Zugegeben, als ich letztes Jahr etwa um die gleiche Zeit den Ausblick auf das Jahr 2023 geschrieben habe, war mir nicht im entferntesten klar, wie sehr sich doch in 2023 einiges ändern würde. Das ein oder andere kleine Projekt hatte ich im Hinterkopf, aber ich hatte nicht mit einer folgenschweren Anfrage gerechnet ...
Diese Anfrage wurde mir im Rahmen der Spielwarenmesse in Nürnberg zugetragen, die glücklicherweise 2023 wieder stattgefunden hat – und die ich nicht nur wegen dieses Randaspekts genossen habe. Die Rede ist natürlich von der Anfrage, ob ich mir eine Mitgliedschaft in der Jury zum Spiel des Jahres vorstellen könne. Die ersten Gefühle waren dabei zwiegespalten. Einerseits ehrt einen eine solche Anfrage, andererseits habe ich auch oft genug von der abschreckenden Arbeitsintensität dieses Amtes gehört. Zusätzlich war ich auch sehr überrascht. Wenn man Teil der Medien-Brettspiel-Bubble ist, beschäftigt man sich natürlich innerlich schon mal dieser theoretischen Möglichkeit. Aber ich hatte das Gefühl, dass wenn es ein Muster dafür geben sollte, welcher Personentyp die Jury NICHT noch verstärken sollte, ich dieses vollständig erfüllen würde: weißer, nicht mehr all zu junger Mann mit Bauchansatz, der ganz altmodisch über Spiele schreibt. Wie ich gelernt habe, werden glücklicherweise aber auch noch andere Komponenten als Entscheidungsgrundlage zu Rate gezogen.
Nachdem ich mich mit meiner Familie beraten habe (denn ohne deren Unterstützung wäre dieser Job nicht möglich), habe ich relativ schnell zugesagt – um dann erst einmal für lange Zeit nicht darüber zu reden. Das hat mich auch in die Schwierigkeit gebracht, ein Orakel für den noch nicht von mir bewerteten Jahrgang abgeben zu müssen. Das wollte ich eigentlich auslassen, konnte dieses Ausbleiben aber nachfragenden Personen nicht wahrheitsgemäß erklären, weswegen ich mich dann doch noch daran gewagt habe. Glücklicherweise lag ich nicht gänzlich daneben und habe mich somit nicht im Vorfeld vollständig disqualifiziert.
Eine der wenigen Personen, die ich nach der erfolgten Zustimmung von meinen nun Jury-Kollegen und ‑Kolleginnen eingeweiht habe, war meine Mit-Podcasterin Jenny. Denn schließlich haben sich durch meine neue Tätigkeit die Voraussetzungen für das im Januar 2023 gestartete Projekt geändert. Glücklicherweise hat sich Jenny nicht davon abschrecken lassen. Unser gemeinsamer Podcast Cocktails for Meeples ist gut gestartet und wir sind sehr glücklich über die positive Resonanz. So langsam haben wir uns vor den Mikrofonen eingegroovt und ich freue mich immer wieder auf eine neue Aufnahme. In diesem Jahr habe ich viel über Podcast-Technik gelernt und dabei ziemlich viel Zeit und Energie in die Hintergrundarbeiten gesteckt, die man nach außen gar nicht sieht bzw. hört. Aber mir macht dieses technische Tüfteln durchaus Spaß. Hier gilt ein besonderer Dank meiner Frau, die mich nicht nur gewähren lässt, sondern dankenswerterweise den Regelerklärungen im Podcast auch ihre Stimme gibt. Somit freue ich mich über eine weitere Möglichkeit, Eindrücke und Gedanken über Spiele aus meinem Kopf heraussprudeln zu lassen.
