Nun denn, meine kleine Sommerpause steht an. Vorher möchte ich euch aber wie all die Jahre zuvor wieder an meiner Abstimmung für den Deutschen Spielepreis 2021 teilhaben lassen. Wer das bisher selbst noch nicht gemacht hat, kann dies bis zum 31. Juli noch tun. Und macht das bitte, denn der Preis wird relevanter, je mehr Stimmen abgegeben werden.
Wir bei Beeple machen aktuell ein DSP-Turnier. Das ist aus mehren Gründen spannend. Einerseits werden einem manche Perlen wieder ins Gedächtnis gerufen und andererseits ist es spannend zu erleben, welches Spiel sich in den jeweiligen Duellen durchsetzt. Dabei bin ich übrigens nicht immer mit dem Ergebnis zufrieden und werde das auch bestimmt nochmals kommentieren. Aber auf der anderen Seite weiß ich auch, dass ich nicht unbedingt massenkompatibel wähle. So war mir letztes Jahr relativ klar, dass DIE CREW gewinnen würde – die ich noch nicht einmal in meiner Top‑5 hatte. Ähnlich wird es wohl auch dieses Jahr sein, bei dem wohl MICROMACRO oder PALEO gewinnen wird. Warten wir es ab...
Ich wähle übrigens immer ein wenig atypisch, weil ich auch immer versuche, eine gewisse Bandbreite abzudecken. Statt also nur Expertenspiele zu wählen, die ähnliche Themen und Mechanismen haben, wähle ich lieber das Beste von diesen fünf und gebe anderen (auch kleineren) Spielen meine Stimme. Das vorweg – und nun Vorhang auf:
- UNDER FALLING SKIES von Tomáš Uhlíř – erschienen bei Czech Games Edition (bzw. HeidelBär Games)
- ANNO 1800 von Martin Wallace – erschienen im KOSMOS Verlag
- FANTASTISCHE REICHE von Bruce Glassco – erschienen bei Strohmann Games
- EINE WUNDERVOLLE WELT von Frédéric Guérard – erschienen im Kobold Spieleverlag
- RAJAS OF THE GANGES – THE DICE CHARMERS von Inka und Markus Brand – erschienen bei Huch!
UNDER FALLING SKIES ist natürlich ein perfekter Stellvertreter für diesen Covid-19-Jahrgang. Wahrscheinlich wäre das nur noch dadurch getoppt worden, wenn es ein eigenes SOLO-PANDEMIC gegeben hätte. So müssen wir uns "nur" gegen böse Aliens wehren, die die Menschheit vernichten wollen und nicht gegen ein bösartiges Virus ankämpfen. UNDER FALLING SKIES ist eigentlich ein reines Solo-Spiel, was man aber auch sehr gut zu zweit oder gar zu dritt spielen kann. Ich hatte das öfters zu Hause aufgebaut und angefangen – und dann kamen meine Kinder dazu und wir haben gemeinsam entschieden, welche Würfel wir nun wo aktivieren sollen. Dann ist es keine alleinige Entscheidung, sondern man diskutiert in der Gruppe die möglichen Vor- und Nachteile. Als ganz große Vorteile von UNDER FALLING SKIES sehe ich den schnellen Aufbau und den zügigen Ablauf an. Das kann man immer mal nebenbei einschieben und ist dann ziemlich gefesselt. Zusätzlich ist die zugehörige Kampagne natürlich noch ein Sahnehäupchen und man freut sich über die hohe Varianz. Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Solo-Spiel so überzeugen würde – aber die Covid-19-Zeiten haben schon manches Umdenken gefordert. Also Solo-Spieler würde ich mich aber immer noch nicht bezeichnen, selbst wenn mir auch CANTALOOP sehr viel Spaß gemacht.
ANNO 1800 steht stellvertretend für die vielen interessanten Kennerspiele, die in diesem Jahrgang erschienen sind. Ich hatte lange geschwankt, ob ich aus dieser Kategorie nicht doch eher FAIYUM oder auch MONASTERIUM wählen sollte. Schlussendlich habe ich mich aber für ANNO 1800 entschieden, da ich mich beim Griff ins Regal wohl am ehesten für dieses Spiel entscheiden würde. Ich mag daran die beeindruckende Eleganz, wie mit wenig Regeln eine angenehme Tiefe erzeugt wird – die einen dann aber auch nicht erschlägt. Zusätzlich fühle ich mich glücklicherweise im Spielverlauf selten gehetzt. Das Spiel entwickelt sich langsam und man hat ein schönes Aufbaugefühl. Das macht sich dann zwar auch in der Spielzeit bemerkbar, trotzdem ist das eine gut investierte Zeit. Zusätzlich finde ich es spannend, wie sich der Charakter mit unterschiedlicher Anzahl an Mitspielenden verändert. Aus diesem Grund gehört es für mich zu den Highlights des Jahres und somit auch in diese Top‑5!
