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kritisch gespielt: TransAtlantic

TransAtlantic von Mac Gerdts – erschienen im PD-Verlag

Transatlantic - Box
Foto: PD-Ver­lag

Da ist also end­lich der Bei­trag zu TRANSATLANTIC. Ähn­lich wie die Ver­öf­fent­li­chung des Spiels, mäan­der­te auch die­ser Bei­trag in der Ent­ste­hungs­ge­schich­te vor sich hin. Denn trä­ge wie ein gro­ßes Dampf­schiff, muss­ten die erleb­ten Rich­tungs­wech­sel erst ein­mal ver­ar­bei­tet wer­den. Und einen gefähr­li­chen Eis­berg habe ich bei die­ser Rei­se auch ausgemacht.

The­ma... kann man kurz fol­gen­der­ma­ßen zusam­men­fas­sen: erle­be die Geschich­te der gro­ßen Oze­an­damp­fer aus Sicht eines Ree­ders. Dabei ver­drän­gen immer moder­ne­re Schif­fe die alten. So wird die Beför­de­rung von mehr Fracht und natür­lich auch eine grö­ße­re Anzahl an Pas­sa­gie­ren mög­lich – und außer­dem gilt es, das pres­ti­ge­träch­ti­ge Blaue Band zu erobern. Da gilt es, cle­ver zu inves­tie­ren. Denn nur wer Koh­le hat, kann die dicken Pöt­te bau­en – und auch fah­ren lassen.

TransAtlantic - Schiffe-Vorderseite
vie­le wun­der­bar illus­trier­te Schif­fe beglei­ten uns

Illus­tra­tio­nen... sind von Domi­nik May­er, der mit TRANSATLANTIC sein Erst­lings­werk in der Brett­spiel­bran­che vor­legt. Die Illus­tra­tio­nen der Schif­fe sind ihm dabei traum­haft gut gelun­gen und auch das rest­li­che Spiel­ma­te­ri­al ist rich­tig schön gestal­tet. Aller­dings bestehen lei­der ein paar hand­werk­li­che Män­gel in der Sym­bol­spra­che, die dar­auf schlie­ßen las­sen, dass es am Ende in der Redak­ti­on ziem­lich hek­tisch gewor­den ist. Der Gesamt­ein­druck ist aber durch­aus positiv.

Aus­stat­tung... ist durch­aus raum­grei­fend – denn man benö­tigt schon eini­ges an Platz für das gan­ze Mate­ri­al. Die­ses ist in gewohn­ter PD-Qua­li­tät: schö­ne Holz­tei­le, ver­nünf­ti­ge Papp­mar­ker sowie Kar­ten, die eher zu groß als zu klein sind. Auf­fäl­lig sind die Geld­schei­ne, die nicht aus labb­ri­gen Papier sind, son­dern aus beschich­te­ter dün­ner Pap­pe (wie man sie von den dün­nen Tableaus kennt).

TransAtlantic - Ozeane
Ame­ri­ka oder die gan­ze Welt – für man­che ist das lei­der kein Unterschied

Dazu kom­men noch eige­ne Spie­ler­ta­bleaus, auf denen man spä­ter die Papp­mar­ker plat­ziert, eine Wer­tungs­ta­fel sowie ein zusam­men puz­zel­ba­rer Schiffs­markt. Der Spiel­plan besteht aus ver­schie­de­nen See­re­gio­nen. Je nach Spie­ler­an­zahl kommt eine unter­schied­li­che Anzahl die­ser Regio­nen zum Ein­satz. Die­se zei­gen übri­gens auf der einen Sei­te ver­schie­de­ne Ozea­ne, auf der ande­ren Sei­te die Ost-Küs­ten­re­gi­on Nord­ame­ri­kas. Spiel­me­cha­nisch machen die­se ver­schie­de­nen Sei­ten kei­nen Unter­schied, son­dern sind nur etwas fürs Auge.

TransAtlantic - Spielplan
man benö­tigt schon ein wenig Platz...

