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kritisch gespielt: Space Base

Space Base von John D. Clair – erschienen bei AEG

Space Base - Box
Foto: Asmo­dee

Momen­tan lese ich mit AMALTHEA mal wie­der einen gran­dio­sen Roman von Neal Ste­phen­son. Dort spie­len Raum­sta­tio­nen eine zen­tra­le Rol­le – und (un)glückliche Zufäl­le. Dies ken­nen wir Spie­ler meist in Form von Wür­feln. So gese­hen ist es also nur kon­se­quent, dass SPACE BASE ein Wür­fel­spiel ist.

The­ma... als Kom­man­dant einer Raum­sta­ti­on befeh­len wir über eine Flot­te von genau 12 Raum­schif­fen. Unser Ziel ist dabei wie­der äußerst pro­fan: wir wol­len unse­ren Ein­fluss meh­ren, um die Kar­rie­re­lei­ter nach oben zu kom­men. Über­setzt in die Brett­spiel­welt heißt das: wir wol­len die meis­ten Sieg­punk­te – und das schnell! Auch fern­ab der Sieg­punk­te wirkt das The­ma auf­ge­setzt. Aller­dings stört es auch nicht wirk­lich, so dass man sich eher an den ...

Illus­tra­tio­nen… von Chris Walt­on erfreu­en könn­te. Über das Gefal­len des Stils kann man sich bestimmt treff­lich strei­ten. Ich fin­de die Schif­fe recht knuf­fig, aber im gro­ßen und gan­zen auch belang­los. An sich gefällt mir, dass die ver­wen­de­ten Sym­bo­le ein­deu­tig sind – wenn man sie denn erken­nen kann. Auch fin­de ich es gut, dass nicht krampf­haft ver­sucht wird, alles über Sym­bo­le zu regeln, wes­we­gen eini­ge Kar­ten auch mit Tex­ten ver­se­hen sind. Die­se hät­ten aber ger­ne in eini­gen Fäl­len ein­deu­ti­ger sein dür­fen. Viel­leicht ist das aber auch nur ein Pro­blem der Über­set­zung – benö­tigt die deut­sche Spra­che doch ger­ne mal mehr Raum als die eng­li­sche. Die­ser stand aber auf­grund der Kar­ten­grö­ße nur begrenzt zur Ver­fü­gung, wes­we­gen hier getricks wer­den muss­te. Ins­ge­samt fin­de ich die gra­fi­sche Gestal­tung somit nicht wirk­lich als gelungen.

Space Base - Ausstattung
ganz schön bunt ist es im Weltall

Aus­stat­tung… besteht zum größ­ten Teil aus unge­wohnt läng­li­chen Kar­ten. Deren For­mat hat aber einen guten Grund, schließ­lich wol­len sie alle neben­ein­an­der auf den Spie­ler­ta­bleaus abge­legt wer­den – ohne das die Tableaus dabei all zu breit werden. 

Die Tableaus sind in zwölf Kar­ten­ab­la­gen ("Sek­to­ren") unter­teilt, auf die pas­sen­de Schif­fe (mit einem Zah­len­wert von 1 bis 12) abge­legt wer­den. Im Ver­lauf der Par­tie tauscht man die­se Schif­fe aus. Aller­dings wer­den die bis­he­ri­gen Schif­fe nicht abge­wor­fen, son­dern um 180° gedreht und so unter das Tableau im ange­stamm­ten Sek­tor gescho­ben, dass nur noch der obe­re rote Bereich der Kar­te zu sehen ist.

Space Base - Start
Start­auf­stel­lung für das Siegpunkt-Rennen

Der Groß­teil der Kar­ten sind dem­nach Schif­fe, die man im Ver­lauf der Par­tie erwer­ben kann. Zusätz­lich sind aber auch 12 Kolo­nie­kar­ten im Spiel, die man wie Schif­fe anwirbt, dann aber dau­er­haft auf die Sek­to­ren legt.

Die eige­nen Sieg­pun­ke wer­den eben­so wie der aktu­el­le Geld­vor­rat und das Ein­kom­men über Leis­ten am unte­ren Ende der Tableaus fest­ge­hal­ten. Dazu benutzt man klei­ne bun­te Plas­tik­wür­fel. Die farb­lo­sen Wür­fel­chen legt man dahin­ge­gen im Spiel­ver­lauf auf ent­spre­chen­de Kar­ten, die man somit "auf­la­den" kann.

