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Top-Liste – Drafting-Spiele

Top5-Drafting
mei­ne Top5 von Draf­ting-Spie­len

Als Teil der Brett­spiel-Com­mu­ni­ty set­ze ich ganz selbst­ver­ständ­lich vor­aus, dass jeder inter­es­sier­te Leser sich etwas unter "Draf­ting-Spie­len" vor­stel­len kann. Aller­dings habe ich beim Ver­fas­sen des Arti­kels fest­stel­len dür­fen, dass die­ser Begriff – wie so oft – meh­re­re Bedeu­tungs­ebe­nen hat. Hunter&Cron fol­gen der Defi­ni­ti­on von Board­Ga­me­Ge­ek. Dabei geht es vor allem um die Aus­wahl von Kar­ten. Nach deren Defi­ni­ti­on sind also auch Spie­le wie ZUG UM ZUG oder THURN UND TAXIS Draf­ting-Spie­le. Ich bin da aller­dings eher bei der enge­ren Defi­ni­ti­on, dass man Kar­ten auf die Hand bekommt, sich die­se anschaut und einen Teil davon wei­ter gibt – also fol­ge da eher Mat­thi­as Nagy mit dem "klas­si­schen" Draf­ting (auch wenn Mat­thi­as dann die wei­te­ren Mög­lich­kei­ten aus­führ­lich aufzeigt).

In mei­ner Top-Lis­te sind dabei nur Spie­le ver­tre­ten, deren Haupt­me­cha­nis­mus das Draf­ting ist. Denn als Neben­me­cha­nis­mus wird Draf­ting recht ger­ne im Ken­ner- und Exper­ten­spiel genutzt, um zufäl­li­ge Kar­ten­zu­sam­men­stel­lun­gen nicht ins Extre­me abdrif­ten zu las­sen und somit eine höhe­re Chan­cen­gleich­heit her­zu­stel­len (als Bei­spie­le nen­ne ich mal AGRICOLA oder TERRAFORMING MARS). Ich selbst bin meist gegen sol­che Draf­ting-Zusatz­re­geln, da die­se oft­mals die Spiel­zeit ver­län­gern. Dann spie­le ich lie­ber etwas unaus­ge­gli­chen, aber schnel­ler. Aller­dings ist mir das Spiel-Erleb­nis auch wich­ti­ger als ein mög­li­ches Gewin­nen. Wenn ich also Draf­ting betrei­ben will, dann am liebs­ten mit fol­gen­den Spielen:

  1. 7 WONDERS von Antoine Bau­za (erschie­nen bei Repos Pro­duc­tion)
  2. NORTE DAME von Ste­fan Feld (erschie­nen bei alea)
  3. DIE HOLDE ISOLDE von Nico­las Pon­cin (erschie­nen bei Schmidt Spie­le)
  4. BETWEEN TWO CITIES von Matthew O’Malley, Mor­ten Mon­rad Peder­sen und Ben Ros­set (erschie­nen bei Mor­ning Play­ers)
  5. INIS von Chris­ti­an Mar­ti­nez (erschie­nen bei Pega­sus Spie­le)
7 Wonders - Box
Foto: Repos Production

Mit 7 WONDERS ver­bin­de ich immer ein tol­les Erleb­nis auf der SPIEL in Essen. Die Repos-Erklär­bä­ren mit ihren mar­kan­ten Som­bre­ros quatsch­ten wild alle umlie­gen­den Besu­cher an, um recht schnell einen 7er-Tisch voll zu bekom­men. Dann wur­de das Spiel rudi­men­tär erklärt und schon war man mit­ten drin in einer Par­tie – und das zusam­men mit Men­schen aus sie­ben unter­schied­li­chen Natio­nen! Die­ses dabei emp­fun­de­ne Hoch­ge­fühl des Gemein­schafts­er­leb­nis­ses beglei­tet mich seit­dem bei jeder Par­tie 7 WONDERS – und da sind mitt­ler­wei­le eini­ge dazu gekom­men. Denn ins­be­son­de­re mit grö­ße­ren Grup­pen ist 7 WONDERS eine siche­re Bank. Zumin­dest dann, wenn deren Teil­neh­mer ein wenig Spie­le-Erfah­rung haben. Denn trotz des schnel­len Ein­stiegs ist 7 WONDERS nicht gera­de tri­vi­al. Vor allem dann nicht, wenn noch die ein oder ande­re Erwei­te­rung mit ins Spiel kommt. Völ­lig zurecht wur­de 7 WONDERS 2011 auch als Ken­ner­spiel des Jah­res aus­ge­zeich­net (und das bei gro­ßer Kon­kur­renz)

Notre Dame - Box
Foto: Ravens­bur­ger

Zuge­ge­ben, bei NOTRE DAME ist das Draf­ting nur ein Teil-Mecha­nis­mus. Denn zu Anfang eines Zuges erwirbt man dar­über ledig­lich sei­ne Akti­ons­mög­lich­kei­ten – die dann wie­der einem typi­schen Euro­ga­mes ent­spre­chen. Trotz­dem bezeich­ne ich NOTRE DAME in ers­ter Linie als Draf­ting-Spiel. Das liegt viel­leicht auch dar­an, dass mir bei NOTRE DAME zum ers­ten Mal die­ser spe­zi­el­le Kar­ten-Mecha­nis­mus in aller Deut­lich­keit auf­ge­fal­len ist. Draf­ting ist eben nicht nur ein Aus­su­chen von eige­nen Mög­lich­kei­ten, son­dern damit ist auch immer ein Infor­ma­ti­ons­ge­winn über die Mög­lich­kei­ten mei­ner Mit­spie­ler ver­bun­den. Doch auch über den Draf­ting-Mecha­nis­mus hin­aus ist NOTRE DAME ein ech­ter Lecker­bis­sen, der immer wie­der ger­ne bei uns in der Grup­pe auf den Tisch kommt. Aller­dings soll­te man Rat­ten mögen...

