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kritisch gespielt: Auf den Wegen von Marie Curie

Auf den Wegen von Marie Curie von Florian Fay – erschienen bei Sorry We Are French

Auf den Wegen von Marie Curie - Box
Bild: Asmo­dee

Nach­dem wir schon den Wegen Dar­wins gefolgt waren, sind die neu­en Fuß­spu­ren nicht min­der groß: die Gran­de Dame der Che­mie, Marie Curie, war­tet in Paris vor ihrem Erlen­mey­er­kol­ben auf unser Wir­ken. Aber auch die spie­le­ri­schen Fuß­spu­ren sind nicht zu ver­ach­ten. Und der Ver­gleich mit Dar­win wird bewusst geför­dert, schließ­lich sieht sich AUF DEN WEGEN VON MARIE CURIE selbst als direk­ter Nach­fol­ger an.

The­ma: Als For­schen­de unter­stüt­zen wir Marie Curie zeit­le­bens bei ihren Expe­ri­men­ten. Wir sam­meln Uran, Radi­um und Pech­blen­de ein, ver­bes­sern nach und nach unse­re Labo­re und ver­fas­sen wis­sen­schaft­li­che The­sen. War­um wir dabei aller­dings einem Zeit­strahl von der Geburt Curies bis hin zu ihrem Able­ben fol­gen, lässt sich mit den eigent­li­chen Hand­lun­gen nicht wirk­lich ver­ei­nen. Aber so ler­nen wir zumin­dest eini­ge bio­gra­fi­sche Details kennen.

Illus­tra­tio­nen: Die Cover­ge­stal­tung zitiert das Cover von AUF DEN WEGEN VON DARWIN auf ein­drucks­vol­le Art und Wei­se. Auch das wei­te­re Spiel­ma­te­ri­al ist ver­gleich­bar hübsch anzu­schau­en. Das ist wenig ver­wun­der­lich, denn dafür ver­ant­wort­lich war wie­der David Sit­bon – die­ses Mal unter Mit­hil­fe von Vai­a­na Hinault.

Auf den Wegen von Marie Curie - Ausstattung
hoher Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter

Aus­stat­tung: AUF DEN WEGEN VON MARIE CURIE lockt mit einem Wür­fel­turm. Dabei muss­ten kei­ne Lizenz­ge­büh­ren an Queen Games bezahlt wer­den, denn der bei­lie­gen­de ist rund und lässt sich in drei Ein­zel­tei­le zer­le­gen. Das rest­li­che Mate­ri­al ist klas­sisch: klei­ne far­bi­ge Holz­wür­fel, aller­lei Pappplätt­chen, Kar­ten, per­sön­li­che Tableaus sowie ein Spiel­plan als Orga­ni­sa­ti­ons­hil­fe. Augen­fäl­lig ist noch die Kup­pel der Uni­ver­si­täts­ka­pel­le Sain­te-Ursu­le der Sor­bon­ne. Denn die­se fun­giert als Erin­ne­rungs­hil­fe des Run­den-Nach­schubs bei unter­schied­li­cher Personenanzahl.

Ablauf: Nach­dem zu Beginn eines Zuges Res­sour­cen­wür­fel durch den Turm rat­ter­ten – mit reich­lich Ver­lus­ten auf die­sem Weg – suchen wir uns davon eine bestimm­te Anzahl aus und tau­schen die­se nach­fol­gend meist wild in neue Res­sour­cen um. Denn mit den Res­sour­cen erfül­len wir Auf­trä­ge füh­ren wir erfolg­reich Expe­ri­men­te durch, womit wir unser Labor ver­bes­sern. Zusätz­lich kön­nen wir auch per­sön­li­che Zie­le erfül­len und neue Akti­vi­täts­kar­ten kau­fen, für die wir dann sofort Boni erhal­ten. Die­se sind wert­vol­ler, je mehr Kar­ten wir die­ser Art besit­zen. Das alles machen wir, damit wir am Ende die meis­ten Sieg­punk­te besit­zen. Dabei wird das Ende ein­ge­läu­tet, wenn der fort­lau­fen­de Zeit­stein Marie Curies Todes­jahr 1934 erreicht. Wäh­rend des Spiels kön­nen wir selbst ein wenig die Geschwin­dig­keit der Zeit mani­pu­lie­ren, sodass anstatt Marie Curie auch Albert Ein­stein Namens­pa­te die­ses Spiels hät­te sein können.

Auf den Wegen von Marie Curie - Aufbau
Lasst das Leben beginnen!

