Rock the Bock von Inka und Markus Brand – erschienen im moses. Verlag
ROCK THE BOCK besitzt einen in meinen Augen sehr sympathischen Titel. Warum? Weil ich so ein Problem habe, welches die Wise Guys wunderbar besungen haben (Link auf das entsprechende Musikvideo):
Im Leben gibt's für jedermann
Zwei Dinge, die man sich nicht aussuchen kann
Die Familie, denn die ist schon vorher da,
Und seinen Fußballclub – traurig, aber wahr
Meine Verwandten find' ich alle schwer okay
Mein Problem ist meine Liebe zum FC!
Als FC-Fan hoffe ich also immer, dass der Bock rockt – nur leider passiert das viel zu selten...
Thema... auch wenn in der Anleitung von Böcken, Geißen und Wölfen die Rede ist, ein wirkliches Thema ist nicht vorhanden. Aber, das braucht so ein klassisches Roll-and-Write-Spiel auch gar nicht.
Gestaltung… wurde vom Kreativbunker übernommen – und wie so oft überzeugt mich deren Arbeit. Die Gestaltung spielt auf Klischees an, ist dabei aber trotzdem schön frisch und frech. Dabei wird glücklicherweise auch die Funktionalität nicht vergessen, so dass ich vollauf zufrieden bin.
Ausstattung… orientiert sich an den anderen Boxen aus dem moses. Verlag. So ist wieder der heraus zu schiebende Schachtelboden an Bord, der mir gut gefällt. Denn bei vielen anderen kleinen Boxen passiert es mir öfters, dass sich irgendwann der Deckel löst und alles durcheinander gerät. Das kann bei dieser Box nicht so leicht passieren. Dort drinnen befinden sich jedenfalls zehn gleich bedruckte Würfel, ein Block und leider keine Stifte.
Ablauf… jede teilnehmende Person sucht sich anfangs eine der vier Farben aus. Im Laufe des Spiels sammelt man Punkte, wenn man geworfene Würfel mit der passenden Farbe aussucht und diese Geißlein bei sich ankreuzt. Problem daran ist, dass dies nur dann Pluspunkte sind, wenn man am Runden-Ende mehr Böcke auf seinem Wertungsblatt abgestrichen hat als Wölfe. Ist das Wolfs-Bock-Verhältnis zu Gunsten der Wölfe, dann ergeben die gesammelten Geißlein leider Minuspunkte.
Anfangs würfelt man mit allen zehn Würfeln. Aus diesem Wurf sucht man sich nun entweder alle Würfel einer Geiß-Farbe aus, alle gewürfelten Wölfe oder alle Böcke. Für jeden so gewählten Würfel streicht man die entsprechenden Felder im Wertungsblock ab: farbige Geißlein bei sich selbst oder den Mitspielenden, Böcke bei sich selbst und Wölfe bei den anderen. Dabei besteht Zugzwang, was vor allem am Runden-Ende für Schadenfreude sorgen kann. Denn je länger eine Runde dauert, desto weniger Würfel stehen einem zur Verfügung. Warum? Weil für jeden genutzten Würfel der anfängliche Würfel-Pool entsprechend reduziert werden muss.
Nach drei Runden endet eine Partie BOCK AUF ROCK – und dabei kann es vorkommen, dass die Person gewinnt, die am Ende die wenigsten Minuspunkte auf dem eigenen Wertungsblatt stehen hat.
Das gefällt mir nicht so gut: Wenn es doof läuft, geraten die Spielenden in eine Negativ-Spirale. Ich habe es öfters erlebt, dass es am Ende nur noch darum ging, dieser oder jenen Person Wölfe unterzujubeln, um sich damit für vorherigen Gemeinheiten zu revanchieren. Dann wird das eigentliche Spielziel aus den Augen verloren und nur noch ausgeteilt. So destruktiv gespielt macht BOCK AUF ROCK aber keinen Spaß.
Um dieser destruktiven Spielweise entgegen zu wirken, wird dann oftmals sehr verhalten ins Risiko gegangen. Denn man kann sich nun einmal angreifbar, wenn man früh eigene Geißlein sammelt. Also sichert man sich erst mit Böcken ab und hofft dann bei den letzten Würfen auf ein glückliches Händchen. Der Einfluss dabei schwindet aber merklich, da man schließlich immer weniger Würfel zur Verfügung hat und man auch keine davon neu würfeln darf. Läuft es unglücklich, verteilt man somit am Ende Punkte an die Mitspielenden und geht selbst leer aus. Auch das ist nur bedingt ein schönes Spielgefühl.
Zu guter Letzt finde ich es unglücklich, dass keine Stifte in der Box vorhanden ist. Ja, so langsam habt ihr das mitbekommen. Aber mich nervt das und ich erwarte diesen Service mittlerweile auch im niedrigpreisigen Segment. Es gibt nicht Blöderes, als wenn man eine Runde gemeinsam zocken will und dann feststellen muss, dass keine Person einen Stift dabei hat. Wenn ich Stifte definitiv zum Spielen benötige, dann haben diese auch beizuliegen!
Das gefällt mir gut: Bei BOCK THE ROCK ist man die ganze Zeit am Spielgeschehen beteiligt. Selbst wenn man gar nicht würfelt, fiebert man bei den Würfen der Mitspielenden mit. Ist diese Person so unverschämt und nimmt sich viele eigene Geißlein? Sichert sie sich erst einmal ab? Oder noch schlimmer: verteilt die Person Unmengen an Wölfe?
Wenn die Gruppe nicht zu destruktiv unterwegs ist, gibt es beim eigenen Wurf auch schöne Dilemma-Entscheidungen. Gehe ich bei den eigenen Geißlein anfangs in die Vollen, mache ich mich angreifbar. Gebe ich zu viele Würfel für das Absichern über die Böcke aus, mache ich selbst zu wenig Punkte. Zusätzlich werden normalerweise auch noch die Zwischenwertungen ins Kalkül gezogen. Wer in der ersten Runde viele Punkte gemacht hat, wird gerne das Ziel von Angriffen. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass man selbst wenig von diesen Angriffen hat. Verbrauche ich meine Würfel für Wolfsattacken, dann kann ich selbst keine Punkte machen. Von diesem Spannungsfeld lebt BOCK THE ROCK – zumindest dann, wenn es nicht zu persönlichen Rachefeldzügen genutzt wird.
Aber selbst wenn die Ellenbogen ausgefahren werden, ist BOCK THE ROCK aufgrund der Kürze immer noch ein guter Absacker. Denn das Spiel weckt Emotionen. Entweder direkt durch die Wolfsangriffe oder aber auch indirekt über die (Schaden-)Freude bei den letzten Würfen.
Fazit: BOCK THE ROCK ist nicht der ganz große Wurf, aber immer noch ein solides Roll-and-Write-Spiel. Je nach Spielgruppe kann es allerdings ganz schön gemein werden. Zumindest kann man dem Spiel nicht vorwerfen, dass jeder nur für sich alleine spielt.
Titel | Rock the Bock |
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Autor | Inka und Markus Brand |
Illustrationen | Kreativbunker |
Dauer | 15 Minuten |
Personenanzahl | 2 bis 4 Personen |
Zielgruppe | gehässige Familienspieler |
Verlag | moses. Verlag |
Jahr | 2021 |
Hinweis | für die Besprechung wurde vom Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt |
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