
Frei nach Herbert Grönemeyer muss ich mir in der aktuellen #BG2GETHER-Aktion die Frage stellen: "Wann ist ein Geek ein Geek?"
So zumindest habe ich das Fragebündel des Monats zusammengefasst. Ausführlicher lautet dieses folgendermaßen:
"Wie geeky bist du? Wie viele der Spiele aus der Top 100 Liste von Boardgamegeek hast du denn schon gespielt? Welche drei haben dir davon am besten gefallen? Welche Platzierung kannst du überhaupt nicht nachvollziehen? Und welchen bisher ungespielten Titel möchtest du unbedingt mal auf den Tisch bringen?"
Also zumindest bin ich nicht geeky genug, um diese Liste auswendig zu kennen. Ganz im Gegenteil, denn ich musste sie nun im Vorfeld erst einmal suchen. Wenn ich BGG nutze, dann sicherlich nicht dafür, um hotness- oder all-time-favorite-Listen zu begutachten.
Dann muss ich zugeben, dass ich bei der Recherche des aktuellen Standes nach Platz 25 aufgehört habe, weiter nach unten zu scrollen. Mich verwirrt eine solche Ansammlung von Titeln mehr, als dass ich beim Betrachten daraus einen Spaß ziehe. Die Hälfte dieser Top 25 Spiele besitze ich, 18 davon habe ich gespielt. Von meinen drei Lieblingstitel ist einer auf Platz 17 vertreten (DIE BURGEN VON BURGUND), einer folgt noch auf Platz 31 (ORLEANS) und der andere ist fernab davon zu finden (DIPLOMACY). Und nun? Was bringt mir dieses Wissen? Habe ich nun einen schlechten oder einen guten Geschmack? Ich gehe sogar noch weiter: Was bringt euch das nun? Der Erkenntnisgewinn hält sich doch in argen Grenzen, oder?
Zusätzlich habe ich noch ein Problem mit dem Zustandekommen solcher Ranglisten. Ich bin bekanntlich kein Fan von Wertungen. Ich fühle mich nicht wohl damit, ein Spiel in einer Note zusammenzufassen. Hier zu Hause gibt es lediglich die Frage: kann das weg oder darf das bleiben? Ob ein Spiel nun eine 6,7 bei BGG besitzt oder eine 8,1 – das ist mir egal! Denn unabhängig von diesem Notenschnitt muss ich für jedes Spiel aufs Neue die Frage stellen, ob es mir gefällt oder nicht. Bzw. ob ich damit Erlebnisse und Emotionen verbinde, weswegen ich das Spiel gerne bei mir behalten möchte. Ich verspüre keinen Drang dazu, Spiele in ein Wertungssystem zu pressen. Dementsprechend gering ist auch mein Bedürfnis, aus diesem Wertungssystem eine Rangfolge zu erzeugen und dieser irgendeine Bedeutung zukommen zu lassen. Wenn ich sehe, dass GLOOMHAVEN auf Platz 1 steht und DIE PRANKEN DES LÖWEN auf Platz 4, dann muss ich das System doch kritisch hinterfragen. Oder anderes Beispiel: BRASS: BIRMINHAM liegt auf Platz 3 und das alte KOHLE auf Platz 20. Somit sind doch schon zwei Plätze der Top 25 mehr oder weniger doppelt vergeben. Nein, das überzeugt mich nicht.
Mein Interesse an Spielen wird ohnehin anders geleitet. Einerseits bekomme ich natürlich Infos direkt von den Verlagen, andererseits muss man sich lediglich mit offenen Augen und Ohren bei uns im Beeple-Discord oder in anderen Ecken der Blase herumtreiben. Schon hat man eher zu viele interessante Spiele auf dem Zettel als zu wenige. Für mich hat die BGG Top 100 somit keine Bedeutung. Von allen Spiele, die dort auftauchen, habe ich mehr oder weniger schon vorher etwas gehört. Außerdem schaue mir ein Spiel auch nicht nur deswegen an, weil es von Platz 47 auf 38 gestiegen ist. Für mich ist das letztendlich nur eine Spielerei, die aufgrund der abzugebenden Noten technisch möglich ist. Aber einen Mehrwert sehe ich darin nicht – und deswegen ignoriere ich die Liste geflissentlich.
Also anscheinend bin ich kein echter Geek! Doch wie sieht es bei den anderen Kanälen der #BG2GETHER-Aktion aus? Überprüft mal deren Geek-Level. Als Hilfe habe ich ein paar Links parat – und dort werden die Fragen auch "richtig" beantwortet:
- Brettspielgilde
- Brett und Pad
- Game Over (Youtube-Video)
- Spielevater
- Spielstil
Warum machst du überhaupt bei der Aktion mit, wenn du sie nicht ernst nimmst und die Fragen korrekt beantwortest?
Hallo Thomas, ich habe bei der Aktion mitgemacht, weil mir das die Möglichkeit gab, meine Meinung über den (Un-)Sinn einer solchen Rangliste darzulegen. Zugegeben, dass ist durchaus etwas provokativ von mir. Aber ich finde diese Fixierung auf solche Ranglisten nun einmal eher störend als hilfreich. Andere sehen das anders und diese haben dann ganz brav die entsprechenden Fragen beantwortet.
Schade, aber ich bin da bei Herrn Lindner: lieber nicht bei einer Aktion mitmachen, als so halbherzig.
Weil es ein Erkenntnisgewinn über die Ansichten des Bloggers ist? Weil es Spaß macht zu lesen, was andere von den BGG Top 100 halten? Weil man etablierte Systeme in Frage stellen kann und aus dem Diskurs etwas lernen kann?
Meine Erkenntnis ist, dass der Blogger es noch nicht einmal schafft, eine Liste von 100 Titeln durchzugehen.
Oder mit seiner Zeit etwas besseres anfängt.
Ich kann es 100%ig nachvollziehen, dass man Spiele eher nach "darf es bleiben oder muss es gehen" kategorisiert als nach Bgg-Listen.
Aber das ist halt mal wieder Geschmackssache.