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Speed-Dating: Abrakadabrien, Aetherya, Decktective: Den Tod kann man nicht betrügen und Just Wild

Speed-Dating-10-22

Oha, ein Blick auf mei­ne ver­öf­fent­lich­ten Bei­trä­ge zeigt mir, dass ich schon lan­ge kei­ne Rosen mehr ver­teilt habe. Das muss geän­dert wer­den, womit also wie­der Speed-Dating-Zeit ange­sagt ist! Noch gebe ich es nicht auf, nur kurz und knapp über vier Spie­le berich­ten zu wol­len. Ich bin gespannt, wie mir das heu­te gelin­gen wird – und wie vie­le Spie­le von mir eine Rose als Zei­chen mei­ner Wert­schät­zung über­reicht bekom­men. Inter­es­san­ter­wei­se sind mit ABRAKADABRIEN und AETHERYA zwei der vier zu bespre­chen­den Spie­le Golf-Vari­an­ten. Dann habe ich noch mit DEN TOD KANN MAN NICHT BETRÜGEN einen wei­te­ren DECK­TEC­TI­VE-Fall auf den Tisch gebracht und been­de dann das Dating mit JUST WILD – was das Trend-The­ma Natur aufgreift.

Abrakadabrien von Marc-Uwe Kling – erschienen im KOSMOS Verlag

Abrakadabrien - Box
Bild: KOSMOS Verlag

Tau­send­sas­sa Marc-Uwe Kling spielt nicht nur ger­ne und oft zusam­men mit dem ehe­ma­li­gen Brett­spiel-Bla­sen-Mit­glied Cron, son­dern die­ser durf­te auch am Dreh­buch zum neu­en Kän­gu­ru-Film mit­ar­bei­ten. Somit kann man sich auch ein wenig die Moti­va­ti­on her­lei­ten, war­um Marc-Uwe auch Spie­le erfin­det. Eines sei­ner neu­es­ten Wer­ke stel­le ich nun vor: die Golf-Vari­an­te ABRAKADABRIEN.

Der Clou an die­ser Vari­an­te ist ist, dass wir theo­re­tisch alle gleich­zei­tig spie­len – zumin­dest dann, wenn wir alle ver­gleich­bar schnell spie­len. Ansons­ten gibt es etwas Stau auf der Kar­ten-Auf­nehm-Kar­ten-Aus­spiel-Auto­bahn und man war­tet, bis alles wie­der im Fluss ist. Bei ABRAKADABRIEN haben wir alle eine Aus­la­ge von anfangs ver­deck­ten Kar­ten im 3*3‑Raster. Zusätz­lich haben alle eine bestimm­te Anzahl von Kar­ten auf der Hand. Nun gilt es, die Kar­ten im Ras­ter in eine bestimm­te Rei­hen­fol­gen zu bekom­men. Dabei ist es hilf­reich, dass die Kar­ten von 1 bis 6 durch­num­me­riert sind und unter­schied­li­che Hin­ter­grund­far­ben haben.

In unse­rem Spiel­zug kön­nen wir eine aus­lie­gen­de Kar­te mit einer Hand­kar­te aus­tau­schen. Die neue Kar­te wird offen aus­ge­legt und die wie­der voll­zäh­li­gen Hand­kar­ten wer­den wei­ter­ge­reicht. Alter­na­tiv dazu geben wir gleich die Kar­ten wei­ter und decken dann eine ver­deck­te Kar­te in unse­rem Ras­ter auf oder tau­schen die Posi­ti­on zwei­er benach­bar­ter Kar­ten. Sobald wir die unter­schied­li­chen Wer­tungs­si­tua­tio­nen für die ver­schie­de­nen Kar­ten­far­ben offen vor uns lie­gen haben, wer­fen wir die­se Kar­ten ab und das Ras­ter wird vom Nach­zieh­sta­pel neu auf­ge­füllt. Zusätz­lich gibt es im Anschluss noch eine klei­ne Bonus­ak­ti­on, die sich durch die jewei­li­ge gewer­te­te Hin­ter­grund­far­be defi­niert. Das macht man so lan­ge, bis alle Kar­ten ver­teilt sind und am Ende bekommt man Punk­te für die gewer­te­ten Kar­ten. Zusätz­lich sind in der Box noch drei Vari­an­ten erhal­ten, die bspw. Son­der­punk­te für erfüll­te Auf­trä­ge gene­rie­ren, wenn wir bestimm­te Mus­ter aus­lie­gen haben.

