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Ersteindruck: Kingdomino

Kingdomino von Bruno Cathala erschienen bei Pegasus Spiele

kingdomino-cover
Foto: Pega­sus Spiele

Das letz­te Wochen­en­de habe ich größ­ten­teils bei Darm­stadt spielt ver­bracht – teil­wei­se als Hel­fer, aber eben auch als Spie­ler. So gro­ße Ver­an­stal­tun­gen haben aller­dings meist das Pro­blem, dass einem für kom­ple­xe­re Spie­le die not­wen­di­ge Ruhe fehlt. Und auch weil ich mit mei­ner Fami­lie dort war, wur­den ver­mehrt Kin­der- und Fami­li­en­spie­le gespielt. Am Häu­figs­ten kam dabei KINGDOMINO zum Ein­satz, weil es leicht zu ler­nen ist, ohne dabei banal zu sein. Mmmmh, habe ich damit schon das Fazit vorweggenommen?

The­ma... ist auf­ge­setzt. Die Spie­ler sind Herr­scher eines König­reichs, wel­ches kon­ti­nu­ier­lich ver­grö­ßert wird. Wer dies geschickt macht, mehrt sein Pres­ti­ge und gewinnt dann das Spiel. Bei die­ser Art The­ma juckt es mich immer in den Fin­gern, die bestehen­den Königs­häu­ser mal mit die­sen omi­nö­sen Pres­ti­ge­punk­ten zu kon­fron­tie­ren. Ist das eine heim­li­che Wäh­rung in Adelsfamilien?

Kingdomino - Endwertung
Han­dy­fo­to auf Mes­se + spie­geln­de Pap­pe = kein schö­nes Foto 🙁   Und dann noch ein beschei­de­ner Endstand...

Gra­fik... ist von Cyril Bou­quet und ein wenig gewöh­nungs­be­dürf­tig mit die­sem comic­haf­ten Stil. Die Farb­ge­bung ist klar und deut­lich – und immer sind ein paar klei­ne ver­spiel­te Details zu sehen (Den­nis Lohau­sen lässt grüßen).

Aus­stat­tung... besteht haupt­säch­lich aus 48 "Domi­no­stei­nen". Wobei "Stein" etwas irre­füh­rend ist, sind es doch eher dicke Pappplätt­chen. Aber ganz wie der Klas­si­ker, sind die­se in zwei Fel­der unter­teilt, die meist eine unter­schied­li­che Land­schaft auf­zei­gen. Mei­ne Toch­ter war sehr über die rosa Holz­fi­gur (als eine von vier Spie­ler­far­ben) erfreut – schein­bar regiert in einem Reich auch eine Königin!

Ablauf... wird von zwei schö­nen Mecha­nis­men geprägt:

  1.  Span­nend ist die Aus­wahl der Dominosteine,
  2.  die dann in den jewei­li­gen Rei­chen ange­legt wer­den müssen.

Wie die Asso­zia­ti­on des Titels erah­nen lässt, geschieht das Anle­gen nach bekann­ten Domi­no-Regeln. Aller­dings wird hier kei­ne lan­ge Rei­he gelegt, son­dern das Ziel lau­tet, ein 5×5 Fel­der umfas­sen­des König­reich auf­zu­bau­en. Dabei muss min­des­tens eines der bei­den Fel­der an ein Stein mit iden­ti­schem Land­schafts­typ angren­zen (das ande­re darf dahin­ge­gen abweichen).

Kingdomino - Auswahl
Stei­ne-Cas­ting mit Erst­zu­griff für Gelb

Inter­es­san­ter ist die Aus­wahl der Stei­ne. Es lie­gen im 3- bzw. 4‑Personen immer so vie­le Stei­ne zur Aus­wahl aus, wie Mit­spie­ler teil­neh­men. Dabei kommt noch ein wich­ti­ges Detail zu tra­gen: die Rück­sei­ten der Stei­ne sind durch­num­me­riert und wer­den in auf­stei­gen­der Rei­hen­fol­ge aus­ge­legt. Sind alle Stei­ne belegt, wird neben­an eine neue Aus­wahl-Rei­he gebil­det. Nun wer­den von oben die reser­vier­ten Stei­ne weg­ge­nom­men und der Spie­ler, der nun sein Reich ver­grö­ßert, sucht sich sofort danach einen neu­en Stein der nächs­ten Rei­he aus. Und wie man sich den­ken kann, sind die Stei­ne mit den höhe­ren Num­mern am Spie­len­de wert­vol­ler als die mit den nied­ri­gen Nummern.

Zum Ende der Par­tie wer­den die Pres­ti­ge­punk­te der jewei­li­gen Land­schaft berech­net. Die­se erge­ben sich aus der Anzahl zusam­men­hän­gen­der Land­schafts­fel­der mul­ti­pli­ziert mit der Anzahl an Kro­nen in sel­bi­ger. Ver­ein­facht gesagt: gro­ßes Wald­ge­biet mit vie­len Kro­nen-Bau­wer­ke ergibt mas­sig Punk­te wäh­rend ein gro­ßes Wald­ge­biet ohne ein ein­zi­ges Kro­nen-Bau­werk gar kei­ne Punk­te generiert.

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck... ist selbst­re­dend hoch, denn sonst hät­te ich es nicht so oft am Stück gespielt (etwa fünf- bis sechs­mal). Aller­dings habe ich das Spiel immer mit 4 Per­so­nen gespielt, so dass ich noch nichts über den Reiz als 2- oder 3‑Personenspiel sagen kann.

Das Spiel ist sehr ein­fach zu erklä­ren, for­dert aber im Ver­lauf vie­le schö­ne klei­ne Ent­schei­dun­gen. Durch die Begren­zung auf das 5*5‑Raster soll­te man sei­ne Aus­la­ge schon halb­wegs ver­nünf­tig pla­nen. Hier gab es bei mir eine gro­ße Lern­kur­ve (war mein Reich in den ers­ten bei­den Par­tien doch recht punk­te-mager im Ver­gleich zu den fol­gen­den Par­tien). Gewöh­nungs­be­dürf­tig ist die Tat­sa­che, dass man die Stei­ne auch auf den Kopf dre­hen kann, so dass man die Häu­ser mit dem Dach nach unten sieht. Das habe ich anfangs intui­tiv immer ver­sucht zu ver­hin­dern. Da hät­te ich mich eine ande­re gra­fi­sche Gestal­tung gewünscht (Vogel­per­spek­ti­ve statt seit­li­cher Blick). Und wenn ich schon beim Wün­schen bin: eine Über­sichts­kar­te für jeden Spie­ler mit der Ver­tei­lung der Sym­bo­le wäre schon nett. Aller­dings ist das alles Jam­mern auf hohem Niveau. Das Spiel unter­hält präch­tig. Es ist kna­ckig und flott, so dass ger­ne direkt eine Revan­che gespielt wird. Sehr gut hat mir der Aus­wahl­me­cha­nis­mus gefal­len, der Raum für Ent­schei­dun­gen lässt – und Emo­tio­nen bei den Mit­spie­lern aus­löst. Bin sehr gespannt, wie die Jury des Spiel das Jah­res KINGDOMINO sieht.

 

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach weni­gen gespiel­ten Par­tien! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen "rich­ti­ger" Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren!

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