Space Base - Spielverlauf
immer gut, wenn man bei ande­ren par­ti­zi­pie­ren kann

Ablauf… kennt man so ähn­lich aus MACHI KORO oder noch ähn­li­cher aus VALERIA. Der akti­ve Spie­ler wür­felt mit zwei Wür­feln und kann nun ent­we­der jeden ein­zeln wer­ten oder statt­des­sen die Sum­me. Mit den Wür­fel­wer­ten akti­viert man sei­ne Kar­ten in den ent­spre­chen­den Sek­to­ren, was meist Geld ein­bringt, manch­mal aber auch das Ein­kom­men erhöht, Sieg­punk­te gene­riert oder ande­re Fähig­kei­ten akti­viert. Danach kann man mit dem Geld noch neue Schif­fe oder eine Kolo­nie erwerben.

Es pro­fi­tiert jedoch nicht nur der akti­ve Spie­ler von dem Wür­fel­wurf, son­dern auch die pas­si­ven Mit­spie­ler. Denn die­se dür­fen die gewor­fe­nen Wür­fel eben­falls in belie­bi­ger Kom­bi­na­ti­on nut­zen, um Kar­ten­fä­hig­kei­ten zu akti­vie­ren. Aller­dings nicht die Fähig­kei­ten von den offen lie­gen­den Schif­fen in den eige­nen Sek­to­ren, son­dern die Fähig­kei­ten von den Schif­fen, die unter das Tableau gescho­ben wur­den. Außer­dem dür­fen sie natür­lich kei­nen Kauf vornehmen.

Das Spie­len­de wird ein­ge­läu­tet, sobald ein Spie­ler die Gren­ze von 40 Sieg­punk­ten erreicht hat – womit SPACE BASE eher ein SPACE RACE ist.

Space Base - Punktekarten
die Kolo­nien brin­gen einen Bat­zen Punkte

Das gefällt mir nicht so gut: Ich habe für die Regel­zu­sam­men­fas­sung 155 Wör­ter benö­tigt. Die Anlei­tung von SPACE BASE umfasst dahin­ge­gen 32 Sei­ten! Dar­in ist zwar auch eini­ges an Fla­vour­text vor­han­den, aber ins­ge­samt ist die Anlei­tung viel zu lang gera­ten. Da wer­den ein­fachs­te Sachen umständ­lich erklärt und man ist danach eher ver­wirrt als auf­ge­klärt. Und wenn man mal was sucht, weiß man über­haupt nicht, wo man mit blät­tern anfan­gen muss. Hier wäre weni­ger defi­ni­tiv mehr gewe­sen. Statt der vie­len Wor­te hät­te man sich eher dar­auf kon­zen­trie­ren sol­len, die ver­schie­de­nen Akti­vie­rungs­pha­sen der Kar­ten sau­ber zu defi­nie­ren. Denn dazu gab es eigent­lich in jeder Par­tie Rückfragen.

Space Base - Würfel
die Rake­te anstatt der 1 verwirrt

Ver­wir­rend ist auch das Wür­fel­sym­bol, wel­ches anstatt der 1 ver­wen­det wird. Denn die­ses ist das glei­che Sym­bol wie für den Gewinn von Sieg­punk­ten. Man­che frag­ten sich somit anfangs, ob sie denn nun einen Sieg­punkt erwür­felt haben. Zumin­dest war mein Wür­fel aber kei­ne exklu­si­ve Son­der­prä­gung.

Die Idee, die Kar­ten unter das Tableau zu schie­ben, hat grund­sätz­lich sei­nen Charme und ist natür­lich auch Platz spa­rend. Aller­dings kann die Hand­ha­bung auch ganz schön ner­vig sein – ins­be­son­de­re dann, wenn an die­ser Stel­le schon eine Kar­te liegt. Die not­wen­di­ge Fud­de­lei endet dann im schlimms­ten Fall damit, dass man beim ver­zwei­fel­ten Han­tie­ren die Plas­tik­wür­fel auf der unte­ren Leis­te verschiebt.

Dass ich etwas unglück­lich mit der Gra­fik bin, habe ich oben schon ange­spro­chen. Oft­mals ist so etwas Geschmacks­sa­che, aber manch­mal wer­den auch objek­ti­ve Feh­ler gemacht. So ist es unver­ständ­lich, wie­so die Sek­tor­num­mer auf der Kar­te regel­recht unkennt­lich gemacht wur­de. Das ist mit die wich­tigs­te Infor­ma­ti­on, die ich auf dem ers­ten Blick erfas­sen will – und es wird mir unnö­tig schwer gemacht. Die­se Design-Ent­schei­dung ver­ste­he ich nicht.

