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Speed-Dating: EXIT en masse (Schatten über Mittelerde, Die Frau im Nebel, Der Fall des Ryan Creed und Der Fluch von Ophir)

Speed-Dating-Exit

Ich habe mir schon lan­ge abge­wöhnt, über jedes EXIT – DAS SPIEL zu berich­ten, wel­ches bei uns auf den Tisch kam. Dafür sind es mitt­ler­wei­le zu vie­le. Des­we­gen schrei­be ich hier im Blog meist nur noch von den Boxen, die in mei­nen Augen ein beson­de­res The­ma haben – wie zum Bei­spiel Der Herr der Rin­ge. Ein EXIT-Fall in Mit­tel­er­de! Da konn­te ich nicht wider­ste­hen und habe ent­spre­chend schon im Vor­feld SCHATTEN ÜBER MITTELERDE ent­ge­gen gefie­bert. Ob sich die­se Auf­re­gung gelohnt hat, seht ihr gleich. Zusätz­lich nut­ze ich die­ses Speed-Dating um auch über ande­re Pro­duk­te des EXIT-Kos­mos zu reden. DIE FRAU IM NEBEL wur­de als ers­te Gra­phic Novel der Rei­he ange­prie­sen. Dar­auf war ich eben­so neu­gie­rig wie auf den "Kri­mi" DER FALL DES RYAN CREED. Und um das Spek­trum rich­tig breit zu machen, habe ich mir auch noch die App DER FLUCH VON OPHIR angesehen. 

Schatten über Mittelerde von Inka und Markus Brand – erschienen im KOSMOS Verlag

Exit - Schatten über Mittelerde - Box
Bild: KOSMOS Verlag

Da wie hier Speed-Dating betrei­ben, kann ich es kurz machen: SCHATTEN ÜBER MITTELERDE war für mich lei­der eine Ent­täu­schung! Viel­leicht war die Erwar­tungs­hal­tung zu groß, aber uns hat die­se Box nicht ein­fan­gen können.

Natür­lich war uns klar, dass wir in SCHATTEN ÜBER MITTELERDE kein Aben­teu­er erle­ben, son­dern die Sto­ry ledig­lich eine Art Über­lei­tung für die ein­zel­nen Rät­sel dar­stellt. Aller­dings bemän­ge­le ich die Rah­men­hand­lung auch gar nicht. Im Gegen­teil, denn wir fan­den die Sto­ry erstaun­lich frisch, spielt sie doch im zur Ver­fü­gung ste­hen­den Rah­men gekonnt mit den Ver­satz­stü­cken der ursprüng­li­chen Geschich­te. Dabei ist kein Vor­wis­sen von­nö­ten und es erfol­gen auch kei­ne Spoiler.

Lei­der haben uns die Rät­sel nicht über­zeugt, die unin­spi­riert zum The­ma wirk­ten. Die Auf­ga­ben fühl­ten sich will­kür­lich zusam­men­ge­stellt an und es fehl­ten die beson­de­ren Knif­fe, die bes­ten­falls noch etwas Herr-der-Rin­ge-Stim­mung auf­kom­men las­sen. Zusätz­lich waren die Rät­sel auch eher von der lang­at­mi­gen Sor­te. Neben der not­wen­di­gen geis­ti­gen Fri­sche benö­tigt man somit auch Sitz­fleisch für die Fleiß­ar­beit. Die Rät­sel emp­fan­den wir zudem für das Ein­stei­ger-Level als recht anspruchs­voll, so dass viel­leicht EXIT-Neu­lin­ge damit über­for­dert wer­den. Auf­grund des gut funk­tio­nie­ren­den Hil­fe­sys­tems wird zwar nie­mand im Regen ste­hen gelas­sen, aber so rich­tig moti­vie­rend ist es auch nicht, wenn man sich gezwun­gen fühlt, immer mal wie­der Tipps ent­ge­gen zu neh­men. Das Ein­stei­ger-Level zeigt sich somit haupt­säch­lich dadurch, dass die Rei­hen­fol­ge der Rät­sel klar vor­ge­ge­ben ist.