Ablauf... wäre viel ein­fa­cher sofort zu ver­ste­hen, wenn die Spiel­re­gel bes­ser auf­ge­baut wäre. Die­se hat eine unge­wohn­te Struk­tur und lässt einen oft­mals unnö­tig suchen. Denn eigent­lich ist der Spiel­ab­lauf recht ein­fach – ins­be­son­de­re dann, wenn man CONCORDIA kennt. Aus einem Ange­bot aus eige­nen Akti­ons­kar­ten wählt man eine aus, die man aus­spielt. Dann führt man die Akti­on aus und die Mit­spie­ler sind nun an der Rei­he. Spä­ter kann man dann die aus­ge­spiel­ten Kar­ten wie­der auf­neh­men und bekommt zusätz­lich eine neue Akti­ons­kar­te aus einer offe­nen Aus­la­ge auf die Hand (die­se ist kos­ten­los und wird sofort genutzt).

TransAtlantic - Aktionskarten
ergän­zen­de Akti­ons­kar­ten, die man im Lau­fe der Par­tie zusätz­lich auf die Hand bekom­men kann

Im Gro­ßen und Gan­zen geht es dar­um, mit den Schif­fen Geld zu ver­die­nen, um damit wie­der­um mehr Schif­fe oder Antei­le zu kau­fen. Dies erfolgt über die ein­zel­nen Akti­ons­kar­ten, mit denen man Schif­fe kau­fen und die­se zu Was­ser las­sen kann. Oder aber man lässt mit ande­ren Kar­ten Schif­fe fah­ren, womit man Ein­kom­men kas­siert (und Sieg­punk­te gene­rie­ren kann). Damit die Schif­fe aber über­haupt fah­ren kön­nen, müs­sen die­se mit Koh­le bela­den sein, wes­we­gen es natür­lich eine Akti­on gibt, die das bewerk­stel­ligt. Im wei­te­ren Ver­lauf kom­men noch Akti­ons­kar­ten ins Spiel, die Ein­kom­men abhän­gig von der Pas­sa­gier­an­zahl bzw. der Grö­ße der Fracht­räu­me generieren.

Das Geld wird zum Schiffs­kauf benö­tigt. Oder aber man gibt es aus, um in bestimm­ten Regio­nen Han­dels­häu­ser zu errich­ten bzw. neue Mar­ker zu erwer­ben. Han­dels­häu­ser beloh­nen mit Sieg­punk­ten die Schiffs­fahr­ten in den jewei­li­gen Regio­nen. Die Mar­ker benö­tigt man für die End­wer­tung bzw. man­che Zwischenwertungen.

Beim Schiffs­kauf ist das Her­stel­lungs­jahr der ein­zel­nen Schif­fe wich­tig (wes­we­gen der Nach­zieh­sta­pel chro­no­lo­gisch geord­net ist). Denn moder­ne­re Schif­fe kön­nen älte­re Schif­fe in den jewei­li­gen Regio­nen ver­drän­gen. Da der Platz in der Regi­on nur begrenzt ist, fal­len über kurz oder lang man­che Schif­fe raus, für die der ent­spre­chen­de Spie­le dann Sieg­punk­te erhält. Die­se Punk­te rich­ten sich nach den Mar­kern auf dem eige­nen Tableau und den beim Schiffs­kauf ver­schmäh­ten Schiffen.

Das alles ist jetzt recht ober­fläch­lich beschrie­ben, aber ich will mich nicht im Klein-Klein ver­lie­ren. Es sind noch ein paar Klei­nig­kei­ten zu beach­ten, die aller­dings recht schnell beherrscht wer­den. Auch ist schon eine klei­ne Vari­an­te in der Box ent­hal­ten, die das Spiel­ge­fühl aber nicht ent­schei­dend beeinflusst.

TransAtlantic - Spieler-Tableau
das eige­ne Tableau ist die Schalt­zen­tra­le – die Mar­ker hät­ten aber ger­ne deut­li­cher unter­schie­den wer­den sollen

Das gefällt mir nicht so gut: Man muss es lei­der in aller Deut­lich­keit sagen: von redak­tio­nel­ler Sei­te wur­de die­ses Mal ziem­lich geschlampt. Viel­leicht wur­de am Ende die Zeit zu knapp und man woll­te das Spiel nicht noch ein wei­te­res Jahr nach hin­ten ver­schie­ben – es hät­te aber der Umset­zung sicher­lich gut getan. Denn beim Spiel­ma­te­ri­al tre­ten eini­ge Feh­ler auf. Da sind auf den Kar­ten Mar­ker abge­bil­det, die in der Form nicht im Spiel auf­tau­chen. Auch sind auf man­chen Mar­kern zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen ent­hal­ten, die auf ande­ren feh­len – dort aber genau­so gel­ten. Und war­um hat man zwei Mar­ker mit wei­ßem Hin­ter­grund ver­se­hen? Es wäre sicher­lich gra­fisch mach­bar gewe­sen, den Koh­le­mar­ker mit einem schwar­zen Hin­ter­grund zu versehen.

