Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann wurde heute vor 40 Jahren erstmals der Preis Spiel des Jahres verliehen. Das ist natürlich ein perfekter Zeitpunkt, um endlich diese Top-Liste meiner liebsten Preisträger aus den 1980er Jahren zu veröffentlichen.
Denn ehrlicherweise schlummert diese Liste schon länger in meinem Entwurfsordner. Bei der groben Jahresplanung hatte ich mir vorgenommen, dass ich eine diese im Umfeld der Veröffentlichung zum aktuellen Spiel des Jahres heraus bringen will. Dann kamen aber andere Sachen dazwischen (z.B. mein Urlaub) und irgendwie hat es dann nicht mehr so richtig gepasst. Aber heute, ja heute, da passt es! Und ich verspreche, auf meine Liste zu den 1990er Jahren wird man nicht 40 Jahre warten müssen.
Bevor ich aber den 90ern widme, schaue ich noch zehn Jahre weiter zurück und betrachte die 1980er Jahre. Dabei muss ich zugeben, dass ich die wenigsten Spiele davon schon im Jahr des Erscheinens gespielt habe. Da ich Jahrgang 1977 bin, wäre das für manche Spiele auch ungewöhnlich gewesen. Aber zum Glück haben die meisten ausgezeichneten Spiele eine recht lange Halbwertszeit, so dass ich die Spielerlebnisse nachholen konnte. Nun denn, Vorhang auf:
- AUF ACHSE von Wolfgang Kramer (erschienen bei F.X. Schmid)
- SCOTLAND YARD von Werner Schlegel u.a. (erschienen bei Ravensburger)
- RUMMIKUB von Ephraim Hertzano (erschienen bei Intelli/Arxon)
- HEIMLICH & CO. von Wolfgang Kramer (erschienen bei Ravensburger)
- HASE UND IGEL von David Parlett (erschienen bei Ravensburger)
AUF ACHSE (Preisträger 1987) ist in meiner Erinnerung, das erste "richtige" eigene Brettspiel. Klassischerweise lag es unter dem Weihnachtsbaum – was bei uns nicht wirklich typisch war. Denn im Rückblick betrachtet, komme ich nicht aus einer Familie, in der viele Brettspiele auf den Tisch kamen. Meine damalige Motivation beim Erstellen des Wunschzettels rührte demnach auch nicht daher, dass ich endlich ein eigenes Brettspiel besitzen wollte. Nein, ich war damals in einer Phase, in der ich Trucks ganz toll fand (wohl inspiriert von dem Film Convoy, den ich als Junge mal im Fernsehen saß – zumindest sammelte ich auch entsprechende Matchbox-Trucks). Aufgrund der Werbung sowie der Auszeichnung zum Spiel des Jahres, wurde ich jedenfalls auf AUF ACHSE aufmerksam – und haben meinen Wunsch nie bereut. Das Spiel kam dann recht häufig auf den Tisch und ist für mich deswegen der Türöffner in die Brettspielwelt gewesen – und somit natürlich ganz klare Nummer 1 dieser Liste.
SCOTLAND YARD (Preisträger 1983) hingegen hätte fast verhindert, dass ich die Liebe zum Brettspiel entdeckte. Denn dieses Spiel besaß mein größerer Bruder, der sich ab und zu mal erbarmte, es mit mir zu spielen. Selbstredend war er dann Mister X und ich musste ihn fangen – was mir fast nie gelang. Was auch daran lag, dass ich anfangs nur einen Fänger benutzen durfte. Später haben wir dann aber öfters SCOTLAND YARD richtig gespielt. Sehr viel Spaß hatte ich auch später mit "realen" SCOTLAND YARD Partien, die das Stadtjugendpfarramt organisierte. Dann ist man mit Bus und Bahn durch die Stadt gefahren, um einen Mister X zu fangen. Besonders anspruchsvoll war dabei die gemeinsame Kommunikation. Schließlich gab es noch keine Handys und die Telefonzellen waren selbstredend immer alle besetzt. Leider hat mein Bruder sein Exemplar nie her gegeben, weswegen ich mir dann vor einigen Jahren mein eigenes SCOTLAND YARD kaufen musste. Mit Erschrecken habe ich dann festgestellt, dass in dieser Ausgabe die Fahrchips nicht mehr so schön bunt sind, was den Nostalgie-Faktor ziemlich angekratzt hat. Irgendwann werde ich wohl auf einem Flohmarkt nochmals zuschlagen müssen.
