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Programmierte Überforderung

#BG2GETHER Frage des Monats hoch

Es gibt ver­schie­de­ne Grün­de, war­um wir spie­len. Mal will man sich ent­span­nen vom stres­si­gen All­tag, mal wol­len wir gepfleg­ten Eska­pis­mus betrei­ben und viel­leicht auch mal Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten aus­le­ben, die wir ansons­ten im All­tag lie­ber nicht an den Tag legen. Manch­mal wol­len wir aber auch so rich­tig gefor­dert wer­den und Anspruchs­vol­les auf den Tisch brin­gen. Doch ab wann wird das dann zu viel? Ab wann greift die Über­for­de­rung? Die­se Fra­gen stellt die aktu­el­le #BG2GETHER-Akti­on. Oder um es für alle teil­neh­men­den Blogs zu vereinheitlichen:

"Welches Spiel hat deiner Meinung nach den anspruchsvollsten Schwierigkeitsgrad, der selbst erfahrene Spieler:innen an ihre Grenzen bringt? Was macht das Spiel so herausfordernd? Genießt du diese Art Spiel oder ist hier weniger mehr?"

Ich bin kein Fan von Super­la­ti­ven. Des­we­gen möch­te ich gar nicht behaup­ten, dass ROBO RALLY das anspruchs­volls­te Spiel in mei­nem Bestand ist. Da gibt es von der Regel­fül­le ganz sicher noch ande­re Kali­ber, wie das aktu­el­le WEIMAR oder bspw. auch MAGE KNIGHT. Trotz­dem habe ich den Ein­druck, dass ROBO RALLY vie­le Men­schen über­for­dert. Zusätz­lich gehe ich sogar davon aus, dass die­se Über­for­de­rung erwünscht ist. Denn dadurch machen wir Feh­ler. Und Feh­ler ver­ur­sa­chen Cha­os, was wie­der­um einen Groß­teil des Spiel­rei­zes von ROBO RALLY ausmacht. 

Was machen wir in ROBO RALLY? Wir schi­cken unse­ren Robo­ter durch eine Fabrik­hal­le und sol­len dabei in einem Wett­ren­nen Ziel­punk­te ansteu­ern. Für die Fort­be­we­gung unse­rer Robo­ter müs­sen wir die­se pro­gram­mie­ren: immer fünf Bewe­gungs­schrit­te am Stück. Haben alle ihre Pro­gram­mie­rung abge­schlos­sen, wer­den die­se dann aus­ge­führt. Dabei sor­gen die ande­ren Robo­ter meist dafür, dass nicht alles nach Plan ver­läuft. Aller­dings ist Pro­gram­mie­rung nun ein­mal Pro­gram­mie­rung – und so spu­len unse­re Robo­ter stumpf ihre Befeh­le ab, auch wenn sie sich nun viel­leicht an ande­ren Orten der Fabrik befin­den als vor­her gedacht. Hin­zu kommt noch, dass die Fabrik selbst ein paar Unwäg­bar­kei­ten bereit stellt. Denn die Hal­le ist voll von Lauf­bän­dern, Pres­sen, Schie­ber und aus­ge­lau­fe­nen Ölfel­dern. Die­se Hür­den ohne frem­den Ein­fluss zu meis­tern, stellt schon an sich eine Her­aus­for­de­rung dar.

RoboRally - Überforderung
pro­gram­mier­te Überforderung

Somit ist die Ziel­grup­pe von ROBO RALLY ziem­lich ein­ge­schränkt. Einer­seits muss Spaß am Pla­nen vor­han­den sein, um fünf Schrit­te im Vor­aus beden­ken zu wol­len. Ande­rer­seits benö­ti­gen wir auch ein gutes Raum­ver­ständ­nis gepaart mit der ent­spre­chen­den Vor­stel­lungs­kraft. Und schluss­end­lich müs­sen wir Ärger­nis­se ver­dau­en kön­nen, wenn wir von Lasern beschos­sen wer­den oder in den Abgrund fal­len. Ich selbst lie­be das Spiel für genau die­se Her­aus­for­de­run­gen und genie­ße die weni­gen Par­tien in vol­len Zügen. Aber ich kann gut ver­ste­hen, war­um vie­le Leu­te bei die­sem Spiel abwin­ken. Manch­mal ver­su­che ich dann mit einem COLT EXPRESS den Weg zu ROBO RALLY zu ebnen, denn das Spiel­ge­fühl ist dabei nicht unähnlich.

Doch lasst uns mal ein wenig von ROBO RALLY lösen und den Blick etwas schwei­fen las­sen. Grund­sätz­lich mer­ke ich bei mir eine gewis­se Ver­än­de­rung. In jün­ge­ren Jah­ren konn­ten die Spie­le nicht kom­pli­ziert genug sein. Mitt­ler­wei­le bin ich froh, um jede Redu­zie­rung von unnö­ti­gem Bal­last. Denn oft­mals ist das Mehr an Regeln und Beschrän­kun­gen nicht zwangs­läu­fig auch ein Mehr an Spiel­spaß – ganz im Gegen­teil. Vor allem bei älte­ren Spie­len bewun­de­re ich, wie mit kom­pak­ten Regeln eine hohe Spiel­tie­fe her­ge­stellt wird. Von die­sem Design-Grund­satz kön­nen sich vie­le aktu­el­le Spie­le noch ein wenig etwas abschau­en. Aller­dings habe ich das Gefühl, dass dafür gar nicht mehr die ent­spre­chen­de Ent­wick­lungs­zeit zur Ver­fü­gung steht, da immer mehr Spie­le ver­öf­fent­licht wer­den wol­len. Aber ich schwei­fe ab...

Kurz möch­te ich noch auf die Bonus­fra­ge ein­ge­hen: Wie stehst du zu Spie­len, bei denen sich Spieler:innen durch fal­sche Aktio­nen direkt zu Beginn ins Aus beför­dern kön­nen? Schwer, die­se Fra­ge zu beant­wor­ten, weil das immer im Kon­text zum Spiel zu sehen ist. Wie lan­ge dau­ert das Spiel und wel­che Ziel­grup­pe soll es anspre­chen? Für mich ist es nur dann ein Unding, wenn ich durch Zufall in die­se Situa­ti­on kom­men kann, weil bspw. die Kar­ten ungüns­tig ver­teilt sind oder Wür­fel doof fal­len. Wenn die­ses ver­meint­li­che Aus jedoch nur durch mei­ne fal­schen Ent­schei­dun­gen ent­steht, dann las­te ich das nicht dem Spiel an. Wich­tig ist jedoch, dass die­se Pro­ble­ma­tik vor­her ange­spro­chen wird, damit ich mich dar­auf ein­stel­len kann. Aber da ich ohne­hin den Spiel­spaß nicht davon abhän­gig mache, ob ich gewin­ne, kann ich auch sol­chen schein­bar aus­weg­lo­sen Situa­tio­nen noch etwas abge­win­nen. Dann packt mich der Ehr­geiz, noch das Bes­te aus der Situa­ti­on zu machen.


Ihr inter­es­siert euch für ande­re Mei­nun­gen und wei­te­re her­aus­for­dern­de Spie­le? Dann folgt doch mal den nun auf­ge­führ­ten Links:

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