Das gefällt mir gut: der gro­ße Vor­teil an dem Spiel­prin­zip ist sicher­lich, dass immer alle Mit­spie­ler zu jeder Zeit betei­ligt sind. Jeder ist invol­viert und hofft auf bestimm­te Wür­fel­wer­te. Glück­li­cher­wei­se feh­len wei­test­ge­hend destruk­ti­ve Ele­men­te, so dass alle Spie­ler das Gefühl haben, man wird dau­ernd belohnt. Das ist ein sehr schö­nes Gefühl. Außer­dem beschleu­nigt es auch die Par­tie, wes­we­gen ich im Gegen­satz zu MACHI KORO nie das Gefühl hat­te, dass sich das Spiel wie Kau­gum­mi zieht.

Space Base - Detail
vol­les Risi­ko auf die 12

Zusätz­lich zu die­sem posi­ti­ven Spiel­ge­fühl gefällt mir beson­ders gut, dass durch die vie­len Son­der­ef­fek­te durch­aus unter­schied­li­che Stra­te­gien mög­lich sind. Wäh­rend ein Mit­spie­ler vie­le Sieg­punkt­ge­ne­ra­to­ren auf sei­nen Schif­fen anstrebt, will einer ande­rer lie­ber ganz viel Geld ver­die­nen, um sich Kolo­nien leis­ten zu kön­nen. Und da ist noch das eine Schiff, was einen sofort gewin­nen lässt, wenn man genü­gend Ladungs­mar­ker dar­auf legen konn­te. Somit ver­lau­fen die Par­tien meist sehr span­nend und man bib­bert am Ende noch viel mehr mit, wenn die Wür­fel gewor­fen wer­den. Dabei plant der Stra­te­ge natür­lich die Spie­ler­an­zahl mit ein. Spielt man nur zu zweit, ist man viel häu­fi­ger akti­ver Spie­ler als im Spiel zu fünft, bei dem man wie­der­um viel mehr indi­rekt par­ti­zi­pie­ren kann.

Space Base - Markt
immer eine gute Aus­wahl auf dem Markt

Die vie­len Effek­te auf den Kar­ten machen SPACE BASE so reiz­voll. Die­ser Reiz wird noch dadurch unter­stützt, dass auch immer eine gro­ße Aus­wahl an Kar­ten aus­liegt. Man muss also nicht dar­auf hof­fen, dass end­lich die­se oder jene Kar­te in die Aus­la­ge gelan­gen, da das Ange­bot meis­tens mehr als aus­rei­chend ist. Trotz­dem kommt es zu den schö­nen emo­tio­na­len Situa­tio­nen, dass mein Vor­der­mann natür­lich unbe­dingt die Kar­te glaubt neh­men zu müs­sen, auf die ich schon die gan­ze Zeit heim­lich gespart habe.

Die Leis­ten auf den Spie­ler­ta­bleaus fin­de ich übri­gens sehr kom­for­ta­bel. Denn nun muss man nicht mit irgend­wel­chen Mün­zen und Sieg­punkt­chips her­um han­tie­ren. An sich fin­de ich die Auf­ma­chung auch gelun­gen, weil sie einen hohen Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter aus­strahlt. Recht oft wur­de ich jeden­falls auf den Spie­le­treffs ange­spro­chen, was für ein Spiel wir dort spie­len wür­den. Wenn, ja wenn, die ein­zel­nen Kar­ten nicht so schlecht zu lesen wären.

Fazit: Zuge­ge­be­ner­ma­ßen bin ich nicht der ganz gro­ße Fan von MACHI KORO, was gewöhn­lich in mei­ner Umge­bung eher mit Kopf schüt­teln quit­tiert wird. Glück­li­cher­wei­se kann ich nun mit SPACE BASE eine ech­te Alter­na­ti­ve anbie­ten, die mir mehr Spaß macht – und erstaun­li­cher­wei­se bin ich damit nicht allei­ne. Denn die Rufe nach MACHI KORO wur­den doch deut­lich lei­ser und nun soll es eher SPACE BASE sein. Fin­de ich gut!

TitelSpace Base
AutorJohn D. Clair
Illus­tra­tio­nenChris Walt­on
Dau­erca. 60 Minuten
Spie­ler­an­zahl2 bis 5 Spieler
Ziel­grup­pewür­feln­de Familienspieler
Ver­lagAEG
Jahr2019

Ich bedan­ke mich bei Asmo­dee Ger­ma­ny als deut­schen Ver­triebs­part­ner für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

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