Vom Papier her ist das alles recht ein­gäng­lich – umso über­rasch­ter bin ich jedes Mal, wenn die­se Theo­rie auf die Pra­xis trifft. Denn eigent­lich in jeder Run­de ist man anfangs von den klei­nen Son­der­re­geln über­for­dert. Immer wie­der wird nach­ge­fragt, wie denn nun die Wer­tun­gen für die ein­zel­nen Far­ben funk­tio­nie­ren und wie der pas­sen­de Bonus lau­tet. Die bei­gefüg­te Spiel­hil­fe hilft auch nur wenig, da die­se mit Sym­bo­len arbei­tet. Mir drängt sich das Gefühl auf, dass text­li­che Erläu­te­run­gen hilf­rei­cher gewe­sen wären. Dabei sind die Illus­tra­tio­nen von Johan­nes Lott eigent­lich ein Fest, da die­se recht gut die Stim­mung des Spiels tref­fen. Zusätz­lich sind eini­ge Details auf den Kar­ten ver­steckt, die bei den Vari­an­ten auf ein­mal rele­vant wer­den können.

Haben aber alle die Regeln ver­in­ner­licht, flutscht ABRAKADABRIEN und es kann end­lich schnell gespielt auch genos­sen wer­den. Mir gefällt dabei ins­be­son­de­re der Draf­ting-Aspekt. Durch das Wei­ter­rei­chen der Hand­kar­ten kann ich das Spiel der ande­ren beein­flus­sen. Zusätz­lich sehe ich, wel­che Kar­ten aktu­ell im Spiel sind. Ich kann ein wenig zocken, soll­te mich aber dabei aber auch kri­tisch hin­ter­fra­gen. Ob es bspw. so sinn­voll ist, auf die Wald­wer­tung zu schie­len, wenn so gut wie kei­ne grü­nen Kar­ten aktu­ell im Umlauf sind – oder mei­ne rech­te Nach­ba­rin auch dar­auf zu spie­len scheint.

Die eigent­li­che spie­le­ri­sche Stär­ke ent­wi­ckelt ABRAKADABRIEN in mei­nen Augen aber erst mit den per­sön­li­chen Auf­trags­kar­ten. Durch die­se hat man dau­ernd bestimm­te Zwi­schen-Zie­le und ist noch grö­ßer in Ver­su­chung, es viel­leicht doch mit dem Wald zu ver­su­chen, auch wenn immer noch kei­ne grü­nen Kar­ten in der letz­ten Zeit bei mir anka­men. Die ande­ren Erwei­te­run­gen sind kein Muss. Ereig­nis­se brin­gen noch mehr Cha­os ins Spiel, was es aber mei­ner Mei­nung nach nicht bedarf und die Geis­ter för­dern noch etwas die Inter­ak­ti­on. Zusätz­lich gibt es noch wei­te­re klei­ne Vari­an­ten, wie bspw. ein Team-Spiel. Kann man machen, wir haben dar­in nicht so recht den Reiz gese­hen. Posi­tiv muss aber noch ver­merkt wer­den, dass sich das Spiel recht gut an eine unter­schied­li­che Per­so­nen­an­zahl anpas­sen lässt.

Hat sich in der Sum­me somit ABRAKADABRIEN eine Rose ver­dient und darf blei­ben? Nicht wirk­lich, denn am Ende wird sich in mei­nen Run­den dann doch lie­ber SKYJO gewünscht. Das hat weni­ger Son­der­re­geln und kann ent­spann­ter gespielt wer­den. Ich mag zwar das etwas Hek­ti­sche an ABRAKADABRIEN. Aber das hilft lei­der wenig, wenn ich damit allei­ne bin.

Abra­ka­da­bri­en | Marc-Uwe Kling | 30 Minu­ten | 2 bis 6 Per­so­nen | KOSMOS


Aetherya von François Bachelart – erschienen bei HUCH!

Aetherya - Box
Bild: Huch!

Hat somit AETHERYA mehr Chan­cen, SKYJO zu ver­drän­gen? Nein, so viel sei schon mal vor­weg genommen. 

Bei AETHERYA liegt ein 4×4 Ras­ter an Kar­ten aus, von denen wir zumin­dest die Vor­der­sei­ten im inne­ren Qua­drat schon sehen. Die ande­ren sind ver­deckt und kön­nen nun durch eine Kar­te vom Nach­zieh- oder Abwurf­sta­pel aus­ge­tauscht wer­den. Aller­dings nicht alle Kar­ten, denn Dra­chen und Por­ta­le sind fest im Ras­ter verankert.