TransAtlantic - Inlay
das Inlay ist tri­cky – schö­ner wäre es, wenn ande­re Sachen funk­tio­na­ler wären

Auch die farb­li­che Zuord­nung der Schif­fe ist äußerst unglück­lich. Die ent­spre­chen­den Rah­men­far­ben las­sen sich teil­wei­se nur schwer unter­schei­den. Hier wäre es ein leich­tes gewe­sen, die Schif­fe mit einem zusätz­li­chen Sym­bol zu kenn­zeich­nen (zumal alle eine klei­ne Flag­ge auf­wei­sen) – das wur­de aller­dings nicht gemacht. Dafür sind die Akti­ons­kar­ten schön mit Sym­bo­len ver­se­hen, die dann kei­ner­lei Bedeu­tung im wei­te­ren Ver­lauf haben. Ket­ze­risch könn­te man sagen: die Zeit, die dazu ver­wen­det wur­de, das schwer zu ver­ste­hen­de (aber gut kon­zi­pier­te) Inlay zu erar­bei­ten, wäre bes­ser in die Bear­bei­tung des eigent­li­chen Spiels geflossen!

In die­sem Zuge hät­te man auch die Regel bes­ser fas­sen kön­nen. Bei die­ser hat man sich mei­ner Mei­nung nach zu sehr an ande­re (gute) Regeln des Ver­lags ori­en­tiert und man woll­te die nun vor­lie­gen­de eben­so knapp hal­ten. Aber TRANSATLANTIC ist nun ein­mal ein ande­res Spiel, da kann man Regel­kon­zep­te nicht 1:1 über­tra­gen. Die vor­lie­gen­de Regel ist jeden­falls nicht sehr hilf­reich – weder beim ers­ten Lesen noch beim Nach­schla­gen wäh­rend des Spiels.

Rein spie­le­risch ist TRANSATLANTIC sehr auf den Punkt gebracht. Es ist im Kern ein lupen­rei­nes Wirt­schafts­spiel, bei dem es haupt­säch­lich dar­um geht, Geld zu ver­die­nen und das wie­der zu inves­tie­ren. Aller­dings hät­te ich mir dabei noch ein wenig etwas in Rich­tung Antei­le erwer­ben gewünscht. Ins­be­son­de­re durch die ver­schie­den­far­bi­gen Schif­fe (=Flot­ten) wäre das bestimmt mög­lich und auch ein span­nen­des Ele­ment gewe­sen. So ist es mir ein klein wenig zu sehr auf den Punkt redu­ziert. Die­se Redu­zie­rung mün­det aller­dings nicht in eine Art von Ele­ganz, wie ich sie bei NAVEGADOR bewun­de­re. Aller­dings wäre das natür­lich auch nur ein i‑Tüpfelchen, denn das gilt für eine Viel­zahl von Spielen.

TransAtlantic - Detail2
mäch­tig was los auf den Weltmeeren

Das gefällt mir gut: TRANSATLANTIC macht es einem nicht ein­fach, es auf Anhieb zu mögen. Es braucht meist ein paar Par­tien, bis man die kom­plet­te Tie­fe des Spiels ent­deckt hat. Dabei ist TRANSATLANTIC inter­ak­ti­ver als man das auf den ers­ten Blick erwar­tet. Denn vie­le mei­ner Züge haben auch Aus­wir­kun­gen auf den Geg­ner. Am augen­schein­lichs­ten ist das beim Schiffs­bau. Als ers­tes neh­me ich den Mit­spie­lern eine Aus­wahl weg, dann mani­pu­lie­re ich die Ree­de (das sind die abge­wor­fe­nen Schif­fe vom Markt, die dann bei der Wer­tung der Schiffs­far­be zusätz­li­che Punk­te erge­ben) und schluss­end­lich ver­än­de­re ich die Schiffs­rei­hen­fol­ge in einem Gebiet, wodurch ein ande­res Schiff raus gescho­ben wer­den kann.

