Bei den Vorbereitungen des Beitrags zum LA GRANJA WÜRFELSPIEL habe ich mir die Frage gestellt: wie würde ich das Spiel in einer möglichen Top-Liste an Würfelspielen einordnen? Dabei kam ich dann ganz schnell zu dem Problem, dass mir der Begriff Würfelspiel schon wieder zu weit gefasst ist*. Allein aufgrund der großen Menge an unterschiedlichen Würfelspielen lohnt sich da eine Abstufung. Dabei bin ich dann an der Kategorie "leicht und schnell" hängen geblieben – Eigenschaften eines typischen Absackers. Somit also nun die folgende Absacker-Top-Liste:
- CAN'T STOP von Sid Jackson erschienen im franjos Spieleverlag
- HECKMECK AM BRATWURMECK von Reiner Knizia erschienen bei Zoch
- ZOOLORETTO – WÜRFELSPIEL von Michael Schacht erschienen bei Abacusspiele
- WÜRFEL–LIGRETTO von Inka und Markus Brand erschienen bei Schmidt Spiele
- WÜRFEL-BOHNANZA von Uwe Rosenberg erschienen bei Amigo

CAN'T STOP ist nicht ohne Grund ein Klassiker und Namensgeber des darin enthaltende Push-Your-Luck-Elements. Man würfelt in seinem Spielzug so lange weiter, wie man will und muss dabei immer gewisse Würfelwerte erreichen. Kann ich diese Werte nicht mehr bilden, war mein Spielzug ohne Ergebnis. Die Kunst besteht also darin, sein Glück einerseits auszureizen und andererseits auch noch rechtzeitig aufzuhören – und das, wenn alle am Tisch einem zureden "das geht noch einmal, komm würfel weiter!". Eingebettet ist das Spiel bei franjos in ein schönes Bergsteigerthema, bei dem man bildlich abstürzen kann, wenn man es wieder mit dem Würfeln übertrieben hat. Andere Auflagen (von Parker und Ravensburger) besitzen keine wirkliche thematische Einbindung und sind rein abstrakt gestaltet – meiner Meinung nach geht dabei leider eine Menge an Spielreiz verloren. Also immer Ausschau nach den franjos-Versionen halten. Abgebildet habe ich das Cover der aktuellen Version (von 2011). Bei mir im Einsatz sind aber die Versionen von 1998 und 2005 mit dem schön lapprigen Spielplan aus Lkw-Planen-Material und den großen Holzfiguren. Und wenn ich schon die Gedankenkette franjos → Klassiker → Würfel eröffne: schaut euch unbedingt auch mal MAHE an!
HECKMECK AM BRATWURMECK liegt in meiner Beliebtheit nur knapp hinter CAN'T STOP. Hingucker sind dabei sicherlich die tollen Bratwurm-Steinchen (ich glaube aus Bakelit – und wären die Würfel doch nur aus dem gleichen Material...). Ziel des Spiels ist es, derartige Steine mit vielen Würmern einzusammeln. Gewinnt man einen solchen Stein, legt man ihn vor sich ab – und zwar über schon eingesammelte Steine. Warum ist das wichtig? Alle offenen Steine (also sowohl aus der Tischmitte wie auch vor den Mitspielern!) können genommen werden – schon verdeckte sind dahingegen sicher. So entsteht gerne ein Hauen und Stechen um die Bratwurmsteine. Sieht man kurzzeitig wie der sichere Sieger aus, hat man auf einmal keine Steine mehr vor sich liegen. Gesteuert wird das über einen cleveren Würfelmechanismus. Und hier in Hessen ist der zugehörige Trash-Talk immer ein Genuss, da man so schön das Wort "Wermsche" zelebrieren kann.

ZOOLORETTO–WÜRFELSPIEL ist der erste Vertreter der "Verwürfelung" von Brettspielen in dieser Liste. Der große Bruder ZOOLORETTO wurde 2007 Spiel des Jahres und hatte als Kernmechanismus eine schöne Dilemma-Situation (übrigens übernommen von seinem älteren Geschwister COLORETTO). Die Problematik "frühzeitig sicher nehmen oder den Ertrag vielleicht steigern – mit der Gefahr eine Niete abzubekommen" wird im Würfelspiel noch verschärft, da nun Kollege Zufall mit ins Spiel kommt. Konnte man bei den Vorgängern noch grob abschätzen, was im weiteren Spielverlauf so kommen mag, kann beim Würfelspiel gnadenlos die unwahrscheinlichste Würfelkombination auftreten – wie es Würfel nun einmal so an sich haben.

WÜRFEL-LIGRETTO ist auch eine Adaption eines erfolgreichen Kartenspiels. Ich weiß nicht, wie viele kaputte Fingernägel ich in meiner Jugend durch LIGRETTO hatte – es waren einige! Das Würfelspiel geht etwas gesitteter zu, auch wenn es hier natürlich ebenfalls um Schnelligkeit geht. Jeder startet mit einer gleichen Anzahl an bunten Würfeln und will diese nun aufsteigend auf dem Plan ablegen. Also gilt es anfangs niedrige Würfel zu werfen und schnell abzulegen. Allerdings ist man mit diesem Vorhaben nicht alleine, da nur eine Ablage für alle Spieler vorhanden ist. Die Folge ist: es geht hoch her in der Spielerunde. Somit ist WÜRFEL-LIGRETTO eher ein Aufwärmer als ein Absacker, da hier ganz schnell die Gemüter in Wallung kommen. Ich finde es super und spiele es mittlerweile lieber als LIGRETTO – zumindest wenn nur weniger Leute anwesend sind. Bei mehr als vier Mitspielern muss es dann eben doch der große Kartenbruder sein.

WÜRFEL-BOHNANZA erschien wie das ZOOLORETTO-WÜRFELSPIEL auch im Jahr 2012 – ein Jahr, in dem ohnehin eine große Menge an Würfeladaptionen auf den Markt kamen. Bei dieser ist das eigentliche Spielprinzip aber nicht so nah dran am Original – es müssen also keine Würfel auf Bohnefelder angebaut werden. Vielmehr sind im Laufe eines Spielzuges verschiedene Bohnensorten zu würfeln, um Aufträge zu erfüllen. Der nette Clou daran ist: die aktuell geworfenen Würfel stehen allen Mitspielern zur Verfügung, um Aufträge auch außerhalb der Spielerreihenfolge zu erfüllen. Es sind also alle Spieler die ganze Zeit am Spiel involviert. Gut gefällt mir an diesem Spiel auch die verschiedene "Bestückung" der Würfel mit den Bohnensorten. Man sollte schon sehr genau überlegen, welche Würfel man im Laufe seines Spielzuges rauslegt und welche nochmals gewürfelt werden. Auch in diesem Spiel wird gerne lautstark kommentiert und lamentiert – das gehört für mich auch zu einem solchen Würfelspiel mit dazu!
In dieser Liste fehlen natürlich noch ein Menge weitere gute und kleine Würfelspiele. Meine Empfehlung QWIXX spiele ich anstatt als Absacker lieber mal so zwischendurch. Ein Bekannter schwört auf PIRATEN KAPERN und andere bekannte Spielgruppen beenden jeder Session mit BLUFF.
* = Der Vollständigkeit halber: ich würde NO SIESTA etwa auf eine Stufe mit IM WANDEL DER ZEITEN – WÜRFELSPIEL und unter LAS VEGAS in einer Top-List für "große" Würfelspiele einordnen.
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