Denn ein Hauptproblem besteht darin, dass mir die Zeit fehlt, über die ganzen Erfahrungen mit neuen Spielen zu berichten. Das merkt man auch diesem Blog an. Seit Sommer habe ich sicherlich noch nie so wenig Artikel veröffentlicht wie in diesem Halbjahr. Aber ich verbringe nun noch mehr Zeit an diversen Spiele-Tischen, so dass die Berichterstattung über diese Erlebnisse zwangsläufig etwas darunter leidet. Das lässt sich auch nicht lösen, sondern ist ein logisches Ergebnis der Jury-Arbeit. Ich versuche mir damit zu helfen, dass ich das ein oder andere Mal Gast bei anderen Podcast-Formaten bin. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder einen etwas produktiveren Workflow einnehme. Dabei versuche ich, eine gewisse Bandbreite zu erhalten. Die Spiele- und Verlagslandschaft ist so vielfältig, dass es unangebracht wäre, sich bspw. nur auf die Spiele eines Verlags zu konzentrieren, weil dieser eine so nette Presse-Abteilung hat.
Auf was freue ich mich als im neuen Jahr? Ersteinmal auf die vielen Veranstaltungen, die glücklicherweise auch schon 2023 wieder stattgefunden habe. Ganz vorne dabei die SPIEL in Essen, deren neues Team eine tolle erste Messe gestaltet hat. Aber auch auf die Spielwarenmesse in Nürnberg freue ich mich und vielleicht schaffe ich es auch mal auf die SPIEL DOCH! Ganz sicher wird dann die nächste Preisverleihung zum Spiel des Jahres ein Höhepunkt sein, die ich dann dieses Jahr etwas anders miterleben werde. Ich freue mich auch auf die Presseveranstaltungen, weil diese immer diesen speziellen Klassenfahrt-Charakter haben und man dort in Ruhe neue Spiele kennenlernen kann (was auf den großen Messen nicht immer so einfach ist). Zusätzlich freue ich mich auf die angekündigte Veröffentlichung des Handbuch Brettspiele: Tätigkeiten und Akteure in der Brettspielbranche. Jürgen Karla und Christoph Post haben in den letzten Monaten ganz viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt gesteckt, zu dem ich auch einen ganz kleinen Beitrag geleistet habe. Ich bin jedenfalls sehr auf das Endprodukt gespannt.
Ansonsten gehe ich aber davon aus, dass sich wenig ändern wird. Interessant wird, wie sich das Thema Social Media weiter fortsetzt. Bei X (vormals Twitter) bin ich schon länger aus diversen Gründen nicht mehr aktiv. Ich habe meine Aktivitäten in diesem Bereich zu BlueSky verlagert und fühle mich dort auch recht wohl. Wenn dafür noch der ein oder andere Invite-Code benötigt wird, könnt ihr euch gerne bei mir melden. Instagram versuche ich regelmäßig zu bedienen, scheitere aber auch oftmals an der dafür fehlenden Zeit. Ich bin im Social-Media-Bereich sicherlich eher Konsument als Gestalter. Beim neuen Dienst Threads bin ich skeptisch, ob das nicht einfach nur ein umgemodeltes Insta ist. Aktuell habe ich jedenfalls nicht vor, mich dort anzumelden. Mastodon hat sich leider nicht etabliert, weil dort einfach zu wenig unterschiedliche Menschen aktiv sind – und auch ich habe dort meine Aktivitäten wieder eingestellt. Wie schon an anderer Stelle geschrieben, bin ich auf dieses ganze Gedöns glücklicherweise nicht angewiesen. Ohnehin war es im letzten Jahr erhellend, wie sehr z.B. ein Bericht in der örtlichen Tageszeitung über mich Wellen schlug, die ich so nicht erwartet habe: es haben mich doch einige Menschen aus der Nachbarschaft darauf angesprochen. Dabei habe ich wieder einmal gemerkt, wie viel doch "im Geheimen" gespielt wird – und somit auch, wie wichtig meine Aufgabe in der Jury ist.
Ich wünsche euch viele schöne Stunden mit Brettspielen und bleibt gesund. Der Rest ist Spielen.
Kommentar hinzufügen