Vor allem die­ses Raus­schie­ben ist ein sehr inter­es­san­tes Ele­ment. Habe ich mich rich­tig dar­auf vor­be­rei­tet (schließ­lich pas­siert das nicht plötz­lich), dann kann ich als Betrof­fe­ner eigent­lich ganz gut damit leben. Aller­dings muss ich mich eben auch dar­auf vor­be­rei­ten. Es ist aber kei­nes­falls ein bös­ar­ti­ges oder destruk­ti­ves Ele­ment. Auch passt es gut zum The­ma, denn älte­re Schif­fe wer­den nun ein­mal von neue­ren ersetzt.

Eben­falls gut the­ma­tisch erklä­ren lässt sich die Jagd nach dem Blau­en Band – ein Mar­ker, den man nur dadurch erhal­ten kann, wenn man schnel­le­re Schif­fe als die bis­her dort aus­lie­gen­den in den Nord­at­lan­tik ein­setzt. Da man spä­ter mehr Punk­te für vie­le unter­schied­li­che Mar­ker bekommt, setzt hier ein wah­res Ren­nen um die Blau­en Bän­der ein. Das kommt einem aus der Geschich­te durch­aus bekannt vor.

TransAtlantic - Schiffe-Rückseite
net­tes Detail auf den Rück­sei­ten der Schiffskarten

Man kann trotz­dem nicht wirk­lich behaup­ten, dass TRANSATLANTIC ein the­ma­ti­sches Spiel ist. Aller­dings schim­mert das The­ma immer mal wie­der durch die Mecha­nik. Gut fin­de ich am The­ma, dass es mal etwas ande­res ist. Die schö­nen Illus­tra­tio­nen hel­fen jeden­falls, die rich­ti­ge Stim­mung zu erzeu­gen. Dabei stim­men vie­le klei­ne Details (man beach­te die unter­schied­li­chen Rück­sei­ten der Schif­fe). Zusätz­lich liegt dem Spiel ein extra Heft bei, wel­ches zu jedem im Spiel vor­kom­men­den Schiff einen kur­zen his­to­ri­schen Abriss gibt. So etwas mag ich immer sehr gerne.

TransAtlantic - Detail
Trans­At­lan­tic steht bei mir hoch im Kurs

Fazit: TRANSATLANTIC muss natür­lich immer den Ver­gleich mit CONCORDIA aus­hal­ten – ein über­aus belieb­tes Spiel, zu dem es mitt­ler­wei­le schon eine Viel­zahl von klei­nen und gro­ßen Erwei­te­run­gen gibt. Es stimmt schon, man­che Hand­lun­gen ähneln sich. Wie bei CONCORDIA baut man auch in TRANSATLANTIC sein eige­nes Deck an Akti­ons­kar­ten auf. Aller­dings war es das dann auch schon mit der direk­ten Gemein­sam­keit. So unter­schei­den sich die Wer­tun­gen bei­spiels­wei­se deut­lich und dabei gefällt mir TRANSATLANTIC sogar bes­ser, weil man nun auch wäh­rend des Spiels aktiv Wer­tun­gen durch­füh­ren kann. Ins­ge­samt ist das Spiel­ge­fühl in TRANSATLANTIC ein ande­res – und in mei­nen Augen sogar ein bes­se­res. Ich weiß, ich ver­tre­te die­se Mei­nung recht exklu­siv, aber mir gefällt das spie­le­ri­sche Gesamt­pa­ket TRANSATLANTIC nun ein­mal bes­ser. Wären doch da nur nicht die redak­tio­nel­len Ungenauigkeiten...

TitelTrans­At­lan­tic
AutorMac Gerdts
Illus­tra­tio­nenDomi­nik Mayer
Dau­er60 bis 90 Minuten
Per­so­nen­an­zahl2 bis 4 Personen
Ziel­grup­peKen­ner­spiel­run­den
Ver­lagPD-Ver­lag
Jahr2017

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