Dra­chen? Por­ta­le? Das klingt nach Fan­ta­sy! Rich­tig, und somit war­ten noch Men­schen, Elfen, Zwer­ge und Goblins sowie vier unter­schied­li­che Land­schaf­ten auf uns. Um am Spiel-Ende Punk­te schef­feln zu kön­nen, möch­te ich einer­seits Wesen neben ihrer bevor­zug­ten Land­schaft wis­sen (Elfen lie­ben natür­lich den Wald, Zwer­ge die Ber­ge usw.), ande­rer­seits mögen sich die ein­zel­nen Grup­pen nicht, so dass bspw. Elfen und Zwer­ge nicht neben­ein­an­der lie­gen wol­len – und Goblins wer­den von allen ver­ach­tet, wes­we­gen die ein trost­lo­ses Leben in ihren Sümp­fen ertra­gen müs­sen. Die meis­ten Punk­te erhält man aller­dings, wenn man vie­le Dra­chen in sei­nem Reich erfolg­reich "zäh­men" kann, wofür man immer zwei Per­so­nen einer Art angren­zend an den Dra­chen benö­tigt. Die Por­ta­le hel­fen dabei, Ent­fer­nun­gen zu über­brü­cken und die not­wen­di­gen Klein­grup­pen zu bil­den. Zwi­schen­durch kann man übri­gens auch noch Auf­trags­kar­ten erfül­len, die offen für alle ausliegen.

Um etwas mehr Spiel­tie­fe zu ermög­li­chen, kön­nen dann noch für eine Vari­an­te Plätt­chen benutzt wer­den. Alle erhal­ten davon einen iden­ti­schen Satz und ver­tei­len die­se geheim auf die äuße­ren zwölf Kar­ten. Immer wenn ich eine sol­che Kar­te auf­de­cke bzw. aus­tau­sche, kann ich das ent­spre­chen­de Plätt­chen zu mir neh­men. Die­se geben mir spä­ter zusätz­lich Punk­te oder las­sen klei­ne Zusatz­ak­tio­nen mög­lich wer­den. Die­se sind lei­der nur in der Anlei­tung erklärt, wes­we­gen damit meist vie­le Fra­gen ein­her gehen. Für die­se Vari­an­te wäre somit eine Spiel­hil­fe ange­bracht, wel­che die­se Plätt­chen erklärt.

Zusätz­lich gibt es noch einen Solo- und einen koope­ra­ti­ven Modus, für die sich bei­de lei­der jeweils ein klei­ner Feh­ler in die Anlei­tung geschli­chen hat. Das fäl­li­ge Erra­ta fin­dest sich auf der Web­site. Dort sind übri­gens auch noch wei­te­re Vari­an­ten als pdf zur Ver­fü­gung gestellt, die ich aller­dings nicht aus­pro­biert habe. Es wird schon einen Grund geben, war­um die vor­lie­gen­de Ver­si­on von der Redak­ti­on ver­öf­fent­licht wur­de – zumal mich auch die­se letzt­end­lich nicht über­zeugt hat. 

An AETHERYA stö­ren mich meh­re­re Sachen. Da ist z.B. die hohe Zufalls­kom­po­nen­te. Hat man vie­le Dra­chen, dann hat man vie­le Punk­te in Aus­sicht. Zieht man dahin­ge­gen gar kei­nen, wird es schon schwer. Aller­dings ist die Aus­sa­ge nicht pau­schal gül­tig, weil die Lage der Dra­chen auch noch von Belang ist – und dabei kann man Pech und Glück haben. Das alles wäre in mei­nen Augen noch halb­wegs ver­kraft­bar, wenn ein aus­rei­chend gro­ßer Kar­ten­sta­pel im Spiel wäre. Der Nach­zieh­sta­pel ist jedoch sehr schnell durch­ge­spielt und man fängt dann wie­der von vor­ne mit der Rota­ti­on des Abwurf­sta­pels an. Die Kar­ten dort lie­gen aber sel­ten grund­los dar­in, so dass sich recht früh die inter­es­san­ten Kar­ten ver­tei­len und man am Ende eigent­lich nur Nie­ten zieht. Die­se Beschränkt­heit auf so weni­ge Kar­ten fan­den wir alle unbe­frie­di­gend. Eben­falls unbe­frie­di­gend sind die Auf­trags­kar­ten. Da kann man mit Glück im Vor­bei­ge­hen vie­le Punk­te mit­neh­men wäh­rend ande­re ziem­lich in die Röh­re schau­en. Dar­über hin­aus gefal­len mir die Illus­tra­tio­nen von Lucie Mer­cier und Emma Rako­to­ma­la­la nicht und mich nerv­te auch die ver­wen­de­te Spra­che (so hei­ßen bspw. die Sieg­punk­te eigent­lich Har­mo­nie­punk­te). Doch ins­be­son­de­re fand ich aber das Spiel­ge­fühl größ­ten­teils recht frus­tig. Sel­ten hat­te man das Gefühl, dass wirk­lich etwas gut zuein­an­der pass­te – und wenn doch, dann nur, weil man Glück hat­te und nicht etwa, weil man gute Ent­schei­dun­gen getrof­fen hat­te. Die Vari­an­te mit den frei zu spie­len­den Plätt­chen wer­tet das Spiel­erleb­nis schon etwas auf, aller­dings ist mir das dann mit zu vie­len Son­der­re­geln erkauft.

