Heute hat die Spiel des Jahres Jury die nominierten Spiele des aktuellen Jahrgangs vorgestellt (und noch weitere Spiele auf die Empfehlungsliste gesetzt). Für mich ist das nur von unwesentlicher Bedeutung, da ich höchstens für das nächste Jahr meine Glaskugel polieren muss (wobei ich doch gar nicht sooo schlecht lag). Bei den Autoren sowie den Verlagen und den dortigen Redaktionen sieht das natürlich ganz anders aus. Bei den einen werden wahrscheinlich die Sektkorken geknallt haben, bei den anderen wird vielleicht das ein oder andere Bier auf den Frust getrunken. Ein guter Zeitpunkt also, mal den Alkoholkonsum in Spielen zu beleuchten.
Was bietet sich da besser an, als eine Topliste "Bier, Schnaps und Wein" zu erstellen? Richtig, nichts! Somit folgen nun also meine Spiele-Favoriten mit Alkohol-Bezug:
- VITICULTURE von Jamey Stegmaier (erschienen bei Feuerland Spiele)
- KNEIPENQUIZ von Marco Teubner und Heinrich Glumpler (erschienen im moses. Verlag)
- DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL von Wolfgang Warsch (erschienen bei Schmidt Spiele)
- GRAN CRU von Ulrich Blum (erschienen bei eggertspiele)
- GOLDBRÄU von Franz-Benno Delonge (erschienen bei Zoch)
Über die Qualitäten von VITICULTURE habe ich mich schon mehrfach hier im Blog ausgelassen. Sollte ich irgendwann bspw. eine Top-Liste zu Worker-Placement-Spielen machen, dann hätte dort VITICULTURE auch einen Platz sicher. Allerdings geht es heute um das Thema und nicht um den Mechanismus geht. Gerade hier zeigt VITUCULTURE eine kleine Schwäche, da Trauben genauso wie Weine reifen können – ohne jedoch zu verenden. Trotz dieses thematischen Ausrutschers ist es aber meine Nummer 1 in dieser Liste. Einfach deswegen, weil es mich spielerisch am meisten überzeugt und die anderen Themenbezüge auch viel besser passen. Wein anbauen, abbauen, einen Probierstand führen, Weine verkaufen ... so stelle ich mir vereinfacht das Leben eines Winzers vor (auch wenn ich die wirkliche Arbeit ganz gut einschätzen kann, bin ich doch im Rheingau verwurzelt). Noch intensiver wird das thematische Erlebnis mit der TUSCANY-Erweiterung, da nun noch besser die Jahreszeiten erlebbar gemacht werden.
Das KNEIPENQUIZ ist das einzige dieser Top-Listen-Spiele, das man problemlos in einer solchen auf den Tisch bringen könnte. Einerseits durch den wenig anspruchsvollen Einstieg, andererseits auch durch das kneipentaugliche Material. Ohnehin ist die gewählte Aufmachung des moses. Verlages herausragend gut. Aber auch das eigentliche Spiel ist in meinen Augen herausragend. Ich bin ganz sicher kein Freund von Quiz-Spielen – aber beim KNEIPENQUIZ bin ich immer sofort mit dabei. Das tolle daran ist, dass man Gruppe gemeinsam gegen das Spiel quizzt. Es gibt also nicht den einen Oberstreber, der alle anderen durch sein Wissen in den Schatten stellt, sondern alle müssen sich einbringen. Aufgrund der doch sehr speziellen Fragen ist oftmals auch Nischenwissen gefragt – wodurch große Gruppen wieder von Vorteil sind. KNEIPENQUIZ ist somit ein tolles kooperatives Spiel, was ich wirklich jedem empfehlen kann.
DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL laden nicht nur aufgrund des grandiosen Cover zum Mitspielen ein – auch die restlichen Komponenten sind eine Augenweide. Zumal in der schon eingefügten Erweiterung neben Bier auch Schnaps als Spielelement hinzu kommt (auch wenn dieser ganz schön klein ist – aber man soll den bekanntlich auch nur in Maßen konsumieren). So wie auch Bier und Schnaps eine wilde Mischung sein könne, werden hier Würfel-Drafting und Deckbuildung ungewöhnlich kombiniert. Ungewöhnlich deswegen, weil es erstaunlich gut funktioniert. Allerdings ist man nicht immer Herr des Geschehens und ziemlich dem Glück ausgesetzt. Somit sind DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL nicht jedermanns Sache. Mir gefällt es aber recht gut – sonst hätte ich es auch nicht hier aufgeführt.
Weniger leicht daher, kommt GRAND CRU. Denn dieses Spiel ist im Kern ein knallhartes Wirtschaftsspiel. Das zeigt sich auch daran, dass das Spielende dann eintritt, sobald der erste Spieler keine Kredite mehr abbezahlen muss. Damit einem das gelingt, muss man die anfänglichen Investitionen in das eigene Weingut im Laufe des Spiels geschickt nutzen. Auch in GRAND CRU reifen die Weine in großen Fässern, womit es thematisch nicht völlig abstrakt daher kommt – und es gibt sogar Weinfeste! Auch wenn das Thema etwas anderes erwarten lässt, ist die Spielmechanik einfacher, als man das aufgrund der oberflächlichen Beschreibung erwartet. Hinzu kommt noch, dass ich mir damals auch gleich die eggertsche Holzbox-Edition gegönnt habe, so dass GRAND CRU stilecht im Regal lagern kann.
GOLDBRÄU ist wahrscheinlich das am wenig bekannteste Spiel dieser Liste. Thematisch geht es darin um eines der schönsten Dinge in Bayern: um Biergärten. Da auch GOLDBRÄU ein Wirtschaftsspiel ist (im doppelten Sinne), geht es hierbei allerdings hauptsächlich um Anteile – sowohl von Biergärten als auch von Brauereien. Dabei ist auch einiges Kopfrechnen gefragt, weswegen man nicht all zu viel Bier nebenbei konsumieren sollte. Schlussendlich wird einem leider nur all zu deutlich gemacht, was eine schöne Kellnerin für Auswirkungen auf den Betrieb hat. Möglicherweise wird dabei die Realität besser abgebildet, als es dem Spiel gut tut. Trotzdem wird GOLDBRÄU mit unserer bayrischen Verwandtschaft immer noch regelmäßig gespielt. Das Thema ist einfach zu präsent.
Natürlich gibt es noch weitere Spiele, die man diesem Themenbereich zuordnen könnte – insbesondere der Weinanbau wird gerne verwendet. In diesem Zusammenhang kann man sicherlich noch VINHOS von Vital Lacerda hervorheben. Aber auch VINO von Christwart Conrad ist mir noch in Erinnerung.
Da ich in der Einleitung die heutigen Bekanntgabe der nominierten und empfohlenen Spiele erwähnte: ich gratuliere allen glücklichen Verlagen und Autoren! Allerdings bedanke ich mich auch bei den vielen anderen, die heute nicht ganz so glücklich sind. Nicht alle (guten) Spiele können erwähnt werden.
Wer Lust hat, bei einer kleinen statistischen Spielerei mitzumachen, der sollte sich mal folgende Umfrage ansehen. Jürgen von der Spielbar hat beruflich ein kleines Forschungsprojekt laufen, dass er nun mit ein paar externen Datenteilnehmern füttern will.
Kommentar hinzufügen