Schüttel's von Uwe Rapp und Bernhard Lach – erschienen im Zoch Verlag

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind immer erst einmal meine Weihnachtsgeschenke geschüttelt habe. Ob da etwa etwas neues von Lego hinter dem Geschenkpapier wartet? Diesen Schüttel-Test habe ich bei SCHÜTTEL'S nicht gemacht. So kann ich leider also nicht berichten, ob man damit ungeduldige Kinder hinters Licht führen kann. Aber vielleicht habt ihr damit Erfahrungen machen dürfen und könnt davon berichten.
Thema... ist mal wieder völlig abgedreht – nichts ungewöhnliches für Spiele aus dem Hause Zoch. So wie ich es verstanden haben, sorgten mächtige Zauberer dafür, dass die recht trägen Bürger von Rappeltal Unterstützung von fleißigen Wichteln bekamen. Als Belohnung dafür, dürfen nun diese Zauberer auch eigenen Nutzen aus dem Fleiß der Wichtel ziehen und die dörfliche Infrastruktur nutzen. Ziel des Ganzen ist es, am Ende in einem gegenseitigen Wettstreit der Reichste zu sein (ja, ja, immer der schnöde Kapitalismus). Alles ganz nachvollziehbar und alltäglich, oder?
Illustrationen... sind von Johannes Lott, dessen Arbeiten mir vorher noch nicht begegnet sind. Die Illustrationen gefallen mir gut und sie passen auch prächtig zum Gesamtkontext. Es sind viele kleine witzige Details versteckt und die gewählten Symbole sind auch verständlich. Da können gerne noch weitere Arbeiten an Brettspielen folgen.

Ausstattung... der Eyecatcher an SCHÜTTEL'S ist die tolle Filzschale, die die gewürfelten Holzfiguren perfekt auffängt. So etwas habe ich schon lange gesucht für diverse Würfelorgien. Offiziell heißt diese Filzschale Wichtelfänger, da die fünfzehn Standard-Holzpöppel die fleißigen Wichtel darstellen sollen. Diese kommen in drei verschiedenen Farben vor, wobei diese Farben keine Bedeutung für den Spielablauf haben (sie erleichtern aber ungemein das Zählen – immer wieder verrückt, wie unser Gehirn funktioniert). Damit man die Wichtel gut schütteln und schütten kann, ist auch noch ein Würfelbecher in der Box – und eine Menge Spielgeld in Form von vielen bunten Scheinen. Außerdem erhält jeder Spiele noch zehn Holzkuben in seiner Farbe, die im Spiel als Waren bezeichnet werden. Der Spielplan weist fünfzehn durchnummerierte Aktionsfelder auf, denn...
Ablauf... der aktive Spieler schütte(l)t die Wichtel in einer durchgängigen Bewegung schwungvoll aus dem Becher in den Filzauffänger. Die Anzahl der dabei aus dem Becher gefallenen Wichtel gibt vor, auf welchem Spielfeld ich nun aktiv werde. Manchmal wird man mit Geld belohnt, manchmal muss man welches abgeben. Meistens darf man aber einen eigenen Spielstein (= Waren) in ein Handwerksgebäude stellen. Oder aber – wenn dort schon mehrere Waren von einem stehen – man verkauft diese gewinnbringend.

Das Verkaufen ergibt aus mehreren Gründen Sinn. Zum einen gewinnt man SCHÜTTEL'S, indem man am Ende das meiste Geld besitzt. Zum anderen werden diese Waren zwar immer wertvoller, wenn neue Waren produziert werden. Ist aber eine schon gewisse Anzahl an Waren produziert und es kommt nun noch eine neue hinzu, dann fliegt die älteste (und wertvollste) ohne eine Kompensation auf den Müll. Sehr ärgerlich natürlich für denjenigen.
Die Chance auf einen Zweiteindruck... ist eher gering. Natürlich macht das Schütten Spaß und natürlich gibt es auch entsprechende Emotionen. Aber bei uns hat sich bei allen Partien nie das Gefühl eingestellt, den Ausschüttvorgang auch nur annähernd zu beherrschen. Vielleicht waren wir dafür alle zu ungeschickt, wer weiß das schon. Doch so lustig der Beginn einer Partie und so groß die Freude bei einem geglückten "Wurf" auch ist, gerne würde man insbesondere am Ende das Gefühl haben, den Spielausgang wirklich beeinflussen zu können.
So ist es zwar schön und gut, wenn man drei eigene Waren in einem Handwerksgebäude angehäuft hat. Wenn man dann aber nicht geschickt genug ist, diese auch verkaufen zu können, dann wird es frustig (zumindest dann, wenn man das Spiel halbwegs erntshaft spielen will). Wir haben uns jedenfalls als nicht fähig bewiesen, bspw. genau neun Wichtel herauszuschütten (und nicht acht oder zehn). Wenn man mit einem Fehlwurf dann vielleicht einem Mitspieler schadet, dann ist das für einen selbst vielleicht noch ganz lustig, aber auf Dauer ist auch das nicht wirklich befriedigend.
Der Aufforderungscharakter von SCHÜTTEL'S ist riesig – auch weil Zoch einem wieder tolles Material zur Verfügung stellt. Die Idee ist auch innovativ und die Rahmenhandlung ist schön skurril. Das alles trägt aber nicht über eine gesamte Partie, die in unseren Augen zu lange dauert. Am Ende will man nur, dass es vorbei ist. Wer dann der glücklichere Spieler war, das interessierte uns dann nur noch am Rande.
So bleibt es also dabei: wenn ich ein innovatives Geschicklichkeitsspiel auf den Tisch bringen will, dann greife ich liebend gerne zu SAFRANITO (ebenfalls aus dem Zoch Verlag). SCHÜTTEL'S dahingegen konnte mich nicht nachhaltig überzeugen.
Titel | Schüttel's |
Autor | Uwe Rapp und Bernhard Lach |
Illustrationen | Johannes Lott |
Dauer | 20 – 40 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 6 Spieler |
Zielgruppe | schüttelfreudige Familienspieler |
Verlag | Zoch |
Jahr | 2017 |
Wichtiger Hinweis: Dies ist ein Ersteindruck nach wenigen gespielten Partien! Sehr subjektiv und durchaus auch abhängig von Tageslaune, Mitspielern und sonstigen Einflüssen. Bei grundsätzlichem Interesse empfehle das Lesen "richtiger" Rezensionen oder noch besser: ausprobieren!
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