an Bord

Aus­stat­tung... bie­tet, was ein klas­si­sches Roll-and-Wri­te-Spiel bie­ten muss: Blei­stif­te, ein hal­bes Dut­zend bun­te Wür­fel und ein Spiel­block. Zusätz­lich sind auch noch eini­ge Fluss­plätt­chen, ein klei­ner Schiffs­auf­stel­ler sowie ein Kapi­täns­plätt­chen in der Box. Etwas irri­tiert die Bezeich­nung der Anlei­tung als "Hand­buch für die Rei­se­lei­tung", zumal die­se dann doch recht kon­ven­tio­nell gestal­tet ist.

Riverside - Aufbau
die­se Fluss­land­schaft will ent­deckt werden

Ablauf... zu Beginn wird aus den Fluss­plätt­chen eine zufäl­li­ge Land­schaft gebil­det. Nur die bei­den Plätt­chen an den Rän­dern sind immer fest vor­ge­ge­ben. Nun star­tet das gemein­sa­me Boot im Wes­ten, wird spä­ter im Osten wen­den, um dann im Wes­ten ins Ziel zu gelan­gen. Wäh­rend die­ser Fahrt kreu­zen wir auf unse­ren Blät­tern Fel­der an (wir beset­zen Sitz­plät­ze) und sam­meln Aus­flug­punk­te über die Dör­fer, die ver­schie­den­far­big auf den ein­zel­nen Fluss­plätt­chen abge­bil­det sind.

Riverside - Heizwerte
gern gese­hen: kaum Tem­po und vie­le bil­li­ge Wür­fel zum Abkreu­zen zur Auswahl

Wie schnell das Schiff vor­an kommt und wie vie­le Sitz­plät­ze wir abkreu­zen kön­nen, bestim­men die gemein­sam für alle gewor­fe­nen Wür­fel. Aus den fünf bun­ten Aus­flugs­wür­fel wird ein Medi­an gebil­det und die Zug­wei­te des Schif­fes bestimmt. Der sechs­te grü­ne Wür­fel besitzt eine Son­der­rol­le, der haupt­säch­lich beim Beset­zen der Sitz­plät­ze zum Tra­gen kommt. Über voll­stän­di­ge besetz­te Sitz­rei­hen auf unse­ren Spiel­plä­nen schal­ten wir Boni frei und gene­rie­ren bei den fol­gen­den Aus­flü­gen in der Nähe des Schif­fes Punk­te. Ist das Schiff im Ziel ange­langt, gibt es eine gro­ße Abrech­nung. Dabei wer­den ganz kni­ziaesk die erziel­ten Punk­te durch den Besuch der Stabs­kir­chen mit der gerings­te Punkt­zahl der ande­ren Aus­flugs­ar­ten kom­bi­niert. Bei die­ser Kapi­täns­wahl wird zusätz­lich noch die Per­son belohnt, die dar­über die meis­ten Punk­te erzielt, so dass zumin­dest ein Min­dest­maß an Inter­ak­ti­on erzeugt wird.

Das gefällt mir nicht so gut: RIVERSIDE weist zwar ein paar neue Ideen auf, kann aber aus der gro­ßen Mas­se an Roll-and-Wri­te-Spie­len nicht her­vor­ste­chen. Trotz der modu­la­ren Aus­la­ge ähneln sich die ein­zel­nen Par­tien zu sehr, was viel­leicht auch dar­an lie­gen kann, dass die Posi­ti­on der Stabs­kir­che sich nicht ver­än­dert. Zusätz­lich habe ich das Gefühl, dass die ein­zel­nen Orte zu sehr vor­ge­ben, was man machen muss. Die Abfol­ge der Orte bestimmt sehr, auf wel­che Rei­hen­fol­ge ich mich in der aktu­el­len Par­tie kon­zen­trie­ren muss. Somit feh­len mir alter­na­ti­ve Wege, um eben­falls zu punkten.

Riverside - Kapitänswertung
mas­sig Punk­te wenn es gut läuft

Dabei gilt es natür­lich, sich einen Über­blick über die mög­li­chen Kom­bi­na­tio­nen zu schaf­fen und die­se effi­zi­ent aus­zu­nut­zen. Es gibt nichts ärger­li­che­res, als wenn man sich auf ande­ren Schif­fen einen Bonus in einem Bereich frei spielt, wel­cher aber schon voll­stän­dig abge­kreuzt ist. Die­ses Opti­mie­ren ist anfangs reiz­voll, mit einer gewis­sen Spiel­erfah­rung ver­flacht dann aber der Spiel­reiz. Neue Punk­te­blö­cke könn­ten hier die not­wen­di­ge Vari­anz erzeu­gen. Viel­leicht dann auch mit einer redu­zier­ten Punk­te­wer­tung, da ich nicht unbe­dingt Fan von Punk­te-Explo­sio­nen am Ende bin.

