Aktuell bin gerade dabei, HEAVEN & ALE näher auszuloten. Ein zentrales Spielelement dabei ist ein gemeinsamer Rundkurs, um dort Plättchen zu erwerben. Dieser Rundkurs erzeugt Spannung, da man immer abwägen muss, welche Aktion einem wie wichtig ist. Allerdings ist der Rundkurs bei HEAVEN & ALE nicht durchlaufend, sondern hätte auch als eine Art Aktionenband dargestellt werden können (er gleicht somit eher dem Nil bei EGIZIA). Meine Gedanken zu diesem Rundkurs schweiften dann ein wenig ab und landeten schlussendlich bei dieser Top-Liste "Rondell-Spiele".
Im ersten Durchlauf hatte ich Rondell-Spiele für mich so definieren, dass dabei ein Aktionenrondell durchlaufen wird. Man kann also immer wiederkehrende Aktionen durchführen und man muss sich dabei die Schrittweite überlegen. Allerdings fand ich dann, dass ich mich damit zu weit einschränken würde und ich das Ganze dann als "Mac Gerdts Topliste" aufziehen müsste. Also habe ich den Begriff Rondell weiter gefasst und beziehe nun auch Spiele ein, die ein mechanisches Rondell aufweisen – und schon wird die Top-Liste vielfältiger:
- NAVEGADOR von Mac Gerdts (erschienen im PD-Verlag)
- TZOLK'IN von Simone Luciani und Daniele Tascini (erschienen bei Czech Games Edition)
- WIKINGER von Michael Kiesling (erschienen im Hans im Glück Verlag)
- FINCA von Ralf zur Linde und Wolfgang Sentker (erschienen im Hans im Glück Verlag)
- GLEN MORE von Matthias Cramer (erschienen bei alea Spiele)
NAVEGADOR steht fast schon stellvertretend für andere Spiele von Mac Gerdts. Wer genauer das Top5-Foto ansieht, wird erkennen, dass das abgebildete Rondell eben nicht aus NAVEGADOR stammt, sondern aus HAMBURGUM. HAMBURGUM ist mein zweitliebsten Rondell-Spiel von Mac Gerdta, da ich bei ANTIKE bspw. den Kampf nicht so gerne mag (bzw. die daraus resultierenden Probleme beim Mehrpersonenspiel). Über allem aber thront NAVEGADOR, dass ich als sehr elegant empfinde. Insbesondere der Markt funktioniert mit einfachen Mechanismen wunderbar ausgeglichen. Das Spiel lässt mehrere verschiedene Strategien zu und ist trotz der vorhandenen Tiefe nur mit vergleichsweise wenigen Regeln versehen. Darüber hinaus finde ich die Grafik umwerfend schön!
TZOLK'IN besitzt nicht nur ein Rondell, sondern derer vier. Diese Rondells sind sogar Zahnräder und natürlich miteinander verbunden. Auf diese Zahnräder werden Arbeiter gestellt, die dann eine Aktion ausführen, wenn man sie wieder herunter nimmt – und natürlich ist die Aktion wertvoller, je später man dies tut. Anfangs war ich rein vom Zusehen etwas skeptisch, da ich von außen das Gefühl hatte, dass man gespielt werden kann und zu sehr von den Mitspielern abhängig sei. Nachdem ich mich dann aber mit den Regeln auseinandergesetzt habe, dufte ich schnell feststellen, dass dieser Eindruck täuschte. So ist TZOLK'IN eine tolle Worker-Placement-Variante, die wiederum viele mögliche Sieg-Strategien zu lässt. Trotz tollem Material können die wahren Geeks übrigens noch ein wenig nachrüsten (Nachziehbeutel und Startspieler-Marker).
WIKINGER habe ich schon in der Top-Liste der Hans im Glück Spiele gewürdigt. Bei diesem Spiel von Michael Kiesling findet die Preisfindung einzelner Plättchen und Arbeiter über ein bewegliches Rondell statt. Dieses dreht sich unter besonderen Voraussetzungen und macht damit die nachfolgende Auswahl günstiger. Dieser Drehmechanismus übt schon einen sehr besonderen Reiz aus und gibt auch Spielraum für taktische Kniffe. Was das Ganze mit Wikingern zu tun haben soll, habe ich aber immer noch nicht verstanden. Interessanterweise habe ich auch WIKINGER mit einer neuen Startspielerfigur sowie auch mit einem eigenen Nachziehbeutel ausgestattet.
Der Mechanismus von FINCA geht wieder mehr in die Richtung der meiner ersten Rondell-Definition. Auf einem Windmühlrad setzt man seine Arbeiter ein, um dann Rohstoffe zu erhalten. Der Clou dabei ist, dass man einerseits mehr Rohstoffe erhält, wenn auf dem Ankunftsfeld schon mehrere Arbeiter stehen. Außerdem wird die Reichweite eines Arbeiters ebenfalls von der Anzahl der Arbeiter auf dem gemeinsamen Feld bestimmt. So hat man im Ergebnis ein sehr taktisches Spiel, bei dem die Aktionen der Mitspieler sehr genau beachtet werden müssen. Der Rest ist eher konventionell umgesetzt, so dass ein rundes (ups, Wortspiel-Alarm) gehobenes Familienspiel vorliegt. FINCA wird in meiner Wahrnehmung in der Szene leider etwas unterschätzt – zu Unrecht!
GLEN MORE ist dahingegen in der Brettspiel-Szene schon wesentlich bekannter. Das liegt vielleicht auch am geekigeren Thema – Schottland und Whisky gehen irgendwie immer. Allerdings hat auch das Spiel seinen sehr eigenen Reiz. Die Besonderheit liegt bei GLEN MORE an den Landschaftsplättchen, die in einem Rondell ausgelegt sind. Dabei ist jeder Rondell-Platz nur von einem Spieler zu belegen. Aktiv ist immer der Spieler, der ganz hinten steht. Dieser kann sich nun ein neues Plättchen in Rondell-Richtung nehmen. Überspringt er dabei einen Mitspieler, ist dieser nun mit der Auswahl dran. Man muss also überlegen, welches Plättchen einem wie viel wert ist – macht man einen großen Sprung nach vorne, können die Mitspieler die dazwischen liegenden Plättchen ohne eigene Konkurrenz abräumen. Leider ist GLEN MORE in meinen Augen nicht ganz perfekt produziert, da alles doch recht klein und fuddelig ist. Der Spielreiz dahingegen ist richtig groß!
Interessanterweise gibt es zu allen dieser Spiele kostenfreie Online-Umsetzungen. NAVEGADAOR, WIKINGER, FINCA und GLEN MORE lassen sich bspw. sehr gut bei Yucata spielen, TZOLK'IN ist auf Boîte à Jeux zu finden. Alle Umsetzungen kann ich empfehlen!
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