Die holde Isolde - Box
Foto: Schmidt Spiele

DIE HOLDE ISOLDE hat dahin­ge­gen ein ganz ande­res Ziel­pu­bli­kum vor Augen: den Fami­li­en­spie­ler, der nicht all zu kom­ple­xe Spiel­re­geln mag. Und abge­se­hen vom etwas dümm­li­chen Namen, wird die­se Ziel­grup­pe per­fekt bedient. Wobei ich gar nicht zu viel über den Titel her­zie­hen soll­te. Die­sen fin­de ich zwar sehr gezwun­gen, aller­dings muss ich auch zuge­ben, dass er sei­ne Wir­kung hat (kann ich immer wie­der gut bei der Spiel­aus­lei­he von Darm­stadt spielt! beob­ach­ten). Dazu kommt noch eine anspre­chen­de gra­fi­sche Gestal­tung und schon ist eine gewis­se Neu­gier geweckt. Spielt man dann DIE HOLDE ISOLDE, wird man mit den typi­schen Nöten und Zwän­gen eines Draf­ting-Spiels kon­fron­tiert wer­den. Wie ger­ne wür­de man zwei Kar­ten sofort behal­ten oder aber auch alle wei­ter­ge­ben. Das ver­ste­hen sogar schon jün­ge­re Mit­spie­ler, die dann auch noch Freu­de am The­ma haben. Doch, doch, als Fami­li­en­spiel kann DIE HOLDE ISOLDE defi­ni­tiv punkten.

Between Two Cities von Matthew O'Malley, Morten Monrad Pedersen und Ben Rosset erschienen bei Morning Players
Foto: Mor­ning Players

Auch bei BETWEEN TWO CITIES hat­te ich eine tol­le inter­na­tio­na­le Ein­füh­rungs­run­de auf der SPIEL in Essen. Dabei ist es mehr als nur ein 7 WONDERS Clon. Denn die­ses Mal spielt man nicht gegen sein direk­ten Nach­barn, son­dern mit ihnen. Schließ­lich baut man mit sei­nem lin­ken und rech­ten Nach­barn gemein­sam an einer Stadt. Die Aus­wahl beim Draf­ting fühlt sich somit auch ganz anders an als bei ande­ren Spie­len aus die­sem Gen­re. Ich hat­te wäh­rend der dazu­ge­hö­ri­gen Crowd­fun­ding-Kam­pa­gne gro­ße Beden­ken, ob das Prin­zip wirk­lich funk­tio­nie­ren kann. Mitt­ler­wei­le habe ich oft genug fest­ge­stellt: ja, das funk­tio­niert – und das erstaun­lich gut. Schön ist auch, dass BETWEEN TWO CITIES nicht zu kom­plex ist und somit auch gut mit unbe­darf­ten Mit­spie­lern gespielt wer­den kann. BETWEEN TWO CITIES hat sich vor allem bei grö­ße­ren Grup­pen bewährt, für die 7 WONDERS einen zu schwe­ren Ein­stieg bedeu­ten würde.

Inis - Box
Foto: Pega­sus

Zu INIS habe ich ein etwas zwie­ge­spal­te­nes Ver­hält­nis. Das liegt auch dar­an, dass ich nicht wirk­lich ein gro­ßer Fan von Area-Con­trol-Spie­len bin. Bei INIS kommt noch hin­zu, dass die Spiel­zeit sehr von den Mit­spie­lern abhängt und im Extrem­fall ein­fach viel zu lan­ge dau­ern kann. Dafür hat INIS aber einen ganz tol­len Draf­ting-Mecha­nis­mus und eine sehr eige­ne Gra­fik, die mir durch ihre Ori­gi­na­li­tät rich­tig gut gefüllt (außer­dem nicht zu ver­ges­sen die mitt­ler­wei­le auf­ge­pimp­te Start­spie­ler­fi­gur). Man könn­te es viel­leicht auf den Punkt brin­gen: ich wün­sche mir die­sen Draf­ting-Mecha­nis­mus in einem ande­ren Spiel. Das hät­te dann gute Chan­cen, die­sen Platz ein­zu­neh­men. Bis dahin darf INIS auf der Top-Lis­te ste­hen bleiben.


Natür­lich gibt es noch wei­te­re inter­es­san­te Draf­ting-Spie­le, die es nicht in mei­ne Top-Lis­te geschafft haben. Eines möch­te ich noch unbe­dingt erwähnt haben, da es wirk­lich nur knapp das 5er-Trepp­chen ver­passt hat: TIDES OF TIME schafft näm­lich das Kunst­stück, ein gutes Draf­ting-Spiel für aus­schließ­lich zwei Per­so­nen zu sein – und das ist auf­grund der Beson­der­hei­ten die­ser Spiel-Mecha­nik nicht zu unter­schät­zen. Nicht ohne Grund inter­pre­tiert das her­vor­ra­gen­de 7 WONDERS DUEL die­sen Mecha­nis­mus auf ganz ande­re Art und Weise.

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