fjelfras.de

Imhotep von Phil Walker-Harding – erschienen im KOSMOS Verlag

Imhotep - Cover
Foto: Komos-Ver­lag

Über die Bedeu­tung des Spiel des Jah­res für die Spie­le­welt gibt es ver­schie­de­ne, durch­aus kon­tro­ver­se Mei­nun­gen. Ich sehe das alles aber wenig dog­ma­tisch und schaue schon immer gespannt, wel­che Spie­le es auf die ent­spre­chen­den Lis­ten geschafft haben. Denn ich fin­de schon, dass der Preis eine gute Ori­en­tie­rung bie­tet. Beim dies­jäh­ri­gen Spie­le­jahr­gang 2016 war ich mir von Anfang an sicher, dass CODENAMES ein wür­di­ger Preis­trä­ger wäre – und sie­he da, so ist es auch gekom­men. Aber auch mit KARUBA hät­te ich gut leben kön­nen. Über IMHOTEP habe ich mir aber bis vor kur­zem kei­ne Mei­nung bil­den kön­nen, weil ich an die­sem Spiel erst ein­mal wenig anspre­chend fand. Der Voll­stän­dig­keit hal­ber, woll­te ich es nun doch auch mal spie­len – und wur­de durch­aus posi­tiv überrascht!

The­ma... ist *gähn*: zur Abwechs­lung sind die Spie­ler mal wie­der Bau­meis­ter im alten Ägyp­ten. Ich war ja noch nicht dort, habe aber im Lau­fe mei­nes Spie­ler­le­bens schon zig­mal Pyra­mi­den, Tem­pel, Obe­lis­ken usw. gebaut. The­ma hät­te also ger­ne etwas "fri­scher" sein dür­fen. Aller­dings stört es mich auch nicht.

Gra­fik... ist von Miguel Coim­bra und Michae­la Kien­le und ähn­lich inno­va­tiv wie das The­ma – aber auch genau­so wenig stö­rend. Für mich jetzt kein Aus­rei­ßer nach oben oder nach unten. Aller­dings hät­te ein wenig Inno­va­ti­on zumin­dest bei der Cover-Gestal­tung sein dür­fen. Denn die­ses zum x‑ten Mal gese­he­ne Arran­ge­ment hat mich wirk­lich davon abge­hal­ten, mich schon frü­her inten­si­ver mit dem Spiel zu befas­sen (fehlt nur noch, dass Imho­tep einen Bart trägt).

Imhotep - Spielszene
Foto: Komos-Ver­lag

Aus­stat­tung... immer mal wie­der streut KOSMOS sei­ne "Braun­pa­let­te" ein. Was mei­ne ich damit? Also anstatt der Stan­dard-Spie­ler­far­ben wie blau, grün, gelb und rot, stat­tet KOSMOS die Spie­ler mit brau­nen, schwar­zen, wei­ßen und grau­en Spiel­stei­nen aus. So auch hier. Da aber die gan­ze Gestal­tung in Braun­tö­nen schwelgt, pas­sen die­se Spie­ler­far­ben sehr gut. Hohen Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter besit­zen die mar­kan­ten Spiel­stei­ne, die rich­tig schön anzu­fas­sen sind. Auch die Anle­ge­stel­len der Schif­fe an den Orts­ta­feln sind ein schö­nes Detail, wel­che sinn­bild­lich für die gut durch­dach­te Aus­stat­tung sind.

Ablauf... ist ein­fach, aber nicht tri­vi­al. Die Spie­ler müs­sen sich ent­schei­den, ob sie ihr Lager auf­fül­len oder ob sie Stei­ne aus dem Lager auf ein im Hafen lie­gen­des Schiff lie­fern wol­len. Die drit­te Akti­ons­mög­lich­keit ist es, ein Schiff zu einer Orts­ta­fel fah­ren zu las­sen. Dort wer­den die Stei­ne dann ent­spre­chend der Lage im Schiff aus­ge­la­den und in die ent­spre­chen­den Bau­wer­ke inte­griert (bzw. am Markt bekommt man pro Bau­stein eine Karte).

Jedes Bau­werk wird etwas anders bestückt und gewer­tet. Man­che direkt bei Aus­lie­fe­rung, man­che nach jeder Run­de und wie­der wel­che erst zum Spie­len­de. Bei den am Markt erwor­be­nen Kar­ten ist es ähn­lich: man­che wir­ken als Akti­on (bzw. Ver­stär­ker) und man­che geben am Ende Punkte.

Den Reiz ent­wi­ckelt das Spiel aus der Situa­ti­on, dass ich ein Schiff mit einem Plan im Kopf bela­de, ich mir aber nicht sicher sein kann, dass die­ses bela­de­ne Schiff dann auch zu dem Ort fährt, wo es nach mei­nem Plan hin­ge­hört. Natür­lich kann man damit sei­nen Mit­spie­lern aus­ge­lie­fert sein – aber das gilt es eben bei der Bestü­ckung der Boo­te zu berücksichtigen.

Imhotep - Spielszene II
noch am Anfang des Spiels – und noch sind nicht alle Schif­fe abgefahren

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck... ist erstaun­lich hoch, habe ich doch von dem Spiel im Vor­feld recht wenig Spiel­reiz erwar­tet. Alles sah von außen so ver­traut und alt­ba­cken aus. Es ist aber eher ein geho­be­nes Fami­li­en­spiel, dass inter­es­san­te Ent­schei­dun­gen erfor­dert, flott gespielt ist und durch eine schö­ne Auf­ma­chung zum Spie­len auf­for­dert. Span­nend fand ich zu erle­ben, wie sich im Spiel gewis­se Alli­an­zen bil­de­ten. Da wur­den gemein­sam Schif­fe bela­den und dann an die Orte gefahren.

Der Ver­lag preist IMHOTEP aller­dings als stra­te­gi­sches Spiel aus. So weit wür­de ich nicht gehen, denn für mich über­wie­gen hier ganz klar tak­ti­sche Aspek­te. Spielt man all zu offen­sicht­lich eine ein­sei­ti­ge Stra­te­gie, dann kann es schon pas­sie­ren, dass einem das geplan­te Schiff absicht­lich an einen "fal­schen" Ort gefah­ren wird. Hier erscheint es sinn­vol­ler, die eige­nen Waren­stei­ne auf meh­re­re Schif­fe auf­zu­tei­len, damit man nicht von einem Schiff abhän­gig ist, auf dem dann mög­li­cher­wei­se nur eige­ne Waren­stei­ne lie­gen. Einem Mit­spie­ler habe ich damit mäch­tig in die Sup­pe gespuckt, als er in der letz­ten Run­de alle sei­ne drei Waren­stei­ne auf ein Boot gela­den hat­te. Für mich lohn­te es sich dann, das Schiff an einen Ort zu fah­ren, wo die Ver­hält­nis­se ohne­hin nicht mehr zu ändern waren. Damit ver­hin­der­te ich, dass der Spie­ler dann noch an einem ande­ren Ort aktiv wer­den konn­te, den ich dann mit mei­nen Stei­nen noch zu mei­nem Guns­ten beein­flusst habe.

 

TitelImho­tep
AutorPhil Wal­ker-Har­ding
Illus­tra­tio­nenMiguel Coim­bra und Michae­la Kienle
Dau­er30 bis 45 Minuten
Spie­ler­an­zahl2 bis 4 Spieler
Ziel­grup­peFami­li­en­spiel
Ver­lagKos­mos
Jahr2016

 

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach weni­gen gespiel­ten Par­tien! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen "rich­ti­ger" Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren!

Kommentar hinzufügen