Das Solo-Spiel funk­tio­niert, ist aber im End­ef­fekt auch nur eine High­score-Jagd. Die zusätz­lich nicht recht funk­tio­niert. Denn auf­grund der gewür­fel­ten Wer­te unter­schei­den sich die Län­gen der ein­zel­nen Par­tien. Somit ist es schlicht vom Zufall abhän­gig, ob ich nun vie­le oder weni­ge Punk­te machen kann. In Mehr­per­so­nen­spie­len ist das unwich­tig, da man dabei am Ende die Rela­ti­on zu den Mit­spie­len­den bestimmt. Im Solo-Spiel mit High­score-Jagd fin­de ich so etwas dann aber unbefriedigend. 

Riverside - Kreuze
nach und nach wer­den Sitz­plät­ze besetzt

Das gefällt mir gut: Das Aus­wahl-Sys­tem mit dem grü­nen Wür­fel ist reiz­voll, da die­ser ver­schie­de­ne Ansät­ze­er­mög­licht: schnell die Hit­ze ver­bra­ten, um früh auf Boni zugrei­fen zu kön­nen oder lie­ber abwar­ten, damit man hin­ten her­aus noch hand­lungs­fä­hig ist. Wenn man doch nur wüss­te, was und wie oft spä­ter noch gewür­felt wer­den wird...

Die­se Unwäg­bar­keit bei der Spiel-Geschwin­dig­keit sorgt für die größ­te Span­nung. Tuckern wir gemüt­lich von Ort zu Ort oder macht das Schiff dau­ernd gro­ße Sprün­ge. Kann ich dar­auf hof­fen, spä­ter noch an die hohen Punk­te­wer­tun­gen anzu­do­cken oder muss ich schon jetzt zuschla­gen? Hier kön­nen Pla­nun­gen auf­grund hoher Wür­fel­wer­te bit­ter zer­schel­len. Aber weil wir alle die glei­chen Wer­te benut­zen, müs­sen auch alle damit leben und das Bes­te draus machen. Ins­ge­samt ist das Spiel erfreu­lich zügig zu spie­len. Kon­sens war, dass es eher zu schnell als zu lang­sam vor­bei war, was ich immer als gutes Zei­chen wer­te – zumal man mit der Stre­cken­er­wei­te­rung hier fle­xi­bel auf die unter­schied­li­chen Wün­sche ein­ge­hen kann.

Ange­nehm fin­de ich noch die Kapi­täns­wer­tung am Ende, weil die­se zumin­dest ein klein wenig Inter­ak­ti­on mit den Mit­spie­len­den zulässt. Ich freue mich jeden­falls die­bisch, wenn ich dabei die 15 Plus­punk­te abgrei­fen kann, weil ich aus­ge­wo­ge­ner gepunk­tet habe als die ande­ren. Somit wird zumin­dest ansatz­wei­se ver­hin­dert, dass alle nur allei­ne vor sich hin tüf­teln. Nichts­des­to­trotz besteht gen­re-typisch eher ein solis­ti­sches Spielgefühl.

Riverside - Detail
eine Fluss­fahrt die lus­tig, eine Fluss­fahrt die ist schön

Fazit: RIVERSIDE ist ein soli­des Roll-and-Wri­te-Spiel. Der Wür­fel­aus­wahl­me­cha­nis­mus ist trick­reich und der räum­li­che Aspekt ist neu. Aller­dings ver­puf­fen die inter­es­san­ten neu­en Ideen zu schnell, da man schon nach kur­zer Zeit das Gefühl hat, alles voll­stän­dig erkun­det zu haben.

TitelRiver­si­de
AutorenEilif Svens­son und Åsmund Svensson
Illus­tra­tio­nenGjer­mund Bohn
Dau­er15 bis 25 Minuten 
Per­so­nen­an­zahl1 bis 6 Personen
Ziel­grup­pewür­feln­de Familienspielrunden
Ver­lagKobold Spie­le­ver­lag
Jahr2022
Hin­weisfür die Bespre­chung wur­de vom Ver­lag ein
Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

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