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Top-Liste – Zeitmanagement

Am Ende des Jah­res gibt es wie­der jede Men­ge Top-Lis­ten, in denen die per­sön­li­chen Spie­le des Jah­res auf­ge­lis­tet wer­den. Somit gibt es wie­der eine Men­ge Leu­te, die sich dar­über auf­reg­ten, dass jemand wie­der Top-Lis­ten her­aus haut, weil die­se doch ohne­hin nur bil­lig erzeug­ter Con­tent sind. Glück­li­cher­wei­se habe ich nicht die Zeit, mich mit solch fun­dier­ter Kri­tik zu befas­sen. Des­we­gen kann auch ich pro­blem­los eine Top-Lis­te ver­öf­fent­li­chen. Aller­dings stel­le ich mei­ne Jahr­gang-High­lights immer im Som­mer vor, wes­we­gen ich mich nun einem andern The­ma anneh­men muss. So geht es bei mir die­ses Mal um das Zeit­ma­nage­ment in Spielen.

Top5 - Zeitmanagement
Zeit zu Spielen

Machen wir es kurz, da Zeit bekannt­lich ein kost­ba­res Gut ist. Hier mei­ne per­sön­li­che Rangfolge:

  1. GENTES von Ste­fan Rist­haus (erschie­nen bei Spiel­wor­xx bzw. Game Bre­wer)
  2. KITCHEN RUSH von Van­ge­lis Bagi­ar­ta­kis und Dávid Tur­c­zi (erschie­nen bei Pega­sus Spie­le)
  3. DIE LEGENDEN VON ANDOR von Micha­el Men­zel (erschie­nen im KOSMOS Ver­lag)
  4. RALLYMAN von Jean-Chris­to­phe Bou­vier (erschie­nen bei Ral­ly­man bzw. Holy Grail Games)
  5. FRESCO von Mar­co Rus­kow­ski und Mar­cel Süßel­beck (erschie­nen bei Queen Games)
Gentes - Box
Foto: Game Brewer

Auf mei­nem ers­ten Platz steht GENTES von Ste­fan Rist­haus. Ich hat­te damals die Erst­auf­la­ge bei Spiel­wor­xx ver­passt und war des­we­gen froh, dass schon nach kur­zer Zeit bei Game Bre­wer eine Neu­auf­la­ge erschien – zumal die­se auch noch in einer Delu­xe-Aus­ga­be daher kam. Bekannt­lich spielt das Auge mit, wes­we­gen mir nun GENTES dop­pelt Spaß macht. Denn einer­seits macht das Spie­len mit den Delu­xe-Kom­po­nen­ten Spaß und ande­rer­seits ist das Spiel als sol­ches ein tol­les Erleb­nis – zumin­dest für Lieb­ha­ber von klas­si­schen Euro­spie­len. Noch bes­ser dran sind Per­so­nen, die ger­ne Worker-Pla­ce­ment-Spie­le mögen.

Denn dies ist bei GENTES der zen­tra­le Spiel­me­cha­nis­mus. Aller­dings kommt noch ein Clou hin­zu, der dazu führt, dass GENTES Teil die­ser Top-Lis­te ist. Denn man kann für Aktio­nen unter­schied­lich viel Zeit inves­tie­ren. Man steht vor der Fra­ge, wie drin­gend nun die­se oder jene Sachen ist. Kann ich es mir erlau­ben, wenig Zeit zu ver­brau­chen und nur die schwä­che­re Akti­on zu nut­zen? Oder gehe ich in zeit­li­che Vor­leis­tung, auch wenn mich das in der nächs­ten Run­de ziem­lich ein­schrän­ken wird? Oft­mals ist bei Worker-Pla­ce­ment-Spie­le das Timing wich­tig, der rich­ti­ge Rhyth­mus. GENTES treibt das auf die Spit­ze und macht Zeit zu einer eige­nen Res­sour­ce. Somit ist es eine kla­re Emp­feh­lung für all die Wür­fel­schub­sen­den da draußen.

Kitchen Rush - Box
Foto: Pega­sus Spiele

Geht es bei GENTES eher bedäch­tig zu, ist das Spiel­ge­fühl bei KITCHEN RUSH ein ganz ande­res. Hier wird es hek­tisch, da Sand­uh­ren das Haupt­ele­ment des Spiels sind. Gemein­sam ver­su­chen wir uns als Betrei­ber eines Restau­rants – und die Auf­ga­ben sind viel­fäl­tig. Neue Gäs­te emp­fan­gen, Bestel­lun­gen auf­neh­men, Essen kochen. Aber man soll­te auch Tel­ler spü­len und recht­zei­tig die Lager auf­fül­len. Alle Aktio­nen kos­ten Zeit, wel­che ganz bild­lich durch die ein­zel­nen Sand­uh­ren durch­ge­führt werden.

Somit steht KITCHEN RUSH stell­ver­tre­tend für eini­ge ande­re Spie­le. Da ist einer­seits die gro­ße Grup­pe von Zeit­ma­nage­ment-Spie­len mit Sand­uh­ren. Mei­nen Erst­kon­takt die­ser Art hat­te ich mit SPACE DEALER (bzw. TIME 'N' SPACE) von Tobi­as Sta­pel­feld. Ganz aktu­ell ist PENDULUM von Tra­vis P. Jones in vie­ler­lei Mun­de was mich unter ande­rem jedoch durch das unnö­tig vie­le Plas­tik abschreckt. Am über­zeu­gends­ten fin­de ich in die­sem Gen­re aber KITCHEN RUSH. Ande­rer­seits ver­tritt es aber auch die Grup­pe koope­ra­ti­ver Echt­zeit­spie­le, von denen ich unbe­dingt SPACE ALERT von Vlaa­da Chvá­til erwäh­nen will.