RUMMIKUB (Preisträger 1980) verbinde ich stark mit pflichtgemäßen Verwandtschaftsbesuchen. Egal wo man hin kam, in irgendeiner verstaubten Ecke fand man immer dieses Spiel. Und zum Glück, konnte es auch jeder mit einem spielen – schließlich ist es nichts anderes als eine Art Räuber-Rommé (einem echten Kartenspiel-Klassiker). Interessanterweise war es aber nie bei uns im Haushalt zu finden, weswegen ich es dann vor einigen Jahren erstmals selbst kaufte. Denn für mich gehört es unbedingt in den eigenen Spiele-Kanon, auch wenn ich es ehrlicherweise schon länger nicht mehr gespielt habe. Da ich es nun aber für das Foto aus dem Regal heraus gezogen habe und meine Tochter es ganz interessiert anblickte, werde ich es bestimmt bald mal wieder spielen.
HEIMLICH & CO. (Preisträger 1986) hatte ich erstmals im Urlaub kennengelernt, weil das eine befreundete Familie mitgebracht hat. Damals war es schon in einiger Munde und so wollte ich mir das mal genauer ansehen – und habe nichts verstanden. Wer ist was und warum soll ich nicht meine Lieblingsfarbe aussuchen dürfen? Doofes Spiel, ab in die Ecke damit! Erst einige Jahre später habe ich dann den Reiz des Spiels entdecken können. Aber ich kann mich noch sehr genau an den ersten Kontakt erinnern. Glücklicherweise waren nicht alle Leute so radikal wie ich seinerzeit, denn HEIMLICH & CO. wurde dann doch noch recht erfolgreich.
HASE UND IGEL (Preisträger 1979) passt zeitlich natürlich nicht mehr wirklich in die 1980er Jahre – aber bei diesem Spiel muss man schon einmal ein Auge zudrücken. Es wäre doch seltsam, wenn es als erster Preisträger überhaupt nicht in einer solchen Liste auftauchen würde. Leider habe ich feststellen müssen, das in meinem Exemplar mittlerweile die Regel-Kassette fehlt. Schon damals wurde nämlich nach innovativen Lösungen gesucht, wie man den potentiellen Nutzern des Produkts die Regel erklären kann. Aber HASE UND IGEL ist mir unabhängig vom Spielreiz im Gedächtnis geblieben, weil es mich als Kind hat wundern lassen. Denn ich bin damals erstmals mit einem "Plagiat" in Kontakt gekommen. Einer befreundeten Familie schien damals der Anschaffungspreis zu hoch zu sein, weswegen sie ein komplettes HASE UND IGEL nachgebaut haben. Ohne Copyshop um die Ecke muss das ein echtes Herzblutprojekt gewesen sein. Denn der Spielplan wurde per Hand originalgetreu auf Pappe gezeichnet und es wurden unzählige kleine Pappkarten in perfekter Grafik erstellt. Ich fand das damals etwas befremdlich – und meine Meinung hat sich nicht geändert.
Aus dem Zeitraum der 1980er Jahre habe ich leider bisher noch nicht alle Preisträger spielen können. So fehlen mir ärgerlicherweise Erfahrungen zu Sherlock Holmes Criminal-Cabinet (1985) und FOCUS (1981). Bei manchen Spielen wiederum ist nicht mehr der Wunsch vorhanden, sie nochmals auf den Tisch zu bringen. So mache ich mittlerweile einen weiten Bogen um SAGALAND (1982) und auch CAFE INTERNATIONAL (1989). Aber es muss ja auch nicht alles gut altern – reicht aus, wenn man das selbst tut. 😉
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