Meine aktuelle Empfehlung – und um die aktuelle Ersteinschätzung zu DIE BÖHMISCHEN DÖRFER "rund zu machen":
Orléans von Reiner Stockhausen erschienen bei dlp games
Böse Zungen behaupten, ORLEANS wäre so ein wenig das "Vizekusen" des Spielejahrgangs 2015: oft zu Preisen nominiert, aber dann doch jeweils den Kürzeren gezogen.
Stimmt natürlich nur so halb, denn den Österreichischen Spielepreis ("Spiele Hit für Experten") hat es z.B. gewonnen. Das liegt sicherlich nicht daran, dass ein Österreicher als Graphiker (Klemens Franz) hier wieder eine phantastische Arbeit abgeliefert hat. Nein, das Spiel hätte eigentlich viel mehr Preise verdient. Aber ohnehin sind zweite Plätze bei der Vielzahl an Spielen, die jedes Jahr herausgebracht werden, für so einen kleinen Verlag wie dlp games sicherlich auch ein Erfolg.
ORLEANS wird gerne als "bag building game" bezeichnet – ein Abwandlung von "deck building games", bei denen man sich aus Karten ein Handdeck zusammenstellt und diese dann ausspielt. Hier ist es allerdings so, dass erworbene Personen in einen Beutel gelegt und im späteren Verlauf aus diesem gezogen werden – mit anderen Wahrscheinlichkeiten als eben im klassischen deck building. Entsprechend können die Emotionen hoch kochen, wenn man schon wieder nicht die erhofften Personen aus seinem Beutel zieht...
Die Personen werden auf einer persönlichen Ablage an Orte abgelegt, die einerseits neue Personen generieren und/oder Ereignisse auslösen wie z.B. auch das Reisen auf einer gemeinsamen Landkarte. Ich kann auch Gebäude errichten, die nur ich im Folgenden nutzen kann. Oder Technologien entwickeln, die mir im weiteren Verlauf den Vorteil bringen, dass ich an diesen Orten nicht mehr alle Personen einsetzen muss. Zusätzlich kann ich auch Personen abgeben (um so meinen Beutel auch wieder zu lehren), die dann mit segensreichen Werken dem Gemeinwohl dienen. Abgerundet wird das Spiel noch durch Ereignissen, die am Ende der Runde eintreten. Da muss man mal Steuern zahlen oder sogar bei einer Pest eigene Personen zu Grabe tragen. Alles recht stimmig für das Mittelalter.
Das Spiel lebt meiner Meinung nach von den vielfältigen Wegen, die ich einschlagen kann. Es gibt nicht DIE eine Strategie, die am Ende zum Sieg führt. Und selbst wenn es die gäbe, dann müssten dafür auch noch immer die richtigen Personen aus dem Beutel gezogen werden – und das passiert nur selten. Man muss sein Spiel also den Gegebenheiten anpassen. Eine Sache, die ich sehr gerne mache!
PS: Ich spiele ORLEANS übrigens mit dem sogenannten "fan kit". Bei diesem sind die Papp-Plättchen durch Holzfiguren ersetzt, was die Optik nochmals schöner werden lässt und auch haptisch das Spiel verbessert.
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