Die Legenden von Andor - Box
Foto: KOSMOS Verlag

Koope­ra­tiv sind auch DIE LEGENDEN VON ANDOR. Aller­dings geht es hier wie­der deut­lich ruhi­ger und kopf­las­ti­ger zu. Gemein­sam müs­sen wir Aben­teu­er bestehen. Dafür dür­fen wir in der Tag-Pha­se aktiv sein, wäh­rend nachts die gefähr­li­chen Krea­tu­ren immer näher rücken. Dum­mer­wei­se hat so ein Tag nur eine begrenz­te Stun­den­an­zahl, so dass man sei­ne Aktio­nen die­sem Rhyth­mus anpas­sen muss. Manch­mal kann man zwar auch mal Über­stun­den machen, aller­dings zehrt das doch mäch­tig an den Kräf­ten. Da man die­se aber meist für den fina­len End­kampf benö­tigt, soll­te man sich schon aus­rei­chen­de Ruhe­pha­sen gönnen.

Die­ses Prin­zip des Zeit­ma­nage­ment ist so schlüs­sig, dass man es sehr gut intui­tiv erfasst und auch akzep­tiert. Das fühlt sich nicht wie eine künst­li­che Beschrän­kung an, son­dern ist eine logi­sche Kon­se­quenz. Für mich ist das ein wenig ver­gleich­bar mit dem Zeit­ma­nage­ment der ande­ren Art bei VILLAGE von Inka und Mar­kus Brandt. Auch dort simu­liert man das Leben – aller­dings auch mit der Kon­se­quenz, dass ein Leben zu Ende gehen wird. Das wird so selbst­ver­ständ­lich in das Spiel ein­ge­baut, dass es VILLAGE nur ganz knapp nicht in die Top‑5 geschafft hat.

Rallyman - Box
Foto: rallyman.fr

RALLYMAN ist dahin­ge­gen der Ver­tre­ter der gan­zen Renn­spie­le. Bei kei­nem ande­ren ist aber der Zeit-Mecha­nis­mus so über­zeu­gend dar­ge­stellt wie bei die­ser Ral­ly-Simu­la­ti­on. Denn hier wer­den tat­säch­lich Sekun­den gesam­melt und am Ende zusam­men gezählt. Es gewinnt nicht zwangs­läu­fig die Per­son, die zuerst die Stre­cke wie­der ver­las­sen hat. Denn durch geschick­te­res Fah­ren kön­nen spä­ter Star­ten­de schnel­ler sein – vor allem dann, wenn sie auf­merk­sam die ande­ren ana­ly­siert haben. Aller­dings kann es pas­sie­ren, dass dann die Stre­cke schon ver­schmutzt ist und man doch nicht mehr auf der Ide­al­li­nie fah­ren kann. Da alles aller­dings mit einem Push-Your-Luck-Mecha­nis­mus ver­se­hen ist, spielt das Wür­fel­glück wahr­lich kei­ne unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Das muss man schon mögen.

Ein wenig bes­ser umge­setzt emp­fin­de ich den Mecha­nis­mus bei RALLYMAN GT, was mir somit mehr Spaß macht. Aber bezüg­lich des Zeit­ma­nage­ments ist das ori­gi­na­le RALLYMAN der stär­ke­re Ver­tre­ter. Vie­le ande­re Renn­spie­le haben natür­lich auch einen gewis­sen Zeit­me­cha­nis­mus, aber kei­nen emp­fin­de ich als so direkt wie bei RALLYMAN.

Fresco - Box
Foto: Queen Games

FRESCO hat für mich eben­falls ein ganz lebens­na­hes Zeit­ma­nage­ment-Sys­tem. Wer frü­her anfängt zu arbei­ten hat die meis­te Aus­wahl an Mög­lich­kei­ten – aber auch schlech­te Lau­ne! Sehr sym­pa­thisch die­ser Ansatz. Aber das ist nicht nur nach­voll­zieh­bar, son­dern regu­liert auch wun­der­bar die unter­schied­li­chen Inter­es­sen der Mit­spie­len­den. So muss man sich über­le­gen, wann man in den sau­ren Apfel beißt und früh auf­steht, um am Markt gut ein­kau­fen zu kön­nen. Oder ist der sau­re Apfel eher der, bei dem man zu lan­ge im Bett liegt?

Ein wenig ähn­lich emp­fin­de ich auch die Rege­lung der Zug­rei­hen­fol­ge bei VITICULTURE von Jamie Steg­mai­er. Dort wird das aber nicht so schön plas­tisch mit der schlech­ten Lau­ne symbolisiert.


Natür­lich feh­len wie­der eini­ge bekann­te Ver­tre­ter auf die­ser Lis­te. Vie­le hät­ten hier sicher­lich ein JENSEITS VON THEBEN erwar­tet. Das habe ich aber zu mei­ner Schan­de nie gespielt und kann es des­we­gen auch nicht berück­sich­ti­gen. Statt­des­sen könn­te ich nun LEGENDS nen­nen, aber das hat mich nicht nach­hal­tig begeis­tern kön­nen. Zudem bin ich kein gro­ßer Fan von GLEN MORE, auch wenn das eben­falls einen cle­ve­ren Zeit­me­cha­nis­mus besitzt – mir gefällt aber das Lege­spiel drum­her­um nicht so. Zu guter Letzt müss­te man auch die gan­zen Escape Spie­le nen­nen, bei denen man inner­halb einer bestimm­te Zeit­span­ne aus einer brenz­li­gen Situa­ti­on ent­kom­men muss. An ers­ter Stel­le nen­ne ich dabei ger­ne die EXIT-Spie­le, aber auch die UNLOCK-Rei­he möch­te ich ger­ne erwähnen.

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