FANTASTISCHE REICHE ist bestimmt das Spiel, welches wir zu Hause in diesem Jahr am häufigsten gespielt haben. Allein schon aus diesem Grund muss ich es in die Top‑5 aufnehmen. Aber natürlich auch aufgrund der spielerischen Qualität, denn ansonsten hätten wir das nicht so oft auf den Tisch gebracht. Da das Material auch problemlos in eine Amigo-Schachtel gepasst hätte, ist es zugleich der Vertreter für die kleinen Spiele – allerdings mit einer ungewöhnlich hohen Hürde bei der Zugänglichkeit. Es wurde nicht ohne Grund von der Spiel-des-Jahres-Jury als Kennerspiel eingeordnet – und gar auch nominiert. Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil somit das Spiel des kleinen Strohmann Games Verlages nochmals mehr in die verdiente Öffentlichkeit gerückt wurde. Ich bin gespannt, wie es bei der Wahl zum Deutschen Spielepreis abschneiden wird. Ein paar Punkte von mir bekommt es zumindest.
EINE WUNDERVOLLE WELT war wahrscheinlich meine größte positive Überraschung in diesem Jahr. Denn das Spiel ist mir im Vorfeld nie bewusst aufgefallen – und wenn doch, dann hat mich die Cover-Gestaltung ziemlich abgeschreckt. Erst nachdem es bei uns im Beeple-Discord immer mal wieder positiv besprochen wurde, habe ich mich dem Spiel angenähert. Und wurde wahrlich nicht enttäuscht! An EINE WUNDERVOLLE WELT gefällt mir vor allem der Part des Engine Builders, bei dem man clever und mit guten Timing die Ressourcen managen muss. Dass zusätzlich noch ein Drafting-Mechanismus dabei ist, sorgt für ein sehr flüssiges Spiel. EINE WUNDERVOLLE WELT machte mir jedenfalls wieder deutlich, dass man sich nicht all zu sehr von der Cover-Gestaltung beeinflussen lassen sollte. Diesen Tipp gebe ich auch allen, die aus diesen Gründen einen Bogen um REMEMBER OUR TRIP machen. Auch dieses Spiel hat eine spezielle Optik und ist durchaus hakelig – aber es hat auch nicht ohne Grund einen der raren Beeple-Awards gewonnen.
Ich weiß, dass das Roll-and-Write-Genre bei einigen schon überdrüssig ist. Doch ich kann davon immer noch nicht genug bekommen – zumindest dann, wenn mich die Spiele noch mit dem ein oder anderen Twist überzeugen können. Am liebsten hätte ich als Vertreter dafür BOOMERANG gewählt, was aber leider nicht in Deutschland erschienen ist und deswegen nicht zur Wahl stand. Ist aber nicht ganz so schlimm, denn es gibt noch Alternativen. So bin ich recht schnell bei RAJAS OF THE GANGES – THE DICE CHARMERS gelandet. Dieses schafft es, das Gefühl des ebenfalls empfehlenswerten RAJAS OF THE GANGES in ein Roll-and-Write-Spiel zu übertragen. Entsprechend vielschichtig ist das auch und es bedarf dabei schon eines klaren Kopfes, um nicht den Überblick über die Möglichkeiten zu verlieren. Dass dieses Rad aber noch weiter zu drehen ist, hat mir dann HADRIAN'S WALL gezeigt, welches mir ebenfalls sehr gut gefällt.
So, bevor dass nun noch in ein Aufzählen guter Titel ausartet, beende ich mal diesen kurzen Rückblick auf meine Lieblingsspiele des aktuellen Jahrgangs (verbunden mit der Wahl zum Deutschen Spielepreis 2021). Natürlich fehlen noch viele andere gute Spiele. So ist immer auch ein Blick auf die Listen des Spiel-des-Jahres empfehlenswert. Ansonsten bin ich dann mal weg und mache eine kleine Sommerpause.
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