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Würfelland von Andreas Spies und Reinhard Staupe – erschienen im Nürnberger-Spielkarten-Verlag

Würfelland - Box
Foto: Nürn­ber­ger-Spiel­kar­ten-Ver­lag

Trotz inten­sivs­ter Pur-Aver­si­on, kommt man nicht immer dar­in umhin, manch­mal doch die­ser "Musik" aus­ge­setzt zu sein. So ken­ne ich also sehr wohl deren Lied "Aben­teu­er­land", das mich aus ande­ren Grün­den den Ver­stand kos­tet, als dar­in besun­gen wird. Und wie sieht es mit WÜRFELLAND aus? Kos­tet mich das auch mei­nen Ver­stand? Phan­ta­sie ist jeden­falls von­nö­ten, will ich bei die­ser abs­trak­ter Auf­ma­chung ein "Land" erkennen.

The­ma... trotz des grif­fi­gen Titels und der an einen Pla­ne­ten erin­nern­den Cover-Gestal­tung, gibt es kein The­ma. Scha­de, denn das wäre mei­ner Mei­nung nicht nur mög­lich gewe­sen, son­dern viel­leicht sogar hilfreich.

Illus­tra­tio­nen... da wir von einem Spiel aus dem Hau­se des Nürn­ber­ger-Spiel­kar­ten-Ver­lag reden, sind die Illus­tra­tio­nen natür­lich wie­der von Oli­ver Freu­den­reich und sei­ner Frau San­dra Freu­den­reich. Und wie­der kann ich nur loben­de Wor­te fin­den. Mir gefällt die fri­sche, kla­re Gestal­tung – ins­be­son­de­re des Covers.

Aus­stat­tung... ähn­lich wie bei TRÄXX, befin­den sich in der Box vier beschich­te­te Spie­ler-Tableaus und vier White-Board-Maker. Die­se sind mitt­ler­wei­le aus dem Hau­se Faber-Cas­tell (da macht sich die räum­li­che Nähe von Nürn­berg nach Stein bemerk­bar). Statt TRÄXX-Kar­ten sind nun aber sechs Wür­fel mit far­bi­gen Sei­ten im Spiel. Damit die­se bei einer Zug­fahrt nicht her­un­ter­fal­len bzw. Mit­fah­rer ner­ven kön­nen, kommt wie­der der mit einer Art Filz aus­ge­leg­te Box­de­ckel zum Ein­satz (wie bspw. in QWIXX – DAS DUELL). Die Spie­ler-Tableaus sind übri­gens auf allen Sei­ten unter­schied­lich gestal­tet. So ste­hen also acht ver­schie­de­ne "Län­der" zur Erkun­dung parat.

Würfelland - Ausstattung
so kennt man die grö­ße­ren Boxen vom Nürnberger-Spielkarten-Verlag

Ablauf... der akti­ve Spie­ler wür­felt mit den sechs Wür­feln, sucht sich dann davon die Wür­fel einer Far­be aus und legt die­se zur Sei­te. Nun kann er es mit den ver­blei­ben­den Wür­feln erneut ver­su­chen. Ist sei­ne akti­ve Far­be dabei: raus­le­gen und wenn gewollt mit den rest­li­chen wei­ter­ma­chen. Das macht man so lan­ge, bis man auf­hö­ren will oder man nicht die schon her­aus geleg­te Far­be wür­felt. Nun zählt man die Anzahl die­ser Farb-Wür­fel und darf nun ent­spre­chend vie­le Fel­der in die­ser Far­be auf dem per­sön­li­chen Tableau abkreu­zen. Dabei gilt zu beach­ten, dass man einer­seits eine bereits begon­ne­ne Flä­che in die­ser Far­be wei­ter­füh­ren muss und dass man kei­ne Wür­fel ver­fal­len las­sen darf. Umfasst bspw. ein bereits begon­ne­nes rotes Gebiet noch drei freie Fel­der, dann brin­gen einem vier rote Wür­fel nichts und man hat Pech gehabt.

Wie man das von QWIXX oder auch NOCH MAL! gewohnt ist, wer­den auch die ande­ren Spie­ler am Wür­fel­wurf mit betei­ligt. Denn die­se dür­fen sich aus den rest­li­chen Wür­fel eine Far­be aus­su­chen und ent­spre­chend deren Anzahl Fel­der bei sich ankreuzen.