Somit ist es nur fol­ge­rich­tig, dass AETHERYA in die­sem Speed-Dating kei­ne Rose von mir erhält. Ande­re mögen das Spiel posi­ti­ver wahr­ge­nom­men haben, in mei­nen Grup­pen hat es nicht gezün­det und fiel deut­lich hin­ter ABRAKADABRIEN ab.

Aetherya | Fran­çois Bachel­art | 20 Minu­ten | 1 bis 4 Per­so­nen | HUCH!


Decktective: Den Tod kann man nicht betrügen von Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino – erschienen bei Abacusspiele

Decktective - Den Tod kann man nicht betrügen - Box

Bei DEN TOD KANN MAN NICHT BETRÜGEN kann ich es eigent­lich kurz machen. Über das DECK­TEC­TI­VE-Sys­tem habe ich nun schon oft genug etwas geschrie­ben. Am aus­führ­lichs­ten noch beim ers­ten Fall, der mei­nes Erach­tens nach immer noch der schwächs­te der Rei­he ist. Somit kann ich mich frei von mecha­ni­schen Beschrei­bun­gen machen und gleich zur Fall­be­schrei­bung kommen.

Das Set­ting ist wie­der span­nend. Wir kom­men als Ermitt­ler in eine gehei­me Spiel­höl­le und sehen vier Tote vor uns, die vor kur­zer Zeit noch gemein­sam einem Poker-Spiel bei­gewohnt haben. Alles nicht ganz legal, aber das kann uns von der Mord-Kom­mis­si­on erst ein­mal egal sein. Ist es aber nicht, da wir natür­lich die Hin­ter­grün­de her­aus­fin­den müs­sen – und auch den Tat­her­gang. Schließ­lich müs­sen wir ganz am Ende unse­ren Vor­ge­setz­ten schlüs­si­ge Ant­wor­ten liefern.

Das ist gar nicht so ein­fach, denn die Geschich­te hat es durch­aus in sich. Wie schon beim letz­ten Fall DER LETZTE WILLE merkt man deut­lich, wie der Schwie­rig­keits­grad der Rei­he lang­sam aber sicher ange­zo­gen hat. Wir waren die­ses Mal wirk­lich lan­ge am Tüf­teln, wie denn alles zusam­men pas­sen kann. Dabei haben wir eif­rig dis­ku­tiert und natür­lich auch den 3D-Auf­bau ein­ge­hend unter­sucht, der wie­der gekonnt von Cris­tia­na Leo­ne illus­triert wur­de. Um so eupho­ri­scher fühl­ten wir uns, als wir am Ende alle Büro­klam­mern rich­tig gesetzt hat­ten. Kurz waren wir über­rascht, dass wir uns anschei­nend eine zu kom­ple­xe Geschich­te her­ge­lei­tet hat­ten – aber die ver­steck­te fina­le Fra­ge zeig­te uns, dass wir doch alles rich­tig gemacht hatten.

DEN TOD KANN MAN NICHT BETRÜGEN bekommt somit völ­lig ohne Fra­ge eine Rose und wir freu­en uns schon auf neue Fäl­le die­ser Reihe!