Die Gestal­tung des Mate­ri­als weiß auch zu gefal­len, auch wenn der Stil des Mate­ri­als nicht mit dem der Cover-Gestal­tung über­ein­stimmt. Das stim­mi­ge Cover-Bild stammt aus der Feder von Mar­tin Hoff­mann und trans­por­tiert gut das Epi­sche der Vor­la­ge. Das Begleit­buch und die Kar­ten wur­den dahin­ge­gen von The Micu in sei­nem ihm eige­nen Stil illus­triert. Damit wird die humor­vol­le Linie der Geschich­te sicht­bar gemacht. Bei­des passt für sich, wirkt aber ähn­lich zusam­men­ge­stü­ckelt wie die ein­zel­nen Rät­sel zuein­an­der. Somit ist SCHATTEN ÜBER MITTELERDE eine soli­de Rät­sel-Box und zählt für mich nicht zu den High­lights der Reihe.

Exit das Spiel – Schat­ten über Mit­tel­er­de | Inka und Mar­kus Brand | 45 bis 90 Minu­ten | 1 bis 4 Per­so­nen | KOSMOS


Die Frau im Nebel von Inka und Markus Brand sowie Jens Baumeister und Hanne Wenzel – erschienen im KOSMOS Verlag

Exit Buch - Die Frau im Nebel - Cover
Bild: KOSMOS Verlag

Da ich in den letz­ten Jah­ren das Medi­um Comic bzw. Gra­phik Novel ein wenig für mich ent­deckt habe, war ich doch sehr auf DIE FRAU IM NEBEL gespannt. Denn das ers­te Durch­blät­tern in der Buch­hand­lung sah schon sehr viel­ver­spre­chend aus. Der Zei­chen­stil von Han­ne Wen­zel mach­te neu­gie­rig, auch wenn die ange­teaser­te Geschich­te mich jetzt nicht unbe­dingt lockte.

Die­se Skep­sis bestä­tig­te sich auch. Denn die Sto­ry ist doch recht dünn und bie­tet wenig Neu­es. Drei Jugend­li­che erfor­schen eine alte Vil­la, in der es spu­ken soll. Sie lösen das ers­te Rät­sel, um in die Vil­la zu kom­men – und bereu­en das recht schnell, denn die Vil­la wehrt sich gegen die Ein­dring­lin­ge. Lei­der sind die ein­zel­nen Cha­rak­te­re zu blass, um als Leser eine Bezie­hung zu ihnen auf­bau­en und mit­füh­len zu kön­nen. Zusätz­lich ist die Geschich­te teil­wei­se auch haar­sträu­bend unglaub­wür­dig. Nein, der the­ma­ti­sche Unter­bau hat mich nicht überzeugt.

Zusätz­lich hade­re ich auch ein wenig mit den Illus­tra­tio­nen. Teil­wei­se sind die­se atem­be­rau­bend schön, aber manch­mal fühl­ten sich die Bil­der auch falsch an. Mir waren zwi­schen ein­zel­nen Bil­dern zu vie­le Stim­mungs­wech­seln in den Gesich­tern. Auch wech­sel­ten manch­mal die Hin­ter­grün­de in gleich­blei­ben­den Sze­nen, was ich doch als recht ver­wir­rend emp­fand. Das alles vor dem Hin­ter­grund, dass man sich die Sei­ten teil­wei­se sehr genau anschaut, weil man schließ­lich auch Rät­sel lösen muss.

Die­se sind durch­aus kna­ckig. Es ist immer schwer zu beur­tei­len, ob die Rät­sel nun "Ein­stei­ger-" oder "Fort­ge­schrit­ten-Niveau" haben. Ganz ohne Hil­fen kam ich jeden­falls nicht durch das Buch und eins-zwei Mal war ich durch Fleiß­auf­ga­ben genervt. Aber im Gro­ßen und Gan­zen habe ich mich schon gut unter­hal­ten gefühlt. Aller­dings ist mir eine Sache nach­hal­tig nega­tiv in Erin­ne­rung geblie­ben. Bei einem Rät­sel müs­sen wir die ana­lo­ge Welt ver­las­sen und in die digi­ta­le wech­seln. Das emp­fin­de ich als unglück­lich, denn ich habe mich mit DIE FRAU IM NEBEL bewusst für das Medi­um Buch ent­schie­den, damit ich nicht am Com­pu­ter oder Tablet hän­ge. Unab­hän­gig davon, habe ich dann auch die Lösung noch nicht ein­mal erken­nen kön­nen, was für Zusatz­frust gesorgt hat.

