Top-Listen von Autoren sind immer so eine Sache. Sollten sie noch nicht verstorben sein, kann eine solche Liste immer nur eine Momentaufnahme sein. Auf der anderen Seite ist das eigentlich bei allen Top-Listen der Fall, schließlich kommen immer mehr Spiele auf den Markt und nicht alle Spiele altern gut. Bei der vorliegenden Top-Listen bin ich mir allerdings leider recht sicher, dass sie noch lange Bestand haben wird. Alleine aus dem Grund, weil seit über zehn Jahren kein neues Spiel mehr von Andreas Seyfarth erschienen ist. Schaut man sich die nun folgende Liste an, kann man nur zu einer Meinung kommen: Schade, dass dem so ist!
- PUERTO RICO (erschienen bei alea)
- THURN UND TAXIS zusammen mit seiner Frau Karen Seyfarth (erschienen im Hans im Glück Verlag)
- SAN JUAN (erschienen bei alea)
- GIGANTEN DER LÜFTE (erschienen bei Queen Games)
- MANHATTAN (erschienen im Hans im Glück Verlag)
PUERTO RICO genießt nicht ohne Grund einen gewissen Kultstatus unter Brettspielern. Geben viele Akteure der Szene an, dass sie über DIE SIEDLER VON CATAN zu Brettspielern wurden, dann ist bei mir das "Erweckungsspiel" PUERTO RICO. Ja, ich habe vorher auch schon viel gespielt. CARCASSONNE war ein Dauerbrenner aber auch ELFENLAND kam immer mal wieder neben vielen Kartenspielen (WIZARD und OHNE FURCHT UND ADEL) auf den Tisch. Aber erst bei PUERTO RICO hat es bei mir so richtig "klick!" gemacht. Ich war (und bin immer noch) fasziniert von der Klarheit des Designs und den vielen strategischen Möglichkeiten. Und das alles in einem Spiel, bei dem ich fast durchgehend am Spiel beteiligt bin. Auch heute noch spiele ich gerne und auch verhältnismäßig oft PUERTO RICO – trotz der ganzen Neuheiten, bei denen ich gerne meine Neugierde auslebe.
THURN UND TAXIS hat ist auch so ein Spiel, welches sich durch seine schlanke Eleganz auszeichnet. Die Spielzüge sind schnell gemacht und man hat andauernd kleine Entscheidungen zu treffen. Dazu kommt noch das leichte Rennspiel-Element, da man mit den Mitspielern um verschiedene Schnelligkeits-Boni wetteifert. Abgerundet wird das Spiel durch die tolle grafische Gestaltung von Michael Menzel. Immer wenn ich in den Städten des Spiels real vor Ort bin, habe ich die Illustrationen vor Augen und vergleiche diese mit den tatsächlichen Sehenswürdigkeiten. Nur das Schaukelpferd in Nürnberg sehe ich dort nicht immer. 😉
SAN JUAN ist mehr als nur das Kartenspiel des großen Bruders. Natürlich erkennt man einige Elemente wieder. Die Rollen sind bekannt und auch deren Handhabung. Doch auch wenn bei SAN JUAN das komplette Element des Verschiffens fehlt, fühlt es sich trotzdem sehr nach PUERTO RICO an. Es ist aber mehr als nur eine sinnvolle Reduktion. Denn für mich war das Element, dass die Karten unterschiedliche Funktionen einnehmen konnten, völlig neu. Diese können Gebäude sein, aber eben auch Waren oder Geld. Mittlerweile gibt es diese Multifunktionalität öfters, aber mit am meisten Spaß macht sie mir noch in SAN JUAN.
GIGANTEN DER LÜFTE ist eher ein unbekanntes Spiel von Andreas Seyfarth. Die wenigsten in meinem Bekanntenkreis kannten es jedenfalls. Vielleicht kam es zur falschen Zeit oder auch beim falschen Verlag heraus, um größeren Erfolg zu haben. Die große Renaissance der Würfelspiele kam gefühlt erst ein paar Jahre später und Queen Games hatte zu der Zeit nicht den besten Ruf. Wobei Queen Games das Spiel durchaus schön umgesetzt hat – auch wenn zugegebenermaßen eine Menge Luft in der Box vorhanden ist. Aber das passt ein wenig zum Thema, schließlich waren die Zeppeline auch nicht massiv gefüllt. In GIGANTEN DE LÜFTE beginnt man jedenfalls mit einem kleinen Würfelpool und levelt diesen auf, in dem man verschiedene Kategorien ausbaut. Ziel ist es dann, punkteträchtige Luftschiffe zu bauen. Das Spiel skaliert recht schön und hat auch einen ansprechenden Spannungsverlauf. Ich mag es, auch weil es thematisch mal was anderes ist.
MANHATTAN ist sicherlich das hässlichste Spiel dieser Liste – zumindest wenn man die damalige Ausgabe von 1994 betrachtet. Die Neuauflage aus dem letzten Jahr sieht dahingegen schon richtig schick aus. Die Tatsache, dass es nach über 20 Jahren eine Neuauflage gab, zeigt doch recht anschaulich, dass das Spiel immer noch einen gewissen Reiz ausübt. Allerdings ist es trotzdem ein Kind seiner Zeit. Ich sage nur Mehrheitenwertungen, Kartenglück bzw. ‑pech und Königmacherproblem. Spielenswert ist es aber weiterhin – und sei es nur aus nostalgischen Gründen.
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