Deck­tec­ti­ve: Den Tod kann man nicht betrü­gen | Mar­ti­no Chi­ac­c­hie­ra und Sil­va­no Sor­ren­ti­no | 60 Minu­ten | 1 bis 6 Per­so­nen | Abacusspiele


Just Wild von Leo Colovini und Marco Franchin – erschienen bei Helvetiq

Just Wild - Box
Bild: Hel­ve­tiq

Mit der Fun by Natu­re-Rei­he möch­te der Hel­ve­tiq Ver­lag nicht nur spie­le­risch die Natur erkun­den, son­dern auch ander­wei­tig Zei­chen set­zen. So soll z.B. die Pro­duk­ti­on beson­ders umwelt­scho­nend sein. Und natür­lich haben auch die The­men immer etwas mit der Natur zu tun. Bei JUST WILD ver­su­chen wir die Ter­ri­to­ri­en von vier gefähr­de­ten Tier­ar­ten zu ver­grö­ßern. Lei­der ist der Natur­raum aber für Luchs, Bär, Wolf oder Stein­bock begrenzt, wes­we­gen wir in Kon­kur­renz han­deln. Indem wir unser Gebiet ver­grö­ßern, wird das der ande­ren ver­klei­nert. Am Ende gewinnt das Tier, wel­ches den meis­ten Lebens­raum vor­wei­sen kann.

Mecha­nisch umge­setzt wird das mit Kar­ten, die ver­setzt über­ein­an­der gelegt wer­den. Um das tun zu dür­fen, muss mei­ne Sum­me auf der Kar­te den addier­ten Wer­ten der zu über­de­cken­den Kar­ten ent­spre­chen. Um auch in den 10er-Bereich zu kom­men, kann ich zusätz­lich eine ande­re Kar­ten mit der Rück­sei­te able­gen. Dadurch wird auto­ma­tisch auch der gesam­te Raum ver­grö­ßert und es erge­ben sich neue Mög­lich­kei­ten. Da ich nur drei Kar­ten auf der Hand habe, kann es pas­sie­ren, dass ich aktu­ell kei­ne ande­ren Kar­ten abde­cken kann. Dann spie­le ich eben­falls eine Kar­te mit der Rück­sei­te aus und hof­fe, dass ich mir dadurch einen Weg für mei­nen nächs­ten Zug vor­be­rei­tet habe. Zusätz­lich kann ich auf man­che Kar­ten noch Mar­ker legen, die ver­mei­den, dass die­se Berei­che über­deckt wer­den dürfen.

JUST WILD ist somit ein ziem­lich stra­te­gi­sches Lege­spiel, bei dem man nicht nur andau­ernd Kopf­rech­nen übt, son­dern auch etwas über Kar­ten­ma­nage­ment lernt. Denn das Spiel endet nicht für alle gleich­zei­tig. Wenn ich mei­ne letz­te Kar­te abge­legt
habe, zäh­le ich sofort die sicht­ba­ren Halb­kar­ten mei­ner Tier­art. Das ist dann mein End­ergeb­nis, auch wenn eini­ge mei­ner Kar­ten im wei­te­ren Spiel­ver­lauf noch über­deckt wer­den kön­nen. Wenn schließ­lich alle Kar­ten abge­legt wur­de, ver­gleicht man die Ergeb­nis­se und die höchs­te Punkt­zahl gewinnt das Spiel.

Das Spiel­prin­zip ist leicht zu ver­ste­hen. Trotz­dem ist JUST WILD alles ande­re als tri­vi­al, weil eini­ges über­legt sein will. Wo ist der bes­te Platz für mei­ne Kar­ten? Wie kann ich mir Brü­cken für spä­ter bau­en? Wel­che Plät­ze soll­te ich mit mei­nen Mar­kern dau­er­haft sichern? Gemei­ner­wei­se kann man dabei übri­gens über die Rück­sei­ten erah­nen, wel­che Kar­ten die Mit­spie­len­den gera­de auf der Hand haben. JUST WILD ist somit im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes viel­schich­tig. Trotz­dem wirkt das Spiel nicht anst­re­gend, auch wenn eini­ges getüf­telt und der bes­te Abla­ge­platz gesucht wird. Zusätz­lich eig­net es sich auch gut als Gene­ra­tio­nen über­grei­fen­des Spiel. Eltern erfreu­en sich dann, wie Kin­der moti­viert Sum­men bil­den und mit Kopf­rech­nen gefor­dert sind – und die Kin­der (aber auch die Erwach­se­nen) erfreu­en sich an der Span­nung des Spiels und den tol­len Illus­tra­tio­nen von Salo­mé Gaut­hi­er.

Mich hat JUST WILD als leicht zugäng­li­ches Lege­spiel mit hoher Spiel­tie­fe über­zeugt. Die Rose für einen frei zu hal­ten­den Regal­platz hat das Spiel somit sicher!

Just Wild | Leo Colo­vi­ni und Mar­co Fran­chin | 20 bis 30 Minu­ten | 2 bis 4 Per­so­nen | Helvetiq


Hin­weis: für die Bespre­chung wur­den von den Ver­la­gen Rezen­si­ons­exem­pla­re zur Ver­fü­gung gestellt

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