Glück­li­cher­wei­se besteht ein gutes Hin­weis- und Lösungs­sys­tem. Mit­hil­fe von Rot­fo­lie kann man sich Tipps oder gar die Auf­lö­sung geben las­sen, so dass man nir­gend­wo für län­ge­re Zeit hän­gen bleibt. Auch das Sys­tem mit den Code-Strei­fen und den dann zu lesen­den Sei­ten kennt man schon aus ande­ren Büchern und hat sich bewährt, so dass hier berech­tig­ter­wei­se nichts ver­än­dert wurde.

Als Fazit blei­ben bei mir gemisch­te Gefühl zurück. Ich hat­te eine gute Zeit, aber ich wur­de das Gefühl nicht los, dass noch deut­lich mehr Poten­zi­al in der Ver­knüp­fung EXIT und Gra­phik Novel besteht. Kom­plett über­zeugt hat mich DIE FRAU IM NEBEL jeden­falls nicht.

Exit das Buch – Die Frau im Nebel | Inka und Mar­kus Brand, Han­ne Wen­zel und Jens Bau­meis­ter | 90 bis 180 Minu­ten | 1 bis 2 Per­so­nen | KOSMOS


Der Fall des Ryan Creed von Jens Baumeister – erschienen im KOSMOS Verlag

Exit Buch - Der Fall des Ryan Creed - Cover
Bild: KOSMOS Verlag

EXIT-Fäl­le in Buch­form hat­te ich schon öfters in der Hand. Die­se kom­bi­nie­ren meist gute Rät­sel mit einer eher über­schau­bar ori­gi­nel­len Geschich­te. Bei DER FALL DES RYAN CREED stol­per­te ich in der Buch­hand­lung aller­dings über den Begriff "Kri­mi". Da mir per­sön­lich die Kri­mi-Boxen der EXIT-Rei­he am meis­ten Spaß gemacht haben (DER TOTE IM ORIENT-EXPRESS ist mein High­light, dicht gefolgt von DER RAUB AUF DEM MISSISSIPPI), konn­te ich dem Kauf­im­puls nicht wider­ste­hen – und ich habe die­sen nicht bereut.

Denn DER FALL DES RYAN CREED hat mich erst­mals auch durch eine gute Sto­ry über­zeugt. Natür­lich wirkt noch eini­ges kon­stru­iert, aber trotz­dem ent­stand tat­säch­lich so etwas wie ein Flow. Ich habe mich für das Vor­an­kom­men der Geschich­te als sol­che inter­es­siert und nicht nur für die Rät­sel. Die Per­so­nen wir­ken nicht zu scha­blo­nen­haft, wobei die Haupt­fi­gur Ryan Creed schon ziem­lich an Robert Lang­don erin­nert. Glück­li­cher­wei­se ver­kommt die­ser aber nicht zu einem bil­li­gem Abzieh­bild, son­dern man erfährt auch ein wenig mehr über des­sen Per­sön­lich­keit. Rück­blen­den, die für die eigent­li­che Geschich­te und die Rät­sel nicht not­wen­dig sind, geben der Per­son erfreu­li­cher­wei­se eine Tie­fe, die mir bei den vie­len ande­ren EXIT-Pro­duk­ten bis­her immer gefehlt hat.

Die Rät­sel fand ich auch nicht zu ver­zwickt, so dass ich immer flüs­sig vor­an­ge­kom­men bin. Lei­der ver­las­sen wir auch die­ses Mal die ana­lo­ge Welt, was aller­dings nicht ganz so stö­rend ist wie bei DIE FRAU IM NEBEL. Ich kann schon nach­voll­zie­hen, war­um die­se zusätz­li­che Dimen­si­on reiz­voll erscheint – ich stö­re mich aber trotz­dem dar­an und emp­fin­de die­se Spie­le­rei als unnö­tig. Zumal die Code-Ein­ga­be und das Hil­fe­sys­tem in bewähr­ter ana­lo­ger Form sind und man dort doch bewusst auf tech­ni­sche Hilfs­mit­tel verzichtet.