Immer wenn ein Feld mit einem Stern ange­kreuzt wird, erhält die­ser Spie­ler einen Son­der­wurf. Das bedeu­tet, er nimmt sich fünf Wür­fel und wirft die­se ein­mal. Nun kann man sich eine Far­be aus­su­chen und wei­te­re Fel­der ankreuzen.

Eine Par­tie WÜRFELLAND endet, wenn ein Spie­le einer­seits neun sol­cher Ster­nen-Fel­der ange­kreuzt hat und ande­rer­seits wenn von einer Far­be alle Fel­der ange­kreuzt sind. WÜRFELLAND ist somit ein Wettrennen.

Das gefällt mir nicht so gut: Lei­der bin ich mit dem Mate­ri­al nicht hun­dert­pro­zen­tig zufrie­den. Über die Stif­te lässt sich nicht meckern. Die­se schrei­ben gut und die Tableaus las­sen sich leicht säu­bern. Aller­dings wei­sen die Tableaus eine mir nicht erklär­ba­re Krüm­mung auf – die sich auch nicht wirk­lich behe­ben lässt. Nor­ma­ler­wei­se kann man sol­che Spiel­plan-Krüm­mun­gen mit Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­den ganz gut aus­glei­chen. Die­se Tableaus sind aber wider­stands­fä­hi­ger. Das ist jetzt nicht wirk­lich gra­vie­rend, aber durch die vor­han­de­ne Krüm­mung nei­gen die Tableaus auf ihren bau­schi­gen Sei­ten zum Durchdrehen.

Würfellland - Bogen
"Brü­cken­land"
 Nürnberger-Spielkarten-Verlag
lei­de ich an einer gelb-orange-Fehlsichtigkeit?

Gra­vie­rend stö­ren­der sind die gewähl­ten Far­ben bei den Wür­feln. Ganz oft gab es Pro­ble­me, die Far­ben gelb und oran­ge zu unter­schei­den. So schön deut­lich die­se bei­de Far­ben auf dem Cover und auch auf den Tableaus zu unter­schei­den sind: schon bei nor­ma­len Licht wird es bei den Wür­feln schwie­rig. Spielt man dann noch abends in nicht per­fekt aus­ge­leuch­te­ten Räu­men, wird es wirk­lich haa­rig. [UPDATE April 2018: ich habe eine Rück­mel­dung vom Nürn­ber­ger-Spiel­kar­ten-Ver­lag bekom­men. Die ärgern sich selbst maß­los über die­sen so nicht geplan­ten Pro­duk­ti­ons­feh­ler durch eine falsch ange­steu­er­te Far­be. Mitt­ler­wei­le sind die eigent­lich geplan­ten Wür­fel nach­pro­du­ziert und in der bestehen­den Auf­la­ge aus­ge­tauscht wor­den. Ich habe mal ein Pho­to von den neu­en Wür­feln am Ende des Bei­trags als Post­skrip­tum ein­ge­fügt. Besit­zer der Erst­auf­la­ge kön­nen sich die Wür­fel aber nach eige­nen Aus­sa­gen kos­ten­los aus­tau­schen las­sen. Ich habe mitt­ler­wei­le beim oran­ge­nen Wür­fel ein­fach einen schwar­zen Punkt in die Mit­te gemacht.] Hier wäre eine ande­re Farb­wahl bes­ser gewe­sen oder das zusätz­li­che Benut­zen von eige­nen Symbolen.

Ins­be­son­de­re Sym­bo­le wären für mich eine inter­es­san­te Alter­na­ti­ve, wenn man WÜRFELLAND noch mit einem The­ma ver­se­hen hät­te. Bei dem Namen (und auch der Cover-Gestal­tung) hät­te es sich doch ange­bo­ten, auch the­ma­tisch ein Land zu ent­wi­ckeln. Mit Wei­den (grün), Gewäs­sern (blau), Wei­zen­fel­dern (gelb) usw. hät­te man sich sein eige­nes WÜRFELLAND gestal­ten kön­nen. Oder aber als Ober-The­ma Eisen­bahn: man ver­legt beim Ankreu­zen Schie­nen auf die­sen Land­schafts­ty­pen und die Stern-Fel­der wären dann Bahn­hö­fe. Ich weiß, dass ver­gleich­ba­re Spie­le beim Nürn­ber­ger-Spiel­kar­ten-Ver­lag auch abs­trak­ter Natur sind und man sich mit WÜRFELLAND in die­se Tra­di­ti­on ein­rei­hen will. In mei­nen Augen ist das aber ver­schenk­tes Potential.