Das gefällt mir nicht so gut: Der Ent­schei­dungs­spiel­raum bei AUF DEN WEGEN VON MARIE CURIE ist sehr ein­ge­schränkt. Die meis­te Zeit ist rela­tiv ein­deu­tig, was am bes­ten von uns zu tun ist. Die aus dem Turm fal­len­den Wür­fel geben die nach­fol­gen­den Aktio­nen vor, die im wei­te­ren Ver­lauf stumpf abzu­han­deln sind. Was dabei fehlt, sind rele­van­te Entscheidungen. 

Auf den Wegen von Marie Curie - Tableau
mein Labor wächst

Die­ses Gefühl wird durch die begrenz­ten Aus­wahl der ange­bo­te­nen Akti­vi­täts­kar­ten ver­stärkt. Ich wür­de ja ger­ne eine Kar­te aus dem Bereich For­schung erwer­ben. Aber wenn die­se nicht aus­liegt, habe ich schlicht Pech gehabt. Ohne­hin spielt der Zufall eine gewich­ti­ge Rol­le. So kön­nen wir bei vie­ler­lei Momen­te Pech und Glück haben. Es ist nicht beein­fluss­bar, was aus dem Turm her­aus fällt, wel­che Anfor­de­run­gen die Expe­ri­men­te stel­len, wel­che Kar­ten zur Aus­wahl ste­hen und was für Beloh­nun­gen wir für das Auf­stel­len von The­sen erhal­ten. Mal pas­sen die Ergeb­nis­se bes­ser, mal schlech­ter. In Kom­bi­na­ti­on mit der gerin­gen Ent­schei­dungs­tie­fe weckt das Gesamt­werk somit ein unan­ge­neh­mes Gefühl der Willkür.

Neben der Anlei­tung liegt noch ein Anhang bei, der aus­führ­lich das Leben und Wir­ken von Marie Curie beleuch­tet. Das ist sehr löb­lich und auch infor­ma­tiv. Dum­mer­wei­se wer­den dort dann die ein­zel­nen Zeit­leis­ten-Effek­te beschrie­ben, die wir eigent­lich in der Anlei­tung erwar­tet haben. Der Hin­weis dar­auf ist wie­der­um in so klei­ner Schrift ver­fasst, dass wir schon ein Mikro­skop aus dem Labor von Marie Curie gebracht hät­ten, um die­sen beim Durch­blät­tern der Anlei­tung wahrzunehmen.

Auf den Wegen von Marie Curie - Übersicht
auch zur Lage­rung wur­den sich Gedan­ken gemacht

Das gefällt mir gut: AUF DEN WEGEN VON MARIE CURIE lässt die Lie­be zum Detail erken­nen. Vie­le Klei­nig­kei­ten zei­gen sinn­vol­le Quer­ver­wei­se auf das Wir­ken von Marie Curie hin. Getra­gen wird das Spiel von einer her­aus­ra­gen­den Optik und einem Mate­ri­al, mit dem man ger­ne spielt. Erstaunt war ich dabei, wie hung­rig der Wür­fel­turm ist. Aus den Spie­len des Queen-Ver­la­ges sind wir gewohnt, dass eher frü­her als spä­ter auch alle Wür­fel in spä­te­ren Run­den mit her­aus­fal­len. Das ist in die­sem Spiel anders, bei dem am Ende eine Viel­zahl von Wür­feln aus dem Turm befreit wer­den muss. Nur gut, dass die­ser Turm für die Auf­be­wah­rung in der Box aus­ein­an­der­ge­nom­men wer­den muss. Dabei ist aller­dings ein wenig auf­zu­pas­sen, wel­che Zwi­schen­tei­le an wel­chem Turm­ele­ment haf­ten, damit auch wirk­lich alles gut in die Box hineinpasst.

Fazit: So schön die Optik, das The­ma und auch die Aus­stat­tung sind: spie­le­risch ist AUF DEN WEGEN VON MARIE CURIE eine Ent­täu­schung. Der hohe Glücks­an­teil gepaart mit einem gerin­gen Ent­schei­dungs­spiel­raum las­sen das Gesche­hen belang­los wir­ken. Die spie­le­ri­schen Fuß­stap­fen von Dar­win waren zu groß, des­sen Qua­li­tät wird nicht erreicht.

Auf den Wegen von Marie Curie - Kuppeln
pas­sen­de gra­fi­sche Spielerei
TitelAuf den Wegen von Marie Curie
AutorFlo­ri­an Fay
Illus­tra­tio­nenVai­a­na Hin­ault und David Sitbon
Dau­er20 bis 30 Minuten
Per­so­nen­an­zahl2 bis 4 Personen
Ziel­grup­peFami­li­en­spiel­run­den
Ver­lagSor­ry We Are French
Jahr2025
Hin­weisVie­len Dank an den Ver­trieb Asmo­dee Ger­ma­ny für
die Bereit­stel­lung eines Rezensionsexemplars!

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