Trotz­dem hat mich DER FALL DES RYAN CREED voll­auf über­zeugt, so dass bei mir nun der zwei­te Teil die­ser Rei­he (DER LÖWE VON SAN MARCO) auf der Wunsch­lis­te steht.

Exit das Buch – Der Fall des Ryan Creed | Inka und Mar­kus Brand mit Jens Bau­meis­ter | 180 Minu­ten | 1 Per­son | KOSMOS


Der Fluch von Ophir – erschienen bei USM

Exit - Der Fluch von Ophir - Cover
Bild: USM

Nach­dem mich bei­de Bücher zum Tablet haben grei­fen las­sen, war der Weg nicht mehr weit, dort auch die EXIT-App auf­zu­spie­len. Die wur­de mir schon län­ger im Store emp­foh­len, so dass ich irgend­wann den Wider­stand auf­ge­ge­ben habe.

Um es kurz zu machen: die guten Kri­ti­ken im App-Store haben ihre Berech­ti­gung. DER FLUCH VON OPHIR nutzt gut das Medi­um und hat eini­ge inter­es­san­te Rät­sel zu bie­ten, die ana­log nicht mög­lich wären. Aller­dings wird bei der Hand­ha­bung auch die Beschränkt­heit der digi­ta­len Welt auf­ge­zeigt. Es ist fas­zi­nie­rend zu erle­ben, wie kom­pli­ziert man­ches nun von­stat­ten geht, was man in Natu­ra am Tisch ohne Nach­zu­den­ken macht. Die Ver­wal­tung der vir­tu­el­len Gegen­stän­de ist somit ein Zeit­fres­ser und nervt. 

Zusätz­lich fällt es schwer, am Bild­schirm den Über­blick über das Gesche­hen zu behal­ten. Das hängt auch mit der Geschich­te zusam­men, die uns durch die Zeit sprin­gen lässt (die CHRONOCOPS las­sen grü­ßen). Auf­grund der über­zeu­gen­den Bild­ge­stal­tung weiß man glück­li­cher­wei­se immer recht genau, in wel­cher Zeit­ebe­ne man sich befin­det. Aber trotz­dem ist das Sprin­gen in der Zeit mit not­wen­di­ger Ver­wal­tung ver­bun­den, die rea­le Spiel­zeit frisst, die man ger­ne anders genutzt hät­te. Am Tisch könn­te man schnell zu einer Kar­te bzw. einem Bild grei­fen, nun muss man erst ein­mal die Maschi­ne bedie­nen und Bild­se­quen­zen abwar­ten. Viel­leicht fehlt mir dabei aber auch der Wil­le zur Immersion.

Optisch hat mich DER FLUCH VON OPHIR voll abge­holt. Ich zei­ge nach­fol­gend nur offi­zi­el­le Screen­shots, da ansons­ten viel­leicht die ein oder ande­re Über­ra­schung ver­lo­ren geht. Aber auf den Bil­dern erkennt man gut die Stim­mung und auch den Detail­grad. Man bewegt sich übri­gens nicht frei im Raum, son­dern spielt eher eine Art Point-and-Click-Adven­tur bzw. ‑Rät­sel in der Tra­di­ti­on eines MYST. Genau aus die­sen nost­al­gi­schen Grün­den hat mir die App-Umset­zung auch gut gefal­len. Ich war eini­ge Zeit schön beschäf­tigt und habe mich unter­hal­ten gefühlt. Da kann ger­ne noch etwas in die­ser Rich­tung nachkommen.

EXIT – The Game: Der Fluch von Ophir (App) | 90 bis 150 Minu­ten | 1 bis 4 Per­so­nen | USM


Hin­weis: für die Bespre­chung wur­den mir das EXIT – SCHATTEN ÜBER MITTELERDE als Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

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