Viel­leicht hät­te man dann auch die Feh­ler­an­fäl­lig­keit bes­ser in den Griff bekom­men. Denn man muss schon sehr genau auf­pas­sen, dass man ein bereits begon­ne­nes Gebiet nicht über­sieht. Das pas­sier­te bei uns dau­ernd – ins­be­son­de­re dann, wenn man nicht selbst akti­ver Spie­ler ist und man sich ein wenig vom Farb-Rest über­ra­schen lässt. Glück­li­cher­wei­se erkennt man so etwas bei den lie­ben Mit­spie­lern ganz gut (war­um immer nur dort und nicht bei sich selbst?). Durch die gut abwisch­ba­ren Stif­te konn­te man dann immer recht ein­fach korrigieren.

Ein letz­ter Kri­tik­punkt ist, dass mir WÜRFELLAND ten­den­zi­ell etwas zu lan­ge dau­ert. Zwan­zig Minu­ten gibt uns die Box als Spiel­zeit vor – und das wäre auch eine ange­mes­se­ne Zeit. Erfah­rungs­ge­mäß dau­er­te es aber in mei­nen Run­den eher zehn Minu­ten län­ger. Zehn Minu­ten, die einer Par­tie nicht gut tun. Ein wenig kür­zer und kom­pak­ter wäre also schön gewesen.

Würfellland - Spielverlauf
auf dem Weg ins Würfelglück

Das gefällt mir gut: Wenn man das so liest, könn­te man mei­nen, ich hät­te mich ganz schön über­win­den müs­sen, WÜRFELLAND zu spie­len. Dem war aber nicht so. Im Gegen­teil, WÜRFELLAND wur­de ger­ne als Absa­cker eines Spie­le­abends gefor­dert und dann auch gespielt.

Die kla­re Gestal­tung und das bekann­te Prin­zip, dass alle Spie­ler zu jeder­zeit mit von der Par­tie sind, haben einen hohen Auf­for­de­rungs­reiz. Man fühlt sich gut unter­hal­ten und im Ide­al­fall ist es auch span­nend, wenn alle Mit­spie­ler gemein­sam um das Errei­chen der Sieg­be­din­gun­gen kämp­fen. Ein wei­te­re Vor­teil ist, dass es wirk­lich leicht zu spie­len ist. Es ist im bes­ten Sin­ne ein Fami­li­en­spiel, weil eigent­lich alle Gene­ra­tio­nen mit­spie­len können.

Sehr gut gefal­len hat mir der redak­tio­nel­le Kniff, dass die Son­der­wür­fe nur mit fünf Wür­feln gewor­fen wer­den. Erfah­rungs­ge­mäß tre­ten sol­che Son­der­wür­fe näm­lich gehäuft auf (teil­wei­se auch als direk­te Fol­ge). Da aber ein Wür­fel aus dem ursprüng­li­chen Ange­bot übrig bleibt, sieht die Regel vor, dass die­ser vor den nächs­ten akti­ven Spie­ler gelegt wird. So weiß man immer, wer nach den gan­zen Son­der­wür­fen akti­ver Spie­ler ist.

Fazit: WÜRFELLAND übt schon sei­nen Reiz aus und hat Spiel­spaß zu bie­ten. Aller­dings bleibt bei mir das Gefühl zurück, dass es nicht ganz sein vol­les Poten­ti­al abruft. So bin ich mir nicht sicher, ob es sich dau­er­haft gegen die gro­ße und gute Kon­kur­renz in die­sem Wür­fel­spiel-Sek­tor behaup­ten wird.

TitelWür­fel­land
AutorAndre­as Spies und Rein­hard Staupe
Illus­tra­tio­nenOli­ver und San­dra Freudenreich
Dau­er30 Minu­ten
Spie­ler­an­zahl2 bis 4 Spieler
Ziel­grup­peFami­li­en­spie­ler
Ver­lagNürn­ber­ger-Spiel­kar­ten-Ver­lag
Jahr2018

Ich bedan­ke mich beim Nürn­ber­ger-Spiel­kar­ten-Ver­lag für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.


Post­skrip­tum: hier der Voll­stän­dig­keit hal­ber auch ein Pho­to der aus­ge­tausch­ten Würfel:

Würfelland - neue Würfel
Neue Wür­fel braucht das Land!?

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